Überraschende Entwicklungen innerhalb des Polarwirbels können das Strömungsmuster auf der nördlichen Halbkugel nachhaltig stören, bzw. beeinflussen. Was ist da dran und was für Auswirkungen hat das auf das Wetter über Deutschland?
Abwechslunsgreiches Wetter ist in den kommenden Tagen zu erwarten. Mal sind die Niederschläge länger andauernd, mal schauerartig verstärkt, häufiger jedoch meist der leichten Art. Bis zum kommenden Wochenende lässt die Niederschlagstätigkeit langsam nach und die Sonne kommt häufiger zum Vorschein.
Der Wind frischt phasenweise böig auf, kommt sonst aber meist unauffällig aus südwestlichen Richtungen. Die Temperaturen gehen etwas zurück und pendeln sich auf Werte zwischen +7 bis +12 Grad ein. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter November 2019.
Steht die Entwicklung der Großwetterlage vor großen Veränderungen?
Nasses und abwechslungsreiches November-Wetter
Gleich zwei Tiefdruckgebiete sorgen von England aus für einen unbeständigen Wettercharakter über Deutschland, Österreich und der Schweiz. Doch großartige Niederschlagsmengen sind nicht zu erwarten. Berechnet werden bis einschließlich dem 8. November Summen von verbreitet 7 bis 15 l/m². Über den Küstenregionen von Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen, sowie über dem südlichen Baden-Württemberg und Bayern können bis zu 60 l/m² zusammenkommen.
Das europäische und amerikanische Wettermodell berechneten in den letzten Tagen immer wieder den Aufbau eines Hochdrucksystem über Skandinavien, was weite Teile der zweiten November-Dekade hätte beeinflussen können. Heute nun ein ähnlicher Ansatz, jedoch mit anderen Auswirkungen.
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Hochdruckeinschub in den Polarwirbel
Ebenfalls beide Vorhersage-Modelle berechnen den Vorstoß von hohen Luftdruck direkt in den Polarwirbel hinein. Zwar von unterschiedlichen Seiten aus, doch das Resultat wird mit höherer Wahrscheinlichkeit auf einen gestörten Polarwirbel hinauslaufen. Die Prognose des amerikanischen Wettermodells geht aber noch einen Schritt weiter.
Störungen des Polarwirbels sind in seiner Entstehungszeit etwas normales und führt im Oktober und November schon manchmal zu frühwinterlichen Wetterereignissen. Diese Wellenbewegungen entlang der Polarfront sind nur von kurzer Dauer - der Polarwirbel stabilisiert sich normalerweise unbeirrt weiter.
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Keine geordnete Struktur
Das was das amerikanische Wettermodell heute aber berechnet ist außergewöhnlich und kommt im Spätherbst nicht allzu häufig vor. Dem Hoch gelingt es gleich von drei Seiten aus in den Polarwirbel hinein vorzustoßen. Einmal vom westlichen Kanada und Alaska aus, einmal von Island und Grönland und der dritte Keil schlägt sich von Sibirien aus rein.
Keine normale Wetterentwicklung möglich
Sollte die Berechnung des amerikanischen Wettermodells tatsächlich so eintreten können, wäre keine normale Wetterentwicklung mehr möglich. Das Strömungsmuster mäandriert nicht nur über dem mitteleuropäischen Raum, sondern über der gesamten Nordhalbkugel.
Nichts mehr da, was man als Polarwirbel bezeichnen könnte
Aber die Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells geht noch einen Schritt weiter. Bis zum 18. November führen sich die Hochdruckgebiete zu einem großen zusammen und positionieren sich exakt dort, wo eigentlich das polare Höhentief sein Unwesen treiben sollte. Diese Entwicklung wäre äußerst spektakulär - doch gilt es, diese zum derzeitigen Stand infrage zu stellen - zu extrem erscheint diese Entwicklung.
Die sind weniger spektakulär. Sowohl das amerikanische, wie auch europäische Vorhersage-Modell berechnen Mitteleuropa in einer schwachgradientigen Wetterzone. So sind in der zweiten November-Dekade über Deutschland, Österreich und der Schweiz immer wieder Niederschläge zu erwarten, doch mit den ganz großen Niederschlagssummen ist nicht zu rechnen.
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Schnee-, Schneeregen-, oder Graupelschauer und Graupelschauer
Die Temperaturen gehen bis zum 18. November noch etwas weiter zurück und pendeln sich mit Werten von +0 bis +7 Grad endgültig in den nasskalten Bereich ein. In den Nächten ist mit Frost und tagsüber mit Schnee-, Schneeregen-, oder Graupelschauer zu rechnen. Langsam aber sicher schleicht sich der Frühwinter ein.
Kontrollläufe bestätigen ein enormes Entwicklungsspektrum
Gleich vorweg - die Variante des amerikanischen Wettermodells gehört zu den mit Abstand kältesten Entwicklungen und ist aus diesem Grund mit großer Skepsis zu betrachten.
Der Mittelwert bewegt sich ein einen für die Jahreszeit normalen Spektrum mit dem Trend leicht zu kühl auszufallen. In der Höhe von rund 1.400 Meter aber sieht das ganz anders aus. Das Spektrum weist bspw. am 14. November eine Differenz von 16 Grad aus , was in tieferen Lagen zu Temperaturen von -4 bis +11 Grad führen kann. Das unterstreicht nochmals die unsichere Wetterentwicklung mit offenem Ausgang - alles erscheint möglich, wenngleich ein herbstlicher Wettercharakter die wahrscheinlichste Variante darstellt. Deutlich zu warme Entwicklungen haben derzeit keine Relevanz!
Temperaturspektrum der Kontrollläufe
Tag
Spektrum
Mittelwert
9. November
+2 bis +10 Grad
+5 bis +7 Grad
13. November
-1 bis +9 Grad
+4 bis +6 Grad
18. November
-2 bis +11 Grad
+3 bis +5 Grad
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe November 2019 von zu kalt, normal, zu warm
Auf den Punkt gebracht
In den letzten Tagen wurde es mit einem Skandinavienhoch immer wieder einmal angedeutet, dass die Wetterentwicklung in der zweiten November-Dekade alles andere als normal wird verlaufen können. Zugegeben - die Prognose des amerikanischen Wettermodells toppt heute nochmal alles und ist zum derzeitigen Stand weniger plausibel, doch wird im Wesentlichen das gestörte Zirkulationsmuster weiterhin gestützt, was eben auch solche Auswirkungen zur Folge haben kann.
Ebenfalls passt die gestörte Zirkulation ganz gut in das Schema der Wetterentwicklungen bei einer schwächelnden Sonne - auf diese Thematik sind wir letzten Sonntag einmal näher eingegangen (Geringe Sonnenaktivität gleich kalter Winter? ). Das ist derzeit nur eine These, deren Grundsatz in den kommenden Wochen verifiziert und der aktuellen Wetterentwicklung standhalten muss.
Über Deutschland aber sind die Auswirkungen so oder so gemäßigt und entsprechen - zum derzeitigen Stand - den Jahreszeit-typischen Wettererscheinungen.
Nichtsdestotrotz ist die kommende Entwicklung als spannend zu bewerten. Aus diesem Grund erfolgt heute Abend gegen 20:00 Uhr eine Aktualisierung der Wetterprognose Winter 2019/20. Dann auch u.a. mit der Klärung der Frage, wie wahrscheinlich ein Polarwirbelsplit im Verlauf der zweiten November-Dekade ist.
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Update der Wetterprognose von 20:11 Uhr Aufgrund der spannenden Wetterentwicklung, erfolgt dieses Update. Die Frage, die sich stellt: Wie wahrscheinlich ist ein Polarwirbelsplit? Und zwar nicht nur irgendeiner, sondern in der Form, dass der Polarwirbel nachhaltig in seiner Entwicklung gestört, bzw. beeinträchtigt werden kann.
Polarwirbelsplit wird weiterhin berechnet
Die Wetterprognose des amerikanischen Vorhersage-Modells bestätigt die Prognosen vom Tage. Im Zeitraum vom 11. bis 13. November dringen Hochdrucksysteme in den Polarwirbel vor und vereinen sich bis zum 18. November zu einen einzig großen Hochdruckgebiet - und das an einer Position, an dem eigentlich der Polarwirbel mit seinem Höhentief jetzt so langsam in die "Pötte" kommen sollte.
Die Auswirkungen Für Deutschland, Österreich und der Schweiz hat sich nichts verändert. Schwachgradientiges, ruhiges und leicht unbeständiges Herbstwetter wäre die Folge hieraus. Das kann sich aber noch ändern - Details sind zunächst einmal weniger Relevant. Erst einmal muss der Polarwirbelsplit überhaupt eintreten.
AO-Index deutlich negativ Der erste Fürsprecher für einen Polarwirbelsplit, bzw. einem Ansatz hierzu ist der sog. AO-Index, der ab dem 5. November deutlich negativ berechnet wird. De NAO-Index - also der Index, der für Mitteleuropa bedeutender ist - wird positiv berechnet. Insofern sind die Auswirkungen - für den Moment - nicht so gravierend.
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Die Druckanomalien sprechen eine deutliche Sprache
Die Druckanomalien zeigen bis zum 13. November einen deutlichen Druckaufbau im Bereich des Polarwirbels - das ist zu diesem frühen Zeitpunkt bemerkenswert und stützt die These der frühen Störung des Polarwirbels.
Spannende Zeiten stehen bevor Man darf gespannt sein, wie sich das weiterentwickelt, denn mit einem entsprechenden Setup können bestimmte Weichen für den Winter frühzeitig gestellt werden. Von einer nachhaltigen Zonalisierung ist vorerst einmal nicht auszugehen. Eher das Gegenteil könnte der Fall sein, wenn sich der Polarwirbel tatsächlich wie im simulierten Maß destabilisiert sollte. Die Prognose des europäischen Wettermodells stützt eine deutliche Schwächung des Polarwirbels ebenfalls.
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Der typisch deutsche Winter ist gemäßigt. Seltener sind Extremwetterereignisse zu erwarten. Vielmehr überwiegt von November bis Februar ein nasskalter Wettercharakter, welcher zwischendurch immer wieder von Frost und Schnee unterbrochen werden kann. In Folge des Klimawandels verschiebt sich aber die Schneefallgrenze auf die mittleren Lagen, was die ohnehin schon geringen Chancen für einen Flachlandwinter noch weniger wahrscheinlich macht.
Der erste Schnee kommt häufig mit Schneeschauer schon Ende Oktober, was aber noch kein Wintereinbruch ist.
Den ersten Anflug von Winterwetter gibt es sehr häufig im Zeitraum zwischen dem 8. und 14. November
Ende November wird es wieder wärmer
Vom 1.-10. Dezember bleibt das Wetter mit höherer Wahrscheinlichkeit warm
Im zweiten Dezember-Drittel folgt Winterwetter - sehr häufig bis Weihnachten
Kurz vor Weihnachten folgt mit einer Wahrscheinlichkeit von 78% das Weihnachtstauwetter, welches bis Jahresende anhalten kann
Zwischen dem 13. und 24. Januar ist Aufgrund von Kontinentalhochdruck der Hochwinter häufiger möglich
Zweite Kältewelle folgt häufig zwischen dem 16. und 25. Februar nach, anschließend wärmeres Wetter
Der Februar ist zudem einer der schneereichsten Monate im Winter.
Im März klingt dann der Winter aus. Wenn sich aber der Hochwinter Mitte Januar festigen und behaupten kann, steigt die Wahrscheinlichkeit für den sog. Märzwinter an