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Wetter Winter 2019/2020 aktuelle Wetterprognose vom 27.10.2019 - Geringe Sonnenaktivität gleich kalter Winter?

| M. Hoffmann

Die Sonne hat einen 11-Jahres-Zyklus. Mal zeigt sie sich aktiver und mal schwächelt sie. Zusammenhängend hat das etwas mit den Eruptionen und den Sonnenwinden zu tun. Die Frage die sich aber stellt: Hat die Sonnenaktivität tatsächlich einen Einfluss auf den Winter?

Die Sonnenflecken - welche eine Interpretation über die Aktivität der Sonne zulässt - haben einen festen 11 Jahres-Zyklus und wie man in der nachfolgenden Grafik gut sehen kann, befindet sich die Sonnenaktivität derzeit in einem abnehmenden Stadium hin zu einem Minimum, welches 2019/2020 erreicht sein sollte (bzw. schon erreicht ist).

Forscher sehen einen Zusammenhang

In der Studie wurde untersucht, wie oft die Rheinschifffahrt durch das Eis, bzw. das komplette zufrieren des Flusses, behindert wurde. Im Zeitraum von 1780 und 1963 war das vierzehn Mal der Fall.

Schwache Sonne, kalter Winter?
Schwache Sonne, kalter Winter?

Der Grund hierfür soll die Sonnenaktivität sein, bzw. die Anzahl der Sonnenflecken. Je mehr Flecken, desto aktiver ist die Sonne, ein Minimum ist ein Indiz eine schwächelnde Sonne. Und die Folge daraus? Die Annahme besagt stark vereinfacht:

Wenn Sonnenflecken im Minima sind, strahlt die Sonne weniger UV-Strahlung. Weniger Strahlung bedeutet geringere Erwärmung der Erdatmosphäre, die eine Änderung in der Zirkulation der beiden niedrigsten Atmosphäre hervorruft, der Troposphäre und Stratosphäre…

Das Windmuster verändert sich

Diese Veränderungen - so die Annahme - führen zu Veränderungen im sog. NAO - also der Nordatlantische Oszillation. Der NAO Index beschreibt - stark vereinfacht ausgedrückt - das Verhältnis zwischen Azorenhoch und Islandtief, was wiederum direkte Auswirkungen auf das Wetter über Mitteleuropa - und damit über Deutschland, Österreich und der Schweiz - hat.

Normalerweise zeigt sich der NAO-Index positiv. Um das zu erfüllen muss ein hoch über den Azoren und ein Tief über Island liegen. Die daraus resultierende Großwetterlage ist häufig eine West-, Südwest- oder Nordwestströmung.

Ist der NAO-Index negativ, so liegt über Island das Hoch und über den Azoren das Tief. Häufiger resultieren daraus meridionale oder gestörte Strömungsmuster über Mitteleuropa, was gerade in den Wintermonaten zu Kaltlufteinbrüchen führen kann - aber nicht zwingend muss - denn die Positionierung ist von entscheidender Bedeutung.

Winter 2010 und 2011 waren von der Sonnenaktivität beeinflusst

Immer wieder von neuem zeigte sich in der Wintersaison 2010 und 2011 ein gestörtes Zirkulationsmuster mit lang anhaltenden nördlichen Grundströmungen. Selbst weiße Weihnachten war 2010 möglich - und das mit teils Rekordschneemengen und Dauerfrost.

Sonnenaktivität und Sonnenzyklus 2019
Sonnenfleckzyklus © Spaceweatherlive.com

Klimawandel vs. Sonnenaktivität

Zudem fanden die Forscher heraus, dass der Rhein seit 1963 nicht mehr zugefroren ist - und das trotz der Sonnenaktivitätszyklen die Winter in den letzten Jahrzehnten zunehmend wärmer wurden.

Zwischenfazit: Ein Effekt ist da, doch ist dieser zu gering, um sich gegen den Klimawandel zu behaupten.

Die Wirkung der Sonne ist überbewertet

Doch die These hat auch viele Gegner. Warum? Über den gesamten Zeitraum des 11-Jahres-Zyklus schwankt das Spektrum der abgestrahlten Energie gerade einmal um 0,1 Prozent, was in etwa einer Energieleistung von 0,2 Watt pro m² Erdoberfläche ausmacht. Um aber nachhaltig Klimawirksam zu sein, bedarf es einer Änderung von 0,5 Watt m². Nun geht es aber gar nicht um langfristige Auswirkungen, sondern eher um das Verhalten des Strömungsmusters während des Sonnenfleckminimums.

Das Top-Down-Prinzip

Die Sonnenaktivität hat einen Einfluss auf die Ozonausbildung. Verantwortlich hierfür ist die Strahlungsleistung im UV-Bereich, die sich während eines Zyklus merklich verändert. Der Bereich liegt zwischen 5 und 8 Prozent und ist damit signifikant. Vereinfacht und verkürzt zusammengefasst ergeben sich dadurch wärmere Temperaturwerte über den Tropen. Die veränderten Temperaturen sorgen für ein anderes Strömungsverhalten der Zirkulation in der Stratosphäre und die wiederum beeinflussen die Troposphäre. Die Exakten Auswirkungen dessen aber sind unbekannt. Was bekannt ist, dass sich die Niederschlagsmuster über den Tropen verändern.

Auf die Position kommt es an

Das Sonnenfleckminimum soll 2019/2020 erreicht werden, bzw. schon überschritten worden sein. Auffällig aber ist, dass seit dem Februar 2018 eine halbwegs vernünftige Westwetterlage - mit Ausnahme vom Winter 2018/19 - nicht mehr in Erscheinung getreten ist. Die Summe der meridionalen Großwetterlagen hat seit dem Zeitraum deutlich zugenommen.

Markant war das in diesem Jahr zu beobachten, was zu einem abwechslungsreichen Temperaturcharakter führte. So waren bspw. der Mai zu kalt, die erste Juli-, August-, September- und Oktoberdekade vor allem über dem Norden zu kalt, doch mit Positionsveränderung waren auch die Hitze und Rekorde im Juni und Juli möglich. Dass bestätigt aber auch, dass trotz eines meridionalen Verlaufsmuster eine kalte Wetterlage nicht zwingend ist.

Für den Winter sieht das etwas anders aus, denn auch mit einem Hoch über Mitteleuropa ist der Abstrahlungseffekt in den Nächten so groß, dass tagsüber die Sonne nur geringfügig zur Erwägung der Tageswerte beitragen kann. Hält sich das Hoch längere Zeit, so kühlt es immer weiter aus und die Kälte wird quasi vorort produziert. Liegt das Hoch aber über dem östlichen Europa, so hat sich das mit dem Winter schnell erledigt.

Sonnenaktivität mit Auswirkungen auf den Winter?

Wir haben einmal die Daten der letzten Jahre zusammengefasst und mit der Temperaturabweichung in den jeweiligen Wintern +-1 Jahr vergleichen.

Zusammenhang von kalten Wintern und der Sonnenaktivität
Zusammenhang von kalten Wintern und der Sonnenaktivität

Eine zwingende Plausibilität für einen zu kalten Winter lässt sich nicht erkennen. Es gab auch deutlich zu warme. Was sich aber ableiten lässt, dass die Winter um ein Sonnenfleckminimum eine höhere Wahrscheinlichkeit für eine kältere bis normale Ausprägung aufwiesen.

Auf den Punkt gebracht

Zum aktuellen Kenntnisstand lässt sich folgendes zusammenfassen. Betrachtet man einen längeren Zeitraum, so lässt sich ein Effekt der Sonne auf das Klimageschehen ausmachen, auch wenn ein genaues Ausmaß und die detaillierten Wirkmechanismen noch unbekannt sind. Betrachtet man die globale Klimaerwärmung, so lässt sich ein Effekt - zumindest - nahelegen. Aber seit 1970 entfaltet der verstärkte Treibhauseffekt seine Wirkungskraft und macht einen eventuellen Einfluss der Sonne zunichte, bzw. neutralisiert diesen.

Rückschlüsse auf den Winter

Die nachfolgende Schlussfolgerung ist eine These und wird sich zum Ende des Winters verifizieren lassen müssen. Die Annahme: Die Sonne hat Auswirkungen auf das Strömungsverhalten. Beleg dafür könnte die Häufung der meridionalen Strömungsmustern seit dem Februar 2018 sein. Hält das über den Winter 2019/20 an, so ist von einem Winter auszugehen, der sowohl knackig kalte, aber auch sehr warme Phasen beinhaltet. Winter-Wetter also ist möglich - auch bis auf tiefere Lagen herab - doch am Ende wird wohl ein erneut zu warmer Winter stehen.

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