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Wetterprognose - Zwischen Sommermonsun und Sommerhoch

| M. Hoffmann
Unwetterartiger Dauerregen über Deutschland?

Ein Tief dehnt sich in Richtung Mitteleuropa aus und sucht die Lücke über Deutschland. Findet das Tief diese Lücke, kommt es über Deutschland zu monsunartigen Niederschlägen.

Keine stabilen Wetterverhältnisse. Im Verlauf der Woche verlagert sich ein gradientenschwaches Tiefdrucksystem über Deutschland und sorgt für zeitweilige Schauer und örtliche Gewitter (Gewitterradar), die regional ein erhöhtes Unwetterpotential in Form von ergiebigen Niederschlagssummen aufweisen können.

Mäßig warmes und durchwachsenes Sommerwetter

Der Regen wird nicht flächendeckend und gleichmäßig verteilt, vielmehr handelt es sich um eine gradientenschwache Wetterlage. Geht ein Schauer nieder, so kann dieser für einen längeren Zeitraum an Ort und Stelle verweilen, was bis zum Samstag zu Regensummen von 15 bis 30 l/m² und örtlich bis 40 l/m² führen kann. Die Sonne kommt nur gelegentlich zum Vorschein und Wolken dominieren. Die Temperaturen pendeln sich auf +20 bis +25 Grad ein und können bis zur Wochenmitte über der Osthälfte auf bis +30 Grad ansteigen. Bei Regen und starker Bewölkung orientieren sich die Werte mehr an der +15 Grad-Marke. Mehr dazu in der aktuellen Wettervorhersage zum Wetter Juli.

Weitere Schauer und Gewitter - Feucht-warme und instabile Luftmassen verhindern stabiles Sommerwetter
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Weitere Schauer und Gewitter - Feucht-warme und instabile Luftmassen verhindern stabiles Sommerwetter
© www.meteociel.fr

Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Die Lücke im Hochdrucksystem wird gesucht und gefunden

Die Wetterprognose des europäischen Wettermodells berechnete in den letzten 24 Stunden eine in Teilen chaotische Wetterlage, die heute bestätigt wird.

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Ein Tief über Mitteleuropa

Ein kurzer Blick auf die obenstehende Wetterkarte zeigt, dass es um Hop oder Top geht. Setzt sich das Sommerhoch durch, oder schiebt der Tiefdruckkomplex zwischen Island und England das Hoch nach Osten weg? Zum aktuellen Stand gelingt es dem Tief, sich bis zum 12. Juli weiter nach Osten zu verlagern und bringt das Hoch in Bedrängnis. Zeitgleich sorgt das Hoch dafür, dass das Tiefdrucksystem blockiert wird und sich eine Pattsituation einstellen kann.

Dem Tiefdruckgebiet bleibt nichts anderes übrig, als - über Deutschland, Österreich und der Schweiz - nach Süden in Richtung der Mittelmeerregion auszutrogen und bis zum 15. Juli zwischen Deutschland und Norditalien Position zu beziehen.

Unwetterartige Regenmengen

Das Tief saugt zum Beginn der zweiten Julidekade feucht-warme Luftmassen aus der Mittelmeerregion auf und sorgt über Deutschland für kräftigen und ergiebigen Regen, der nach Süden und über den Alpen unwetterartig ausfallen kann. Die aktuelle Regenprognose des europäischen Wettermodells simuliert bis zum 15. Juli über dem Norden und Nordwesten Regensummen von 5 bis 10 l/m², über der Mitte von 20 bis 40 l/m² und über dem Süden zwischen 40 und 80 l/m² und über manchen Regionen bis 150 l/m².

Ob das so kommen wird, sei einmal dahingestellt. Es zeigt aber eindrucksvoll das Potential dieser speziellen Wetterentwicklung.

Sommerwetter

Speziell ist die Wetterlage vor allem auch, da es auf sehr viele Details ankommen wird. Deutlicher zeigt sich das anhand der nachfolgenden Wetterkarte. Das Tief wird von kräftigen und hitzigen Hochdrucksystemen umrahmt. Gelingt es dem Tief nicht, sich nach Süden durchzusetzen, so wird eine Hochdruckzone mit trockenem und sommerlich warmen Charakter das Wetter über Deutschland dominieren können. Hop oder Top eben.

Unwetterartige Starkniederschläge oder doch das Sommerhoch?
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Unwetterartige Starkniederschläge oder doch das Sommerhoch?
© www.meteociel.fr

Wettervorhersage nach dem amerikanischen Wettermodell: Das Sommerhoch

Die Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells geht zunächst in eine ähnliche Richtung, wie es die Europäer simulieren, doch bleibt das Tief im Bereich von England, Skandinavien und Deutschland hängen und findet keinen Zugang in Richtung der Mittelmeerregion.

Regenwetter

Das Tief beeinflusst bis zum 15. Juli das Wetter über Deutschland. Die Niederschlagssummen sind mit 20 bis 40 l/m² und örtlich bis 60 l/m² als ordentlich zu bewerten und verändert sich die Zugbahn nur einen Tick weiter nach Süden, so können bis 100 l/m² zusammenkommen. Bei starker Bewölkung ist nicht mit Sonnenschein zu rechnen und die Temperaturen pendeln sich auf +18 bis +22 Grad ein. Regnet es länger andauernd, so sind Werte um die +15 Grad wahrscheinlicher.

Sommerwetter

Da das Tief keinen Zugang zur Mittelmeerregion findet, zieht es nach der Monatsmitte nach Nordosten ab und verliert seinen Einfluss auf Deutschland. Nachfolgend dehnt sich von den Azoren ein Hochdruckkeil nach Europa aus. Die Niederschlagstätigkeit klingt ab, die Sonne zeigt sich von einem nahezu wolkenlosen Himmel und die Temperaturen erreichen ab dem 16. Juli mit +22 bis +27 Grad sommerlich warme Werte und können mit weiterer Intensivierung des Hochdrucksystems in Richtung der +30 Grad-Marke streben.

Das Tief findet keinen Zugang in Richtung Mittelmeer - nachfolgend setzt sich ein Sommerhoch über Deutschland durch
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Das Tief findet keinen Zugang in Richtung Mittelmeer (li.) - nachfolgend setzt sich ein Sommerhoch über Deutschland durch (re.)
© www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Zwischen Sommermonsun und Sommerhoch

Beide Vorhersage-Modelle berechnen Varianten, die sowohl eine niederschlagsreiche Zeit, als auch eine stabile Wetterlage in Aussicht stellen. Extreme Entwicklungen werden nicht ausgeschlossen.

Spezielle Wetterlage

Der Blick auf die Kontrollläufe zeigt, dass es sich bei den Wetterprognosen der Vorhersage-Modelle um ganz spezielle Varianten handelt, die von den Kontrollläufen nur bedingt gestützt werden. Warum? Die Niederschlagsprognose ist bei Weitem nicht so extrem und berechnet bis zum 12. Juli eine mäßig erhöhte Niederschlagsentwicklung, die darüber hinaus in den leicht erhöhten Bereich absinkt.

Der zweite Hinweis findet sich in der Temperaturprognose. Sowohl die Wetterprognose des amerikanischen als auch europäischen Wettermodells gehören zu den mit Abstand kältesten Entwicklungen, die von den Kontrollläufen so nicht gestützt wird. Das Temperaturspektrum bewegt sich gegenüber dem vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 mit +1 bis +3 Grad im zu warmen Bereich.

Der Mittelwert aller Kontrollläufe deutet das Tief zum 12. Juli zwar an, doch überwiegt der hohe Luftdruck. Möglich ist der Sommermonsun, doch ist eine abgeschwächte Variante deutlich wahrscheinlicher. Nachfolgend setzt sich mit einer Südwestwetterlage der Hochdruckkeil durch.

Der Sommermonsun ist zum 12. Juli eine Option - nachfolgend setzt sich eine sommerlich warme Südwestwetterlage durch
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Der Sommermonsun ist zum 12. Juli eine Option - nachfolgend setzt sich eine sommerlich warme Südwestwetterlage durch
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Die Temperaturprognose der Kontrollläufe
Tag Temperatur-Spektrum Temperatur-Mittelwert
11. Juli +14 bis
+28 Grad
+21 bis
+23 Grad
15. Juli +16 bis
+32 Grad
+22 bis
+25 Grad
20. Juli +18 bis
+32 Grad
+25 bis
+27 Grad
Diagramm Temperaturen Juli 2021
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Juli 2021 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Regenprognose: wie viel Regen ist zu erwarten?

Wie bereits weiter oben erwähnt, kommt es in der Regenprognose auf viele Details an und da kann sich bis zum 15. Juli noch einiges ändern. Doch es ist - selbst in der Simulation - beeindruckend, welche Niederschlagsmengen berechnet werden. Zum Vergleich: der Juli hat eine durchschnittliche Niederschlagssumme von 78 l/m² vorzuweisen (weitere Daten und Fakten zum Wetter Juli).

Unwetterartige Starkniederschläge - ob es im Detail so kommen wird, bleibt abzuwarten
Regenprognose des europäischen (li.) und amerikanischen (re.) Wettermodells: Unwetterartige Starkniederschläge - ob es im Detail so kommen wird, bleibt abzuwarten
© windy.com

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