Wettertrend Herbst und Winter 2021/22: Herbstwetter - oder?
Der erste Herbststurm steuert auf Deutschland zu und wird ab der Wochenmitte über dem Norden die eine oder andere Frisur durcheinander bringen können. Ob der Herbst aber nachhaltig Einzug halten wird, hängt davon ab, wie sich ein Hochdrucksystem über Europa positioniert.
Schwachgradientiges Wetter. Bis sich das Sturmtief über Skandinavien positioniert hat, bleibt die Großwetterlage über Deutschland ruhig und gradientenschwach. Bei einem Mix aus Nebel, Hochnebel, Sonne und Wolken ist nur mit geringen Niederschlagsmengen zu rechnen.
Stürmisches und warmes Wetter
Zur Wochenmitte verlagert sich ein Tief von England in Richtung Skandinavien und beeinflusst das Wetter über Deutschland. Die Bewölkung nimmt über dem Norden zu und der Wind frischt böig auf. Über den Küstenregionen von Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern sind von Donnerstag bis Freitag stürmische Windböen zu erwarten, die zum Samstag allmählich nachlassen. Der Wind treibt etwas Niederschlag über dem Norden hinweg, viel ist jedoch nicht zu erwarten. Die Temperaturen erreichen über dem Norden +14 bis +18 Grad und südlich der Linie von Münster und Dresden sind +16 bis +21 Grad und örtlich bis +23 Grad möglich. Mehr dazu: Wetter September.
Zweite Septemberdekade: deutlich zu warm, erheblich zu trocken
Die zweite Septemberdekade ist vorüber und Zeit für eine kurze Bilanz. Der Temperaturüberschuss aus der ersten Dekade konnte minimal abgebaut werden. Zum aktuellen Stand ist der erste Herbstmonat im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 um +2,8 Grad zu warm (91/20: +2,3 Grad).
In der Niederschlagsbilanz ist der September mit einer Sollerfüllung von gerade einmal 32 Prozent deutlich zu trocken.
Wettervorhersage des europäischen Wettermodells: Der Altweibersommer wird abgeschnürt
Die Wetterprognose der Europäer simuliert heute eine Variante, bei der der Altweibersommer eine gewichtige Rolle spielen kann, wären da nicht die kleinen Sticheleien der atlantischen Tiefdrucksysteme.
Warmes Wetter
Im Zeitraum vom 26. bis 28. September baut sich über Deutschland eine Hochdruckzone auf, die sich rasch nach Skandinavien ausdehnt und zum 29. September über dem europäischen Nordmeer ein Zentrum ausbildet. Das ist - für eine über Deutschland stabile Wetterlage - zu weit nördlich. Es reicht aber aus, um über Deutschland, Österreich und der Schweiz bis zum 27. September für einen ruhigen und trockenen Wettercharakter zu sorgen. Die Temperaturen erreichen +18 bis +22 Grad.
Anfang Oktober dann Herbstwetter
Die atlantischen Tiefdrucksysteme erkennen zum 29. September ihre Chance und greifen das Hoch an südlichen Gradienten an und versuchen das Hoch bis zum 1. Oktober zu unterwandern. Das gelingt nach der aktuellen Prognose und zum 2. Oktober dominiert zwischen Island und Skandinavien ein Hochdrucksystem das Wettergeschehen, während sich über Mitteleuropa ein Tiefdrucksystem ausbreitet und mit viel Regen die Temperaturen auf (früh)herbstliche +10 bis +15 Grad zurückgehen lässt.
Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells: Kommt der Herbst?
Ja und nein. Die Amerikaner befinden sich in ihrer heutigen Wetterprognose in einem Zwiespalt, bei der mehrere Entwicklungen möglich sind.
Für die Jahreszeit zu warm
Die atlantische Frontalzone versucht sich im Zeitraum vom 25. bis 28. September über Skandinavien zu festigen, scheitert jedoch. Es reicht aber aus, um das Wetter über Deutschland, Österreich und der Schweiz für eine Zeit mit einem unbeständigen Wettercharakter zu beeinflussen. Der Gegenspieler der atlantische Frontalzone findet sich in Form einer Hochdruckzone, die sich bis zum 28. September von der Mittelmeerregion über die Barentssee bis über die Karasee erstreckt.
Bedingt durch das Hoch wird die atlantische Frontalzone in ihrer Dynamik geschwächt und über Europa blockiert. Ein Teil der Tiefdrucksysteme trogt über dem westlichen Europa nach Süden in Richtung Portugal und Spanien aus.
Zwischen Herbst und Altweibersommer
Man kann sich nun sehr gut vorstellen, wie knapp das Ganze ist. Verlagert sich das System um ein paar tausend Kilometer weiter nach Osten, so wird der Herbst das Wetter über Deutschland dominieren können. Wind, stürmische Windböen, Regen und kühle Temperaturen sind in diesem Fall zu erwarten.
Hält das Hoch dagegen und drückt die atlantische Frontalzone weiter nach Westen, gelangen Deutschland, Österreich und die Schweiz Anfang Oktober in eine warme Südwestanströmung, so wie diese in der Wetterprognose für den Oktober besprochen wurde.
Die Pattsituation
Es gibt aber noch eine dritte Variante, bei der Deutschland exakt zwischen den Fronten liegen kann. Die klassische Pattsituation. Nichts bewegt sich und die Fronten halten sich gegenseitig in Schach. Das ist die Wetterlage, was die Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells heute simuliert.
Warm und unbeständig
Die atlantische Frontalzone dehnt sich bis zum 1. Oktober weiter in Richtung Mitteleuropa aus und läuft auf die Hochdruckzone auf. Die Grundströmung kommt aus südwestlichen Richtungen und führt mit +17 bis +23 Grad und örtlich bis +25 Grad sehr warme Luftmassen nach Deutschland. Dazu gibt es bei starker bis wechselnder Bewölkung immer wieder Schauer und einzelne Gewitter zu bestaunen.
Mäßig warm und wechselhaft geht es weiter
Der atlantische Frontalzone gelingt es bis zum 5. Oktober ein Stück weiter nach Europa vorzudringen und die Südwestströmung nach Osten zu verlagern, was die Temperaturen mit +15 bis +20 Grad etwas abkühlen lässt, diese im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert etwa um +1 bis +2 Grad zu warm sind. Bei starker bis wechselnder Bewölkung und einem auffrischenden Wind, der in Böen stürmisch in Erscheinung treten kann, kommt es immer wieder zu Schauern unterschiedlichster Intensität. Die Trockenheit aus dem September findet nach der Wettervorhersage des amerikanischen Wettermodells im Oktober ihr Ende. Regnet es länger andauernd, so können die Temperaturen unter die +15 Grad-Marke absinken.
Auf den Punkt gebracht: Der Herbst steht vor der Tür
Ja, so langsam macht sich der Herbst bemerkbar. Entscheidend aber, ob dieser die Schwelle nach Mitteleuropa wird übertreten können, hängt maßgeblich davon ab, wie sich das Hochdrucksystem positionieren wird. Und da gibt es sowohl für den Herbst, als auch für den Altweibersommer genügend Spielraum.
Wie groß der Spielraum ist, zeigt sich im Wettertrend der Kontrollläufe. Das Temperaturspektrum in rund 1.500 Meter Höhe weist ab dem 26. September eine Differenz von bis zu 10 Grad und bis zum 5. Oktober von bis zu 15 Grad aus. Zum Vergleich ist für eine Wettervorhersage eine Differenz von 2 bis 4 Grad und für eine Wetterprognose von 2 bis 6 Grad wünschenswert. Anders formuliert ist vieles möglich und nichts gesichert.
Normalisierendes Wetter
Es geht bei uns aber um Wahrscheinlichkeiten und da zeichnet sich seit Tagen ein mehr oder minder beständiger Trend ab. Die hohen Temperaturen der vergangenen Tage können sich nicht behaupten und normalisieren sich bis Ende September. Anfang Oktober sind für die Jahreszeit typische Werte zu erwarten, die im Trend leicht zu warm ausfallen können.
In der Regenprognose wird bis zum 29. September eine nur schwache Niederschlagsentwicklung in Aussicht gestellt, die Anfang Oktober in den mäßig erhöhten Bereich ansteigen kann. Das spricht nicht gerade für einen stabilen Altweibersommer.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
26. September | +12 bis +24 Grad |
+16 bis +19 Grad |
30. September | +10 bis +24 Grad |
+15 bis +17 Grad |
5. Oktober | +7 bis +23 Grad |
+13 bis +15 Grad |
Langfristprognose Herbst und Winter 2021/2022
Der September wird - egal was jetzt noch kommt - am Ende deutlich zu warm ausfallen können. Die Zeit reicht einfach nicht mehr aus, um den September zu normalisieren und die Temperaturen der kommenden Tage sind alles andere als niedrig.
Für den Oktober berechnet das Langfristmodell eine ausgewogene und im Trend leicht zu nasse Niederschlagsentwicklung. In der Temperaturprognose ist eine Abweichung gegenüber 1961 und 1990 von +0,5 bis +1,5 Grad zu erkennen (91/20: +0,1 bis +1,1 Grad). Ähnlich der Trend für den November. Mit einer Abweichung von +0,5 bis +1,5 Grad (91/20: -0,3 bis +0,7 Grad) zu mild, doch mit einem deutlich zu nassen Niederschlagstrend. In Summe ein zu warmer Herbst, der am Ende in seiner Niederschlagsbilanz ausgeglichen ausfallen kann.
Der Wintertrend
Der Winter soll mit dem Dezember und einer Abweichung von +1 bis +2 Grad noch mäßig warm starten, bevor der Januar und Februar 2022 mit einer Differenz von bis +3 Grad erheblich zu warm ausfallen können. Am Ende soll der Winter mit einer Abweichung von +1,5 bis +2,5 Grad deutlich zu warm ausfallen können (91/20: +0,3 bis +1,3 Grad). Die Niederschlagsprognose ist über alle drei Wintermonate hinweg als unauffällig zu bewerten.
Monat | Temperatur | Niederschlag |
---|---|---|
September 2021 | +2,0 bis +2,5 Grad (+1,5 bis +2,0 Grad) |
Trend: zu trocken |
Oktober 2021 | +0,5 bis +1,5 Grad (+0,1 bis +1,1 Grad) |
Trend: etwas zu nass |
November 2021 | +0,5 bis +1,5 Grad (-0,2 bis +0,8 Grad) |
Trend: zu nass |
Dezember 2021 | +1,0 bis +2,0 Grad (+0,0 bis +1,0 Grad) |
Trend: normal bis etwas zu nass |
Januar 2022 | +1,0 bis +3,0 Grad (-0,4 bis +1,6 Grad) |
Trend: normal bis etwas zu nass |
Februar 2022 | +1,0 bis +3,0 Grad (-0,1 bis +1,9 Grad) |
Trend: etwas zu trocken |
Gegen 16:00 Uhr schauen wir einmal, was das Wetter im November zu bieten hat.