Wetter Winter 2020/2021 Wetterprognose vom 27.12.2020 - Der optionale Flachlandwinter
Die Großwetterlage stellt sich in den kommenden Tagen um und wird von einem Tief zwischen England und Skandinavien dominiert. Welche Chancen ergeben sich aus dieser Wetterlage für den Flachlandwinter?
Orkanartige Windböen sind heute über den Küstenregionen zu erwarten, aber auch über dem Landesinneren kann der Wind unangenehm böig und über exponierten Lagen stürmisch in Erscheinung treten. Der Wind führt aus südlichen Richtungen mildere Luftmassen nach Deutschland, was die Niederschläge kurzzeitig bis auf die höheren mittleren Lagen und Regen übergehen lassen kann. Die Temperaturen pendeln sich auf +1 bis +6 Grad ein und können über dem Westen und Nordwesten bis +8 Grad erreichen. Tendenziell etwa kühler bleibt es bis zum Jahreswechsel mit -1 bis +4 Grad über dem Süden.
Im Januar wird es kühler
Der Trog kommt im neuen Jahr weniger dynamisch daher. Bei schwachen Windbewegungen haben die Luftmassen die Chance weiter auszukühlen, was die Temperaturen bis zum 3. Januar südlich der Linie vom Saarland und Sachsen in den Dauerfrostbereich zurückgehen lassen kann. Oberhalb etwa 500 Meter stellt in ganz Deutschland Dauerfrost ein. Bei einem Wechselspiel aus Sonne und Wolken sind gelegentliche Schneeschauer zu erwarten, die aber erst zum 3. Januar nennenswert ausfallen können. Mehr dazu: Wetter Januar 2021.
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: der optionale Flachlandwinter
Die Wetterprognose des europäischen Wettermodells ist klar strukturiert und zeigt eine nicht ganz einfache Wetterentwicklung. Ob sich der Winter bis auf das Flachland herunter wagt, hängt erneut von einer Position ab, bei der wenige hundert Kilometer entscheidend sind.
Winter ab den tieferen mittleren Lagen möglich
Im Zeitraum vom 3. bis 5. Januar berechnet die Wettervorhersage des europäischen Wettermodells eine Abkapslung des Trogsystems. Dabei versucht das Azorenhoch eine Hochdruckbrücke - über Skandinavien - zum Kontinentalhoch aufzubauen. Im Zuge dessen dreht der Wind über Deutschland, Österreich und der Schweiz auf östliche Richtungen und führt mit -2 bis +2 Grad spürbar kühlere Luftmassen heran. Die Frostgrenze sinkt auf etwa 200 bis 400 Meter ab und Niederschläge können bis auf tiefere Lagen als Schnee niedergehen. Die Ausbildung einer Schneedecke ist voraussichtlich den Lagen oberhalb etwa 200 Meter vorbehalten.
Schnee, Eis und Frost auch im Flachland?
Es ist zugegebenermaßen knapp, aber es reicht nach der aktuellen Wetterprognose der Europäer nicht. Unterhalb etwa 200 Meter erreichen die Temperaturen mit +0 bis +3 Grad positive Werte. Kommt hingegen der Niederschlag in der Nacht, so ist auch über den tieferen Lagen mit der Ausbildung einer Schneedecke zu rechnen. Insofern ein ab den tieferen mittleren Lagen winterlicher Wettertrend mit optionalem Flachlandwinter.
Der nächste Trogabgang?
Blickt man auf den 6. Januar, so zieht sich das Azorenhoch über Skandinavien zurück und überlässt den Spielraum den Tiefdrucksystemen. Die zarte Hochdruckbrücke bricht zusammen und macht den nächsten Trogabgang möglich. Das meridionale Strömungsmuster bleibt nach der Wetterprognose des europäischen Wettermodells in der ersten Januar-Dekade erhalten. Eine Westwetterlage ist nicht so schnell zu erwarten.
Wettervorhersage nach dem amerikanischen Wettermodell: zu mild für den Winter
Auch nach der Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells wird der Trog zum 3. Januar durch eine Hochdruckverbindung abgeschnürt, doch verläuft die Hochdruckverbindung nicht über Skandinavien, sondern über Mitteleuropa.
Grau-trübes Januar-Wetter
In einem gradientenschwachen Wetterumfeld werden zähe Nebelfelder den Wettercharakter dominieren können. Niederschlagsereignisse sind nicht zu erwarten und die Temperaturen pendeln sich vom 3. bis 6. Januar über Schnee auf +0 bis +2 Grad, sonst auf +0 bis +6 Grad ein, wobei die Regionen über dem Westen und Nordwesten tendenziell zu den wärmeren Regionen gezählt werden können. Man erkennt aber rasch, dass nach dem Wettertrend ein Flachlandwinter bis zum 6. Januar wenig wahrscheinlich ist.
Milderung
Die Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells geht aber noch ein Stück weiter. Bedingt durch das südlich verlagerte Hochdrucksystem können die atlantischen Tiefdrucksysteme nicht mehr nach Süden austrogen und gewinnen über Island ab Dynamik. Im Zusammenspiel mit dem Hoch gelangen aus südwestlichen Richtungen mildere Luftmassen nach Deutschland, was die Tageswerte bis zum 10. Januar auf +2 bis +6 Grad und örtlich bis +8 Grad ansteigen lassen kann. Der Winter würde sich nach der Wetterprognose des amerikanischen Prognosemodells bis auf die höheren Lagen zurückziehen können.
Die Schneeprognose
Die Schneeprognose geht bis zum 6. Januar und beide Vorhersage-Modelle zeigen das Potenzial für eine winterliche Wetterentwicklung - teils bis auf das norddeutsche Tiefland herab. Doch ist die Schneeprognosen mit einem hohen Maß an Skepsis zu bewerten, da die Niederschlagsprognosen das eigentlich nicht hergeben. Besser ist es, wenn man von der Prognose rund 30 Prozent abzieht. Die Schneeprognose aber zeigt auch, dass der Winter ab den mittleren Lagen ein hohes Potential aufweist.
Auf den Punkt gebracht: durchgreifende Milderung wenig wahrscheinlich
In den letzten 24 Stunden berechnete das amerikanische Wettermodell häufiger Wetterlagen, die noch in der ersten Januar-Dekade zu einer Milderung hätten führen können. Im Vergleich zu den Kontrollläufen aber waren diese Prognosen stets die mit Abstand deutlich zu warmen Varianten. Gleiches gilt für die heutige Wetterprognose. Der Hauptlauf des amerikanischen Wettermodells weicht vom Mittelwert der Kontrollläufe um bis zu 8 Grad ab. Zum Ende der ersten Januar-Dekade beträgt die Differenz bis zu 10 Grad.
Anders formuliert ist eine Milderung wie nach der Vorhersage des amerikanischen Wettermodells möglich und auch plausibel, doch zum aktuellen Stand wenig wahrscheinlich. Wahrscheinlicher ist eine nach den Kontrollläufen weiterhin dominierende meridional verlaufende Grundstruktur.
Der Mittelwert der Temperaturen in 1.400 Meter Höhe schwankt vom 1. bis 3. Januar zwischen -3 und -5 Grad und vom 4. und 10. Januar zwischen -3 und -6 Grad. Im Umkehrschluss lässt sich daraus eine Schneefallgrenze zwischen 400 und 600 Meter schwankend ableiten. Winterwetter bleibt nach den Kontrollläufen den Lagen oberhalb 500 Meter vorbehalten. Ein Flachlandwinter ist zwar aus der Großwetterlage heraus möglich, doch zum aktuellen Stand allenfalls als optional zu bewerten.
Tag | Temperatur-Spektrum | Temperatur-Mittelwert |
---|---|---|
2. Januar | -2 bis +5 Grad |
+0 Grad bis +3 Grad |
6. Januar | -3 bis +6 Grad |
-1 bis +2 Grad |
11. Januar | -5 bis +10 Grad |
-1 bis +2 Grad |
Eine Aktualisierung der Winterprognose erfolgt heute Abend gegen 20:15 Uhr an dieser Stelle.
Update der Wetterprognose von 20:15 Uhr
Nein, der Vollwinter bis auf die norddeutsche Tiefebene herab wurde heute Nachmittag und auch heute Abend nicht berechnet. Vielmehr wurde die nasskalte Wetterentwicklung in der ersten Januar-Dekade gestützt, bei der der Winter ab den mittleren Lagen eine gute Figur abgibt.
Nasskalt mit winterlichen Aussichten für die mittleren Lagen
Und so bleibt das Resümee unverändert. Simuliert werden vom 1. bis 10. Januar über dem Süden und Osten Tageshöchstwerte um die Null Grad-Marke und über dem Norden und Westen zwischen +1 bis +3 Grad. Oberhalb etwa 500 Meter hat der Dauerfrost seine Berechtigung und in den Nächten sinken die Werte auf -5 bis 0 Grad ab und können über Baden-Württemberg und Bayern bei Aufklaren und über Schne auf bis -8 Grad absinken.
Der Hauptlauf der Amerikaner außer Rand und Band
Was aber auch in den letzten 24 Stunden auffällt ist, dass das amerikanische Prognosemodell ab dem 5. Januar mit Abstand die wärmsten Varianten berechnet. Heute Abend ist der Hauptlauf um 9 Grad wärmer als der Mittelwert der Kontrollläufe und ist um 17 Grad wärmer als der kälteste Kontrolllauf. Das ist schon eine Hausnummer
.
Major-Warming in Stratosphärenhöhe
Wir wurden heute häufiger gefragt, ob die extrem milde Variante des amerikanischen Wettermodells von einem möglichen Major-Warming in Stratosphärenhöhe ausgehen kann. Dazu zunächst einmal der Blick auf die Prognose der Amerikaner für den 5. Januar, der zugleich eine Schlüsselszene darstellt - dazu später aber mehr. Das Hoch über Grönland wird zunehmend Wetteraktiv und blockiert die Tiefdrucksysteme auf dem Atlantik - nein, an eine Westwetterlage ist nicht zu denken. Und dennoch. Dem Hoch fehlt die Achse zu den Azoren und so fungiert es nicht als Blockadehoch. Die Tiefdrucksysteme werden weit nach Süden verfrachtet und insgesamt handelt es sich bereits am 5. Januar um eine vollständig gestörte Zirkulation. Dumm nur für alle Freunde des Winterwetters
, dass Deutschland, Österreich und die Schweiz auf der warmen Vorderseitenanströmung des Tiefdrucksystems liegen - zumindest für den Moment - und in den kommenden Stunden wird sich das definitiv noch verändern.
Plötzliche Stratosphärenerwärmung
Der 5. Januar könnte deshalb zur Schlüsselszene für den weiteren Winterverlauf werden, da zum 4. Januar in Stratosphärenhöhe es zu einer Windumkehr kommt. Aber der Reihe nach. Aktuell beträgt die Windgeschwindigkeit in Stratosphärenhöhe +156 km/h und sinkt zum 2. Januar auf +0 km/h ab. Am 4./5. Januar beträgt die Windgeschwindigkeit -36 km/h und zum 10. Januar -72 km/h. Der Wind weist eine Differenz von rund 230 km/h auf. Die negative Windumkehr bedeutet, dass der Wind in der 10 hPa Fläche entlang des 65. Breitengrades von West-Ost auf Ost-West dreht und fortan gegen die unteren Luftschichten wirkt.
Auf der Seite des Major-Warming ist ein Video, was in der Simulation ganz gut zeigt, was so ein Major-Warming in Stratosphärenhöhe für Auswirkungen auf den Polarwirbel haben kann. Und ja, jetzt kann man sich auch gut vorstellen, warum die Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells eine so extreme Variante berechnet und das wird in den kommenden Stunden und Tagen noch so weitergehen, bis das Major-Warming in der Realität angekommen ist.
Gibt es auch andere extreme Varianten?
Oh ja, die gibt es. Eine beliebte Variante ist zum einen der Atlantikblock in Form des Azorenhochs, was sich bis nach Grönland und zum Teil bis nach Alaska ausdehnen kann. Deutschland würde in diesem Fall in eine volle Nordströmung gelangen können. Die zweite Variante ist das Blockadehoch über Skandinavien, was zu einer vollständig gestörten Zirkulation führt und gut zu einem Major-Warming passt. Beide Varianten sind extrem und hätten über Deutschland winterliche Wetterverhältnisse bis auf das Flachland herab zur Folge.
Auf den Punkt gebracht: nasskalt dominiert!
Bis zum 5. Januar wird sich nicht viel verändern. Das Temperaturspektrum schwankt in einem Bereich, der ab den mittleren Lagen oberhalb etwa 300 bis 500 Meter den Winter bringen kann. Auf den Flachlandwinter muss man noch warten. Insbesondere das mögliche und zwischenzeitlich wahrscheinliche Major-Warming in Stratosphärenhöhe wird im Zeitraum nach dem 4. Januar so einiges auf den Kopf stellen können - und das gilt sowohl in die zu warme, als auch deutlich zu kalte Richtung. Eine Westwetterlage aber scheint bis Mitte Januar sehr unwahrscheinlich zu sein. Soweit der Stand.