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Wettertrend Pfingsten 2022: Zwischen Unwetter, Hitze und gemäßigtem Sommerwetter

| M. Hoffmann
Schauer und Gewitter an Pfingsten 2022?

Stellt sich die Großwetterlage bis Pfingsten nachhaltig um und ermöglicht so einen Kaltlufteinbruch oder setzt sich ein Sommerhoch über Deutschland durch?

Hochsommerliche Hitze von bis zu +34 Grad macht Deutschland derzeit zu schaffen, doch werden in den kommenden 48 Stunden in der Höhe kühlere Luftmassen zugeführt, die sich bis auf die unteren Luftschichten durchsetzen und so zu Scherungsvorgängen führen können. Mit andern Worten ist bis in die Nacht vom Samstag hinein mit schweren bis extremen Unwettern zu rechnen, deren Schwerpunkt am heutigen Donnerstag über den westlichen und am Freitag über den nördlichen Landesteilen liegen kann. Das Wetter wird alles auffahren, was es zu bieten hat. Hitze, Schwüle, Gewitter, Blitz- und Hagelschlag, Platzregen, Starkregen und stürmische Windböen und im Schwerpunkt vom nördlichen Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen, Brandenburg und Berlin sind Tornados möglich (Gewitterradar || Warnlagenbericht) || Unwetterwarnung).

Abkühlung

Nachfolgend gelangen Deutschland, Österreich und die Schweiz in eine mit +16 bis +24 Grad kühlere Rückseitenströmung, was bei einem wechselhaften Wettercharakter zu zeitweiligen Schauern führen kann, die am Montag nennenswert und örtlich ergiebig ausfallen können. Mit Unwettern ist vorerst nicht mehr zu rechnen. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter Mai 2022.

Das Wetter beruhigt sich
Wetterprognose nach dem europäischen (li.) und amerikanischen (re.) Vorhersage-Modell: Das Wetter beruhigt sich © www.meteociel.fr

Extreme Hitze im Mai

Normal sind in der zweiten Mai-Hälfte Temperaturen von +18 bis +24 Grad und gelegentlich bis +26 Grad. Hochsommerliche +30 Grad sind eine seltene Ausnahme, doch in den letzten Tagen wurde die +30 Grad-Marke gleich mehrmals übersprungen und streben mit bis +34 Grad am Freitag ihren vorläufigen Höhepunkt entgegen. Der Rekord stammt aus dem Jahre 1922, als am 23. Mai über Hamburg-Bergedorf +36,6 Grad registriert werden konnten. Der zweithöchste Wert stammt mit +35,0 Grad aus dem Jahre 2005, der über Sinsheim am 28. Mai registriert werden konnte. Diese Rekorde werden wohl nicht eingestellt werden können, dennoch ist die aktuelle Aneinanderreihung von Hitzetagen bemerkenswert.

Und so verwundert es auch nicht, dass der Mai - trotz eines kühlen Starts - zwischenzeitlich eine Durchschnittstemperatur erreicht hat, die gegenüber dem Mittelwert von 1961 und 1990 mit einer Abweichung von +2,3 Grad erheblich zu warm ist (91/20: +1,3 Grad).

Besorgniserregend aber ist das Niederschlagsdefizit, das sich seit März aufgebaut hat. Der Mai hat sein Niederschlagssoll erst zu 22,5 Prozent erfüllen können. Das ist extrem trocken und es ist zu befürchten, dass der Starkregen der kommenden Gewitter über dem trockenen Boden einfach an der Oberfläche abfließt und erst gar nicht in den Boden eindringen kann. Dabei braucht die Natur den Regen dringend, denn an einem Hitzetag kann eine Buche bis zu 500 Liter Wasser verbrauchen. Der Frühling konnte sein Niederschlagssoll erst zu 47 Prozent erfüllen. Das sind keine guten Voraussetzungen und so sehr man sich sonniges und sommerliches Wetter zu Pfingsten auch wünschen mag, der Natur würde eine trockene und heiße Wetterentwicklung weiteren Schaden zufügen.

Vielerorts herrscht eine extreme bis außergewöhnliche Dürre vor
Dürremonitor Deutschland: Vielerorts herrscht eine extreme bis außergewöhnliche Dürre vor © www.ufz.de

Wie wird das Wetter an Pfingsten?

Die Großwetterlage erfährt zum Wochenende eine strukturelle Umstellung. Die hochsommerliche Hitze endet. Für das Wetter an Pfingsten aber ist entscheidend, wie sich in der letzten Mai-Dekade ein Hoch über Europa verhalten wird. Zum aktuellen Stand gibt es drei mögliche Wetterentwicklungen, von denen eine Variante besonders herausragt.

Zu warm und durchwachsen

Auffällig sind die Varianten, die Deutschland, Österreich und die Schweiz bis zum 5. Juni (Pfingstsonntag) zwischen den Fronten verweilen lassen. Die atlantische Frontalzone ist zu schwach und dem Hoch fehlt es an Unterstützung und so stellt sich im Verlauf der letzten Mai-Dekade eine gradientenschwache Wetterlage ein, die immer wieder zu Schauern und Gewittern neigen kann. Phasenweise kräftiger ausfallend. Bringt sich die atlantische Frontalzone zudem noch über Island und England in Stellung, so können aus südwestlichen Richtungen schwül-warme Luftmassen nach Deutschland geführt werden. Im Mittel werden Temperaturen von +20 bis +25 Grad und örtlich bis +27 Grad simuliert. Das war in den letzten Tagen im Wettertrend (Juni || Sommer) zugleich die wahrscheinlichste Wetterentwicklung.

Zu warmes und durchwachsenes Pfingstwetter
Wetterprognose nach ausgesuchten Kontrollläufen: Zu warmes und durchwachsenes Pfingstwetter © www.meteociel.fr

Kaltlufteinbruch - die Schafskälte zu Pfingsten

Nein, die Schafskälte ist ein Mythos, den es so nicht mehr gibt (Mythos Schafskälte), doch gerne startet das Wetter in den Juni durchwachsen und in manchen Jahren auch kühler und da sich Pfingsten 2022 in der ersten Juni-Dekade befindet, sind kühle und wechselhafte Varianten deshalb nicht auszuschließen.

Auffällig ist die heutige Wetterprognose der Amerikaner. Bis zum 29. Mai stellt sich eine wechselhafte, warme und zu Schauern und Gewittern neigende Südwestwetterlage ein, bevor zum Start in den Juni ein Tiefdrucksystem von Skandinavien aus über Europa nach Süden austrogt. Das Hoch weicht nach Westen aus und blockiert auf dem Atlantik die atlantische Frontalzone. Was folgt ist eine markant meridional verlaufende Grundströmung, die aus nördlichen Richtungen kühlere Luftmassen nach Deutschland führen kann. Die Niederschlagstätigkeit nimmt zu. Erreichen die Temperaturen am 29. Mai noch +20 bis +25 Grad und örtlich bis +27 Grad, so werden kurz vor Pfingsten frische +14 bis +18 Grad berechnet.

Eine kühles Pfingstfest ist aber nur dann möglich, wenn sich das Hoch entweder auf dem Atlantik, oder über Skandinavien befindet und entweder zu einem Trog Mitteleuropa oder einem eingekesselten Tiefdrucksysteme über Deutschland führt. Beides sind abenteuerliche Varianten, aber grundsätzlich möglich.

Kaltes und regnerisches Wetter zum Pfingstfest
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell (li.) und ausgesuchten Kontrollläufen: Kaltes und regnerisches Wetter zum Pfingstfest © www.meteociel.fr

Hitze zum Pfingstfest

Die letzte mögliche Wetterentwicklung zeigt sich in der Form, wenn sich das Hoch nicht von Europa fortbewegt und die atlantische Frontalzone vollständig blockiert. Das Hoch wird in diesem Fall zunehmend kräftiger und kann sich über Europa zu einer gewaltigen Hochdruckblase aufbauen, was nicht nur das Wetter über Pfingsten, sondern über weite Teile des Juni beeinflussen kann. Die extremste und zugleich beständigste Ausprägung der Hochdruckblase wäre eine Omegawetterlage (Ω), die links und rechts von Tiefdrucksystemen gestützt wird.

Dürre

Das Problem von dieser Wetterentwicklung liegt auf der Hand. Von Vorteil sicherlich aller, die ihren Pfingsturlaub in Deutschland verbringen möchten, doch würde sich die Trockenheit aus dem Frühling in eine markante Dürre im Juni übergehen können.

Dazu wären Temperaturen von +26 bis +32 Grad und örtlich bis +37 Grad möglich. Auch hier sei erwähnt, dass es sich um extreme Wetterentwicklungen handelt, die zwar möglich, zum derzeitigen Stand jedoch wenig wahrscheinlich sind.

Kaltes und regnerisches Wetter zum Pfingstfest
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell (li.) und ausgesuchten Kontrollläufen: Kaltes und regnerisches Wetter zum Pfingstfest © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Keine stabile Wetterlage zu Pfingsten

Ein unbeständiger Wettercharakter entspricht nicht nur dem Wettertrend der letzten Tage, sondern auch dem der aktuellen Prognose. Die Frage aber, die sich stellt: warm oder kühl?

Was wahrscheinlich ist

Der Wettertrend der Kontrollläufe ist auf einer klaren Linie. Die zu kalten bis kühlen Varianten sind in der Minderheit und die Wettervorhersage der Amerikaner bildet im Vergleich zu den Kontrollläufen die mit Abstand kälteste Variante ab. In direkter Konkurrenz zueinander sind die warmen Varianten aktuell in der Überzahl, was das Temperaturniveau im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 vom 22. Mai bis 4. Juni über dem Norden mit einer Abweichung von +1 bis +2 Grad und über dem Rest von Deutschland bis +3 Grad im zu warmen Bereich schwanken lässt.

Die Niederschlagsentwicklung ist bis zum 24. Mai leicht bis mäßig erhöht und wird die Dürre etwas abmildern, aber nicht auflösen können. Vom 25. Mai bis 4. Juni sind die Niederschlagssignale rückläufig, was für ein Hoch in der Nähe von Deutschland spricht.

Statistik: Was an Pfingsten zu erwarten ist

Betrachtet man die letzten 20 Jahre für den Zeitraum vom 5. bis 6. Juni, so lag der tiefste Durchschnittswert bei +10,1 Grad und der höchste bei +22,8 Grad. Der durchschnittliche Tageswert (ohne Nachtwerte) liegt bei +21,64 Grad. Betrachtet man die Niederschlagstätigkeit, so gab es in 45 Prozent der Fälle nennenswerten Niederschlag und zu 55 Prozent blieb es weitgehend trocken. Grundsätzlich neigte das Wetter in den letzten 20 Jahren am 5. und 6. Juni generell zu einer erhöhten Schauer- und Gewitterneigung.

In der Sonnenscheinbilanz gab es in 35 Prozent einen sonnigen und in 65 Prozent der Fälle einen bewölkten Tag.

Statistische Betrachtung vom 5. und 6. Juni der letzten 20 Jahre
Tag Temperatur-Spektrum Temperatur-Tagesmittelwert
5. und 6. Juni -0,5 bis +35,0 Grad +21,64 Grad

Wettertrend Juni des Langfristmodells

Das CFSv2 Modell berechnet das Wetter im Juni mit einer Abweichung von +1,0 bis +2,0 Grad gegenüber dem langjährigen Mittelwert von 1961 und 1990 zu warm (91/20: +0,0 bis +1,0 Grad). Die Niederschlagsbilanz ist gegenüber dem langjährigen Sollwert über dem Osten und Süden deutlich bis erheblich zu trocken und über dem Norden und Westen zu trocken. Ein Hochdrucksystem wird nach dem Langfristmodell im Juni eine gewichtige Rolle spielen können.

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