Wetter Winter 2020/2021 Wetterprognose vom 15.01.2021 - Der Winter am seidenen Faden

Verbreitet hat der Winter Deutschland fest im Griff und über dem Süden zeigt sich die Landschaft unter einer dicken Schneedecke tiefwinterlich. Doch folgt in im Verlauf der neuen Woche eine Milderung und die Frage stellt sich, wie nachhaltig die Milderung sein wird und welche Chancen der Winter bis zum Februar hat?
Winterlich präsentieren sich weite Teile von Deutschland und im Flächenmittel liegen 7,7 cm Schnee. Lediglich nördlich der Linie von Köln und Rostock liegt kaum Schnee. Anders hingegen die Situation über dem Süden. Selbst über mittleren Lagen gibt es einige Regionen mit 20 bis 40 cm und über Achberg-Doberatsweiler, was auf rund 500 Meter Höhe liegt, hat sich in den kommenden 24 Stunden eine Schneedecke von bis 55 cm ausbilden können. Zu verdanken war der teils unwetterartige Schneefall einer Grenzwetterlage.
Noch etwas Schnee
In den kommenden Tagen aber beruhigt sich das Wetter. Die Nächte werden mit -8 bis -2 Grad und örtlich bis -15 Grad eisig und am Tage setzt sich mit -5 bis +0 Grad verbreitet Dauerfrost durch, bevor zum Sonntag es von Westen etwas milder werden kann. Apropos Sonntag. Schneefall setzt ein, der über dem Westen in Regen übergehen kann. Die Milderung setzt sich am Montag und Dienstag weiter durch und lässt die Werte über der Nordhälfte auf +2 bis +6 Grad und über der Südhälfte auf -2 bis +2 Grad ansteigen. Ab der Wochenmitte aber wird es mit +5 bis +10 Grad über ganz Deutschland milder. Dazu bläst ein kräftiger und in Böen stürmischer Wind aus südlichen Richtungen. Mehr dazu: Wetter Januar 2021.

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Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: der Winter am seidenen Faden
Nach der Wetterprognose des europäischen Wettermodells können sich im Zeitraum vom 19. bis 23. Januar die milden Luftmassen über Deutschland, Österreich und der Schweiz behaupten und für Tauwetter bis auf die höheren mittleren Lagen sorgen. Die höchsten Werte werden mit +5 bis +10 Grad und örtlich bis +12 Grad für den 21. Januar berechnet. Nachfolgend wird es mit +2 bis +6 Grad zunehmend nasskalt.
Die Chancen für den Winter
Die Schlüsselszene für den Winter zeichnet sich nach der Wettervorhersage des europäischen Wettermodells zum 23. Januar ab. Innerhalb des Polarwirbels bildet sich ein kräftiges Polarhoch und bildet eine Achse in Richtung Island und Grönland aus. Gelingt es nun dem Azorenhoch einen Keil nach Norde aufzubauen, so wird die atlantische Frontalzone blockiert und der Weg nach Europa wird versperrt. Kalte Luftmassen arktischen Ursprungs werden nach Deutschland, Österreich und der Schweiz abgeleitet.
Im Ansatz wird diese Wetterentwicklung berechnet, was die Temperaturen zum 24. Januar auf -2 bis +4 Grad zurückgehen lassen kann. Oberhalb etwa 500 Meter kann sich Dauerfrost durchsetzen und die Niederschläge gehen bis auf 200 bis 400 Meter in Schnee über.
Die Chance für die Westwetterlage
Die Hochdruckblockade auf dem Atlantik ist zu zaghaft und zerbrechlich. Das nützt die atlantische Frontalzone aus und beginnt das Hochdruckkonstrukt am südlichen Gradienten zu unterwandern. Bis zum 24./25. Januar kippt das Strömungsmuster über Deutschland, Österreich und der Schweiz auf westliche Richtungen und mit einem stürmischen Wind ist mit reichlich Regen und milden Temperaturwerten zu rechnen.
Es kommt also darauf an, ob und vor allem wie sich zum 23. Januar die Hochdruckblockade auf dem Atlantik wird ausbilden können.

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Wettervorhersage nach dem amerikanischen Wettermodell: Die Zonalisierung verzögert sich
Die Milderung setzt sich auch nach der Wettervorhersage des amerikanischen Wettermodells vom 19. bis 23. Januar durch, wobei sich der 21. Januar (Do.) als der wärmste Tag der kommenden Woche erweisen kann.
Polarwirbelsplit
Das Polarhoch aber ist kräftiger strukturiert und baut zum 23. Januar (Schlüsselszene) eine Hochdruckverbindung zwischen Alaska, Grönland und den Azoren auf. Die atlantische Frontalzone wird vom 23. bis 26. Januar nahezu vollständig blockiert und über Mitteleuropa setzt sich eine Nordwetterlage durch, was die Tageswerte mit -4 bis +2 Grad verbreitet in den Dauerfrostbereich absinken lassen kann. Eistage sind nach dem 23. Januar wieder möglich und dazu gibt es auch noch etwas Schneefall, der bis auf die tieferen Lagen zur Ausbildung einer Schneedecke führen kann.
Der Ansatz der Zonalisierung
Ewig lassen sich die Tiefdrucksysteme auf dem Atlantik auch nach dem Wettertrend des amerikanischen Wettermodells nicht blockieren und brechen nach dem 26. Januar durch. Bis zum 28. Januar bleibt es über Deutschland winterlich nachfolgend aber erreichen die Tiefdrucksysteme Europa und sorgen mit +0 bis +6 Grad - auch über Deutschland - für eine Milderung.
Im Gegensatz aber zu den Europäern verzögert die Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells die Milderung erheblich und - trotz den beiden Mildphasen - könnte die letzte Januar-Dekade oberhalb etwa 300 bis 500 Meter überwiegend winterlich verlaufen.

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Auf den Punkt gebracht: nasskalt mit winterlichen Optionen
Auch wenn die Vorhersage-Modelle (vor allem das amerikanische Wettermodell) noch hin und her schwanken, so ist der Wettertrend seit Tagen gesetzt und aus diesem Grund bleibt das Fazit auch stets das gleiche. Die Milderung setzt sich durch und wird ihren Höhepunkt zum 21. Januar erreichen.
Amerikanisches Wettermodell zu kalt
Nachfolgend wird es nach den Kontrollläufen kühler, was das Temperaturniveau auf +0 bis +5 Grad absinken lassen kann. Das entspricht einem nasskalten Temperaturcharakter und der Winter wird erst oberhalb etwa 500 bis 700 Meter zum Thema. Zudem bildet die Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells mit Abstand die kälteste Variante in den Kontrollläufen ab. Anders formuliert hat der Winter seine Chance, doch wahrscheinlicher ist eine nasskalte Wetterentwicklung.
Tag | Temperatur-Spektrum | Temperatur-Mittelwert |
---|---|---|
21. Januar | +1 bis +12 Grad |
+3 Grad bis +7 Grad |
25. Januar | -3 bis +9 Grad |
+1 bis +4 Grad |
30. Januar | -10 bis +11 Grad |
+2 bis +4 Grad |

Die Milderung ist klar strukturiert und wird auch mit einer höheren Wahrscheinlichkeit so kommen. Der Unsicherheitsfaktor ist der im Ansatz befindliche Polarwirbelsplit mit Achsausbildung in Richtung der Azoren. Sozusagen der letzte Strohhalm für den Winter. Was sich im Tagesverlauf verändert hat, erläutern wir heute Abend gegen 20:15 Uhr an dieser Stelle in einer Aktualisierung der Winterprognose.
Update der Wetterprognose von 20:16 Uhr
Die Milderung hat sich in den letzten Tagen bestätigt und wird im Zeitraum vom 18. bis 23. Januar berechnet. Der wärmste Tag ist mit Werten von +4 bis +8 Grad und über dem Westen von örtlich bis +12 Grad der 21. Januar. Die Milderung - und damit auch das Tauwetter - wird sich bis in die höheren Lagen durchsetzen können. Simuliert werden in ca. 1.400 Meter Höhe bis zu +4 Grad! Zusammen mit dem stark böigen Wind kann von einer durchgreifenden Milderung ausgegangen werden.
Nasskaltes Mischwetter
Im Zeitraum von 23. bis 28. Januar wird der blockierende Hochdruckkeil auf dem Atlantik nur angedeutet. Es reicht aber aus, um über Deutschland eine Nordwestwetterlage herbeizuführen und die Temperaturen mit +0 bis +5 Grad in den nasskalten Bereich zurückgehen zu lassen. Der Winter wird oberhalb etwa 400 bis 600 Meter wieder optional und in den Nächten ist wieder mit Nachtfrost zu rechnen.

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Wie wahrscheinlich ist ein Polarwirbelsplit?
Das wurden wir in den letzten Stunden häufiger gefragt. Nun, möglich ist dieser und wird sowohl in der Wetterprognose des amerikanischen, als auch europäischen Vorhersage-Modells angedeutet. Doch was fehlt, ist der absolute Wille eine Hochdruckachse in Richtung der Azoren aufzubauen. Das macht stutzig und so lange das nur halbherzig
berechnet wird, bleibt ein nasskalter Wettertrend wahrscheinlicher. Anders formuliert ist vieles möglich, doch ein Polarwirbelsplit an der richtigen Stelle wenig wahrscheinlich.

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Möglich ist vieles - aber!
Deutlicher wird die Zwickmühle des Winters
in den Druckanomalien berechnet. In der Theorie ist der Polarwirbelsplit zwischen den Aleuten, Grönland und den Azoren möglich, doch wahrscheinlicher ist der Achsaufbau zwischen Sibirien und Kanada - und das wiederum hätte erhebliche Konsequenzen für den Winter. Warum? Kommt diese Verbindung zustande, so zonalisiert das Muster über Mitteleuropa zunehmend. Entweder ein Betonhoch oder die Westwetterlage würde das Wetter über Deutschland, Österreich und der Schweiz dominieren können. So oder so aber würde es mild werden können.

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Die Randfaktoren
Der NAO- und AO-Index werden weiterhin negativ gerechnet, was die Milderung nur aus südwestlichen Richtungen herbeiführen kann. Viel wahrscheinlicher aber ist die nasskalte Nordwestwetterlage, wie diese in den Vorhersage-Modellen vom 23. bis 28. Januar simuliert wird. Anfang Februar zeigt sich in beiden Werten ein neutraler bis positiver Trend. Das spricht für das Kippen auf die zonale Richtung. Ein Trend, der sich so langsam festigt, sich aber in den kommenden Tagen noch verifizieren lassen muss.
Was sich sagen lässt: Der Schlüssel für den Winter liegt ganz klar im Hochdrucksystem auf dem Atlantik und diese Entscheidung wird zum 23. Januar fallen. Für den Moment spricht nach der Milderung vieles für die nasskalte Nordwestwetterlage, die nachfolgend aber durch eine erneute Milderung abgelöst wird. Winter optional, nasskalt mit einem Auf und Ab der Temperaturen sehr wahrscheinlich. Soweit der Stand!