Wettervorhersage: Wie wahrscheinlich ist ein Sturm oder Orkan über Deutschland?
Die Wetterdynamik auf dem Atlantik nimmt in der kommenden Woche zu und sorgt über Deutschland zum Ende der Woche für stürmische Winde. Ist das der Auftakt zu einer Sturmtiefserie und welche Rolle spielt dabei der Spätwinter?
Sonnenschein ist am Wochenende über weite Teile von Deutschland zu erwarten und mit Niederschlag ist erst einmal nicht zu rechnen. Die Temperaturen erreichen heute +2 bis +6 Grad und örtlich bis +8 Grad. Am Sonntag können nach einer frostigen Nacht +5 bis +10 Grad und über dem Südwesten bis +14 Grad möglich sein. Zum Auftakt in die neue Woche nimmt die Bewölkung zu und der Wettercharakter wird unbeständiger.
Schwere Sturmböen möglich
Zum Ende der Woche intensiviert sich der Wind und kann am Donnerstag und Freitag stark böig bis stürmisch auffrischen. Über exponierten Lagen sind schwere Sturmböen und über den Küstenregionen orkanartige Winde nicht auszuschließen (Windprognose). Die Temperaturen bleiben mit +8 bis +12 Grad auf einem für die Jahreszeit viel zu hohen Niveau. Mehr dazu in der Wetterprognose zum Wetter Februar.
Wetterprognose des europäischen Wettermodells: Schnellläufer und Randtiefentwicklungen
Eine Westwetterlage macht in ihrer Entwicklung zumeist drei Stufen durch. Erst die Zonalisierungsphase, bei der die Nachhaltigkeit einer Westwetterlage noch schwer zu erkennen ist. Nachfolgend die Sturm- und Drangphase, bei der klar ist, dass die Zonalisierung zwischen 7 und 14 Tage anhalten wird. Der Höhepunkt der Zonalisierung wird aber erst dann erreicht, wenn die Tiefdruckrinne auf dem Atlantik initialisiert ist und es zwischen Neufundland, Island und Skandinavien zu einer - meist geradlinigen - Verdichtung der Gradienten kommt. Dann ist die Zeit der unwetterartigen Starkwindereignisse in Form von Randtiefentwicklungen und Schnellläufersystemen gekommen.
Geradliniger Verlauf der Tiefdruckrinne
Dass die kommende Großwetterlage westlich dominiert sein wird, hat sich in den letzten sieben Tagen schon feststellen lassen. Unklar war, ob diese auch nachhaltig sein wird. Aber auch das ist in der Zwischenzeit weitgehend geklärt. Schaut man sich die Wetterprognose des europäischen Wettermodells an, so etabliert sich die atlantische Frontalzone im Zeitraum vom 16. bis 20. Februar über Skandinavien und der Barentssee und baut eine gut funktionierende Tiefdruckrinne in Richtung Neufundland auf.
Simuliert werden Spitzenböen, die - im gesamten Zeitraum vom 16. bis 21. Februar - im Bereich von 50 bis 80 km/h und über exponierten Lagen und den Küsten bis 140 km/h betragen können. Diese Daten sind - zum aktuellen Stand - noch mit großer Vorsicht zu genießen, doch zeigen diese hervorragend das Potential, was in der kommenden Großwetterlage steckt.
Das Ende der Zonalisierung
Wie häufig zu beobachten, folgt nach dem Höhepunkt der Zonalisierung eine andere Wetterlage nach. Nach dem Wettertrend der Europäer gelingt es dem Hoch, sich zum Beginn der letzten Februar-Dekade nach Norden aufzustellen und die Tiefdruckrinne zu stören. Die Westwetterlage könnte auf diese Art und Weise rasch von einer meridional dominierten Grundströmung (Nord-Süd, Süd-Nord) abgelöst werden. Ob warmes, mildes oder nasskaltes Wetter mit spätwinterlichen Ambitionen daraus hervorgeht, hängt davon ab, wie sich das Hoch positionieren kann. Nach der Wetterprognose Europäer folgt eine zunächst nasskalte Witterung nach, bei der sich die Temperaturen auf +4 bis +8 Grad einpendeln können.
Wettertrend nach dem amerikanischen Wettermodell: Eine Sturmtiefserie mit fulminantem Finale
Die Wetterprognose der Amerikaner unterscheidet sich nur wenig von der des europäischen Prognosemodells. Kalte Luft strömt über dem östlichen Kanada nach Süden auf den warmen
Atlantik und entfesselt so die Frontalzone.
Zwischen Sturm und Orkan
Die Tiefdruckmaschinerie wird auf dem Atlantik in Gang gesetzt und erreicht mit ihrem ersten Cluster zum 16. Februar Skandinavien. Dort angekommen, wird auf dem Atlantik eine Tiefdruckrinne initialisiert, die - wie an einer Schnur gezogen - von Neufundland nach Skandinavien weitere Tiefdrucksysteme ziehen lässt.
Wie bereits weiter oben erwähnt, fördert das die Entwicklung von Randtiefentwicklungen und Schnellläufersystemen und so ist auch nach dieser Wetterprognose im Zeitraum vom 16. bis 21. Februar mit einer ganzen Sturmtiefserie zu rechnen, bei der Extremwindereignisse in Betracht gezogen werden müssen.
Simuliert werden von den Amerikanern Spitzenwindgeschwindigkeiten von 60 bis 80 km/h und phasenweise von bis zu 150 km/h berechnet. Auch hier gilt der Hinweis: Diese Daten sind - zum aktuellen Stand - noch mit großer Vorsicht zu genießen, doch zeigen diese ausgezeichnet das Potential, dass in der kommenden Großwetterlage steckt.
Was folgt dem Sturm nach?
Auch im Wettertrend der Amerikaner keilt das Azorenhoch zum 22. Februar nach Norden auf und lässt sich relativ zügig nach Osten abdrängen. Die Tiefdruckrinne auf dem Atlantik lässt sich nur bedingt dadurch beeindrucken und läuft voll auf die Hochdruckzone auf, was zu einer milden bis warmen Südwestwetterlage führt, bei der ein Spätwinter keine Chancen hat. Warum? Das zeigt der Blick auf die Temperaturprognose, die nach dem amerikanischen Prognosemodell im Bereich von +6 bis +12 Grad und örtlich bis +14 Grad schwanken kann.
Auf den Punkt gebracht: Ein heftiger Sturm über Deutschland?
Die Wetterprognose der Vorhersage-Modelle berechnet seit einigen Tagen ein erhöhtes Potential für eine Sturmwetterlage über Deutschland. Daran hat sich heute nichts verändert. Eher das Gegenteil ist mit möglichen Randtiefentwicklungen und Schnellläufersystemen der Fall.
Die Wahrscheinlichkeiten eines Starkwindereignisses liegt nach den Kontrollläufen über dem Norden zwischen 80 und 100 Prozent und über dem Süden zwischen 40 und 70 und über den exponierten und höheren Lagen zwischen 60 und 90 Prozent. Das hat sich in den letzten 24 Stunden nochmals deutlich in Richtung Sturmereignis verschoben.
Im Mittelwert aller Kontrollläufe erkennt man zudem - sehr deutlich - die dicht gedrängten Gradienten im Zeitraum vom 17. bis 21. Februar. Was noch ersichtlich ist, ist die Verlagerung des Hochdrucksystems in einer abflachenden Achse auf den Atlantik, was sich von den Azoren bis über die Mittelmeerregion erstreckt. Ein Paradebeispiel für die Entwicklung von Schnellläufersystemen. Anders formuliert steht Deutschland in Sachen Wetter wohl eine turbulente und aufregende Zeit bevor.
Was nicht so schnell bevorsteht, ist der Spätwinter. Auch das zeigen die Kontrollläufe sehr eindringlich. Der Mittelwert der Temperaturen schwankt in 1.400 Meter Höhe im Zeitraum vom 12. bis 18. Februar zwischen +4 bis -2 Grad und sinkt nachfolgend auf +0 bis -4 Grad ab. Für einen Flachlandwinter werden in der zweiten Februar-Hälfte Höhenwerte von -8 bis -10 Grad und für den Winter in den mittleren Lagen zwischen -5 und -8 Grad benötigt. Klar ist aber auch, dass das nur eine Momentaufnahme darstellt. Keilt bspw. das Hoch nach der Starkwindphase auf dem Atlantik nach Norden auf, so gelangen Deutschland, Österreich und die Schweiz in eine meridionale Nord-Süd-Strömung und dann sieht das in Sachen Spätwinter wieder ganz anders aus. Zusammenfassend: Erst der Sturm, dann sieht man weiter.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
18. Februar | +4 bis +12 Grad |
+7 bis +9 Grad |
22. Februar | +1 bis +11 Grad |
+6 bis +8 Grad |
27. Februar | +0 bis +12 Grad |
+6 bis +8 Grad |
Kurzer Nachtrag von heute Nachmittag
Die Wetterprognose der Amerikaner schwächt das Starkwindband heute Nachmittag etwas ab, doch bleibt der Wettertrend nach wie vor auf Sturmkurs.
Nächste Aktualisierung
- 20:15 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle
Update der Wetterprognose von 20:15 Uhr
Der Wettertrend der Amerikaner hat es heute Nachmittag schon angedeutet und heute Abend weiter konkretisiert. Die Starkwindphase kommt, jedoch mit abschwächenden Signalen, was unwetterartige Extremwindereignisse unter bestimmten Voraussetzungen verhindern kann.
Die Sturmtiefserie
Beginnend mit dem 16. Februar nimmt die Tiefdruckaktivität der atlantische Frontalzone über Deutschland zu und wird für die ersten stürmischen Windböen sorgen können. Vom 17. bis 19. Februar entwickelt sich der Sturm weiter und kann auch über tieferen Lagen für stürmische Windböen sorgen. Über exponierten Lagen und den Küsten sind nach wie vor schwere Sturmböen möglich und orkanartige Windböen nicht auszuschließen. Auch die Entstehung von sogenannten Randtiefentwicklungen und Schnellläufersystemen hat weiterhin Relevanz (Windprognose).
Hohe Wellenbewegung entlang der Polarfront
Das Potential von Starkwindereignissen nimmt zum Beginn der letzten Februar-Dekade ab. Auslöser hierfür ist das Azorenhoch, das sich immer wieder nach Norden aufwölbt und entlang der Polarfront eine Wellenbewegung provoziert. Der stringente Verlauf der Zonalisierung ist nicht mehr möglich und es kommt bis zum 27. Februar zu einer abwechslungsreichen Wetterlage, bei der sich das Hoch und die Tiefdrucksysteme der atlantische Frontalzone die Klinke in die Hand
geben können. Nur der Spätwinter, der spielt bei dieser Entwicklung eine untergeordnete Rolle.
Sturm oder Orkan?
Auch wenn die Amerikaner die extreme Variante etwas abgeschwächt hat, so bleibt der Mittelwert aller Kontrollläufe voll auf Sturmkurs, bei der das Potential von unwetterartigen Starkwindereignissen weiterhin auf einem sehr hohen Niveau bleibt und das Wetter bis zum 22. Februar über Deutschland beeinflussen kann. Im Übrigen sieht es die Wetterprognose der Europäer von heute Abend genauso. Keine Entwarnung in Sachen Extremwetter.
Der Spätwinter - in Stratosphärenhöhe kommt Bewegung ins Spiel
Was sich nach dem Höhepunkt der Sturmtiefserie für eine Großwetterlage einstellen kann, bleibt abzuwarten. Erst der Sturm, dann sieht man weiter.
Betrachtet man die Randfaktoren des NAO- und AO-Index-Wertes, so werden beide bis auf Weiteres positiv bewertet. Das hat eine höhere Wahrscheinlichkeit einer westlich dominierten Großwetterlage zur Folge, bei der der Polarwirbel eine grundsätzlich stabile Figur macht.
Betrachtet man den Stratosphärenwirbel, so haben sich in den Berechnungen der letzten Tage immer wieder Anzeichen eines kräftigen Minor-Warmings gezeigt. Ein Minor-Warming allein ist nicht wetterwirksam, dazu bedarf es eines Major-Warmings, was im Ausklang des Winters häufiger vorkommt und mit einem Final-Warming - meist im April - endet. Nachfolgend ist der winterliche Polarwirbel Geschichte. Schaut man sich die aktuellen Simulationen an, so wird ab dem 26. Februar immer wieder ein Minor-Warming mit Ansatz zu einem Major-Warming angedeutet, das etwa 4 bis 8 Tage später Auswirkungen auf die unteren Luftschichten - und damit auf die Stabilität des Polarwirbels - haben kann. Das bleibt in den kommenden Tagen zu beobachten und kann für den Spätwinter noch ein entscheidendes Signal sein.