Wettertrend Juni 2024: Sommermonsun oder Sommerhoch?
Mit Sommerwetter ist in den kommenden Tagen nicht wirklich zu rechnen. Auf eine nachhaltig stabile Wetterlage wartet so manch einer vergeblich. Doch wie steht es um den Sommer im Juni und welche Rolle spielt die Schafskälte?

Der unwetterartige Dauerniederschlag lässt nach, doch bleibt das Konstrukt einer instabilen und von Störimpulsen geprägten Großwetterlage bestehen. So sind in der Zeit nach Pfingsten frühsommerliche Temperaturen zwischen +18 und +24 Grad zwar grundsätzlich möglich, doch werden weitere Schauer und Gewitter - teils unwetterartig ausfallend - für einen launischen Wettercharakter sorgen können.
Schauer und Gewitter
Und so entspricht die Großwetterlage exakt dem Gegenteil, was man unter einer stabilen Wetterlage versteht. Dabei ist die Wetterentwicklung mit einer Hochdruckdominanz über Mitteleuropa gar nicht so weit von einer stabilen Wetterlage entfernt, aber knapp daneben ist auch daneben. Deutlicher zeigt sich das in der nachfolgenden Gegenüberstellung der unterschiedlichen Prognosekarten bis Anfang der kommenden Woche. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter Mai 2024.

Wie wird das Wetter im Juni 2024?
Sommerliche Wetterphasen gab es in diesem Jahr bereits im März, Anfang April (sogar hochsommerlich) und im Mai. Und so ist es kein Wunder, dass der März rekordwarm, der April deutlich und der Mai ebenfalls deutlich zu warm ausfallen wird. Der Frühling wird am Ende in einem Bereich von +2,8 bis +3,2 Grad deutlich bis erheblich zu warm ausfallen können.
Was es aber bislang nicht gab, war eine nachhaltig stabile Wetterentwicklung. Das Strömungsmuster war bisweilen gestört bis vollständig gestört und die normalerweise aktive Westwetterlage existierte gewissermaßen nicht und lässt sich auch auf den oben stehenden Wetterkarten nicht erkennen. Das wechselhafte Wetter entstammt einer meridionalen Grundströmung mit einem mehr oder minder quasistationärem Verhalten.
Omegahoch
Möchte man wissen, wie das Wetter im Juni werden wird, so gilt es zwei wesentliche Grundstrukturen zu beachten. Zum einen das Hoch und zum anderen, was die Wetterentwicklung auf dem Atlantik macht. Letzten Endes dreht sich alles um die Frage nach einer Regenerierung der atlantischen Frontalzone.
In der ersten Variante ist das nur bedingt der Fall. Ein letzter Cluster des Polarwirbels festigt sich in der Zeit nach Pfingsten über dem östlichen Kanada und schiebt kalte Luftmassen in Richtung Neufundland, was die Tiefdruckdynamik zwischen Neufundland, Island und dem europäischen Nordmeer anregen sollte. Da sich jedoch über Mitteleuropa eine mächtige Hochdruckzone befindet, wird diese durch die Tiefdruckaktivität weit nach Norden gezogen und blockiert die atlantische Frontalzone.
Das Hoch dehnt sich nicht nur über Mitteleuropa aus, sondern festigt sich mit einem Kern über Skandinavien, während die Tiefdrucksysteme nach Lücken im System suchen. Da der Sonnenstand im Juni kurz vor seinem Maximum steht, wird sich das Hoch weiter stabilisieren und die Tiefdruckdynamik blockieren können. Die Tiefdrucksysteme trogen nach Süden aus und was folgt, ist eine omegaähnliche Struktur.
Sommerwetter über Deutschland
Infolge daraus nimmt die Niederschlagstätigkeit über Deutschland Anfang Juni ab und mit einer zunehmenden Sonnenscheindauer erreichen die Temperaturen mit +25 bis +30 Grad und örtlich mit bis +33 Grad sommerliche bis hochsommerliche Werte.

Schauer, Gewitter und Unwetter
Was man jedoch auf den oben stehenden Wetterkarten erkennen kann, ist die letztlich fehlende Konsequenz in der Stabilität. Das Konstrukt bleibt anfällig für Störimpulse und so kommt die zweite Variante ins Spiel.
Die Südwestwetterlage
Die atlantische Frontalzone regeneriert sich zwar in der zweiten Variante in Teilen, jedoch scheitert diese an der Hochdruckzone und kann sich nicht mit einem Tiefdruckzentrum über Skandinavien durchsetzen. Stattdessen bilden sich Ableger nach Süden - in Richtung der Azoren - aus und zeigen ein Trogverhalten. Mit einer meridionalen Grundströmung werden aus südwestlichen Richtungen feucht-warme Luftmassen in Richtung Deutschland geführt, was im Juni zu wiederholt kräftigen Schauern und Gewittern führen kann.
Mitteleuropäischer Sommermonsun
Die Zeit bis Mitte Juni gilt - genauer gesagt galt - mit der Schafskälte
auch als eine Zeit, bei der sich der mitteleuropäische Sommermonsun
hat bemerkbar machen können. Mit der Klimaerhitzung verliert die Schafskälte ihren Singularitätsstatus. Gleichwohl ist die erste Juni-Hälfte bekannt für teils turbulente Wettercharaktere.
Und sollte sich eine Südwestwetterlage einstellen können, so wäre es nur eine Frage der Zeit, bis sich die Tiefdruckgebiete im Verlauf der ersten Juni-Dekade weiter über Deutschland verlagern können. Den kräftigen Schauern und Gewittern folgt ein neuerlich quasistationäres Verhalten nach und so könnte unter diesen Voraussetzungen auch der Juni deutlich zu nass starten.

Kühles Wetter
Was aber, wenn sich die Hochdruckzone nicht in diesem Ausmaß entwickeln kann, oder sich einfach anders positionieren wird? Dann kippt die meridional verlaufender Grundströmung von Süd-Nord auf Nord-Süd.
Das wäre in diesem Fall eine klassische Wetterlage für die Schafskälte
. In diesem - speziellen Fall - trogt von Skandinavien aus ein Tief nach Süden in Richtung der Mittelmeerregion aus und trifft dort auf die warmen und feuchten Luftmassen. Der Trog zieht
sich mit Wasser voll und entlädt die Regenmengen im Bereich von Frankreich, der Schweiz, Deutschland, Österreich und Italien. Im weiteren Verlauf ergießt sich der Niederschlag auch über die osteuropäischen Länder - der Klassiker - eine Vb-Wetterlage (Mittelmeertief). Die Temperaturen schwanken während dieser Zeit meist im Bereich von +12 bis +16 Grad und sind somit wenig sommerlicher Prägung. Das Gegenteil von Sommer im Juni.

Auf den Punkt gebracht: Sommerwetter oder Schafskälte?
Gleich vorweg - bei der Schafskälte handelt es sich um eine Wettersingularität, die es so nicht mehr gibt. Gab es in den vergangenen 100 Jahren noch eine Trefferquote von rund 60 Prozent, so ist die Schafskälte in Zeiten der Klimaerhitzung mit 33 Prozent zufällig geworden und hat den Status einer Wettersingularität verloren. Das aber nur am Rande und es schließt einen Kaltlufteinbruch in der ersten Juni-Dekade auch nicht aus.
Was wahrscheinlich ist
Das amplitudengesteuerte
Wetter zeigt auf beeindruckende Art und Weise, wie schnell sich die Großwetterlage von gemäßigt warm und unbeständig auf warm und trocken umstellen kann. Daraus resultiert auch ein hohes Maß an Unsicherheiten, was wir gerne als Hop oder Top
bewerten.
Der Wettertrend der Kontrollläufe bestätigt den Hochdruckaufbau über Skandinavien seit einigen Tagen. Auffällig dabei ist, dass die atlantische Frontalzone komplett abgemeldet ist und keine Rolle spielt. Da gibt es nichts mehr, was vom Atlantik her kommend als Tiefdrucksystem bewertet werden kann. Und das allein ist für sich schon bemerkenswert.
Infolge daraus bleibt die vollständig gestörte Zirkulation oder eine meridional verlaufende Grundstruktur übrig. Der - kühle und regnerische - Trog spielt innerhalb der Kontrollläufe eine nur untergeordnete Rolle und ist lediglich als mögliche Variante in Betracht zu ziehen - wahrscheinlich ist diese zum aktuellen Stand nicht.
Frühsommerliche Ausprägung
Vielmehr überwiegt in den Kontrollläufen der Aufbau der Hochdruckzone, welche sich auch mit einer nur schwach erhöhten Niederschlagswahrscheinlichkeit widerspiegelt. Großartige Regenmengen sind über dem Norden und vorerst nicht zu erwarten. Über dem Westen und Süden bleibt abzuwarten, was mit den Störimpulsen passieren wird. Zum aktuellen Stand sind die Niederschlagssignale über dem Süden und Westen Ende Mai und Anfang Juni als leicht bis mäßig und über dem Norden und Osten als schwach bis leicht erhöht zu bewerten.
Das Temperaturspektrum aber, das bewegt sich in den ersten Juni-Tagen mit einem Minimum von +12 Grad und einem Maximum von +33 Grad bei einem Mittelwert von +20 bis +23 Grad in einem frühsommerlich warmen Bereich. Schaun mer mal

Wettertrend der Langfristmodelle
Der Großwetterlage stehen möglicherweise gravierende Veränderungen bevor und die Langfristmodelle reagieren auf unterschiedliche Art und Weise auf diese Umstellung. Im Grunde aber bestätigt sich die oben beschriebene Hop oder Top
Entwicklung.
Wettertrend Langfristmodell CFSv2: etwas zu nasses Wetter
Das CFSv2 Modell berechnet das Wetter im Juni mit einer Abweichung von +1,5 bis +2,5 Grad gegenüber dem langjährigen Mittelwert von 1961 und 1990 deutlich zu warm (91/20: +0,5 bis +1,5 Grad). Die Niederschlagsbilanz ist gegenüber dem langjährigen Sollwert etwas zu nass, was nicht unbedingt auf eine nachhaltige und sommerliche Wetterlage schließen lässt. Betrachtet man Europa, so ist der Nord- und Mitteleuropa etwas zu nass und Ost- und Westeuropa etwas zu trocken. Eine meridional verlaufende Trogwetterlage wäre das wahrscheinliche Resultat hieraus.
Wettervorhersage Langfristmodell NASA: zu warmes Wetter
Nach dem Wettertrend der NASA ist im Vergleich zu 1961 und 1990 im Juni mit einer Abweichung der Temperaturen von +1,5 bis +2,5 Grad zu rechnen (91/20: +0,5 bis +1,5 Grad). Die Niederschlagsentwicklung wird positiv und damit zu nass bewertet, was den Rückschluss auf ein nach Norden ausgreifendes Mittelmeertief, oder die Trogwetterlage zulässt.
Wettprognose europäisches Langfristmodell: Zu warm und trocken
Die Wetterprognose des europäischen Langfristmodells berechnet den ersten Sommermonat mit einer Abweichung zu 1961 und 1990 von +1,5 bis +2,5 Grad zu warm (91/20: +0,5 bis +1,5 Grad). In der Niederschlagsprognose schneidet der Juni über dem Süden tendenziell zu nass und über dem Norden zu trocken ab.
Junitrend: zu warm und durchwachsen
Resümiert man die Langfristmodelle, so wird das Wetter im Juni deutlich zu warm und durchwachsen ausfallen können. Mit einer nachhaltig stabilen und sommerlichen Hochdruckwetterlage wird nicht so schnell zu rechnen sein, was eine Dürrephase - wie im letzten Jahr - zum aktuellen Stand weniger wahrscheinlich macht.