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Wetter Winter 2020/2021 Wetterprognose vom 22.12.2020 - Stellt ein Major-Warming in Stratosphärenhöhe den Verlauf des Winters auf den Kopf?

| M. Hoffmann
Schleicht sich langsam der Winter ran?

Ein Sturmtief trogt an Weihnachten nach Süden aus und wird das Wetter über Deutschland zwischen den Jahren dominieren können bevor zum neuen Jahr ein Major-Warming die Wetterentwicklung auf den Kopf stellen kann.

Spitz auf Knopf, bzw. auf Messers Schneide - so verläuft das Wetter über und auch nach Weihnachten. Deutschland liegt bis zum 2. Januar auf einer Vorderseitenanströmung eines Troges über Frankreich und nur wenige hundert Kilometer entscheiden über eine winterliche oder eine nasskalte Witterung.

Nach Weihnachten etwas milder

Am zweiten Weihnachtsfeiertag ist südlich einer Linie vom Saarland und Dresden mit Dauerfrost und örtlich leichtem Schneefall zu rechnen. Weiter nach Norden erreichen die Temperaturen +0 bis +3 Grad und über den Küstenregionen sind zum Nachmittag mit einem stürmischen Wind bis +6 Grad möglich. Die Niederschlagsneigung hält sich insgesamt in Grenzen, doch sollte sich mancherorts über Weihnachten eine Schneedecke ausbilden können. Mehr dazu in der Schneeprognose.

In den Tagen nach Weihnachten trogt das Sturmtief über England und Frankreich nach Süden aus und führt in der Höhe milde Luftmassen nach Deutschland. Bei einem Mix aus Sonne, Wolken und gelegentlichem Niederschlag steigen die Temperaturen bis zum 29. Dezember auf +0 bis +4 Grad an. Die Schneefallgrenze schwankt zwischen 400 und 600 Meter und kann kurzzeitig auf bis 800 Meter ansteigen. Ab Silvester nähern sich die Werte mehr und mehr der Null-Grad-Marke und die Schneefallgrenze sinkt bis auf tiefere Lagen ab. Viel an Niederschlag ist weiterhin nicht zu erwarten. Anders formuliert hat sich der nasskalte Wettertrend mit winterlichen Optionen ab den mittleren Lagen von heute Nachmittag bestätigt. Mehr dazu in der Wetterprognose zum Wetter Januar.

Mehr nasskalt als Vollwinter - viel fehl für den Winter aber nicht
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Mehr nasskalt als Winter - viel fehlt für den Winter aber nicht
© www.meteociel.fr

Welche Chancen hat der Winter im neuen Jahr?

Man sieht es auf der oben gezeigten Wetterkarte. Die Großwetterlage entspricht Anfang Januar einer gestörten Zirkulation - dumm nur für Freunde des Winterwetters, dass sich der Trog an der falschen Stelle befindet. Alles optimal und doch reicht es nicht für den Flachlandwinter. Doch welchen Spielraum gibt es noch?

Das Trogzentrum ist entscheidend

Vergleicht man den Mittelwert aller Kontrollläufe mit dem Hauptlauf des amerikanischen Wettermodells, so liegt das Trogzentrum nach den Kontrollläufen etwas weiter östlich, was die Schneefalloptionen bis auf tiefere Lagen etwas verbessert. Der Spielraum ist aber nur noch sehr klein und eine nasskalte Witterung mit winterlichen Ambitionen ab den mittleren Lagen wird zunehmend wahrscheinlicher.

Die Kontrollläufe berechnen zum Jahreswechsel über dem Norden und Westen Tageswerte von +2 bis +4 Grad, über dem Osten zwischen +1 bis +3 Grad und über dem Süden von -1 bis +1 Grad. Oberhalb etwa 500 Meter ist mit Dauerfrost zu rechnen.

Der Spielraum rund um den Trog ist kleiner geworden und eine nasskalte Witterung mit winterlichen Optionen ab den mittleren Lagen wird zunehmend wahrscheinlicher
Wetterprognose nach dem Mittelwert der Kontrollläufe (li.) und dem amerikanischen Wettermodell (re.): Der Spielraum rund um den Trog ist kleiner geworden und eine nasskalte Witterung mit winterlichen Optionen ab den mittleren Lagen wird zunehmend wahrscheinlicher
© www.meteociel.fr

Doch die Wetterprognose kann schnell zur Makulatur werden

Man sieht es deutlich in den Prognosen, die über den 2. Januar hinausgehen. Die haben eine Gültigkeitsdauer von gerade einmal 6 Stunden. Deutlicher wird das in den Kontrollläufen, die am 30. Dezember in der Höhe von 1.400 Meter ein Temperaturspektrum von -7 bis +2 Grad berechnen. Die Differenz beträgt 9 Grad. Am 5. Januar liegt das Spektrum zwischen -10 und +5 Grad und die Differenz spannt sich auf bis 15 Grad aus. Zum Vergleich: für eine halbwegs vernünftige Wettervorhersage ist eine Differenz von 2 bis 4 Grad und für eine Wetterprognose von 2 bis 6 Grad wünschenswert. Zugleich zeigt dieses Spektrum aber auch, dass im neuen Jahr grundsätzlich alles an Möglichkeiten offen ist - auch für den Hochwinter respektive Vorfrühling.

Major-Warming in Stratosphärenhöhe

Der Grund für die Schwankung ist in der Entwicklung in Stratosphärenhöhe gefunden. Dort entwickelt sich zu Weihnachten ein Minor-Warming, dass zum Jahreswechsel mit einem Temperatursprung von bis +86 Grad einen Höhepunkt erreicht und nachfolgend in ein Major-Warming übergeht. Damit wird das Phänomen zum fünften Tag in Folge gerechnet und ist mittlerweile sehr wahrscheinlich geworden. Die Wetterprognosen der kommenden Tage werden über dem 3. Januar hinaus gehend zunehmend ungenauer und sprunghafter werden können. So manche Wetterlage wird dann schnell zur Makulatur.

Bricht der Stratosphärenwirbel zusammen?

Warum? Das liegt an der Drehrichtung. Der Polarwirbel dreht sich von West nach Ost und behält diese Drehrichtung bis in die Stratosphäre hinein bei. Normalerweise betragen die Windgeschwindigkeiten in Stratosphärenhöhe zum Jahreswechsel um die +140 km/h. Zum 29. Dezember werden +115 km/h berechnet. Ab dem 1. Januar bricht der Stratosphärenwirbel zusammen und kehrt zum 4./5. Januar seine Windrichtung von West-Ost auf Ost-West um und die Windgeschwindigkeit wechselt die Vorzeichen. Zum 5. Januar werden Windgeschwindigkeiten von -36 km/h (Mittelwert -7 km/h) simuliert. Damit sind die wesentlichen Kriterien eines Major-Warmings erfüllt.

Vom Stratosphärenwirbel ist nicht viel übrig
Wetterprognose Stratosphärenhöhe des amerikanischen Wettermodells: Vom Stratosphärenwirbel ist nicht viel übrig
© www.meteociel.fr

Der obere gegen den unteren Wirbel

Man kann sich nun gut vorstellen, was passiert, wenn die oberen Luftschichten eine andere Drehrichtung haben, wie die unteren. Richtig - die unteren Luftschichten erhalten eine negative Beschleunigung und je länger das Phänomen des Major-Warming anhält, desto mehr wird der Polarwirbel geschwächt. Das kann so weit gehen, dass der Polarwirbel komplett zusammenbricht - dann wäre von einem Final-Warming zu sprechen. Soweit ist es aber noch nicht.

Was passiert?

Entweder gar nichts (schwaches Warming), ein Displacement des Polarwirbels (Westwetterlagen weiterhin möglich) oder Polarwirbelsplits mit nachfolgend meridionalen oder gestörten Zirkulationsmustern. Anders formuliert verbessert ein Major-Warming die Voraussetzung der gestörten Zirkulation, was aber nicht mit Winterwetter gleichzusetzen ist! Die Grundlagen aber sind bedeutend besser. Überraschend oft berechnen die Kontrollläufe eine Trogwetterlage oder die gestörte Zirkulation mit einem Hoch über Skandinavien - exakt das, was mit einem Major-Warming zu erwarten wäre.

Überraschend häufig wird in den Kontrollläufen eine meridionale (Nord-Süd; Süd-Nord) oder gestörte Zirkulation berechnet
Überraschend häufig wird in den Kontrollläufen eine meridionale (Nord-Süd; Süd-Nord) oder gestörte Zirkulation berechnet
© www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Nasskalt bis Januar, dann ist alles möglich

Spannende Wetterentwicklungen stehen bevor, auf die man sich über den 3. Januar hinausgehend nicht allzu sehr verlassen sollte. Das Major-Warming ist ein Phänomen, was den weiteren Verlauf des Winters komplett auf den Kopf stellen kann und in dieser Wintersaison auch zu erwarten ist. Überraschend ist der frühe Zeitpunkt. Ein Warming, dass seinem Namen auch gerecht wird, tritt häufiger Ende Januar ein.

Turbulentes
Die Temperaturprognose der Kontrollläufe
Tag Temperatur-Spektrum Temperatur-Mittelwert
28. Dezember -1 bis
+7 Grad
+0 Grad bis
+3 Grad
1. Januar -2 bis
+5 Grad
+0 bis
+3 Grad
6. Januar -6 bis
+7 Grad
-1 bis
+2 Grad
Diagramm Temperaturen Januar 2021
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Januar 2021 von zu kalt, normal, zu warm

Wetterprognose Winter 2020/21 - reagiert das Langfristmodell darauf?

Nein, kann es auch gar nicht. Ein mögliches Major-Warming wird - wenn überhaupt - erst im neuen Jahr eine Rolle spielen. Und so verwundert es auch nicht, dass das Langfristmodell den Dezember, Januar und Februar mit einer Abweichung von +1 bis +3 Grad deutlich zu warm simuliert. Der Februar 2021 bringt es sogar auf eine Abweichung von bis +4 Grad, was in Zeiten der Klimaerhitzung nicht weiter verwundern sollte. Immerhin berechnen das Langfristmodell nach einem deutlich zu trockenen Dezember einen normalen und im Trend leicht zu nassen Januar und Februar. Die Zonalisierung lässt grüßen - ob es so kommt, bleibt abzuwarten!

Diagramm der Temperaturentwicklung Herbst/Winter 2020/2021  vom 22.12.2020
Diagramm der Temperaturentwicklung Herbst/Winter 2020/2021 vom 22.12.2020

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