Gibt es einen Zusammenhang zwischen Extremwetter und Klimaerwärmung?
Stürme und Extremniederschlag. Man hat das Gefühl, dass sich die Extremwetterereignisse häufen und man frägt sich, ist das wirklich so- oder gab es das schon immer?
Statistische Nachweise sind nicht wirklich lieferbar. Zu kurze Beobachtungszeiträume und die flächendeckende Erfassung kleinräumiger Ereignisse sind wohl schwierig. Aber Klimaforscher werten es als starkes Indiz, dass Extremwetterereignisse mit steigenden Temperaturen zunehmen und in Zukunft weiter zunehmen werden.
Starkniederschläge
So z.B. der Kieler Klimaforscher und Meteorologe Mojib Latif. Er betont, dass in Deutschland die durchschnittliche Temperatur seit 1881 um +1,4 Grad angestiegen ist. Die Luft kann bei einem Grad Erwärmung bis zu sieben Prozent mehr Wasser aufnehmen. So saugt sich ein Tief über der Mittelmeerregion voll Wasser, zieht an den Alpen vorbei und regnet sich in Mittel- und Osteuropa ab (Vb-Zugbahn). Dies nennt man Mittelmeereinfluss, der wohl über Deutschland - vor allem in den Sommermonaten zunehmen wird und zu sintflutartigen Regenfällen, Dauerregen und den damit verbundenem Hochwasser führen kann.
Windereignisse - Zunahme von Stürmen
Wie sieht es aus mit Stürmen - Gibt es über Deutschland durch den Klimawandel künftig mehr oder heftigere Stürme als bisher? Tropische Wirbelstürme kann es über Deutschland nicht geben, da diese ihre Energie aus der warmen Meeresoberfläche beziehen, über den Ozeanen wachsen und dann an Land große Verwüstungen verursachen können.
Die Stürme über Deutschland - die sich aus dem atmosphärischen Gefälle zwischen Hoch- und Tiefdruckgebieten sich ergeben - können jedoch ebenfalls verheerende Schäden anrichten. Im Jahr 2017 bilanzierte der Gesamtverband der Deutschen Versicherer eine Schadenssumme durch Stürme von 2,6 Milliarden Euro, 2016 waren es noch 1,6 Milliarden Euro. 2018 war ebenfalls ein heftiges Sturmjahr und zählte sogar zu den vier schwersten Sturmjahren der vergangenen 20 Jahre.
Leider gibt es bisher keine weltweite Vermessung der Winde. Hier könnte man auf eine mittlere Windenergie und dann ggf. auf eine Zunahme des Wertes schließen.
Der Esa-Satellit Aeolus
(benannt nach dem griechischen Gott der Winde) wurde im August 2018 in eine rd. 300 Kilometer hohe Erdumlaufbahn geschossen. Er tastet die Atmosphäre mit den Lichtpulsen eines UV-Lasers ab. Das von den Molekülen zurückgestreute Licht kann vom Satelliten wieder aufgefangen werden und hier ist die Information, wie schnell sich die Moleküle bewegen. Mit dieser neuen Messtechnologie möchte man testen, ob ein Lagebild von welchem Wind mit welcher Stärke in verschiedenen atmosphärischen Schichten weht, erstellt werden kann. Um eine weltweite Erfassung der Winde zu ermöglichen, bräuchte man jedoch dafür mindestens sechs solcher Satelliten. Es dauert also noch lange, bis man mehr über die Entstehung von Stürmen und den möglichen Zusammenhang mit der Klimaerwärmung tatsächlich nachweisen kann.
Unbestrittener Temperaturanstieg
Man kann hier sehr viele Daten aufzählen. Da wären unter anderem die deutlich zu warmen Winter der letzten Jahre, oder die 23 zu warmen Sommer in Folge, die in immer kürzeren Zeitabständen neu aufgestellten Rekorde von Dürre und Hitze usw.. Und so ist es inzwischen unbestritten nachweisbar, dass seit Beginn des Industriezeitalters die mittlere Temperatur auf der Erde um ein Grad Celsius angestiegen ist. Schwieriger ist die genaue Berechnung des Temperaturanstiegs bis zum Ende des Jahrhunderts. Zwei bis fünf Grad Celsius wird von den IPCC-Forschern, dem Intergouvernemental Panel on Climate Change, prognostiziert. Eine große Spannbreite, jedoch in eine eindeutige Richtung: Anstieg!
Ohne über Detailwissen zu verfügen, können Physiker hierzu stimmige Vorhersagen machen. Bei einem Anstieg der mittleren Temperatur, nimmt die in der Atmosphäre vorhandene Energie zu. Wenn mehr Energie vorhanden ist, kann diese Energie in Wetterereignisse umgesetzt werden.
Hitze und Dürre
Hitzewellen nehmen zu, Europa 2003, Griechenland 2007, westliches Russland 2010, Mittel- bis Osteuropa 2015, Südeuropa 2017, Mittel- bis Nordeuropa 2018 und damit zehntausende zusätzliche Todesopfer, großflächige Wald- und Torfbrände. Auch in Amerika und in Australien führten Hitzewellen bisher schon zu großem Leid für Mensch und Tier.
Bei Dürren werden drei Arten unterschieden
Zeiten mit unterdurchschnittlichen Niederschlägen sind meteorologische Dürren. Meist werden diese von überdurchschnittlich hohen Temperaturen begleitet. Dürren landwirtschaftlicher Art sind bestimmt von den Auswirkungen auf das Pflanzenwachstum und die Ernten und zeichnen sich durch trockene Böden über einen längeren Zeitraum, die durch geringen Niederschlag und evtl. auch durch höhere Verdunstung entstehen. Und es gibt noch die hydrologischen Dürren, die sich durch geringe Wasserressourcen auszeichnen.
Zu was können Dürren führen?
Dürren können den Grundwasserspiegel senken, somit die Wasserressourcen verringern und hier wiederum die Wasserqualität verschlechtern. Das kann zu Missernten bis hin zu kompletten Ernteausfällen führen, somit zu Hungerkatastrophen und Krankheiten auslösen. Die bisher beobachtete und stimmig vorhergesagte Dürreentwicklung zeigt auf, dass für die nächsten 30 - 90 Jahre schwere Dürren auf vielen Landgebieten der Erde zu erwarten ist.
Zusammenfassung:
Schaut man sich die gängigen Studien der EASAC an (europäische Wissenschaftsrat akademischer Institutionen), so erkennt man den Zusammenhang des Klimawandels und der Extremwetterereignisse. Neben Hochwasser nimmt die Windlast zu und Stürme treten häufiger auf.
Zeitgleich nehmen - global betrachtet - Dürreperioden zu, die sich im Jahre 2018 und 2019 auch in Deutschland bemerkbar machten. Wenn es also auf der Erde künftig wärmer wird, ist es wissenschaftlich nachvollziehbar begründet, dass es mehr Gewitter, mehr regionale Starkniederschläge, mehr Stürme und sich für den Menschen generell ungünstige Wetterextreme ergeben werden.
Auch die Versteppung von Landschaften und lokale Dürre-Ereignisse werden häufiger auftreten können. Zum Extremwetter gehört über Mitteleuropa - und anderen Teilen der Welt - das Ausbleiben der vierten Jahreszeit (der Winter), denn hier wird sich über einen längeren Zeitraum die Natur umstellen, was sich wiederum auf das Wetter auswirken kann. Anders formuliert hat das Klima mit dem Wetter nichts gemeinsam. Klima ist die Langzeitbetrachtung, Wetter ist das kurzfristige und messbare Ereignis. Verändert sich aber das Klima, verändert sich auch das Wetter - und das selten zugunsten der Menschen.