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Wettertrend: Mit Volldampf in den Frühling?

| M. Hoffmann
Der Frühling auf dem Vormarsch? © Martin Bloch

Über Osteuropa rauschen kalte Luftmassen polaren Ursprungs nach Süden. Ob diese unterkühlten Luftmassen in Form eines Kaltlufttropfens auch Deutschland erreichen können, hängt von der Position eines Hochdrucksystems über Skandinavien ab.

Ostwetterlage - eigentlich ein Klassiker des Hochwinters, doch auch im ausklingenden Winter positioniert sich in manchen Jahren ein Hochdrucksystem über Skandinavien und führt an seinen südlichen Gradienten gemäßigt kalte Luftmassen nach Deutschland. Wäre der Winter ein Winter gewesen, der seinem Namen auch gerecht geworden wäre, müsste man nun über den Märzwinter sprechen. Da die richtig kalten Luftmassen über Osteuropa fehlen und die Sonne einen deutlich höheren Stand hat, steigen die Temperaturen ordentlich an und lassen nur in den Nächten ein winterliches Gefühl aufkommen.

Frostige Nächte

Noch sind die Nächte länger als die Tage und ohne eine schützende Wolkendecke sinken die Temperaturen in den kommenden Nächten auf -5 bis +0 Grad ab. Über dem äußersten Westen und Nordwesten können die Nächte frostfrei verlaufen, während über dem Osten und Süden sich der Frost mit Werten von -8 bis -4 Grad und über manchen Regionen mit unter -10 Grad verschärfen kann. Tagsüber bläst der unangenehm böige Ostwind Nebel- und Hochnebelfelder nach Deutschland, die den Himmel im Schwerpunkt über dem Osten eintrüben können. Weiter nach Westen scheint die Sonne von einem wolkenlosen Himmel auf Deutschland herab. Bei Nebel können +0 bis +5 Grad und mit Sonnenschein +4 bis +8 Grad und über dem Westen bis +10 Grad erwartet werden. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter März 2022.

Ein böiger Ostwind führt gemäßigt kalte Luftmassen nach Deutschland, die in der Nacht zu Frost führen
Wetterprognose nach dem europäischen (li.) und dem amerikanischen (re.) Vorhersage-Modell: Ein böiger Ostwind führt gemäßigt kalte Luftmassen nach Deutschland, die in der Nacht zu Frost führen © www.meteociel.fr

Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Kein Kaltlufttropfen

Ein möglicher Kaltlufttropfen, der am südlichen Hochdruckgradienten von Osteuropa nach Deutschland geführt werden kann, zeigte sich in den letzten Tagen in den Prognose-Modellen immer wieder als eine mögliche Wetterentwicklung, die in ihrer Gesamtheit jedoch infrage gestellt werden konnte, da solche Konstrukte - Erfahrungsgemäß - entweder über Osteuropa blockiert oder in deutlich abgeschwächter Form Deutschland, Österreich und die Schweiz erreichen.

Schaut man sich die Wetterprognose der beiden Vorhersage-Modelle in den oben gezeigten Wetterkarten genauer an, so erkennt man den Vorstoß polarer Luftmassen über dem östlichen Europa weit nach Süden und den Hochdruckkeil, der sich von Spanien bis über Sibirien erstreckt. Und dieser Hochdruckkeil unterbindet letzten Endes den Kaltlufttropfen. Würde sich das Hoch in autarker Formation über Skandinavien positionieren können, so würde das ganz anders aussehen.

Frühling

Sollte sich die Wettervorhersage der Europäer durchsetzen, so stabilisiert sich das Hoch samt Keil in Richtung Spanien und füllt sich von oben herab mit warmen Luftmassen auf. Die Temperaturen erreichen am 11. März +10 bis +14 Grad und am 13. März sind bis +16 Grad möglich. Der hohe Luftdruck sorgt zudem für viel Sonnenschein und einen trockenen Wettercharakter. In den Nächten ist weiterhin mit Frost von -5 bis +0 Grad zu rechnen.

Ganz auszuschließen ist der Kaltlufttropfen nicht, doch wird er in der aktuellen Wettervorhersage durch ein Hochdruckkeil blockiert und der Frühling kann sich über Deutschland, Österreich und der Schweiz durchsetzen
Wetterprognose nach dem europäischen Vorhersage-Modell: Ganz auszuschließen ist der Kaltlufttropfen nicht, doch wird er in der aktuellen Wettervorhersage durch einen Hochdruckkeil blockiert und der Frühling kann sich über Deutschland, Österreich und der Schweiz durchsetzen © www.meteociel.fr

Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells: ein blockierter Kaltlufttropfen

Die Überschrift stammt von gestern und behält heute ihre Gültigkeit. Die Wetterprognose des amerikanischen Prognosemodells zeigt auf beeindruckende Art und Weise, wie schwer es dem Kaltlufttropfen gemacht wird, sich nach Westen auszudehnen. Doch bleibt die Möglichkeit einer westlichen Verlagerung noch erhalten.

Hoch zu kräftig und zu weit östlich

Dem Hoch gelingt es bis zum 12. März einen Hochdruckkeil in Richtung Spanien zu initialisieren. Das blockiert sowohl die atlantische Frontalzone, als auch den Kaltlufttropfen über Osteuropa. Die atlantische Frontalzone drückt derweil mächtig gegen das Hoch, sodass dieses - samt seinem Keil - nach Osten ausweichen muss und zum 13. März eine Position zwischen Skandinavien und der Mittelmeerregion einnimmt. Deutschland, Österreich und die Schweiz liegen somit im Einflussbereich des Hochdrucksystems und die Temperaturen pendeln sich auf Werte von +8 bis +14 Grad ein. In den Nächten ist weiterhin mit Frost zu rechnen.

Ein Vorgeschmack auf den Frühling

Dem Hoch gelingt es nicht, seine Position zu behaupten und verlagert sich bis zum 16. März weiter über das westliche Russland. Die atlantische Frontalzone formiert sich weiter, wird aber durch die mächtige Hochdruckblase blockiert. Im Zusammenspiel der beiden Wettersysteme dreht die Grundströmung über Deutschland auf südliche bis südöstliche Richtungen. Die Wolken werden zahlreicher und die Niederschlagssignale steigen in den schwach erhöhten Bereich an. Die Temperaturen pendeln sich mit +8 bis +14 Grad in den vorfrühlingshaft milden Bereich ein. In den Nächten ist weiterhin mit Frost zu rechnen.

Der Kaltlufttropfen wird blockiert und im nachfolgenden Zeitraum verlagert sich das Hoch nach Osten
Wetterprognose nach dem amerikanischen Vorhersage-Modell: Der Kaltlufttropfen wird blockiert und im nachfolgenden Zeitraum verlagert sich das Hoch nach Osten © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Der Durchbruch des Frühlings?

Eigentlich ist es für den Frühling noch zu früh, doch die aktuelle Wetterentwicklung kann mit der richtigen Hochdruckposition den Einzug des Frühlings beschleunigen. Doch auch die Option eines Kaltlufttropfens ist noch nicht vom Tisch und hat nach wie vor eine Relevanz. Klar aber ist, dass sich die Niederschläge mit der Hochdruckdominanz bis zum Ende der zweiten März-Dekade in Grenzen halten wird.

Der abgeschwächtem bzw. blockierte Kaltlufttropfen wird in den Kontrollläufen heute erneut bestätigt. Es gibt nun kaum mehr Varianten, die eine deutlich zu kalte Wetterentwicklung über Deutschland stützen. Stattdessen setzt sich die Milderung weiter fort und der Mittelwert aller Kontrollläufe pendelt sich auf einen Bereich ein, der vom 8. bis 20. März im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert vom 1961 und 1990 um +1 bis +3 Grad und über dem Süden bis +4 Grad zu warm ausfallen kann.

Niederschlagsprognose

Mit nennenswertem Niederschlag ist bis zum 12. März nicht zu rechnen. Überdies steigen die Niederschlagssignale zwar in den leicht erhöhten Bereich an, doch ist das nicht mit einer Wetterlage zu verwechseln, die für ausreichende Niederschlagsmengen sorgen kann. Der März bleibt bis auf weiteres zu trocken. Zu groß bleibt der Einflussbereich des Hochdrucksystems.

Ein Hochdrucksystem dominiert das Wetter
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Ein Hochdrucksystem dominiert das Wetter © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Kontrollläufe
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
11. März +0 bis
+14 Grad
+7 bis
+9 Grad
15. März +4 bis
+18 Grad
+11 bis
+13 Grad
20. März +3 bis
+18 Grad
+11 bis
+13 Grad
Diagramm Temperaturen März 2022
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe März 2022 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Kurzer Nachtrag von heute Nachmittag

Das Hoch über Skandinavien blockiert erneut die atlantische Frontalzone und den Kaltlufttropfen über dem östlichen Europa, was in letzter Konsequenz zu einer stabilen Omegawetterlage (Ω) führen und den März erheblich zu trocken ausfallen lassen kann. Schaun mer mal, denn dieses Szenario würde exakt dem entsprechen, was das Langfristmodell schon vor Wochen für den März simuliert hat.

Das CFSv2 Modell berechnet den ersten Frühlingsmonat mit einer Abweichung von +1 bis +3 Grad gegenüber dem langjährigen Mittelwert von 1961 und 1991 viel zu warm. Im Vergleich zur Periode von 1991 und 2020 liegt die Differenz mit -0,1 bis +1,9 Grad im normalen bis zu warmen Spektrum. Die Niederschlagsbilanz wird über Deutschland erheblich zu trocken bewertet.

Langfristprognose März 2002 vom 5. Februar
Die Hochdruckzone bleibt erhalten und bildet im Verlauf der zweiten März-Dekade eine Omegastruktur aus
Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells von heute Nachmittag: Die Hochdruckzone bleibt erhalten und bildet im Verlauf der zweiten März-Dekade eine Omegastruktur aus © www.meteociel.fr

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