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Weihnachtstrend: Frost, Eis und Schnee? Was für das Wetter bis Weihnachten zu erwarten ist

| M. Hoffmann
Wie stehen die Chancen auf weiße Weihnachten 2022?

Schnee, Eis und Frost wird in den kommenden Tagen über Deutschland zum Thema. Ist dieser Vorstoß des Winters zugleich die initiale Zündung für eine Großwetterlage, die zu Schnee an Weihnachten führt, oder handelt es sich nur um ein Vorüberziehen des Winters?

Von Süden zieht etwas Schneefall auf, der sich am Adventswochenende über der Süd- und Osthälfte ausdehnen kann. Viel an Schnee ist nicht zu erwarten, doch reicht es mancherorts für ein weißes Landschaftsbild aus.

Winterliche Witterung

Die Temperaturen erreichen kaum noch positive Werte und sinken bis zum 3. Advent verbreitet in den Dauerfrostbereich ab. In den Nächten kann mit Werten von -4 bis -8 Grad und örtlich unter -10 Grad mit strengem Frost gerechnet werden. Zu verdanken sind die winterlichen Temperaturen einem Arctic Outbreak, der sich am Wochenende über Deutschland eindreht. Im Verlauf der neuen Woche zieht von Süden ein weiteres Schneefallgebiet auf. Winterliche Wetteraussichten - wie aber steht es um weiße Weihnachten - hält sich der Schnee und der Frost bis Heiligabend und kommt sogar noch weiterer Schnee hinzu?

Arctic Outbreak - eine winterliche Großwetterlage über Deutschland
Wetterprognose nach dem deutschen (li.) und europäischen (re.) Vorhersage-Modell (li.): Arctic Outbreak - eine winterliche Großwetterlage über Deutschland © www.meteociel.fr

Die Schneeprognose

Der Niederschlag der kommenden Tage wird überwiegend in Form von Schnee niedergehen können. Viel ist allerdings nicht zu erwarten. Bis einschließlich Mittwoch ist westlich einer Linie vom Schwarzwald und Kiel nicht mit der Ausbildung einer Schneedecke zu rechnen. Weiter nach Osten kann die Schneedecke zwischen 0 und 3 cm betragen. Im Stau der Mittelgebirge, der östlichen Mittelgebirge, des Bayerischen Waldes und auch über dem Alpenvorland können bis 10 cm möglich sein.

Etwas Schneefall ist möglich
Die Regen- und die Schneeprognose: Etwas Schneefall ist möglich © windy.com

Wie stehen die Chancen auf weiße Weihnachten mit Schnee, Eis und Frost?

Es sind jetzt noch rund 15 Tage bis Heiligabend und der Arctic Outbreak sorgt - samt einer vollständig gestörter Zirkulation für eine gewisse Aufregung unter den Freunden des Winterwetters, auch wenn das aktuelle Schneegebiet eine Enttäuschung ist. Das ist aber einerlei - eine solche Wetterlage hat es in den letzten 12 Jahren nicht mehr gegeben und erst recht nicht in der Vorweihnachtszeit.

Mild oder Eisig - auf ein Hoch kommt es an

Doch auch wenn aktuell alles auf Winter fixiert ist, so hat die Großwetterlage ein paar Eigenheiten, auf die man achten sollte und wir nicht müde werden, darauf hinzuweisen.

Grünes Weihnachtsfest

Denn sollte der Kaltluftzustrom über Skandinavien und Europa durch eine Hochdruckachse über Grönland nach Westen gezogen werden, so werden durch die Luftmassengegensätze auf dem Atlantik Tiefdrucksysteme entstehen und da diese sich gegen den Uhrzeigersinn drehen, ist eine milde Anströmung der Luftmassen aus südwestlichen Richtungen das zwangsläufige Resultat. Das kann - unter bestimmten Voraussetzungen - zu einer Grenzwetterlage führen, bei der über Deutschland kalte auf die milde Luft prallt und es zu entsprechend heftigen Reaktionen kommen kann. Die Europäer hatten so eine Schneebombe in den letzten Tagen einmal berechnet.

Wahrscheinlicher aber ist das, was die Wetterprognose der Europäer heute berechnet. Das Hoch über Grönland schwächt sich ab, der Polarwirbel formiert sich über Kanada und hat letztlich eine Revitalisierung der atlantischen Frontalzone zur Folge. Für Deutschland, der Schweiz und Österreich intensiviert sich die Südwestwetterlage, bei der sich die Temperaturen bis zum 21. Dezember auf +4 bis +8 Grad in den nasskalten Bereich einpendeln können.

Die Grundlagen ändern sich in der Vorweihnachtszeit innerhalb des Polarwirbels
Wetterprognose nach dem europäischen Vorhersage-Modell: Die Grundlagen ändern sich in der Vorweihnachtszeit innerhalb des Polarwirbels © www.meteociel.fr

Doch Schnee zum Fest? Die Optionen mit Schnee, Eis und Frost

Die Wetterprognose der Amerikaner zeigte heute Morgen und auch heute Nachmittag, wie das mit dem Schnee zu Weihnachten noch was werden kann.

Gestörte Zirkulation - Meridionale Grundströmung

Eine meridionale Grundströmung entsteht aus einer hohen Wellenbewegung entlang der Polarfront und ist entweder von einer Nord-Süd- oder von einer Süd-Nordströmung geprägt. Im Fall der Prognose von heute Morgen setzt sich die atlantische Frontalzone vollständig durch und räumt die absolut gestörte Zirkulation mit einem Hoch über Grönland beiseite. Das eine Hoch verlagert sich über die Azoren und das Zweite geht in das Kontinentalhoch bei Russland über. Zwischen den beiden Hochdruckzentren aber entsteht - direkt über Deutschland, der Schweiz und Österreich - eine Lücke, in welche die atlantische Frontalzone vordringen und mit einem Trog für eine nasskalte bis winterliche Wetterlage - kurz vor und über Weihnachten - sorgen kann. Simuliert wurde ein Temperaturspektrum von +3 bis -4 Grad, was weiße Weihnachten über dem Osten und ab den mittleren Lagen oberhalb etwa 400 Meter wahrscheinlich gemacht hätte.

Vollständig gestörte Zirkulation

Eine Abwandlung dieser Variante zeigt sich in der Wettervorhersage der Amerikaner von heute Nachmittag. Die Hochdruckzentren lassen sich von einer revitalisierten Frontalzone wenig beeindrucken und schließen sich kurzerhand über Skandinavien mit einer Hochdruckbrücke zusammen. Die atlantische Frontalzone hat so keine Chance mehr, Deutschland zu erreichen. Stattdessen dreht die Grundströmung auf östliche Richtungen und führt kalte Festlandsluft nach Westen. Die Temperaturen sinken am 20. Dezember auf +2 bis -4 Grad ab und an Heiligabend wäre mit -0 bis -10 Grad ein frostiges Fest zu erwarten.

Eine winterliche Wetterentwicklung vor und über Weihnachten
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Eine winterliche Wetterentwicklung vor und über Weihnachten © www.meteociel.fr

Was für das Wetter bis Weihnachten zu erwarten ist

Man kann - insbesondere innerhalb des Polarwirbels - ein Kippmuster erkennen. Der Wirbel über Kanada kann sich reaktivieren und wird mit einer höheren Wahrscheinlichkeit die absolut gestörte Zirkulation in der Vorweihnachtszeit beenden können.

Und da das Strömungsmuster über Europa überwiegend westlich bis südwestlich geprägt ist, kann man - allein vor diesem Hintergrund - eine Milderung vor Weihnachten annehmen. Die Kontrollläufe stützen in den letzten Tagen eine langsame Milderung ab dem 15. Dezember und daran hat sich heute nichts geändert.

Der Mittelwert der Temperaturen schwankt am 18. Dezember zwischen -4 und +1 Grad und steigt bis zum 24. Dezember - Heiligabend mit +1 bis +2 Grad in den nasskalten Bereich an. Die Milderung ist nicht gerade markant und das ermöglicht einige Optionen, wie das doch noch in Richtung Winter kippen kann. Zum aktuellen Stand aber kann man über tieferen Lagen von einer nasskalten Witterung ausgehen. Ab den mittleren Lagen bleibt der Winter optional.

Die Großwetterlage strukturiert sich in der Vorweihnachtszeit um - doch bleibt neben einer milden auch eine winterliche Witterung zu den Weihnachtsfeiertagen möglich
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Die Großwetterlage strukturiert sich in der Vorweihnachtszeit um - doch bleibt neben einer milden auch eine winterliche Witterung zu den Weihnachtsfeiertagen möglich © www.meteociel.fr

Die Weihnachtsprognose

Die Weihnachtsprognose der Wettermodelle
Tag Temperaturspektrum Temperaturmittelwert Wetter
24. Dezember / Heiligabend -8 bis
+11 Grad
+1 bis
+3 Grad
Leichter Niederschlag
Erster Weihnachtsfeiertag -10 bis
+10 Grad
+2 bis
+4 Grad
Leichter Niederschlag
Zweiter Weihnachtsfeiertag -7 bis
+13 Grad
+3 bis
+5 Grad
Leichter Niederschlag
Diagramm Temperaturen Weihnachten 2022
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Weihnachten 2022 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Nächste Aktualisierung

  • 20:15 Uhr: Aktualisierung der Weihnachtsprognose an dieser Stelle

Update der Wetterprognose von 20:08 Uhr

Der Winter hat über Deutschland mit frostigen Temperaturen Einzug gehalten und mancherorts für etwas Schneefall sorgen können (aktuelle Schneehöhen). Nach den aktuellen Prognosen der Vorhersage-Modelle kann sich der Winter mindestens noch bis zum 15. Dezember behaupten.

Eisige Temperaturen und etwas Neuschnee

Die Temperaturen gehen noch etwas weiter zurück und werden mit Tageshöchstwerten von -2 bis -8 Grad am Dienstag ihren vorläufigen Tiefpunkt erreichen. In der Nacht auf Dienstag kann mit -5 bis -10 Grad und über Schnee und bei Aufklaren bis -12 Grad strenger Frost möglich sein.

Schneefront

Am Wochenende kommt es zu gelegentlich leichtem Schneefall, der über dem Süden und Osten für die Ausbildung einer dünnen Schneedecke sorgen kann. Von Dienstag- bis Donnerstagabend überquert eine Schneefront Baden-Württemberg und Bayern. Die Temperaturen steigen knapp auf bis zum Gefrierpunkt an, doch übersteigen diesen nicht. Dafür ist mit kräftigem und teils unwetterartigem Dauerschneefall zu rechnen. Ob es tatsächlich so kommt, oder - wie es bei dem aktuellen Schneetief der Fall ist - einfach verpufft, bleibt abzuwarten. Die Schneemengen aber sind durchaus beachtlich und Deutschland wintert bis zum 15. Dezember weitgehend ein.

Winterliche Wetterverhältnis - über Süddeutschland zunehmend tiefwinterlich
Die Schneeprognose nach dem deutschen (li.) und amerikanischen (re.) Vorhersage-Modell: Winterliche Wetterverhältnisse - über Süddeutschland zunehmend tiefwinterlich © www.wxcharts.com

Winterliche Vorweihnachtszeit?

Doch die Frage ist, bleibt der Winter? Und da gab es in den letzten Tagen vermehrt Hinweise, dass sich die Großwetterlage in eine nasskalte Richtung entwickeln kann, bei der weiße Weihnachten ab den mittleren Lagen durchaus Chancen haben. Und ja, die nasskalte Variante ist und bleibt die favorisierte Wetterentwicklung bis Weihnachten.

Milderung

Eine Milderung kommt eigentlich nur dann zustande, wenn sich die absolut gestörte Zirkulation mit einem Hoch über Grönland auflöst und sich der Polarwirbel über Kanada positionieren kann. Nachfolgend gelangen bei Neufundland kalte Luftmassen polaren Ursprungs auf den Atlantik, was nachfolgend die atlantische Frontalzone befeuert und die Milderung in Gang setzt. Es gibt zwar noch andere Szenarien, die eine Milderung herbeiführen können, doch meist geht diese von der atlantische Frontalzone aus.

Was macht das Hoch über Grönland?

Das ist also hinsichtlich der Frage, ob an Heiligabend winterliches Wetter vorherrschend ist, die Schlüsselszene. Und ja, schaut man sich die Wetterprognose der Amerikaner und die des deutschen Vorhersage-Modells von heute Abend an, so kann man erkennen, warum der Wettertrend der letzten Tage nach dem 16. Dezember auf eine Milderung setzt.

Das Hoch über Grönland zieht sich über den Bereich Kanada und Alaska zurück und lässt an seinem östlichen Gradienten kalte Luftmassen in Richtung Neufundland rauschen. Explosionsartig revitalisiert sich die atlantische Frontalzone und innerhalb kürzester Zeit beginnt die Großwetterlage über Deutschland, Österreich und der Schweiz auf südwestliche Richtungen zu kippen. Bis zum 20. Dezember werden Temperaturen von +0 bis +5 Grad über dem Osten und +4 bis +8 Grad über dem Westen ins Spiel gebracht.

Kalte Luft polaren Ursprungs rauscht über dem östlichen Kanada nach Süden und initialisiert die atlantische Frontalzone
Links die Wetterprognose der Deutschen und rechts die der Amerikaner: Kalte Luft polaren Ursprungs rauscht über dem östlichen Kanada nach Süden und initialisiert die atlantische Frontalzone © www.meteociel.fr

Was wäre wenn?

Was man auf den obenstehenden Wetterkarten aber auch erkennen kann ist, dass das Hoch über Grönland nicht komplett aufgelöst wird. Sollte sich daraus ein Hochdruckkeil in Richtung der Azoren ausbilden können, kann man eine meridional verlaufende Großwetterlage ins Spiel bringen, bei der die atlantische Frontalzone blockiert und der Wirbel über Barentssee nach Süden gezogen wird. Die Umstrukturierung wird blockiert und aus nördlichen Richtungen gelangen kalte Luftmassen nach Süden - direkt nach Deutschland.

Zeitweiliger Schneefall

Luftmassen aus nördlichen Richtungen sind labil geschichtet und werden mit Hebungsvorgängen für zahlreiche Schauer sorgen können. Die Temperaturen steigen zum 20. Dezember kurzzeitig auf +5 bis +10 Grad an, sinken aber bis Weihnachten auf +0 bis -5 Grad in den winterlichen Frostbereich ab. Kurzzeitiger Regen wäre bis auf die höheren mittleren Lagen möglich, doch sinkt die Schneefallgrenze rasch wieder ab. So wäre weiße Weihnachten möglich.

Eine Abwandlung der meridional winterlichen Nord-Süd-Strömung, wäre die Hochdruckzone über Skandinavien, welche mit einer Ostwetterlage jedoch eher zu Kahlfrost neigt.

Setzt sich auf dem Atlantik der Hochdruckkeil durch, so kann das Weihnachtswetter tiefwinterlich ausfallen
Setzt sich auf dem Atlantik der Hochdruckkeil durch, so kann das Weihnachtswetter tiefwinterlich ausfallen © www.meteociel.fr | climatereanalyzer.org

Fazit: Das Kippmuster

Wir haben heute sage und schreibe 548 E-Mails mit Fragen zum Weihnachtswetter bekommen. Vielen lieben Dank hierfür und auch wenn wir uns stets Bemühen alle E-Mails zu beantworten, so werden wird das dieses Mal nicht schaffen. Die Frage aber war stets die Gleiche: hält sich der Winter, oder kippt die Großwetterlage an Weihnachten? Die Frage lässt sich - aus den oben aufgeführten Gründen - nicht so einfach beantworten. Was sich aber aus der Erfahrung sagen lässt: Der Zustrom kalter Luftmassen muss erst erfolgen (was aktuell der Fall ist), dann muss die Ausbildung einer Schneedecke abgewartet werden, ist diese vorhanden, agiert diese als Energiespeicher und es bedarf bei einer Milderung weitere Energie, um diese wieder umzuwandeln. Sacken verbreitet die Temperaturen über Schnee erst einmal unter die -10 Grad-Marke, so bedarf es also von der atlantische Frontalzone mehr als einen Anlauf, um die Winterluft aus Deutschland zu vertreiben. Abwarten ist angesagt, was die kommenden Tage so an Schnee bringen werden. Dann sieht man weiter.

Nachtrag: Wettertrend der Europäer

Weil es so gut passt. Die Wetterprognose der Europäer wurde um 20:00 Uhr vollständig berechnet und simuliert exakt das oben durchgespielte Schema - es bleibt im Hinblick auf Winter und Schnee an Weihnachten spannend.

Sowohl die Milderung, als auch eine Einwinterung zu Weihnachten
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Sowohl die Milderung, als auch eine Einwinterung zu Weihnachten © www.meteociel.fr

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