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Wettertrend: Wie wird der Herbst und wie der Winter - ein Blick auf die Langfristprognosen

| M. Hoffmann
Winter Top oder Winterflop?

Was ist vom Wetter im Herbst und was vom Winter zu erwarten, was für Folgen hat eine meridionale oder zonale Wetterlage und was berechnen die unterschiedlichen Langfristmodelle für den Herbst und Winter 2023/2024?

Kaltwinter - es ist doch wieder einmal an der Zeit?

Der letzte zu kalte Winter liegt 12 Jahre zurück und es gibt Kinder, die noch keinen richtigen Winter erlebt haben. In Zeiten vor der Klimaerhitzung wechselten sich kalte und warme Winter in einem Zyklus von etwa drei Jahren ab. Meist spielte noch eine Westwetterlage eine Rolle, doch in den vergangenen Jahren wurden auch diese nicht nur schwächer, sondern traten seltener in Erscheinung. In diesem Sommer war die atlantische Frontalzone über Wochen hinweg überhaupt nicht präsent. Ungewöhnlich und über die möglichen Gründe werden wir an anderer Stelle noch genauer eingehen. Insofern ist die Frage viele unserer Leser berechtigt - es ist doch wieder einmal an der Zeit, dass ein Kaltwinter - also ein Winter, der mit seinen Durchschnittstemperaturen knapp unter dem vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 liegt - möglich sein muss.

Die Statistik ist da eindeutig. In den vergangenen 20 Jahren waren 70 Prozent der Winter gegenüber dem vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 zu warm. Das ist eine klare Ansage. Durchschnittlich sind die Winter in den vergangenen 30 Jahren um +1,2 Grad wärmer geworden. Hört sich nicht nach viel an, sorgt aber dafür, dass in den meisten Wintern der sog. Flachlandwinter so gut wie gar nicht mehr in Erscheinung tritt und selbst über den mittleren Lagen zunehmend seltener wird. In den vergangenen 10 Jahren betrug die Durchschnittstemperatur im Winter sage und schreibe +2,6 Grad (normal: +0,2 Grad). Die Temperaturen waren somit um +2,4 Grad zu warm.

Statistisch gesehen gingen die Schneetage in den vergangenen 30 Jahren um 10 Tage zurück. Wenn man so will, schwinden mit jedem Grad Erwärmung die Schneetage um 8,5 Tage.

Das ist aus Sicht der Freunde des Winterwetters äußerst deprimierend. Zeigt es doch auch, dass die Klimaerhitzung in zunehmenden Maße voranschreitet und es den Winter - so wie er früher noch vorherrschend war - bis auf ein paar Ausnahmen nicht mehr geben wird. An Bilder aus Skiregionen ohne Schnee wie im letzten Jahr, wird man sich in Zukunft wohl gewöhnen müssen.

Die Winter werden immer wärmer
Die Winter werden immer wärmer
© Michael Theusner www.mtwetter.de

Die Herbst- & Winterprognose 2023/24 der Langfristmodelle

Doch trotz der zwölf zu warmen Winter und siebenundzwanzig zu warmen Sommern in Folge - das Wetter kennt keine Statistik und Tiefdrucksysteme müssen nur an der richtigen Stelle zum Stehen kommen. Und dann - ja dann kann es wieder Winter geben und meridional verlaufende Wetterlagen können wesentlich dazu beisteuern. Doch Vorsicht - meridional bedeutet ein Verlaufsmuster, dass entweder von Nord nach Süd oder von Süd nach Nord verläuft. Letzteres hätte einen extrem warmen Winter zur Folge - das nur mal so am Rande erwähnt.

Kommen wir aber zum Langfristtrend der Langfristmodelle. Wie immer an dieser Stelle der Hinweis, dass Langfristprognosen einen Trend der Temperaturen und Niederschläge abbilden und keineswegs als Detailprognosen zu verstehen sind.

Langfristwetter nach dem Deutschen Wetterdienst

Das Jahreszeitenmodell des Deutschen Wetterdienstes (DWD) berechnet den Herbst (September bis November) mit einer Abweichung gegenüber dem langjährigen Mittelwert von 1961 und 1990 um +1,0 bis +2,0 Grad zu warm. Die Prognosegüte wird als wahrscheinlich eingestuft.

Für die ersten beiden Wintermonate Dezember und Januar wird über Baden-Württemberg und Bayern eine Abweichung von +2,0 bis +3,0 Grad in Aussicht gestellt. Weiter nach Norden zeigt sich mit +1,0 bis +2,0 Grad eine geringere Temperaturanomalie. Im Vergleich zum - wärmeren Mittelwert - von 1991 und 2020 liegt die Abweichung zwischen -0,2 bis +1,8 Grad. Die Niederschlagsprognose fällt im Dezember und Januar normal bis leicht zu nass aus.

Wettertrend nach dem Langfristmodell der NASA

Das Langfristmodell der NASA berechnet die Monate September, Oktober und November mit einer Abweichung von +1,5 bis +2,5 Grad zu warm.

Im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1991 und 2020 soll der Herbst mit einer Differenz von +1,0 bis +1,5 Grad ebenfalls zu warm ausfallen können. In der Niederschlagssimulation wird der September leicht zu nass und der Oktober und der November normal simuliert.

Für den ersten Wintermonat Dezember 2023 wird eine Abweichung der Temperatur gegenüber dem vieljährigen Mittelwert (61/90) von +1,5 bis +2,5 im zu warmen Bereich simuliert. Der Januar und der Februar 2024 wird mit einer Differenz von +1,5 bis +2,5 Grad gleichermaßen zu warm berechnet. Alle drei Wintermonate werden leicht zu nass simuliert.

Wetterprognose Herbst und Winter nach dem CFSv2 Modell

Der September soll nach dem CFSv2 Modell mit einer Temperaturanomalie von +2,0 bis +4,0 Grad gegenüber dem Klimamittelwert deutlich zu warm ausfallen können (91/20: +1,5 bis +3,5 Grad). Noch einen Obendrauf setzt mit einer Abweichung von +2,5 bis +4,5 Grad der Oktober (91/20: +2,1 bis +4,1 Grad), während der November mit einer moderaten Abweichung von +0,5 bis +1,5 Grad (-0,3 bis +0,7 Grad) schon für den ersten Schnee sorgen könnte. Die Niederschlagsleistung ist im September normal, im Oktober und November aber extrem trocken.

Die drei Wintermonate werden allesamt mit einer Anomalie von +2,0 bis +3,0 Grad extrem zu warm berechnet (91/20: +0,8 bis +1,8 Grad). Eine kühlere Phase wird nicht berücksichtigt.

Die Niederschlagsleistung ist von Dezember bis einschließlich Januar als unauffällig und für den Februar als deutlich zu nass zu bewerten.

Herbst und Winter nach dem europäischen Langfristmodell

Der September, Oktober und der November werden bei einer unauffälligen Niederschlagsbilanz mit einer Abweichung von +1,5 bis +2,5 Grad zu warm simuliert (91/20: +0,5 bis +1,3 Grad).

Der Winter wird sowohl im Dezember, als auch im Januar und Februar mit einer Abweichung von +1,5 bis +2,5 Grad zu warm berechnet (91/20: +0,3 bis +1,3 Grad). Die Niederschlagsbilanz ist über alle drei Wintermonate als zu nass zu bewerten.

Abweichungen der Temperaturen im Herbst und Winter gegenüber dem langjährigen Mittelwert von 1961 und 1990. In Klammer der Mittelwert von 1991 und 2020
Monat Tem­peratur Nieder­schlag
September 2023 +2,0 bis +4,0 Grad
(+1,5 bis +3,5 Grad)
Normal bis etwas zu trocken
Oktober 2023 +2,5 bis +4,5 Grad
(+2,1 bis +4,1 Grad)
Trend: Deutlich bis erheblich zu trocken
November 2023 +0,5 bis +1,5 Grad
(-0,3 bis +0,7 Grad)
Trend: Deutlich bis erheblich zu trocken
Dezember 2023 +2,0 bis +3,0 Grad
(+1,0 bis +2,0 Grad)
Trend: normal bis etwas zu nass
Januar 2024 +2,0 bis +3,0 Grad
(+0.6 bis +1,6 Grad)
Trend: normal bis etwas zu nass
Februar 2024 +2,0 bis +3,0 Grad
(+0,9 bis +1,9 Grad)
Trend: leicht bis mäßig zu nass
Diagramm der Temperaturentwicklung Herbst/Winter 2023/2024 vom 06.09.2023
Diagramm der Temperaturentwicklung Herbst/Winter 2023/2024 vom 06.09.2023

Auf den Punkt gebracht

Keines der Vorhersage-Modelle simuliert einen halbwegs normalen Winter, geschweige denn einen Kaltwinter. Vielmehr lässt der Wettertrend der Vorhersage-Modelle den Rückschluss auf einen erheblich zu warmen Winter zu, was in Zeiten der Klimaerhitzung auch nicht weiter verwunderlich ist.

Doch Vorsicht und Skepsis sind bei Langfristprognosen angebracht und sollte sich das meridionale Strömungsmuster im Winter behaupten können, so sind andere Überraschungen möglich. Schaun mer mal.

© Bild - Martin Bloch

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