Skip to main content

Wetter Weihnachten 2020 Wettervorhersage vom 6.12.2020 - Grüne oder weiße Weihnachten?

| M. Hoffmann
Grüne oder weiße Weihnachten? © M. Bloch

Der Dezember verlief in der ersten Dezember-Dekade überraschend normal und sorgte über manchen Regionen für mehr Schnee, als das im gesamten Winter 2019/2020 der Fall war. Hält sich die nasskalte Witterung mit winterlichen Optionen ab den mittleren Lagen bis Weihnachten?

Nasskaltes Wetter wird weite Teile von Deutschland in der kommenden Woche beeinflussen können. Kurzzeitig können die Werte über dem Osten und Norden zwar auf bis +12 Grad ansteigen, doch die meiste Zeit über schwankt das Spektrum zwischen +2 bis +6 Grad und über dem Süden ist über den Regionen mit Schnee auch Dauerfrost möglich.

Der Dezember 2020 verläuft normal

Die aktuelle Temperaturabweichung beträgt gegenüber dem vieljährigen Mittelwert von 1961 bis 1990 +0,27 Grad und liegt damit im Normalbereich. Das zeigt auch, dass der Dezember im eigentlichen Sinne noch kein Wintermonat ist. Häufiger setzt der Winter in der zweiten Dezember-Dekade den ersten winterlichen Gruß ab, bevor das Weihnachtstauwetter eine mögliche vorhanden Schneedecke dahinschmelzen lässt. Die Frage, die sich in diesem Jahr stellt - bekommt der Winter in der zweiten Dekade überhaupt die Chance, um für eine Schneedecke zu sorgen, die über Weihnachten 2020 entweder konserviert oder dahingerafft wird?

Die Westwetterlage ist und bleibt ein Thema

Die Wetterprognose für die Vorweihnachtszeit zeigte heute Nachmittag einen klaren Trend in Richtung Milderung, die ab dem 12. Dezember einsetzt und mindestens bis zum 16. Dezember anhält. Ursache für die Milderung ist der enorme Kaltluftvorstoß über dem östlichen Kanada, was die Tiefdruckaktivität auf dem Atlantik ordentlich anheizen wird. Deutschland, Österreich und die Schweiz gelangen in diesem Prozess zunehmend auf die milde oder auch warme Vorderseitenanströmung der atlantische Frontalzone.

An diesem Umstand hat sich im Tagesverlauf nichts verändert und auch die Kontrollläufe stützen die Milderung. Simuliert werden für den 15. Dezember Tageswerte von +5 bis +10 Grad und örtlich bis +13 Grad. Das treibt den Winter vorläufig bis auf die höheren Lagen zurück.

Die Milderung setzt sich bis Mitte Dezember durch
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Die Milderung setzt sich bis Mitte Dezember durch
© www.climatereanalyzer.org

Der Blick auf den Polarwirbel

Um herauszufinden, ob es sich um eine vorübergehende oder nachhaltige Milderung handelt, lohnt sich der Blick auf den Polarwirbel und dort im Speziellen auf die Region zwischen Sibirien und Kanada. Zaghaft wurde in den letzten Tagen eine Hochdruckzone angedeutet. Kommt diese zustande, so wird der Kaltluftzustrom über dem östlichen Kanada befeuert und es ergibt sich daraus eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für ein sich festigendes Muster. Anders formuliert ist die Hochdruckzone zwischen Sibirien und Kanada ein wesentlicher Baustein, der für eine Zonalisierung - und damit für ein mildes, windiges und unbeständiges Wetter - spricht.

Die Druckanomalien zeigen es heute sehr deutlich was passiert, wenn sich die Hochdruckzone ausdehnt. Momentan ist es nur ein Ansatz - aber eben ein plausibler Ansatz. Entscheidend wird sein, wie das Kontinentalhoch darauf reagieren wird. Wir haben dieses Phänomen hier einmal näher besprochen: Warum die Winter so warm geworden und woran warme Winter frühzeitig zu erkennen sind.

Kommt die Hochdruckzone zwischen Sibirien und Kanada, so schwinden die winterlichen Ambitionen
Die Druckanomalien bis zum 16. Dezember: Kommt die Hochdruckzone zwischen Sibirien und Kanada, so schwinden die winterlichen Ambitionen
© www.climatereanalyzer.org

Die Randfaktoren

Aufschluss darüber, ob sich bis Weihnachten 2020 eine Westwetterlage etablieren könnte, geben die Randfaktoren wie der NAO- und AO-Index. Beide Werte werden bis zum 14. Dezember neutral und im Trend leicht negativ bewertet. In der Vorweihnachtszeit zeichnet sich ein Hop oder Top ab. Jeweils zu gleichen Teilen werden positive und negative Varianten berechnet. Eine Milderung ist also möglich und wahrscheinlich - dennoch bildet der Zeitraum um den 13. Dezember eine Schlüsselszene für die weitere Wetterentwicklung ab.

Deutlicher wird das, wenn man sich den Mittelwert aller Kontrollläufe für den 13. Dezember anschaut. Das Spektrum schwankt zwischen mild Südwest, mäßig mild West und nasskalt Nordwest. Winterwetter hat in dieser Wetterkarte keinen Platz. Viel entscheidender aber ist, dass eine nicht unbedeutende Mehrheit der Kontrollläufe die Hochdruckzone zwischen Kanada und Sibirien berechnet.

Es wird spannend, wie das Kontinentalhoch darauf reagieren wird. Die Chance für den Winter besteht darin, dass sich das Hoch über Skandinavien ausdehnt und die atlantische Frontalzone auf eine deutlich südlichere Zugbahn drückt oder das Azorenhoch auf dem Atlantik den Impuls zu einer Meridionalisierung setzen kann.

Viele Optionen, doch keine winterliche Variante
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe zum 13. Dezember: Viele Optionen, doch keine winterliche Variante
© www.meteociel.fr

Der ganz weite Blick in die Zukunft - der Wettertrend Weihnachten 2020

Nun verläuft aber der Dezember 2020 nicht so wie üblich und hat in den ersten sechs Dezember-Tagen schon für deutlich mehr Schneefall gesorgt, als das im kompletten letzten Winter der Fall war. Ja, eine Zonalisierung ist möglich, auch die Nachhaltigkeit ist nicht von der Hand zu weisen. Aber was ist mit dem Kontinentalhoch - das sitzt an einer falschen und für die Zonalisierung unbequemen Stelle. Welche Auswirkungen das bis Weihnachten haben kann, zeigt sich ebenfalls im Mittelwert der Kontrollläufe.

Das Hochdruckbollwerk über dem Kontinent wirkt wie ein Magnet und entzieht der Hochdruckzone zwischen Kanada und Sibirien den Impuls. Bis Weihnachten bricht die Hochdruckzone in sich zusammen und auch die Tiefdruckaktivität zwischen Grönland und Island gerät ins Stocken. Nasskalte Wetterentwicklungen mit winterlichen Optionen ab den mittleren Lagen sind über Weihnachten nicht vom Tisch.

Schaut man sich die einzelnen Kontrollläufe genauer an, so erkennt man in nur 30 Prozent der Fälle eine nachhaltige Zonalisierung. Die restlichen 70 Prozent spielen sich im Bereich der meridionalen bis gestörten Zirkulation ab, was jeweils für sich kein Garant für Winterwetter über die Weihnachtsfeiertage ist, die Voraussetzungen hierfür aber verbessert. Im Vergleich zu den letzten Tagen sind die Kontrollläufe für das Wetter an Weihnachten einen Tick kühler geworden.

Möglich ist an Weihnachten vieles - entscheidend wird die Hochdruckzone zwischen Kanada und Sibirien sein - Meridionale und gestört verlaufende Strömungsmuster überwiegen (noch)
Möglich ist an Weihnachten vieles - entscheidend wird die Hochdruckzone zwischen Kanada und Sibirien sein - Meridionale und gestört verlaufende Strömungsmuster überwiegen (noch) (re.)
© www.meteociel.fr

Die Weihnachtsprognose der Wettermodelle
Tag Temperatur Wetter
24. Dezember / Heiligabend +1,5 bis
+3,5 Grad
Leichter Niederschlag
Erster Weihnachts­feiertag +1,6 bis
+4 Grad
Leichter Niederschlag
Zweiter Weihnachts­feiertag +1,1 bis
+4 Grad
Leichter Niederschlag

Frühes Minor-Warming

Wie versprochen behalten wir diese Entwicklung im Auge. Ein mögliches Minor-Warming wird zum 18. Dezember zunehmend wahrscheinlich. Es handelt sich aber um ein Minor-Warming in Stratosphärenhöhe, was im Winter häufiger vorkommt und keinerlei Auswirkungen auf die unteren Luftschichten und damit auf die Wetterentwicklung hat. Interessant wird es erst, wenn sich das Minor-Warming in ein Major-Warming wandelt - das ist zum aktuellen Stand aber nicht abzusehen.

Kurz vor Weihnachten: ein Minor-Warming in Stratosphärenhöhe
Kurz vor Weihnachten: ein Minor-Warming in Stratosphärenhöhe
© www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht

Der Trog endet mit seinem nasskalten Wettercharakter zum Beginn der zweiten Dezember-Dekade und eine möglich vorhandene Schneedecke siecht über den mittleren Lagen so langsam dahin. Eine Milderung ist im Zeitraum vom 12. bis 17. Dezember sehr wahrscheinlich und die zweite Dezember-Dekade wird im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert zu mild ausfallen können. Ob die Milderung aber in der Vorweihnachtszeit und auch über Weihnachten anhalten und zu einer ausgewachsenen Zonalisierung wird - dahinter gibt es noch viele Fragezeichen zu setzen.

Aktuelle Wettervorhersagen

Unterstützen
Sie uns!
Ihnen gefallen unsere Wettervorhersagen? Wir freuen uns über einen freiwilligen Geldbetrag in einer von Ihnen gewünschten Höhe.
Betrag wählen

Regenradar

Regenradar Deutschland
© Deutscher Wetterdienst, Offenbach (DWD)