Wetterprognose: Herbststurm mit optionalem Altweibersommer
Der Herbst hat über Deutschland Einzug gehalten und wird das Wetter noch bis in den Oktober dominieren können. Doch auf dem Atlantik beginnt bereits ein Umstellungsprozess, was die Entwicklung der Großwetterlage im Oktober nachhaltig beeinflussen kann.
Vollherbst. Starke Bewölkung, zeitweilige Niederschläge, ein böiger Wind und Temperaturen im mancherorts einstelligen Bereich - der Herbst ist über Deutschland angekommen und plant Anfang Oktober einen weiteren Vorstoß.
Sturm und Regen im Oktober
In den kommenden Tagen ist insbesondere über dem Norden und Süden mit nennenswertem Niederschlag zu rechnen, während sich über der Mitte häufiger die Sonne für ein paar Stunden zeigen kann. Am Freitag zieht der Trog ab und ermöglicht bei einem Wechselspiel aus Sonne und Wolken einen weitgehend trockenen Tag.
Im Zeitraum vom 1. bis 3. Oktober verlagert sich der Ausläufer eines Sturmtiefs bei Island in Richtung Skandinavien und drückt in diesem Prozess einen Keil des Azorenhochs nach Süden. Die Gradienten verdichten sich zueinander und führen über Deutschland zu lebhaften Windbewegungen aus westlichen Richtungen, was über exponierten Lagen und den Küstenregionen von Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern zu stürmischen Windböen führen kann. Vorwiegend über den Küstenregionen sind schwere Sturmböen nicht auszuschließen. Der Wind treibt weitere Niederschlagsfelder über Deutschland hinweg, die nennenswert und regional kräftiger ausfallen können. Am Sonntag und Montag bietet sich zwischen den Schauern die Gelegenheit für sonnige Momente. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter Oktober.
Die Regenprognose
Kräftige Schauer ziehen über dem Süden und den Küstenregionen hinweg und können bis Donnerstag zu nennenswerten Niederschlagssummen von bis 15 bis 20 und örtlich bis 25 l/m² sorgen. Weitaus weniger Niederschlag ist mit 0 bis 8 l/m² über der Mitte zu erwarten.
Am Wochenende folgen zwei weitere Niederschlagsfelder nach und sorgen über der Mitte, den Küsten und am Alpenrand für weitere - teils kräftige und ergiebige - Niederschläge. Die Niederschlagssummen werden im Bereich von 20 bis 40 l/m² und örtlich bis 50 l/m² berechnet. Weniger Regen ist über dem Nordosten, sowie über den sog. Lee-Gebieten (regenabgewandte Seite) zu erwarten.
Nach dem Herbststurm der Altweibersommer?
Das Muster, in welche Richtung sich die Großwetterlage in der ersten Oktober-Dekade wird entwickeln können, bestätigt sich heute.
Ausbruch polarer Luftmassen
Ein Teilsystem des Polarwirbels über Kanada, was mithilfe seiner Drehbewegung kalte Luftmassen aus nördlichen Richtungen über das östliche Kanada in Richtung Neufundland und von dort aus auf den warmen Atlantik führt. In diesem Prozess entstehen kräftige Tiefdrucksysteme, welche bspw. die Amerikaner mit einem Kerndruck von bis 960 hPa berechnen. Auffällig dabei ist, dass die Tiefdruckgebiete eng geclustert sind und das hat Konsequenzen für das Wetter über Deutschland, der Schweiz und Österreich.
Hochdruckaufbau Mitteleuropa
Alle drei Vorhersage-Modelle berechnen in ihrer Wetterprognose die Dynamik der atlantische Frontalzone derart kräftig, dass für ein Hoch auf dem Atlantik kein Spielraum mehr bleibt. Das Hoch muss sich damit nach Europa verlagern und seine Blockadeposition auf dem Atlantik aufgeben. Damit endet auch die meridionale Nord-Süd-Strömung und da sich das Hoch nach Europa verlagert, folgt eine meridionale Süd-Nord-Strömung. Es wird wärmer.
Warme Luft aus südlichen Richtungen
Die Niederschlagneigung lässt von 3. bis 6. Oktober nach und bei schwachen Winden scheint häufiger die Sonne. Die Temperaturen erreichen am Tage +16 bis +21 Grad und passen die Bedingungen, sind örtlich bis +23 Grad möglich. In den - meist klaren Nächten - sinken die Werte auf +7 bis +13 Grad ab, was die Ausbreitung von nächtlichen Nebelfeldern begünstigt.
Ein goldener Oktober?
Nein, soweit ist die Wetterentwicklung (noch) nicht, als diese nach dem 4. Oktober als stabil bewertet werden kann. Aber ja, ein nachhaltig agierendes Hochdrucksystem ist möglich. Doch wollen wir heute einmal auf eine andere Wetterentwicklung schauen.
These: Die Zonalisierung - Westwetterlage
Auffällig ist, dass der Zustrom der kalten Luftmassen über dem östlichen Kanada erhalten bleibt und so lange das der Fall ist, wird sich die atlantische Frontalzone weiter verstärken können. Aus kleinen Clustern werden kräftige und weitreichende Tiefdrucksysteme, die nur darauf warten, dass das Hoch über Europa seine Blockadehaltung aufgibt und den Weg nach Osten frei macht. Und schaut man sich die obenstehenden Wetterkarten nochmals genauer an, so zeigt sich das Hoch nicht gerade in einem Zustand der Nachhaltigkeit.
Das sind die Zutaten, die es für eine Zonalisierung braucht und würde man die Zeit um 8 Jahre zurückdrehen, so wäre eine Westwetterlage mit Wind, Regen und Sturm eine ausgemachte Sache. Doch hat sich in den letzten Jahren - und verstärkt seit 2018 - häufiger eine meridionale Grundströmung durchsetzen können und die über Jahrzehnte hinweg dominante Westwetterlage mehr und mehr zu einer Randerscheinung werden lassen (Mehr dazu: Klimaerhitzung: Mehr Hitze und Trockenheit aufgrund eines schwachen Golfstromes und meridionalen Großwetterlagen?). Vor diesem Hintergrund sind Andeutungen einer Westwetterlage immer mit einem gesunden Maß an Skepsis zu bewerten.
Doch was zum aktuellen Stand aufhorchen lässt, ist der Kaltluftausbruch über dem östlichen Kanada und ein Azorenhoch, das noch genügend Energie besitzt, um ein Austrogen der Tiefdrucksysteme nach Süden etwas entgegensetzen kann. Infolge daraus verdichten sich die Gradienten der Systeme zueinander und zwischen den Fronten entstehen sog. Schnellläufersysteme und Randtiefentwicklungen. Das ist typisch für den Herbst und sollte der Hochdruckkeil über Mitteleuropa dem nichts entgegensetzen können, ist es nur eine Frage der Zeit, bis die atlantische Frontalzone nach Skandinavien durchrauscht. Da die Tiefdruckdynamik bei Island gut strukturiert ist, wird es an Nachschub nicht mangeln, was in der zweiten Oktober-Dekade zu einer nachhaltig agierenden Tiefdruckrinne auf dem Atlantik führen kann. Auf diese Art und Weise hat die Westwetterlage echte Chancen, einen weiteren herbstlichen anmutenden Wettercharakter über Deutschland, Österreich und der Schweiz zu etablieren und einen Altweibersommer oder goldenen Oktober zu einer vorüberziehenden Erscheinung machen.
Auf den Punkt gebracht: Herbst, Altweibersommer, Westwetterlage?
Das Muster ist klar gesetzt und wurde in den letzten 96 Stunden immer wieder bestätigt. Anfang Oktober erfolgt ein weiterer Vorstoß eines Troges, der nachfolgend jedoch von einem Hoch abgelöst wird. Aus einer Nord-Süd- wird eine Süd-Nord-Strömung.
Ansteigendes Temperaturniveau
Der Mittelwert aller Kontrollläufe berechnet vom 28. September bis 3. Oktober ein Temperaturniveau, das im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert um -1 bis -4 Grad zu kalt ausfallen kann. Vom 4. bis 14. Oktober zeigt sich ein rasch ansteigenden Niveau der Temperaturen, was über dem Süden, Westen und Osten zu einem Überschuss von +1 bis +2 Grad und im Trend von bis +3 Grad führen kann. Frischer bleibt es mit einem maritimen Einfluss über dem Norden.
Nachlassende Niederschlagsleistung
Im Zeitraum vom 28. September und 3. Oktober bestätigen die Kontrollläufe die obenstehende Niederschlagsprognose. Vom 4. bis 10. Oktober aber zeigen sich über dem Süden, Osten und Westen so gut wie keine Niederschlagssignale mehr, während über dem Norden die Neigung zu Schauern erhöht bleibt. Hochdruckdominanz ja, aber nicht allumfassend.
Und die Westwetterlage?
Ist eine These, die es gilt, in den kommenden Tagen weiter zu beobachten. Für den Moment wird der NAO-Index leicht negativ berechnet, der jedoch mit einer gut strukturierten Zonalisierung positiv besetzt sein müsste. Zudem fehlen die Niederschlagssignale. Abwarten - für den Moment jedenfalls lassen sich aus den Kontrollläufen keine Rückschlüsse auf eine Westwetterlage ableiten!
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
4. Oktober | +11 bis +20 Grad |
+14 bis +16 Grad |
8. Oktober | +11 bis +23 Grad |
+14 bis +16 Grad |
13. Oktober | +10 bis +20 Grad |
+13 bis +15 Grad |
Die Herbst- und Winterprognose des Langfristmodells
Kaum Veränderungen. Der Oktober wird mit einer Differenz gegenüber dem Klimamittelwert von 1961 und 1990 von +1 bis +2 Grad weiterhin zu warm berechnet (91/20: +0,6 bis +1,6 Grad). Der November, der Januar und der Februar können im Vergleich zum Klimamittelwert von 1961 und 1990 mit einer Differenz von +2 bis +3 Grad erheblich zu warm ausfallen.
Gemäßigter wird mit einer Differenz von +0,0 bis +2,0 Grad der Dezember simuliert.
Am Ende kann der Herbst um +1 bis +2 Grad (91/20: +0,5 bis +1,5 Grad) zu warm ausfallen. Der Winter weist mit einer Abweichung von +1 bis +3 Grad (91/20: -0,2 bis +1,8 Grad) einen zu warmen Trend aus.
Tendenziell leicht zu nass wird der November, der Dezember und der Januar simuliert, während der Oktober und der Februar etwas zu trocken bilanziert werden.