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Wetterprognose: Kaltluftdusche oder Sommerwetter?

| M. Hoffmann
Trübes und kühles Maiwetter?

Ein Hoch dominiert die Großwetterlage und dehnt sich bis in den Mai in den Polarwirbel hinein aus. Das hat sowohl Konsequenzen für den Polarwirbel, als auch für das Wetter über Deutschland.

Wechselhaftes Aprilwetter. Die Bewölkung nimmt in den kommenden Tagen zu und von Süden dehnt sich Niederschlag nach Norden aus, der am Sonntag und Montag mancherorts nennenswert ausfallen kann (Niederschlagsprognose).

Kühleres Aprilwetter

Erreichen die Temperaturen am Freitag und Samstag noch Werte von +14 bis +18 Grad und über dem Westen und Südwesten örtlich bis +20 Grad, so kühlt es in den darauffolgenden Tagen auf +10 bis +15 Grad ab und über den Regionen mit Regen wird kaum die +10 Grad-Marke erreicht werden können (Temperaturprognose). Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter April.

Gradientenschwaches und leicht unbeständiges Wetter
Wetterprognose nach dem europäischen (li.) und amerikanischen (re.) Vorhersage-Modell: Gradientenschwaches und leicht unbeständiges Wetter © www.meteociel.fr

Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Anfang Mai kühler

Der Polarwirbel formiert sich bis Ende April über der Barents- und der Karasee, während sich ein Hochdrucksystem westlich von Europa behaupten kann. Für alle, die auf den Vollfrühling und vielleicht schon sommerliche Temperaturen in den ersten Mai-Tagen spekulieren, ist diese Konstellation der Wetterlage keine gute Nachricht.

Unbeständiges Wetter

Bis Anfang Mai bezieht das Hoch auf dem Atlantik Stellung und blockiert die atlantische Frontalzone vollständig und nachhaltig. Dem Hoch aber gelingt es zunächst nicht, den Kontakt zum Polarhoch aufzubauen.

Ist in diesem Fall reicht die Dynamik des Hochdrucksystems jedoch aus, um den Polarwirbel in Richtung Sibirien zu verschieben (Displacement) und da sich Hochdruckgebiete im und Tiefdrucksysteme gegen den Uhrzeigersinn drehen, werden aus nördlichen Richtungen kühle Luftmassen nach Süden geführt, die am 1. Mai Deutschland erreichen.

Ein Dämpfer für den Frühling

Im Zeitraum vom 27. bis 30. April bleibt es weitgehend trocken und die Temperaturen erreichen über dem Norden +12 bis +16 Grad und über dem Süden +15 bis +20 Grad. Zum Wechsel in den Mai nimmt die Schaueraktivität zu und die Temperaturen gehen über dem Norden auf +10 bis +14 Grad und über dem Süden auf bis +16 Grad zurück.

Aus nordwestlichen Richtungen gelangen im Mai kühlere Luftmassen nach Deutschland
Wetterprognose nach dem europäischen Vorhersage-Modell: Aus nordwestlichen Richtungen gelangen im Mai kühlere Luftmassen nach Deutschland © www.meteociel.fr

Wettertrend nach dem amerikanischen Wettermodell: Kippmuster in Richtung Sommer

Wie auf Bestellung. Nach der gestrigen These, wie das Wetter im Mai in die warme Richtung kippen kann, präsentiert die Wetterprognose der Amerikaner heute exakt so eine Wetterentwicklung.

Auflösung des Polarwirbels

Bis es aber soweit ist, sind Vorarbeiten notwendig. Zunächst einmal positioniert sich bis zum 30. April ein Hochdruckzentrum zwischen Island und England. Gleichzeitig wird das Polarhoch immer kräftiger und bringt den kläglichen Rest des Polarwirbels zwischen der Kara- und der Barentssee in Not. Das Hoch aber ist zu stark, als dass es dem Polarwirbel noch gelingen kann, die kalten Luftmassen nach Süden zu führen.

Polarwirbelsplit

Bis zum 2. Mai nimmt das Hoch zwischen Island und England Kontakt zum Polarhoch auf und sorgt so für einen Polarwirbelsplit. Der Teilwirbel über der Barentssee setzt alles daran, um diesen Split zu verhindern, doch fehlt ihm die Dynamik, um dagegen etwas zu unternehmen.

Und so wird der Teilwirbel von der Karasee über die Barentssee und zum 2. Mai über das europäische Nordmeer geführt. Dort angekommen bleibt dem Tief gar nichts anderes mehr übrig, als nach Süden auszutrogen. Bis zum 6. Mai hat sich der Wirbel dann über England positioniert und trogt weiter in Richtung der Azoren aus.

Da die Tiefdruckaktivität westlich von Europa stattfindet, gelangen Deutschland, Österreich und die Schweiz in die warme Vorderseitenanströmung, die in diesem Fall aus südwestlichen Richtungen kommt und ungewöhnlich warme Luftmassen nach Deutschland führt. Die Temperaturen erreichen frühsommerliche +20 bis +25 Grad und können mancherorts mit bis +28 Grad in den sommerlichen Bereich ansteigen.

Kein winterlicher Polarwirbel mehr

Schaut man sich die nachfolgenden Wetterkarten genauer an, bestätigt sich heute der Wettertrend der letzten Tage. Der winterliche Polarwirbel befindet sich in seinem Finale und spielt nach der Wetterprognose der Amerikaner bereits in der ersten Mai-Dekade keine Rolle mehr. Faszinierend ist das Ausmaß des Hochdrucksystems, dass man in dieser Form nicht allzu häufig zu Gesicht bekommt.

Eine kräftige Südwestströmung im Mai mit sommerlichen Ambitionen
Wetterprognose nach dem amerikanischen Vorhersage-Modell: Eine kräftige Südwestströmung im Mai mit sommerlichen Ambitionen © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Sommer oder Kaltlufteinbruch?

Aus den aktuellen Wettervorhersage lassen sich drei wesentliche Rückschlüsse ziehen. Zum einen befindet sich der Polarwirbel in der Auflösung, was grundsätzlich die Unsicherheiten in der Wetterprognose erhöht und im Mai nicht selten zu den Eisheiligen führen kann.

Zum Zweiten wird es so schnell keine Westwetterlage geben. Zwar zeigen die Amerikaner, wie auf längere Sicht gelingen kann, doch vorerst ist nicht davon auszugehen. Es handelt sich um ein vollständig gestörtes Zirkulationsmuster, dass mehr zu einem meridionalem Verhalten neigt.

Warm oder Kalt?

Kommen wir zum dritten Rückschluss. Der Polarwirbel über der Barentssee ist im eigentlichen Sinne ein Garant für Prozess, der zum Austrogen neigt. Mit anderen Worten werden kühlere Luftmassen nach Süden geführt, was das Potential eines markanten Temperaturrückgangs im Mai erhöht, doch kommt es - wie immer - auf die Details an. Geht der Kaltluftzustrom zu weit westlich nieder, so gelangen Deutschland, Österreich und die Schweiz in eine meridionale Süd-Nord-Strömung, was den Frühsommer optional macht.

Vorsicht mit dem Sommer

Das, was die Amerikaner berechnen, ist zwar interessant, doch die Mehrheit der Kontrollläufe berechnet einen anderen Wettertrend. Im direkten Vergleich zum Mittelwert aller Kontrollläufe bildet die Prognose der Amerikaner mit Abstand die wärmste Variante ab. Der Mittelwert der Kontrollläufe bewegt sich im Zeitraum vom 24. April bis 6. Mai über dem Norden und Westen in einem Bereich, der im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 um -1 bis -3 Grad zu kalt ausfallen kann. Nach Süden und Osten pendelt sich der Mittelwert mit einer Differenz von -0,5 bis +1,5 Grad in einem normalen bis leicht zu warmen Bereich ein.

Die Regenprognose

Eine gestörte Zirkulation oder ein meridionales Verlaufsmuster der Grundströmung zählen nicht unbedingt zu den Großwetterlagen, die für viel Regen bekannt sind. Und dass dem so ist, bestätigt sich in der Niederschlagsprognose der Kontrollläufe, die über dem Norden und Westen bis zum 8. Mai nur schwache Niederschlagssignale simulieren. Verbreitet kann es über diesen Regionen trocken bleiben.

Nach Osten und Süden steigt die Niederschlagswahrscheinlichkeit zwar an, doch ist auch hier nicht mit großartigen Regensummen zu rechnen. Der meiste Niederschlag wird für den Zeitraum vom 24. bis 26. April simuliert. Deutlicher erkennt man das gradientenschwache Wetter im nachfolgenden Mittelwert aller Kontrollläufen. Zugleich sieht man, dass der Frühsommer keinen leichten Stand haben wird.

Eine frühsommerliche Großwetterlage sieht anders aus
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Eine frühsommerliche Großwetterlage sieht anders aus © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Kontrollläufe
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
28. April +10 bis
+20 Grad
+12 bis
+15 Grad
2. Mai +9 bis
+17 Grad
+12 bis
+14 Grad
7. Mai +5 bis
+26 Grad
+13 bis
+16 Grad
Diagramm Temperaturen Mai 2022
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Mai 2022 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

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