Skip to main content

Wetter: Vorsicht mit dem Frühling - Vollständig gestörte Zirkulation, kühle Ostwetterlage?

| M. Hoffmann

Eine gewaltige Hochdruckblase baut sich in den kommenden Tagen über Europa auf. Für die Entwicklung der Großwetterlage ist von entscheidender Bedeutung, wie sich das Hoch verstärkt und letztlich positioniert. Die Möglichkeiten reichen von Vollfrühling hin zu einer kühlen Ostströmung - doch welche Wetterentwicklung ist wahrscheinlich?

Frühlingswetter? © Martin Bloch
Frühlingswetter? © Martin Bloch

Aus östlichen Richtungen nähert sich in den kommenden Tagen das Kontinentalhoch, welches über das Wochenende seinen Schwerpunkt in Richtung Skandinavien verlagert und zum Beginn der neuen Woche ein Skandinavienhoch provoziert.

Deutschland im Einflussbereich einer Omegawetterlage

Deutschland verweilt somit in den kommenden Stunden und Tagen in einer schwachgradientigen Wetterzone. Mal spielen Wolken, mal die Sonne und über manchen Orten auch zäher Nebel oder Hochnebel eine Rolle. Zwischendurch ist auch der eine oder andere Regentropfen nicht auszuschließen. Nennenswert können die Schauer in der Nacht auf Sonntag über den östlichen Landesteilen ausfallen, sonst ist nicht mit nennenswertem Niederschlag zu rechnen. Die Temperaturen pendeln sich auf +10 bis +14 Grad ein. Mit einer längeren Sonnenscheindauer können bis +16 Grad und am Sonntag über dem Süden örtlich auch bis +18 Grad möglich sein. Also ja, ein frühlingshaft warmes Wochenende steht bevor. Die Ausnahme sind die Regionen, wo sich zäher Nebel oder Dauernebel behaupten kann und die Temperaturen unter der +10 Grad-Marke verweilen lässt. Mehr dazu: Wetter März.

Zum Start in die neue Woche baut sich über Deutschland eine Omegawetterlage auf (Ω)
Die Wetterprognose der Vorhersage-Modelle: Zum Start in die neue Woche baut sich über Deutschland eine Omegawetterlage auf (Ω) © www.meteociel.fr

Omegawetterlage und die vollständig gestörte Zirkulation

Das Skandinavienhoch zeichnet sich bereits seit einigen Tagen ab und wird zu einer gestörten Zirkulation führen. Die atlantische Frontalzone wird vollständig blockiert und wird sich andere Wege suchen müssen, um nach Osten voranzukommen. Das kann auf südlichen Wegen oder nördlichen Zugbahnen geschehen. Beide Varianten aber werden nicht unbedingt zu einer stabilen Wetterentwicklung beitragen können.

Die Unterwanderung des Skandinavienhochs

Die Wetterprognose der Vorhersage-Modelle stimmt weitgehend darin überein, als dass sich bereits zum 4. März über Skandinavien ein autarker Hochdruckkern entwickeln und sich bis zum 10. März behaupten kann. Der Hochdruckkern zentralisiert sich zunehmend und driftet zum Beginn der zweiten März-Dekade in Richtung Island. Die klassische Hochdruckachse nach Süden fehlt und so wird das Hoch an seinen südlichen Gradienten anfällig für Störimpulse.

Kühler Ost- oder warmer Südwind?Auf diese Frage wird es hinauslaufen und ist stark abhängig davon, wie sich das Hoch letztlich positioniert. Nach der Wetterprognose der Europäer greift die Frontalzone weit südlich auf Spanien über und drückt auf ihrer Vorderseite warme Luftmassen nach Norden, welche sich über Italien und Südosteuropa mit einer kühlen Ostströmung vermischen und die Temperaturen auf +8 bis +12 Grad einpendeln lassen.

Nach der Wettervorhersage der Amerikaner greift die Frontalzone nördlicher - zwischen England und Frankreich - auf Europa über und drückt die warme Luftmasse über die Alpen nach Norden. Das Temperaturspektrum schwankt zwischen +10 und +15 Grad.

Nachtfrost nicht ausgeschlossen

Die Hochdruckdominanz hat eine nur geringe Niederschlagswahrscheinlichkeit zur Folge. Am Tage scheint nach Nebelauflösung häufiger die Sonne. In den klaren Nächten können die Temperaturen ohne die schützende Wolkendecke auf +4 bis +0 Grad und mancherorts auf bis -3 Grad zurückgehen. Neben Boden- ist auch mit Luftfrost zu rechnen.

Die vollständig gestörte Zirkulation - die Hochdruckblase wird an ihrem südlichen Gradienten Anfällig für Störimpulse
Wetterprognose nach dem europäischen und amerikanischen Vorhersage-Modell: Die vollständig gestörte Zirkulation - die Hochdruckblase wird an ihrem südlichen Gradienten anfällig für Störimpulse © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Betonhoch?

Omegawetterlagen zählen zu den beständigen Wetterlagen und können das Wetter über Europa über Wochen hinweg dominieren. Wenn man so will, wird das Omegahoch aktuell noch von einem Major-Warming in Stratosphärenhöhe befeuert, was letztlich zu einer Stabilisierung der Großwetterlage führen kann.

Mit anderen Worten formuliert, gibt es aktuell viele Signale, welche den Rückschluss auf ein Displacement des Polarwirbels (Verschiebung) zulassen. Besonders imposant ist der Wettertrend der Amerikaner, welche die Hochdruckblase bis Mitte März immer wieder von Neuem regenerieren lassen.

Eine Ostwetterlage wäre ein Dämpfer für den Frühling

Interessant ist auch, dass die Hochdruckachse nahezu unverändert bleibt und Deutschland, Österreich und die Schweiz zumeist im Einflussbereich des südlichen Hochdruckgradienten liegen. Und da sich Hochdrucksysteme im Uhrzeigersinn drehen, kommt die Grundströmung aus östlichen Richtungen. Eine Ostwetterlage hat auch im März noch häufiger Nebel- oder Hochnebel zur Folge. Ist das der Fall, werden die Temperaturen kaum die +10 Grad-Marke übersteigen können. Kommt hingegen die Sonne zum Vorschein, streben die Werte in Richtung der +15 Grad-Marke. Nah dran am Frühling.

In den Nächten kühlt es auf +6 bis +2 Grad ab und mancherorts kann Bodenfrost nicht ausgeschlossen werden. Ob mit nennenswertem Niederschlag gerechnet werden kann, bleibt abzuwarten und hängt davon ab, ob und wie weit die Frontalzone das Hoch unterwandern kann.

Eine stabile Wetterentwicklung, bei der Deutschland im Einflussbereich eine Hochdrucksystems liegt
Die Wetterprognose der Vorhersage-Modelle: Eine stabile Wetterentwicklung, bei der Deutschland im Einflussbereich eines Hochdrucksystems liegt © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Vorsicht mit dem Frühling

An dieser Aussage hat sich in den vergangenen fünf Tagen nichts verändert. Die Hochdruckzone kommt, das Displacement des Polarwirbels gilt als sehr wahrscheinlich. Doch kann der Frühling im Hinblick auf die Temperaturen auf die eine oder andere Art noch einen Dämpfer verpasst bekommen - Nachtfrost ist nicht auszuschließen.

Was wahrscheinlich ist

Die Kontrollläufe bestätigen im Zeitraum vom 1. bis 4. März weitgehend frühlingshafte Temperaturen, nachfolgend sackt das Temperaturniveau etwas ab und pendelt sich mit dem Mittelwert auf eine Anomalie von +1 bis +3 Grad in den zu warmen Bereich ein. Insgesamt aber nimmt die Differenz der Höhenwerte zu und liegt am 10. März bei 18 Grad. Zum Vergleich: für eine halbwegs vernünftige Wettervorhersage ist eine Differenz von 2 bis 4 Grad und für eine Wetterprognose von bis 6 Grad wünschenswert.

Doch auch im Blick auf den Mittelwert aller Kontrollläufe wird schnell deutlich, dass die Unterschiede sich überwiegend durch die unterschiedliche Positionierung des Hochdrucksystems ergeben. Die Niederschlagsneigung ist vom 6. bis 10. März als gering und davor und danach als leicht erhöht zu bewerten. Das spricht klar für die Hochdruckdominanz bis Mitte März. Schaun mer mal.

Eine über weite Strecken hochdruckdominierte Wetterlage
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Eine über weite Strecken hochdruckdominierte Wetterlage © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperaturspektrum Temperaturmittelwert
6. März +2 bis
+12 Grad
+7 bis
+10 Grad
10. März +2 bis
+18 Grad
+9 bis
+11 Grad
15. März +2 bis
+17 Grad
+8 bis
+10 Grad
Diagramm Temperaturen März 2024
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe März 2024 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Aktuelle Wettervorhersagen

Unterstützen
Sie uns!
Ihnen gefallen unsere Wettervorhersagen? Wir freuen uns über einen freiwilligen Geldbetrag in einer von Ihnen gewünschten Höhe.
Betrag wählen

Regenradar

Regenradar Deutschland
© Deutscher Wetterdienst, Offenbach (DWD)