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Wetterprognose: Welche Wetterlage stellt sich im Juli ein?

| M. Hoffmann
Sommerwetter, Hitze oder Unwetter im Juli

Hitze und die ersten Wüstentage des Jahres sind in den kommenden Stunden über Deutschland zu erwarten, doch von langer Dauer ist die Hitze nicht - Unwetter nahen und beenden vorläufig die Hitze. Wie aber sieht die Wetterentwicklung für den Juli aus - Hitze und Trockenheit, eine gewitterträchtige, oder eine niederschlagsreiche Wetterlage?

Ungewöhnlich heiß wird es über Deutschland. Temperaturen von bis zu +40 Grad werden von manchen Vorhersage-Modellen simuliert (Temperaturprognose), doch ob diese so eintreten, bleibt abzuwarten. Sollte aber die +40 Grad-Marke erreicht werden, so stellt das einen neuen Rekord dar. Der bisherige Temperaturrekord liegt bei +39,6 Grad und wurde am 30. Juni 2019 aufgestellt. Das ist also noch nicht so lange her, diese Temperaturentwicklung zeigt aber, dass die Extreme in immer kürzeren Zeitabschnitten Deutschland erreichen.

Extreme führen zu Unwettern

Im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert sind Temperaturen von bis +40 Grad um +8 bis +14 Grad zu warm, was nur noch einmal unterstreicht, wie ungewöhnlich die Hitzeblase vom Wochenende sein wird. Schaut man sich zudem die Niederschlagsentwicklung von März bis Juni an, so war das Wetter bislang erheblich bis extrem zu trocken und über vielen Regionen hat sich eine Dürre ausgebreitet. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter Juni.

Die Pattsituation - Schwül-warme und Gewitterträchtige Luftmassen aus südwestlichen Richtungen
Wetterprognose nach dem europäischen (li.) und dem amerikanischen (re.) Wettermodell: Die Pattsituation - Schwül-warme und Gewitterträchtige Luftmassen aus südwestlichen Richtungen © www.meteociel.fr

Dürre über Deutschland

Ursprünglich hatten wir einmal darüber geschrieben, dass eine Dürre im Sommer - aufgrund eines wenig stabilen Wettercharakters über Deutschland - so schnell nicht zu erwarten ist. Doch darin haben wir uns getäuscht, da die Prognose vom Frühjahr nicht mit berücksichtigt worden ist. Der Sommer verläuft bisweilen zu warm und durchwachsen - soweit so gut, doch der März und der Mai waren extrem trocken und der April etwas zu trocken. Da wiegt die Hitze im Juni nun doppelt schwer und auch im Mai hat es mit +33,7 Grad bereits die ersten Hitzetage gegeben. Und wenn man sich vorstellt, dass eine Buche - pro Hitzetag - ungefähr 500 Liter an Wasser benötigt, kann man sich vorstellen, in welchem Stress sich die Vegetation derzeit befindet.

Das Wetter im Juni war bislang ebenfalls erheblich zu trocken und das Niederschlagssoll konnte bis zum 17. Juni gerade einmal zu rund 29 Prozent erfüllt werden. Da gilt es noch einiges nachzuholen. Gelingt das aber nicht und der Juni fällt ebenfalls zu trocken aus, wird sich die Dürre weiter verschärfen und zu einem erheblichen Problem werden - vor allem auch dann, wenn der Juli ähnlich trocken verlaufen wird.

Eine über Deutschland verbreitet extreme bis außergewöhnliche Dürre
Dürremonitor: Eine über Deutschland verbreitet extreme bis außergewöhnliche Dürre © www.ufz.de

Kommt Regen?

Umso drängender die Frage nach dem Regen. Die Wetterlage stellt sich zum / nach Wochenende allmählich um und aus westlichen Richtungen gelangen kühlere Luftmassen nach Deutschland, was die Hitze zunächst einmal beendet. Wie so oft geht ein solch markantes Wetter mit Unwettern zu Ende und das bedeutet Starkregen. Der ist in diesen Situationen aber kontraproduktiv, da dieser auf dem harten Boden an der Oberfläche ungenutzt in die Bäche und Flüsse abfließt. Produktiver ist mehrtägiger Landregen, der in dieser Form aber in den Wetterprognose der Vorhersage-Modelle nicht zu erkennen ist. Vielmehr wird der unbeständige Wettercharakter in der letzten Juni-Dekade fortgesetzt, jedoch in Form von Schauern und Gewittern, die eben nicht überall auftreten und es so - bis Ende Juni – Regionen geben kann, die vom Regen gänzlich gemieden werden. Und ja, es gibt Regionen in Thüringen, Hessen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt, wo noch kein Niederschlag registriert werden konnte. Das kann man sich z.B. über dem Bayerischen Wald kaum vorstellen, denn dort wurde das Niederschlagssoll bereits übererfüllt.

Links die Regenprognose der Europäer rechts daneben die der Amerikaner: Unterschiedlicher kann die Niederschlagsprognose nicht sein, doch flächendeckender Niederschlag ist vorerst nicht zu erwarten
Links die Regenprognose der Europäer, rechts daneben die der Amerikaner: Unterschiedlicher kann die Niederschlagsprognose nicht sein, doch flächendeckender Niederschlag ist vorerst nicht zu erwarten © windy.com

Wie wird das Wetter im Juli?

Berechtigt auch die Frage, wie sich das Wetter bis in den Juli hinein entwickeln wird - aktuell gibt es drei Lösungsansätze.

Der Juli beginnt schwül-warm mit Schauern und Gewittern

In der ersten Variante passiert in der Entwicklung der Großwetterlage nur wenig. Ein Tief westlich von Europa wird von einem Hoch über dem östlichen Europa blockiert und läuft voll auf das Hoch auf.

Was folgt ist eine Pattsituation, bei der Deutschland, Österreich und die Schweiz im Einflussbereich einer gradientenschwachen Südwestwetterlage liegen. Gradientenschwach bedeutet in diesem Fall schwül-warmes und zu Schauern und Gewittern neigendes Wetter, das bis weit in die erste Juli-Dekade hinein das Wetter über Deutschland dominieren kann.

Die schwül-warme Südwestwetterlage mit Schauern und Gewittern
Wetterprognose nach ausgesuchten Kontrollläufen: Die schwül-warme Südwestwetterlage mit Schauern und Gewittern © www.meteociel.fr

Das Sommerhoch

In der zweiten Variante flacht das Tief westlich von Europa ab und wird von einem Hochdruckgebiet einverleibt und zu einem Höhentief umgewandelt. Das Tief bleibt quasistationär und da es sich westlich von Mitteleuropa befindet, reicht dessen Einfluss nicht mehr bis nach Deutschland.

Hitze möglich

Das Hoch intensiviert sich immer weiter und dehnt sich bis in den Juli hinein über ganz Europa aus. Das klassische Sommerhoch, was den Wettercharakter weiter stabilisiert. Die Schauer aus dem Juni lassen nach und im Juli sind dann trockene Hitze-Tage wieder möglich.

Sollte sich ein Hoch in der Form über Europa ausdehnen können, so handelt es sich um eine sehr stabile Variante, die zu den Klassikern im Juli gehört, wäre aber aus Sicht der negativen Niederschlagsentwicklung für die Vegetation und den Regionen, die jetzt schon unter Wassermangel leiden, wenig wünschenswert.

Eine hochsommerlich warme bis heiße Wetterlage
Wetterprognose nach ausgesuchten Kontrollläufen: Eine hochsommerlich warme bis heiße Wetterlage © www.meteociel.fr

Die gemäßigte Variante

Weder die Hochdruckgebiete noch die Tiefdrucksysteme werden das Wetter über Deutschland nachhaltig beeinflussen können und wechseln sich in schöner Regelmäßigkeit ab.

Das geschieht mal mit einer schwül-warmen bis heißen Vorderseitenanströmung, die durch kräftige Schauer und Gewitter mit regionalem Unwetterpotential auf- und von kühlerem Rückseitenwetter abgelöst wird. Nachfolgend dominiert ein Zwischenhoch, bevor die nächste Tiefdruckfront Deutschland erreicht.

Diese Variante ist zugleich auch jene, welche für den meisten Niederschlag sorgen kann, da in der Übergangsphase zwar nicht flächendeckender, aber länger andauernder Niederschlag möglich ist, der in den trockenen Boden auch einsickern kann.

In schöner Regelmäßigkeit wechseln sich bis Juli Hoch- und Tiefdrucksysteme ab - keine stabile Wetterentwicklung
Wetterprognose nach ausgesuchten Kontrollläufen: In schöner Regelmäßigkeit wechseln sich bis Juli Hoch- und Tiefdrucksysteme ab - keine stabile Wetterentwicklung © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Was für Wetter im Juli wahrscheinlich ist

Die letzte - die abwechslungsreiche - Variante hat für den Moment die höchste Eintreffwahrscheinlichkeit, das Wetter bis in den Juli hinein zu beeinflussen.

Geht es nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe, so sinkt das Temperaturniveau über Norddeutschland vom 20. Juli bis 3. Juli auf ein Niveau ab, was der Jahreszeit mit +20 bis +24 Grad entspricht. Weiter nach Süden zeigt sich vom 22. Juni bis 3. Juli eine gegenüber dem vieljährigen Mittelwert um +1 bis +2 Grad erhöhtes Temperaturniveau, das über dem Osten bis +3 Grad betragen kann. Eine Hitzewelle, oder weitere Wüstentage lassen sich in den Kontrollläufen vorerst nicht erkennen.

Betrachtet man die Niederschlagssignale, so sind diese in ausreichender Anzahl vorhanden, jedoch nicht sonderlich stark ausgeprägt, was für einen unbeständigen und zu Schauern und Gewitter neigenden Wettercharakter spricht, der sich nicht für flächendeckenden Niederschlag eignet.

Wetter im Juli nach dem Langfristmodell

Das Wetter im Juli 2022 soll nach der Wetterprognose des Langfristmodells gegenüber dem langjährigen Mittelwert von 1961 und 1990 nach wie vor um +1,0 bis +2,0 Grad zu warm ausfallen können. Im Vergleich zur - wärmeren - Periode von 1991 und 2020 soll die Abweichung mit -0,4 bis +0,6 Grad im normalen Bereich liegen. Tendenziell wird der Norden von Deutschland kühler, als der Süden simuliert.

In der Niederschlagsprognose zeichnet sich über dem Norden eine normale Niederschlagsausbeute ab. Etwa südlich der Linie von Münster und Berlin ist der Niederschlagstrend deutlich zu trocken.

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