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Wetter Winter 2019/2020 aktuelle Wetterprognose vom 10.11.2019 - Ein Hoch schiebt sich in den Polarwirbel, gute Chancen für den Frühwinter?

| M. Hoffmann

Ausgerechnet in der frühen Stabilisierungsphase des Polarwirbels strebt ein Hoch in den Wirbel hinein und sorgt für strukturelle Veränderungen. Welches Auswirkungen kann das auf das Wetter über Deutschland haben?

Tiefdruckdominiert bleibt das Wetter im Verlauf der kommenden Woche. Zwar kommt zwischendurch immer wieder einmal die Sonne zum Vorschein, doch dominieren Wolken, Nebel und zeitweilig leichte Niederschläge das Wettergeschehen. Etwas kräftiger können die Regenfälle zur Wochenmitte über dem Südosten und Osten ausfallen. Das hängt aber noch von der exakten Zugbahn eines Tiefdruckgebietes ab.

Die Temperaturen sind schon spürbar zurückgegangen und in der vergangenen Nacht gab es verbreitet Frost. Die Temperaturen gehen im Wochenverlauf etwas weiter zurück und pendeln sich zum Freitag auf +2 bis +7 Grad ein. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter November 2019.

Der frühe Winter ist nicht auszuschließen
Der frühe Winter ist nicht auszuschließen

Nordwestwetterlage mit Trogansatz

Das Hoch über der Mittelmeerregion fehlt als Stütze und so tropfen die Tiefdruckgebiete von Island und England kommend in Richtung der Mittelmeerregion ab. Aus nordwestlichen Richtungen gelangen kühlere Luftmassen nach Deutschland, was die Schneefallgrenze phasenweise bis auf die mittleren Lagen herab absinken lassen kann. Zusammenfassend ist der Wettercharakter der kommenden Woche wenig spektakulär und entspricht einem typischen Herbstwetter.

Trogansatz über Mitteleuropa
Berechnung Großwetterlage nach dem europäischen Vorhersage-Modell: Trogansatz über Mitteleuropa © www.meteociel.fr

Wetterprognose des europäischen Wettermodells: Störungen des Polarwirbels

Man sieht es schon an der obenstehenden Wetterkarte, dass die Wellenbewegung entlang der Polarfront hoch ist und sich das Strömungsmuster infolgedessen meridionalisieren kann. Halt sich dieses Muster über die kommenden Wochen hinweg, so kann man dem Winter gute Chancen einräumen - stabilisiert sich hingegen der Polarwirbel, bekommt die Zonalisierung ihre Chance.

Mittelmeertief

Der erste Versuch der Zonalisierung - sich in der zweiten November-Dekade nachhaltig durchzusetzen - ist gescheitert. Nach der aktuellen Wettervorhersage des europäischen Wettermodells bleibt das Tief über der Mittelmeerregion bis zum 19. November bestehen und sorgt rund um die Mittelmeerregion mit 100 bis 200 l/m² für reichlich Niederschlag, die im Stau der Alpen bis zu 300 l/m² betragen können.

Über Deutschland ist das mit 4 bis 14 l/m² und örtlich bis 30 l/m² schon deutlich weniger. Lediglich entlang des Alpenrandes können bis zu 60 l/m² zusammenkommen.

Skandinavienhoch

Während das Mittelmeertief sein Unwesen treibt, schiebt sich von den Azoren ein Hochdruckkeil über Island nach Skandinavien und geht eine Hochdruckverbindung mit dem Kontinentalhoch ein. Bis zum 19. November wird sich über dem skandinavischen Raum ein autarkes Hochdrucksystem ausbilden können.

Gestörte Zirkulation

Die Tiefdruckgebiete werden auf ihrem normalen Weg blockiert und müssen entweder nach Süden, oder nach Norden ausweichen. In diesem Fall wird die südliche Variante mit einer Zugbahn von Grönland, England und der Mittelmeerregion bevorzugt.

Über Deutschland, Österreich und der Schweiz hat das ein gemäßigt mildes und leicht unbeständiges Herbst-Wetter zur Folge, was die Tageswerte bis zum 19. November wieder über die +10 Grad Marke ansteigen lassen kann. Mit Föhnunterstützung wären entlang der Alpen auch bis +15 Grad möglich.

Skandinavienhoch mit Warmluftadvehierung aus südöstlichen Richtungen
Berechnung Großwetterlage nach dem europäischen Vorhersage-Modell: Skandinavienhoch mit Warmluftadvehierung aus südöstlichen Richtungen © www.meteociel.fr

Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Arctic Outbreak?

Hört sich schlimmer an, als es ist - dazu aber später mehr. Was aber sonst noch so alles aus der Kombination von einem Hoch über Skandinavien und einem Mittelmeertief möglich ist, zeigt die aktuelle Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells.

Hochdruckzentrum Karasee

ein Hoch an dieser Stelle ist möglich, jedoch untypisch, normalerweise befindet sich das Hoch über Sibirien, doch das Hoch strebt weit in den Polarwirbel hinein und beginnt diesen mit einem Maximaldruck von 1050 hPa massiv zu stören.

Hochdruckachse dehnt sich in Richtung Skandinavien aus

Im Gegensatz zu den Europäern berechnet das amerikanische Vorhersage-Modell die Achsausbildung von der Karasee in Richtung Skandinavien. Da Hochdrucksysteme sich im Uhrzeigersinn drehen werden kontinentale Kaltluftmassen arktischen Ursprungs in Richtung Mitteleuropa geführt.

Mittelmeertief dient Ansaugmotor

Ob die kalten Luftmassen Deutschland, Österreich und die Schweiz erreichen werden, hängt auch davon ab, wie sich das Mittelmeertief verhalten wird. Zum aktuellen Stand ist verhält sich das Tief noch weitgehend passiv, doch das kann sich schnell ändern, wenn die Kaltluftmassen weiter nach Süden vorankommen. Dann dient das Mittelmeertief als Ansaugmotor der Kaltluftmassen und ein ernstzunehmender Wintereinbruch wäre zum Beginn der letzten November-Dekade in Betracht zu ziehen.

Ernstzunehmender Winterbeinbruch?
Berechnung Großwetterlage nach dem amerikanischen Vorhersage-Modell: Ernstzunehmender Winterbeinbruch? © www.meteociel.fr

Kontrollläufe: Der Temperaturtrend bleibt der Jahreszeit entsprechend

Der Mittelwert der Kontrollläufe ist wenig spektakulär und richtet sich nach dem vieljährigen Durchschnittswert und hat vom 21. bis 26. November einen leicht zu milden Trend. Eine frühwinterliche Wetterentwicklung wird nicht gestützt.

Von Nord nach Süd ansteigende Niederschlagstätigkeit

Das ein Mittelmeertief die kommende Wetterentwicklung mit prägen wird, betätigen die Kontrollläufe. Über dem Süden ist vom 12. bis 22. November mit einer mäßig hohen Niederschlagserwartung zu rechnen, die nach Norden allmählich nachlässt und in den leicht erhöhten Bereich zurückgeht.

Temperaturspektrum der Kontrollläufe
Tag Spektrum Mittelwert
17. November -1 bis
+9 Grad
+1 Grad bis +3 Grad (S)
+4 bis +6 Grad (N, W, O)
20. November -1 bis
+10 Grad
+3 bis
+6 Grad
25. November -1 bis
+11 Grad
+3 bis
+6 Grad
Diagramm Temperaturen November 2019 vom 10.11.2019
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe November 2019 von zu kalt, normal, zu warm

Auf den Punkt gebracht: Welche Chancen hat der Winter?

Zwei Entwicklungen zeichnen sich seit geraumer Zeit ab und werden nun im Verlauf der zweiten November-Dekade in Erscheinung treten. Zum einen wird sich mit hoher Wahrscheinlichkeit erneut ein gestörtes Zirkulationsmuster durchsetzen können und zum anderen sind deutlich zu warme Varianten klar in er Minderheit.

Das ist Rückblickend auf die letzten Monate schon bemerkenswert und unter bestimmten Voraussetzungen hat der Winter in der letzten November-Dekade berechtigte Chancen sich durchzusetzen. Vieles hängt aber vom Zusammensiel zwischen dem Hoch über dem Norden und dem Mittelmeertief ab. Die wahrscheinlichste Wetterentwicklung aber ist bis zum 20. November eine Jahreszeit-typische: Nebel, Hochnebel, Sonne, Wolken und zeitweiliger Niederschlag bei Tageswerten von +2 bis +8 Grad und häufigerem Nachtfrost.

Was sich im Tagesverlauf geändert hat und ob das Langfristmodell auf die aktuelle Entwicklung reagiert, klären wir heute Abend gegen 20:00 Uhr an dieser Stelle mit einer Aktualisierung der Wetterprognose Winter 2019/2020.

Update der Wetterprognose von 20:00 Uhr
Die Wetterprognose des amerikanischen Vorhersage-Modells hat sich im Tagesverlauf kaum verändert. Im Zeitraum vom 18. bis 23. November drückt das sibirische Kontinentalhoch immer weiter in den Polarwirbel rein und geht bis zum 26. November eine Hochdruckverbindung mit dem Azorenhoch ein.

Es wird langsam kühler
Mit einer östlichen bis nordöstlichen Grundströmung gelangen allmählich kühlere Luftmassen nach Deutschland, Österreich und die Schweiz. Simuliert werden am 19. November +6 bis +12 Grad und am 25. November +1 bis +6 Grad.

Bei einem leicht unbeständigen Wettercharakter kommt es zudem immer wieder zu leichten Niederschlägen. Häufig verdecken Nebel- und Hochnebelfelder den Sonnenschein.

Herbstlich - nicht winterlich
Berechnung der Großwetterlage nach dem amerikanischen Vorhersage-Modell: Herbstlich - nicht winterlich


Es kommt Bewegung ins Spiel
Schaut man sich die Druckanomalien an, so wird die Hochdruckverbindung zum nördlichen Kanada gekappt und die Tiefdruckaktivität über Mitteleuropa wird weit nach Süden abgeleitet. Das spricht für nasskaltes Herbst-Wetter mit optionalen Winterintermezzos ab den mittleren Lagen.

Druckanomalie bis 15. November
Druckanomalie bis 20. November - Der Polarwirbel zeigt weiterhin Schwächen © climatereanalyzer.org


Winterprognose des Langfristmodells
Der November wird über dem Norden von Deutschland mit einer Abweichung von -0,5 bis +0,5 Grad gegenüber dem langjährigen Mittelwert normal berechnet. Weiter nach Süden steigt die Differenz mit +0,5 bis +2 Grad in den dann doch deutlich zu warmen Bereich an. Die Niederschlagsleistung wird als zu trocken bewertet und kann entlang der Alpen auch positiv (zu nass) ausfallen.

Der Winter wird zu warm berechnet
Ist der November noch einigermaßen gemäßigt, gibt es bei Winter kein Halten mehr. Die drei Wintermonate Dezember, Januar und Februar werden allesamt mit einer Abweichung von +1 bis +2 Grad deutlich zu warm berechnet. Der Dezember könnte sogar eine Differenz von bis zu +3 Grad erzielen.

Diagramm der Temperaturentwicklung Winter 2019/2020  vom 10.11.2019
Diagramm der Temperaturentwicklung und Winter 2019/2020


Viel Niederschlag
Auffällig ist zudem, dass der Winter durchweg zu nass bewertet wird. Der Wettertrend des Langfristmodells geht also weiterhin von einer Zonalisierung über die Wintermonate aus. Ob es so kommt, bleibt abzuwarten.

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