Wetter Winter 2020/2021 Wetterprognose vom 25.12.2020 - Wie stehen die Chancen für den Flachlandwinter?
Spannende und ereignisreiche Wettertage stehen bis in das neue Jahr bevor, bei dem der Winter ab den mittleren Lagen keine schlechte Figur macht. Wie aber steht es um den Flachlandwinter?
Schneefall sorgte in der Nacht auf den ersten Weihnachtsfeiertag über manchen Regionen für eine weiße Überraschung und damit wird/war es das schneereichste
Weihnachtsfest seit 2010. Auch wenn viele Landesteile eine grüne Weihnacht feiern werden.
Nasskalt und schmuddelig mit erhöhtem Potential unwetterartiger Starkwindereignisse
Ein Sturmtief trogt ab dem zweiten Weihnachtsfeiertag nach Süden aus und wird zum 27. Dezember so einiges durcheinanderwirbeln können. Über dem Nordwesten und Norden sind orkanartige Windböen nicht auszuschließen (Windprognose). Der Wind führt kurzzeitig mildere Luftmassen nach Deutschland und lässt die Schneefallgrenze auf bis 800 Meter ansteigen, bevor zum 28./29. Dezember es etwas kühler - aber nicht winterlich kalt werden kann. Passender ist die Definition des nasskalten Wettercharakters, was die Schneefallgrenze durchaus mal bis auf die tieferen Lagen absinken lassen kann, doch hat der Winter erst oberhalb etwa 400 bis 600 Meter eine Berechtigung als solcher definiert zu werden. Anfang Januar sinkt die Schneefallgrenze auf etwa 200 bis 400 Meter ab. Klar aber ist, dass das Wetter bis in den Januar hinein nicht langweilig werden wird. Mehr dazu: Wetter Januar 2021.
Wie stehen die Chancen für den Winter?
Die Entwicklung der kommenden Großwetterlage ist außergewöhnlich und kam in dieser Form schon lange nicht mehr vor. Und trotz der nahezu optimalen Grundvoraussetzungen reicht es nicht für den Flachlandwinter. Um das aber besser einordnen zu können: Das Temperaturspektrum bewegt sich mit -2 bis +5 Grad in einem Bereich, der im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 für die Jahreszeit absolut typisch und im Trend leicht zu kühl ist. Anders formuliert wäre ein Flachlandwinter mit Schnee Eis und Dauerfrost zwischen den Jahren und Anfang Januar eher untypisch.
Der Winter setzt sich über den mittleren Lagen fest
Damit es zu einem Flachlandwinter mit Schnee, Eis und Frost kommen kann, braucht es ein paar grundlegende Voraussetzungen. Zunächst einmal sollte der Winter oberhalb etwa 400 bis 600 Meter Einzug halten. Nachfolgend sollte es frostige Nächte auch in tieferen Lagen geben und die Großwetterlage die Struktur einer meridionalen Grundströmung oder einer gestörten Zirkulation beibehalten. In diesem Fall gelingt es allmählich die Kälte vor Ort zu produzieren und der Winter wäre nicht mehr auf den Import der Kaltluftmassen angewiesen. In diesen Fall würden Temperaturen in der Höhe von 1.400 Meter von -6 Grad für einen Flachlandwinter ausreichend sein.
Schaut man sich die Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells bis zum 7. Januar an, so schwanken die Höhenwerte meist in einem Bereich von -4 bis -6 Grad. Das sollte für den Winter in Lagen oberhalb etwa 300 bis 500 Meter ausreichend sein. Doch ist das nach wie vor eine knappe Kiste. Die Temperaturen bewegen sich meist in einem Bereich zwischen -2 und +2 Grad und über dem Westen bis +5 Grad.
Und dann kommt der Flachlandwinter?
Das wird sich entscheiden müssen und hängt stark davon ab, wie der Trog aufgelöst wird. Zwei Varianten sind denkbar. Entweder das Hoch über dem Atlantik baut mit dem Kontinentalhoch eine Hochdruckbrücke über Skandinavien auf oder der Trog löst sich mit einem Tief über Island auf. Die erste Variante wird heute von der Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells im Zeitraum nach dem 6. Januar berechnet und in diesem Fall hat mit einer Nord- bis Ostströmung der Winter auch im Flachland eine Chance. Die Temperaturen würden sich bspw. am 8. Januar südlich der Linie von Münster und Berlin zwischen -4 und 0 Grad im Dauerfrostbereich bewegen können. Nördlich der Linie bliebt es mit -1 bis +3 Grad etwas milder.
Wie ist die Wahrscheinlichkeit um den Flachlandwinter einzustufen?
Das bringt uns zur zweiten Variante, wenn der Trog in ein Tief bei Island übergeht und dann erneut nach Süden austrogt. Das ist in der Berechnung von heute Nachmittag der Fall und Deutschland, Österreich und die Schweiz würden erneut auf der gemäßigt milden Vorderseitenanströmung des Troges liegen. Damit würde sich bei Werten von +0 bis +4 Grad der Winter auf die mittleren Lagen zurückziehen können. Möchte man es aber für die Freunde des Winterwetters
positiv formulieren, so sind zu warme Varianten oder gar eine Zonalisierung der Großwetterlage in der ersten Januar-Dekade vorerst nicht in Sicht.
Auf den Punkt gebracht: nasskalt mit Überraschungseffekten
Die nasskalte Witterung ist wie in Stein gemeißelt und ändert sich seit Tagen nicht mehr. Der Winter aber, der senkt sich nach Weihnachten von 500 bis 700 Meter bis Anfang Januar auf 400 Meter ab und kann nach dem 3. Januar so langsam über die höheren Flachlandregionen oberhalb etwa 200 Meter Einzug halten.
Tag | Temperatur-Spektrum | Temperatur-Mittelwert |
---|---|---|
31. Dezember | -2 bis +5 Grad |
+0 Grad bis +3 Grad |
4. Januar | -3 bis +4 Grad |
-2 bis +2 Grad |
9. Januar | -5 bis +8 Grad |
-1 bis +3 Grad |
Was sich im Tagesverlauf verändert hat und was die Randfaktoren über die Winterentwicklung verraten, erläutern wir heute Abend gegen 20:15 Uhr in einer Aktualisierung der Winterprognose ab dieser Stelle.
Update der Wetterprognose von 20:20 Uhr
Schneefall mit einer langsamen aber stetigen Einwinterung ab den mittleren Lagen wird zunehmend wahrscheinlicher. Zumindest wurden die Berechnungen einer winterlichen Wetterlage oberhalb etwa 400 bis 600 Meter im Tagesverlauf bestätigt.
Anfang Januar weiter absinkende Schneefallgrenze
Die Höhentemperaturen gehen Anfang Januar bei einer schwachgradientigen Wetterlage leicht zurück und ermöglichen ein Absinken der Schneefallgrenze bis auf tiefere Lagen herab. Der Winter würde sich oberhalb etwa 300 bis 500 Meter einschwingen können. Darunter bleibt es mit Werten von -1 bis +3 Grad nasskalt. Die Ausbildung einer Schneedecke ist zwar möglich, doch sollte diese im Tagesverlauf keinen allzu langen Bestand haben.
Der Winter hat Potential - er muss es nur noch nutzen
Die Kontrollläufe zeigen es deutlich. Der Mittelwert der Temperaturen rutscht nach dem 28. Dezember in den Bereich zwischen -3 und -7 Grad ab, was den Winter bis auf die mittleren Lagen sehr wahrscheinlich macht. Ab -6 Grad kann man über den Flachlandwinter diskutieren. Das bleibt also eine knappe Kiste. Was aber die eigentliche Aussage der Kontrollläufe ist: für die Jahreszeit deutlich zu milde bis zu warme Varianten sind nicht vorhanden und man sucht diese vergebens.
Auch eine Zonalisierung ist bis zum 10. Januar nicht auszumachen. Noch deutlicher wird das gestörte Zirkulationskonstrukt in der Wetterprognose der Druckanomalien. Der dicke Klops
hängt da erst einmal fest und bewegt sich nicht sonderlich viel. Würde er noch ein Stück weit nach Osten wandern, so könnte man die Begrifflichkeit des Vollwinters
(Winterwetter mit Schnee, Eis und Frost bis ganz runter) bemühen. Doch macht das Tief derzeit keine Anstalten, sich nach Osten zu bewegen. Geradezu monströs
ist hingegen das Kontinentalhoch und einen intakten Polarwirbel sucht man ebenfalls vergebens!
Die Randfaktoren
Das bringt uns zu den Randfaktoren. Der AO-Index (vereinfacht Zustand des Polarwirbels) wird erwartungsgemäß negativ berechnet. Der NAO-Index (Verhältnis Azorenhoch zu Islandtief) wird nach Weihnachten ebenfalls negativ mit einem neutralen Trend berechnet. Damit schwankt das Spektrum zwischen nasskalt Nordwest bis Nord, bzw. mild Südwest. Bestätigt wird im Grunde die Trogwetterlage. Eine Zonalisierung wird so schnell keine Rolle spielen.
Major-Warming in Stratosphärenhöhe
Auch das Phänomen eines Major-Warmings in Stratosphärenhöhe spielt weiterhin eine gewichtige Rolle. Das Maximum des Warming ist mit +2 Grad zum 30. Dezember erreicht und entspricht einem Temperatursprung von 84 Grad. Damit sich das Warming nun zu einem Major-Warming weiterentwickeln kann, müssen sich die Winde in Stratosphärenhöhe (10 hPa) von West-Ost auf Ost-West drehen.
Die Windgeschwindigkeiten betragen entlang des 65. Breitengrades in Stratosphärenhöhe aktuell +144 km/h und erreichen zum 30. Dezember +72 km/h. Am 4. Januar beträgt die Windgeschwindigkeit exakt 0 km/h und bis zum 9. Januar werden -54 km/h berechnet - der Mittelwert liegt bei-36 km/h. Mit anderen Worten handelt es sich zum aktuellen Stand um ein Major-Warming, was die unteren Schichten des Stratosphärenwirbels mit einer negativen Beschleunigung beeinflussen wird.
Es ist davon auszugehen, dass in den Zeiträumen nach dem 3. Januar extremere und sprunghaftere Varianten in den Prognose-Modellen berechnet werden - die können sowohl tiefwinterlich, als auch mild ausfallen. Für gewöhnlich aber neigt der Polarwirbel bei einem Major-Warming entweder zu einem Polarwirbelsplitt oder zu einem Displacement. Jedenfalls wird der weitere Verlauf des Winters nach dem 3. Januar anders aussehen.
Schnee- und Frostprognose
Die Wahrscheinlichkeit für Schneefall liegt am 3. Januar zwischen 20 und 70 Prozent (je nach Höhenlage) und die Wahrscheinlichkeit für Dauerfrost liegt nördlich der Linie vom Saarland und Sachsen zwischen 0 und 20 Prozent. Weiter südlich liegt die Wahrscheinlichkeit für Dauerfrost 30 und 75 Prozent (ab 600 Meter bei 100 Prozent). An diesen Wahrscheinlichkeiten ändert sich bis zum 9. Januar nichts! Soweit der Stand - alles kann, nichts muss!