Sommertrend: Welche Auswirkung hat der durchwachsene Frühling auf den Sommer?
Wie verhält sich ein Sommer nach einem nassen, durchwachsenem und wenig stabilen Frühling? Lassen sich statistische Ableitungen herstellen und was berechnen die Langfristmodelle für einen Sommertrend?
Langfristprognose Sommer. Der Frühling war bislang mit einer Sollerfüllung von rund 60 Prozent etwas zu trocken. In der Temperaturbilanz zeigte sich der Frühling mit einer Abweichung gegenüber dem vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 mit +3,3 Grad zu warm (91/20: +2,1 Grad). Insbesondere die Unbeständigkeit des Wetters sorgt bei uns für eine Vielzahl an Rückmeldungen und Fragen, ob denn in diesem Jahr ein zu nasser oder zumindest durchwachsener Sommer bevorstehen kann? Wir schauen heute einmal auf aktuelle Wetterentwicklung und die Langfristprognosen, mit einem besonderen Fokus auf den Regen.
Keine stabile Wetterentwicklung
Nach einem rekordwarmen und etwas zu trockenen März zeigte sich der April nach einem teils hochsommerlichen Start dann doch durchwachsen und wird am Ende zu nass ausfallen können. Und für das Wetter im Mai wird man nach einem sommerlichen Start noch abwarten müssen, in welche Richtung das geht. Aber ja, der Frühling hat eine vielversprechende Chance im Hinblick auf den Niederschlag leicht zu trocken bis zu nass ausfallen zu können. Schaut man sich die aktuelle Wetterprognose an, so wird sich die Großwetterlage nicht so schnell stabilisieren können. Die Frage also steht im Raum - wie wird das Wetter im Sommer nach einem durchwachsenen und voraussichtlich auch deutlich zu warmen Frühling? Geht das durchwachsene Wetter so weiter und ist ein Monsunsommer
zu erwarten oder kippt die Großwetterlage und sorgt mit einer Dürreperiode
für eine exakt gegenteilige Wetterentwicklung?
Nasser Frühling, nasser Sommer?
Punkt 1: Was sagt ein zu nasser Frühling über das Wetter im Sommer aus? Wir haben uns einmal die letzten 30 Jahre genauer angeschaut - wie war der Sommer nach einem deutlich zu nassen Frühling?
Die erste Auffälligkeit: Die Frühlingsmonate im Zeitraum von 1994 bis 2013 waren abwechselnd zu nass und zu trocken. Im Zeitraum von 2014 bis 2023 war der Frühling immer zu trocken. Lässt man den nassen Frühling von 2013 einmal weg, so reicht die Anzahl der trockenen Frühjahre bis 2009 zurück. Die erste Erkenntnis - die Frühjahre von 2009 bis 2022 waren deutlich zu trocken und konnten den Sollwert nur zu 83 Prozent erfüllen. Betrachtet man die letzten 30 Jahre, so war der Frühling gegenüber dem vieljährigen Sollwert um 7 Prozent zu trocken.
Die zweite Auffälligkeit: Die Sommer waren bis 2018 in schöner Regelmäßigkeit mal zu nass, mal zu trocken, wobei die deutlich zu trockenen Sommer aus 2003 und 2013 besonders hervorstechen. Demgegenüber steht ein zu nasser Sommer aus 2002, 2007, 2011 und 2017. Alles im Lot - doch das änderte sich mit 2018. Vier trockene und heiße Sommer sorgten für ein erhebliches Niederschlagsdefizit, das über die Herbst- und Wintermonate fortgeführt wurde und binnen kürzester Zeit zu einem erheblichen Schadpotential in der Natur und Vegetation führte. Die zweite Erkenntnis: In den vergangenen 10 Jahren waren 33 Prozent der Sommer erheblich zu trocken, 33 Prozent zu nass und 34 Prozent nahezu ausgeglichen.
Beim Niederschlag: Kein Zusammenhang zwischen Frühling und Sommer
Die dritte Auffälligkeit: schaut man sich die Frühjahre mit einer Übererfüllung des Niederschlagssollwertes von mehr als 120 Prozent an, so kam das mit 2006, 2001 und 1994 nur dreimal vor. Die nachfolgenden Sommer konnten ihr Niederschlagssoll mit 95 bis 99 Prozent gerade so erfüllen und waren am Ende dann doch leicht zu trocken. Das ist zwar keine Korrelation, interessant ist es dennoch, dass der Sommer 2023 nach einem deutlich zu nassen Frühjahr sein Niederschlagsollwert leicht übererfüllt hat, und so als ein unbeständiger und wechselhafter Sommer in Erinnerung bleiben wird.
Frühling | Sommer nass | Sommer trocken | Häufigkeit |
---|---|---|---|
nass | 50 % | 50 % | 12 (40 %) |
trocken | 55 % | 45 % | 18 (60 %) |
Extrem warmer und leicht trockener Frühling - normaler Sommer?
Wie hat sich der Sommer entwickelt, nachdem der Frühling erheblich bis extrem zu warm und leicht zu trocken ausgefallen ist? Auch hierzu haben wir uns einmal die Frühjahre der vergangenen 30 Jahre angeschaut, welche im Schnitt um +2,5 Grad im Vergleich zu 1961 und 1990 zu warm waren.
Das Problem aber ist, dass die Datengrundlage zwar hervorragend ist, es jedoch mit 2007, 2011 und 2018 nur drei Frühjahre ergeben haben, welche eine Anomalie von ≥ +2,5 Grad vorzuweisen hatten. Waren 2011 und 2018 deutlich bis extrem zu trocken, so war das Frühjahr 2007 etwas zu nass. Einen Rückschluss auf den Sommer kann nicht gezogen werden, dafür sind die Grundlagen zu verschieden. Eine Gemeinsamkeit gibt es dennoch - keiner der Sommer war zu kalt.
Jahr | Temperatur Anomalie Frühling | Temperatur Anomalie Sommer | Regen Anomalie Frühling | Regen Anomalie Sommer |
---|---|---|---|---|
2007 | +2,96 Grad | +0,9 Grad | 102 % | 140 % |
2011 | +2,5 Grad | +0,52 Grad | 49 % | 136 % |
2018 | +2,6 Grad | +3,0 Grad | 78 % | 54 % |
Zusammenfassung der statistischen Auswertung
Grundsätzlich sind das erst einmal gute Nachrichten - Das Wetter hält sich nicht an Muster und Statistiken! Wäre auch zu einfach. Dennoch ist mit einer höheren Wahrscheinlichkeit der 30. zu warmer Sommer in Folge zu erwarten (Abweichung ≥ 0). Und so überrascht auch der Wettertrend der Langfristmodelle nicht wirklich.
Wettertrend nach den Langfristmodellen
Langfristprognosen bzgl. Temperatur, Niederschlag und Großwetterlagen sind im Detail nicht möglich. Die Langfristmodelle aber liefern Indikatoren hinsichtlich der Temperaturambivalenz (zu warm, zu kalt) und des Niederschlages (zu nass oder zu trocken).
Das Wetter im Juni 2024
Das Wetter im Juni 2024 soll nach dem CFSv2-Modell mit einer Differenz von +1,5 bis +2,5 Grad und im Trend von bis +3 Grad gegenüber dem vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 deutlich zu warm ausfallen können (91:20: +0,5 bis +2,0 Grad). Die Niederschlagsbilanz deutet auf einen durchwachsenen Wettercharakter hin.
Die NASA berechnet das Wetter im Juni 2024 mit einer Differenz von +1,0 bis +2,0 Grad zu warm (91/20: +0,0 bis +1,0 Grad). Die Niederschlagsprognose ist gegenüber dem vieljährigen Sollwert deutlich zu nass.
Nach dem Wettertrend der Europäer ist mit einer Abweichung von +1 bis +2 Grad und im Trend von bis +3 ein zu warmes Juniwetter zu erwarten. In der Regenbilanz zeichnet ein leicht positiver Niederschlagstrend ab (zu nass).
Das Wetter im Juli 2024
Wenig überraschend ist der Wettertrend des CFSv2 Modells für den Juli 2024, der im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 mit einer Temperaturdifferenz von +1,5 bis +2,5 Grad und über dem Süden und Osten mit bis +3 Grad zu warm ausfallen soll (91/20: +0,1 bis +1,6 Grad). In der Regenprognose zeichnet sich eine nur leicht negative Entwicklung ab (etwas zu trocken).
Die NASA berechnet den Juli 2024 ebenfalls zu warm, mit einer leicht zu trockenen Niederschlagsbilanz.
Die Europäer simulieren den Juli mit einer Differenz von +1,5 bis +2,5 Grad zu warm. Die Niederschlagsbilanz verhält sich gegenüber dem vieljährigen Sollwert unauffällig.
Das Wetter im August 2024
Kommen wir zum letzten Sommermonat, dem August, der nach dem CFSv2 Modell mit einer Differenz von +1,0 bis +2,0 Grad gegenüber 1961 und 1990 zu warm berechnet wird (91/20: -0,4 bis +0,6 Grad). Die Niederschlagsprognose fällt gegenüber dem Sollwert unauffällig aus.
Die NASA berechnet den August 2024 mit einer Abweichung von +0 bis +1 Grad normal bis leicht zu warm (91/20: -1,4 bis -0,4 Grad). Die Niederschlagsbilanz fällt etwas zu trocken aus.
Die Europäer simulieren mit einer Differenz von +1,5 bis +2,5 Grad einen deutlich zu warmen August (91/20: +0,1 bis +1,1 Grad). Die Niederschlagsprognose fällt leicht zu trocken aus.
Monat | Temperatur | Niederschlag |
---|---|---|
Juni 2024 | +1,5 bis +3,0 Grad | Trend: durchwachsen |
Juli 2024 | +1,5 bis +3 Grad | Trend: etwas zu trocken |
August 2024 | +1,0 bis +2,0 Grad | Trend: durchwachsen |
Auf den Punkt gebracht: Zu warm und zu trocken
Die letzten 29 Sommer waren durchweg zu warm (Abweichung ≥ 0). Zudem war noch kein Sommer nach einem Supermildwinter normal oder zu kühl. Zwar sollte man beim Wetter nicht auf die Statistik setzen, doch vor dem Hintergrund der Klimaerhitzung überrascht der Langfristtrend von einem +1,5 bis +2,5 Grad zu warmen Wetter im Sommer 2024 nur wenig (91/20: +0,2 bis +1,2 Grad). Schaun mer mal.