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Wetter Winter 2022: Wind, Sturm und Regen - kommt die Westwetterlage mit voller Wucht?

| M. Hoffmann
Wildes, stürmisches und mildes Wetter?  ©Martin Bloch

Der Winter macht sich mit Schneeschauern und Graupelgewittern Anfang Februar bemerkbar. Auf dem Atlantik aber braut sich etwas zusammen, was für den Winter nicht gut ausgehen kann.

Stürmisches und teils turbulentes Wetter kündigt sich in den kommenden Tagen an und beendet den ruhigen Wettercharakter. Der Sturm führt in Etappen kältere Luftmassen nach Süden, die zwischen dem 31. Januar und dem 1. Februar Deutschland erreichen. Da es sich primär um Höhenkälte handelt, ist mit einer labilen Luftschichtung zu rechnen, was das Potential von unwetterartigen Wettererscheinungen erhöht. Grundsätzlich gilt es bei aktiv-dynamischen Wetterentwicklungen die Details abzuwarten, da die Lage des Sturmtiefs von entscheidender Bedeutung ist.

Sturm und orkanartige Windböen, gefolgt von Schneefall und Graupelgewitter

Die Dynamik auf dem Atlantik nimmt zu und erreicht bereits am Freitag und Samstag mit einem ersten Sturmfeld Deutschland, das über exponierten Lagen und den Küsten zu schweren Sturmböen führen kann. Orkanartige Winde sind über den höheren Lagen nicht auszuschließen. Das zweite Sturmfeld erreicht Deutschland am Montag und zieht über dem Nordosten von Deutschland nach Südosten ab. Dieser Prozess leitet eine Nordströmung ein, die kühlere Luftmassen nach Deutschland führt und die zahlreichen - kräftigen - Schauer bis auf tiefere Lagen als Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer niedergehen lassen kann. Kurze Graupelgewitter sind bei dieser aktiv-dynamischen Wetterlage nicht auszuschließen. Oberhalb etwa 400 bis 600 Meter kann die Witterung winterlich werden, darunter bleibt es nasskalt. Eine weiße Überraschung ist über den tieferen Lagen Süddeutschlands dennoch nicht auszuschließen. Mehr dazu in der Wetterprognose zum Wetter Februar 2022.

Erst ein Sturm mit einem erhöhten Potential von unwetterartigen Starkwindereignissen, nachfolgend nasskaltes Februar-Wetter
Wetterprognose des europäischen Prognosemodells: Erst ein Sturm mit einem erhöhten Potential von unwetterartigen Starkwindereignissen, nachfolgend nasskaltes Februar-Wetter © www.meteociel.fr

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Wetterprognose des europäischen Wettermodells: in Zeitlupe zur Westwetterlage

Man kann auf den obenstehenden Wetterkarten gut erkennen, wie die Grundströmung zunächst meridionalisiert und im weiteren Verlauf mit einer Nordwestwetterlage die Zonalisierung auf sich aufmerksam macht.

Das Kippmuster

Im Gegensatz zu gestern, gelingt es dem Hoch über Europa nicht mehr nach Norden aufzukeilen und über Skandinavien eine Hochdruckverbindung zum Kontinentalhoch aufzubauen. Stattdessen wird das Hoch im aktuellen Wettertrend des europäischen Wettermodells südlicher berechnet und gewährt der atlantische Frontalzone somit einen größeren Spielraum.

Die Zonalisierungsphase

Im Zeitraum vom 3. bis 5. Februar zentralisiert sich die atlantische Frontalzone bei Island (positiver NAO-Index) und führt über dem östlichen Kanada kalte Luftmassen nach Süden in Richtung Neufundland. Damit fällt ein weiter Baustein, der für die Westwetterlage spricht. In Folge daraus kippt die Nordwestwetterlage in eine zonal verlaufende Grundstruktur.

Windiges, mildes und abwechslungsreiches Wetter

Die Winddynamik nimmt Anfang Februar zu und kann über Deutschland, Österreich und der Schweiz erneut zu Starkwindereignissen führen. Der Wind führt zudem milde Atlantikluft nach Mitteleuropa, was über Deutschland Temperaturen von +4 bis +8 Grad und mit Sonnenschein bis +10 Grad zur Folge hat. Zwischendurch sind Schauer zu erwarten, die im Schwerpunkt über Norddeutschland in Erscheinung treten können, während über dem Süden ein Hochdrucksystem das Wetter dominieren kann.

Von Nordwest auf West und der Winter schaut in die Röhre
Wetterprognose des europäischen Prognosemodells: Von Nordwest auf West und der Winter schaut in die Röhre © www.meteociel.fr

Wettertrend nach dem amerikanischen Wettermodell: Zonalisierungsphase mit Starkwindereignissen

Vor zwei Tagen haben wir noch darüber geschrieben, dass die Zonalisierung Anfang Februar zwar ins Stocken gerät und möglicherweise zu einem Strohfeuer verkommt, doch vom Tisch ist diese nicht, was sich anhand des positiven NAO-Index ableiten ließ.

Der brachiale Durchbruch

Ein Baustein des möglichen Winterwetters lag zudem in einem Blockadehoch auf dem Atlantik. Kommt es zu diesem Hoch, hat der Winter eine Chance. Flacht das Hoch ab, wird Bühne für die Westwetterlage frei gemacht, die nach einer 22-monatigen Abstinenz mit allen Mitteln seine Zuschauer über Europa begeistern möchte. Wobei sich mit einem erhöhten Potential von Starkwindereignissen, Regen und für die Jahreszeit zu hohen Temperaturen von +6 bis +12 Grad die Begeisterung vieler wohl in Grenzen hält. Dennoch ist der Niederschlag willkommen und wird weiterhin dringend benötigt (Mehr dazu im Wettertrend Frühling und Sommer 2022).

Die atlantische Frontalzone kann nach dem Wettertrend des amerikanischen Prognosemodells im Zeitraum vom 3. bis 11. Februar uneingeschränkt wirken. Erfahrungsgemäß hält sich eine Westwetterlage zwischen 7 und 14 Tage und erst im Anschluss lässt sich wieder über andere Großwetterlagen diskutieren. Rechnet man das Hoch, so wäre der Winter in der ersten Februar-Dekade bis möglicherweise Mitte Februar komplett auf das Abstellgleis gestellt und ja, Mitte Februar ist der Sonnenstand mittlerweile so hoch, dass es ganze besondere Wetterlagen bedarf, um den Winter nach Deutschland zu führen.

Das Blockadehoch auf dem Atlantik fehlt (li.), das Hoch flacht ab (Mi.) und die atlantische Frontalzone dominiert mit einer Westwetterlage das Wetter über Deutschland (re.)
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Die Hochdruckzone verläuft östlicher und minimiert die winterlichen Aussichten über Deutschland erheblich © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Wetterwechsel

Das Resümee von gestern kann heute so stehen bleiben. Es zeichnet sich mit dem Donnerstag beginnend ein markanter Wetterwechsel ab, der in der Übergangsphase ab den mittleren Lagen zu einem kurzen winterlichen Spektakel führen kann. Nachfolgend wird die Zonalisierung mit einer nordwestlichen Ausprägung eine sehr wahrscheinliche Wetterentwicklung sein.

Die Kontrollläufe berücksichtigen im Zeitraum vom 4. bis 11. Februar noch winterliche Varianten. Diese hängen maßgeblich davon ab, wie sich der Sturm Anfang Februar entwickeln und zu welchen Turbulenzen das in der Wetterentwicklung noch führen kann (Stichwort Downstream Development). Das sind die Möglichkeiten für den Winter, es geht bei uns aber um Wahrscheinlichkeiten und da zeichnet sich eine klare Milderung ab.

In 1.400 Meter Höhe werden vom 3. bis 11. Februar Temperaturen von +0 bis -3 Grad berechnet. Zum Vergleich sind für einen Flachlandwinter Mitte Februar Höhenwerte von -7 bis -9 Grad notwendig. Ab den mittleren Lagen reichen -5 bis -7 Grad aus. Das zeigt deutlich, dass der Winter erst oberhalb etwa 800 bis 1.000 Meter zur Geltung kommen kann. Wie wir immer gerne zu sagen pflegen, Mild gewinnt nicht immer, in Zeiten der Klimaerhitzung aber zunehmend häufiger. Und noch ein Hinweis für alle Freunde des Frühlings - sollte die Zonalisierung von Nordwest auf Südwest kippen, dann wären Mitte Februar Tageshöchstwerte von bis +15 Grad zu diskutieren. Eigentlich aber sollten die Werte sich im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 Mitte Februar im Bereich von -2 bis +5 Grad bewegen und das unterstreicht noch einmal, wie ungewöhnlich mild diese Wetterentwicklung ist.

Sehr starke Signale für eine Westwetterlage und gegen einen nachhaltigen Wintereinbruch
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Sehr starke Signale für eine Westwetterlage und gegen einen nachhaltigen Wintereinbruch
© www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Kontrollläufe
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
1. Februar -3 bis
+11 Grad
+2 bis
+5 Grad
5. Februar -2 bis
+10 Grad
+3 bis
+6 Grad
10. Februar +0 bis
+12 Grad
+4 bis
+6 Grad
Diagramm Temperaturen Februar 2022
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Februar 2022 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Kurzer Nachtrag von heute Nachmittag

Das amerikanische Prognosemodell favorisiert heute Nachmittag weiterhin eine zonal geprägte Großwetterlage. Die Achsausrichtung kippt jedoch auf Nordwest, was die frühlingshaft milden Optionen erst einmal wenig relevant und den Winter ab den mittleren Lagen optional macht.

Kein Winter im Flachland - allenfalls eine nasskalte Nordwestwetterlage mit winterlichen Möglichkeiten ab den mittleren Lagen
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell von heute Nachmittag: Kein Winter im Flachland - allenfalls eine nasskalte Nordwestwetterlage mit winterlichen Möglichkeiten ab den mittleren Lagen
© www.meteociel.fr

Nächste Aktualisierung

  • 20:15 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle

Update der Wetterprognose von 20:05 Uhr

Die Wetterprognose der Amerikaner hat heute Abend gute und schlechte Neuigkeiten. Für alle Freunde des Winterwetters stehen schwere Zeiten bevor. Freunde des turbulenten Wetters können sich hingegen auf eine stürmische und abwechslungsreiche Zeit freuen.

Die atlantische Frontalzone mit voller Wucht

Im Tagesverlauf ist der Wettertrend des amerikanischen Prognosemodells nicht von seiner Zonalisierungslinie abgewichen. Bereits zum 3. Februar greift die atlantische Frontalzone auf Europa über und drückt ein Hochdrucksystem nach Süden weg, das ich bis zum 5. Februar zwischen die Azoren, Portugal und Spanien verlagert. Die Tiefdruckdynamik setzt sich in der Zwischenzeit im Bereich vom europäischen Nordmeer und Skandinavien fest. Die südlichen Gradienten des Tiefdrucksystems beeinflussen das Wetter über Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Wind- und Niederschlagsaktivität nimmt zu und kann insbesondere über Norddeutschland für Abwechslung und stürmische Windböen sorgen.

Nach Süden bleibt abzuwarten, ob sich ein Hochdruckkeil des Azorenhochs durchsetzen kann. In Kombination der beiden Wettersysteme werden aus westlichen Richtungen milde Luftmassen nach Deutschland geführt, was die Temperaturen auf +5 bis +10 Grad ansteigen lassen kann. Nach und nach kippt die Tiefdruckrinne nach der Wettervorhersage der Amerikaner nach Südwesten ab, was über Deutschland zu einer Südwestwetterlage führen kann. Zum Beginn der zweiten Februar-Dekade wären in diesem Fall Temperaturen von +8 bis +12 Grad zu erwarten und sollte der Sonnenschein eine Rolle spielen, so wären Temperaturen von bis +14 Grad zu diskutieren.

Wildes und mildes Wetter, dass dem Winter keine Chance lässt
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Wildes und mildes Wetter, das dem Winter keine Chance lässt
© www.meteociel.fr

Warum die Zonalisierung?

Wir sind heute des Öfteren gefragt worden, warum denn nun alles scheinbar plötzlich auf die Westwetterlage gekippt ist. Das war nicht plötzlich, sondern es liegt an dem viel zitierten Baustein des Blockadehochs auf dem Atlantik, was so nach der Wetterprognose der Amerikaner nicht kommen wird. Und da dieses nicht existent ist, rauscht die Frontalzone durch.

Es gibt aber noch einen weiteren Baustein, der für die Zonalisierung spricht und diesen findet man innerhalb des Polarwirbels mit einer Hochdruckachse, die sich von Kanada in Richtung Sibirien erstreckt. Das ist der sog. Winterkiller, da sich Hochdrucksystem im Uhrzeigersinn drehen und so die kalten Luftmassen nach Kanada transferieren, sodass diese sich dort konzentrieren und nach Süden austrogen können. Das wiederum befeuert die atlantische Frontalzone und so entsteht ein Kreislauf, der 7 bis 14 Tage anhalten wird.

Deutlicher zeigt sich diese Erhaltungsneigung in den Druckanomalien und dem Mittelwert aller Kontrollläufe, die wir nachfolgend einmal gegenübergestellt haben. Für Spannung könnte lediglich ein sog. Downstream Development sorgen, das für den Moment aber mehr hypothetischer Natur ist.

Links die Druckanomalien und rechts der Mittelwert aller Kontrollläufe zum 5. Februar. Mit der Hochdruckzone zwischen Sibirien und Kanada ist eine Zonalisierung über Europa sehr wahrscheinlich
Links die Druckanomalien und rechts der Mittelwert aller Kontrollläufe zum 5. Februar. Mit der Hochdruckzone zwischen Sibirien und Kanada ist eine Zonalisierung über Europa sehr wahrscheinlich © www.meteociel.fr | climatereanalyzer.org

Gibt es für den Winter eine Möglichkeit und wie sieht diese aus?

Möglichkeiten gibt es beim Wetter immer. Und tatsächlich möchten wir - auch wenn vieles derzeit für die Zonalisierung spricht - diese infrage stellen, da das mit dem Blockadehoch auf dem Atlantik nicht ganz vom Tisch ist. Die Europäer deuten etwas an, dazu aber später mehr. Zunächst möchten wir auf die Kontrollläufe eingehen, die eine winterliche Wetterlage berechnen.

Der Impuls für den Winter ist immer der Gleiche und zeigt sich in einem Blockadehoch auf dem Atlantik, dass sich von den Azoren nach Norden in Richtung Grönland erstreckt und ganz nebenbei Kontakt zur Hochdruckzone innerhalb des Polarwirbels aufnehmen kann. Ist das der Fall, so kippt innerhalb des Polarwirbels die Hochdruckachse und mit dem Winter kann es dann plötzlich gehen. Es würde nicht verwundern, wenn diese Variante in den kommenden Tagen wieder in den Prognosen berücksichtigt wird. Wäre dies doch ein klares Indiz, dass der neuerliche Versuch der Zonalisierung in einem Strohfeuer enden könnte.

Nur wenn das Hoch sich auf dem Atlantik zu einem Blockadehoch entwickeln kann, hat der Winter über Deutschland eine Chance
Wetterprognose nach ausgesuchten Kontrollläufen: Nur wenn das Hoch sich auf dem Atlantik zu einem Blockadehoch entwickeln kann, hat der Winter über Deutschland eine Chance
© www.meteociel.fr

Wettervorhersage der Europäer mit winterlichen Optionen ab den mittleren Lagen

Eine Lösung, die zwischen den oben beschriebenen Entwicklungen liegen, zeigt die Wetterprognose der Europäer von heute Abend. Das Hoch versucht auf dem Atlantik gegen das Anrennen der Tiefdrucksysteme zu bestehen, doch gelingt das nicht. Im Gegenzug gelingt es der atlantische Frontalzone aber auch nicht, das Hoch zur Passivität zu zwingen. Und so kommt es zu einer sehr abwechslungsreichen, windigen und nasskalten Nordwestwetterlage, bei der sich die Temperaturen auf +0 bis +5 Grad einschwingen können. Mit Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer wäre im Zeitraum vom 2. bis 6. Februar zu rechnen. Oberhalb von 500 bis 700 Meter bringt sich der Winter ins Spiel.

Die nasskalte Wetterentwicklung mit dem optionalen Winter ab den mittleren Lagen
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Die nasskalte Wetterentwicklung mit dem optionalen Winter ab den mittleren Lagen
© www.meteociel.fr

Man sieht, da ist noch Spielraum vorhanden und nach einer Abstinenz der Westwetterlage von mittlerweile 22 Monaten in Folge, bleibt die Skepsis groß, dass diese sich wird nachhaltig durchsetzen können. Zunächst muss der Sturm vom Wochenende kommen, dann sieht man weiter. Soweit der Stand.

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