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Wetterprognose Winter 2022: Aus- oder Eingewintert?

| M. Hoffmann
Wo bleibt der Winter? © Martin Bloch

Kommt er, oder verpufft er, der Winter? Bislang war das Wetter wenig winterlich, doch nach der Wochenmitte weht ein winterlicher Hauch über Deutschland hinweg. Sind das die Vorboten eines Wintereinbruchs?

Nasskaltes und ab den mittleren Lagen winterliches Wetter steht ab der Wochenmitte bevor. Der Grund ist ein Trogvorstoß, der über Skandinavien nach Süden eingeleitet wird. Deutschland aber wird vom Hauptzustrom der kalten Luftmassen nur gestreift, was dennoch für einen Hauch von Winter und mancherorts zu turbulenten Wetterbedingungen führen kann.

Schnee- und Schneeregenschauer - örtliche Graupelgewitter und ein böiger Wind

Die kalten Luftmassen werden aus nördlichen Richtungen nach Deutschland geführt, sodass diese über der warmen Nordsee angewärmt werden und erst südlich der Linie von Köln und Dresden auskühlen können. Über der Nordhälfte pendeln sich die Temperaturen zwischen Donnerstag und Freitag auf -1 bis +4 Grad ein. Schauer gehen bis auf tiefere Lagen als Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer nieder, doch werden diese erst oberhalb etwa 400 bis 600 Meter für die Ausbildung einer Schneedecke sorgen können. Anders die Situation weiter nach Süden. Die Temperaturen sinken auf -2 bis +2 Grad ab und erreichen entlang des Rheingrabens bis +4 Grad. Schneeschauer sind bis auf das Flachland herab zu erwarten und oberhalb etwa 200 bis 400 Meter kann der Schnee auch liegen bleiben und für winterliche Wetterverhältnisse sorgen (Update Wettervorhersage: Eine Schneefront erreicht Deutschland - wo ist mit wie viel Schnee zu rechnen?). Der Wind kommt kräftig und am Donnerstag über exponierten Lagen noch stürmisch aus nordwestlichen Richtungen. Am Wochenende beruhigt sich der Wettercharakter und von Westen wird es milder. Weitere Informationen: Wetter Januar 2022.

Deutschland wird vom Kaltluftzustrom nur gestreift
Wetterprognose nach dem europäischen (li.) und amerikanischen (re.) Wettermodell: Deutschland wird vom Kaltluftzustrom nur gestreift
© www.meteociel.fr

Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Der Winter hat es nicht leicht

Der Winter hat seine Halbzeit überschritten und schaut man sich die Wetterprognose der Europäer an, kann man schon erahnen, dass der deftige Temperaturüberschuss der ersten Winterhälfte so schnell nicht abgebaut werden kann. Da passt in Sachen Winter nicht wirklich was zusammen.

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Hoch Europa, Kaltlufttropfen Osteuropa

Man könnte auf die Idee kommen, dass sich die schmale Hochdruckzone auf den oben dargestellten Wetterkarten über Skandinavien in Richtung des Kontinentalhochs verstärken kann und nachfolgend den Kaltlufttropfen nach Westen - in Richtung Deutschland, Österreich und der Schweiz - zu führen. In der Theorie ist das möglich, doch handelt es sich lediglich um einen Ansatz, der in den letzten 24 Stunden als Variante in Spiel gebracht wurde.

Doch die Wetterprognose der Europäer folgt dieser Theorie nicht. Das Hoch positioniert sich zum 24. Januar über England, bläht sich weiter auf und erstreckt sich bis zum 28. Januar vom Atlantik über England und Frankreich bis nach Deutschland. Der Donnerstag und Freitag sind also nur ein winterliches Strohfeuer. Tatsächlich regeneriert sich die trockene und für die Jahreszeit zu warme Hochdruckwetterlage erneut. Wie warm kann es werden? Simuliert werden am 27. Januar Tageshöchstwerte von +0 bis +5 Grad und über dem Norden und Westen sind bis +8 Grad möglich. Dazu gibt es nach Nebelauflösung im Schwerpunkt über dem Süden und Westen viel Sonnenschein.

Rechts die Wetterprognose der Europäer mit einem milden und hochdruckdominierten Wetter, rechts die Variante eines Kontrolllaufes mit der theoretischen Zuführung des Kaltlufttropfens in Richtung Deutschland
Links die Wetterprognose der Europäer mit einem milden und hochdruckdominierten Wetter, rechts die Variante eines Kontrolllaufes mit der theoretischen Zuführung des Kaltlufttropfens in Richtung Deutschland
© www.meteociel.fr

Wettervorhersage nach dem amerikanischen Wettermodell: Für die Jahreszeit viel zu warmes Wetter

Die Wetterprognose der Amerikaner hat sich in den letzten 24 Stunden von den extremen kalten Lösungen verabschiedet und tendiert nun in die andere Richtung, was mit dem Winter nicht mehr viel zu tun hat.

Nordwestwetterlage

Das Hoch verlagert sich bis zum 25. Januar über England und setzt sich fest. Für einen Wintereinbruch aus nördlichen Richtungen liegt das Hoch zu nah an Deutschland, doch liegen Deutschland, Österreich und die Schweiz am östlichen Hochdruckgradienten, was zu einer nordwestlichen Anströmung der Luftmassen führt. Zudem kann sich das Hoch nicht über Mitteleuropa nach Osten ausdehnen, sondern bleibt westlich positioniert.

So gelingt es einem Tiefdrucksystem über Skandinavien über dem östlichen Europa nach Süden auszutrogen und streift in diesem Prozess Deutschland. Die Temperaturen sinken am 26. Januar auf nasskalte +0 bis +5 Grad ab und über dem Norden werden bis +7 Grad simuliert.

Nachfolgend dehnt sich das Hoch in Richtung Europa aus und beendet die nasskalte Witterung. Die Niederschläge lassen nach und nach Auflösung regionaler Nebelfelder scheint verbreitet die Sonne auf Deutschland herab und die Temperaturen können sich Ende Januar auf +5 bis +10 Grad einpendeln. Das ist aus Sicht des Winters nicht zufriedenstellend.

Deutschland wird von Kaltluftmassen lediglich gestreift, bevor hoher Luftdruck die Kontrolle übernimmt
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Deutschland wird von Kaltluftmassen lediglich gestreift, bevor hoher Luftdruck die Kontrolle übernimmt
© www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Ein nasskalter Wettertrend

Die Kontrollläufe bleiben seit 96 Stunden wie festgenagelt. Während die Wetterprognosen der Vorhersage-Modelle sich zunehmend vom Winter verabschieden, offerieren die Kontrollläufe einige winterliche Varianten, die zum Ende des Monats auch in Richtung Hochwinter gehen können.

Breites Entwicklungsspektrum

Wir sind bereits gestern Abend einmal näher auf das ab dem 25. Januar breite Entwicklungsspektrum eingegangen, deutlicher aber lässt sich das mit den Temperaturen in 1.400 Metern erläutern. Am 28. Januar liegt das Spektrum der Höhenwerte zwischen +6 und -14 Grad und die Differenz beträgt 20 Grad. Der Mittelwert schwankt zwischen -4 und -6 Grad. Zur Erinnerung: für eine halbwegs vernünftige Wettervorhersage ist eine Differenz von +2 bis +4 Grad und für eine Wetterprognose von bis +6 Grad wünschenswert und der Flachlandwinter wird ab einer Höhentemperatur von -5 bis -7 Grad ins Spiel gebracht.

Da ist - für den Moment - noch viel Spielraum vorhanden, doch aus der Erfahrung heraus ist eine nasskalte Wetterentwicklung, bei dem der Winter ab den mittleren Lagen von 400 bis 700 Metern optional bleibt, eine sehr wahrscheinlicher Wettertrend.

Nasskalt im Trend mit winterlichen Ambitionen ab den mittleren Lagen
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Nasskalt im Trend, mit winterlichen Ambitionen ab den mittleren Lagen
© www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Kontrollläufe
Tag Temperaturspektrum Temperaturmittelwert
24. Januar -5 bis
+8 Grad
+1 bis
+6 Grad
28. Januar -7 bis
+8 Grad
+0 bis
+4 Grad
2. Februar -9 bis
+9 Grad
-1 bis
+3 Grad
Diagramm Temperaturen Februar 2022
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Februar 2022 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Update von heute Nachmittag

Keine wesentlichen Änderungen ergaben sich in der Wetterprognose der Amerikaner von heute Nachmittag. Der Trog zum Ende der Woche rauscht an Deutschland vorbei und sorgt für ein winterliches Geplänkel. Nachfolgend rückt das Hoch nach und initialisiert erst Ende Januar eine nasskalte Nordwestwetterlage. Die Temperaturen pendeln sich über dem Süden ab dem 24. Januar auf +0 bis +5 Grad und nach Norden, Osten und Westen auf +4 bis +8 Grad ein. Über dem äußersten Westen und Nordwesten wären ungewöhnlich warme +10 Grad nicht auszuschließen.

Ein nachhaltiger Wintereinbruch ist so über Deutschland nicht möglich
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell von heute Nachmittag: Ein nachhaltiger Wintereinbruch ist so über Deutschland nicht möglich
© www.meteociel.fr

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