Wetterprognose: kalte Witterung bis in den Mai - Vollständig oder absolut gestörte Zirkulation?

Der Trog über Deutschland löst mit Höhenkälte ordentliche Turbulenzen aus, welche sich in Form von kräftigen Schauern und örtlichen Gewittern - auch in den kommenden Tagen - bemerkbar machen werden. Mit entsprechender Intensität und Dynamik können bis auf tiefere Lagen herab die Schauer von Graupel durchmischt sein.

Tief liegende Schneefallgrenze und winterliche Wetterbedingungen ab den höheren mittleren Lagen

Die Höhenkälte lässt die Schneefallgrenze zwischen 600 und 1.000 Meter schwanken. In Lagen darüber wird es zunehmend winterlich und mit der Ausbildung einer Schneedecke ist zu rechnen. Insbesondere zum Start in das Wochenende, wenn eine zweite Trogwelle Deutschland erreicht und sich an den Alpen und dem Bayerischen Wald anstauen kann. Über tieferen Lagen stellt sich mit Tageswerten von +5 bis +10 Grad eine eher nasskalte Witterung ein. In den Nächten ist - bei Aufklaren - mit leichtem Frost zu rechnen. Wer es genauer wissen möchte - Wetter April.

Wie wird das Wetter im Mai?

Der erwartbare Zusammenbruch des Polarwirbels ist auf den oben stehenden Wetterkarten zwischenzeitlich gut zu erkennen. Allen voran die Prognose des deutschen Vorhersage-Modells, welche den Hochdruckkeil quer durch den Polarwirbel ausdehnen und so einen Polarwirbelsplit berechnet. Verfolgt man einmal diesen Ansatz, so kann man erahnen, welches Wetter im Mai erwartet werden kann.

Absolut gestörte Zirkulation

Man unterscheidet zwischen einer gestörten, einer vollständig gestörten und einer absolut gestörten Zirkulation. In der ersten Variante existiert die atlantische Frontalzone und regeneriert sich immer wieder von Neuem, wird jedoch durch ein Hoch daran gehindert, Mitteleuropa zu erreichen. Bei einer vollständig gestörten Zirkulation wird die Frontalzone - meist durch ein Hoch auf dem Atlantik - blockiert (Blockadehoch) und das Strömungsmuster meridionalisiert. Bei einer absolut gestörten Zirkulation positioniert sich im Bereich zwischen Kanada und Grönland ein Hochdrucksystem und verhindert die Entstehung einer Frontalzone. Das Strömungsmuster meridionalisiert vollständig und ermöglicht ungewöhnliche Wetterentwicklungen.

Das deutsche Vorhersage-Modell berechnet heute die absolut gestörte Zirkulation, während die Europäer ein Blockadehoch auf dem Atlantik favorisieren. Da beide Varianten eine meridional verlaufende Grundströmung zur Folge haben, ist bis Ende April und Anfang Mai nicht mit einer raschen Umstellung der Großwetterlage in Richtung Frühling zu rechnen.

Nasskalte Witterung mit Graupelschauern

Stattdessen wird sich ein Trog nach dem anderen über Mitteleuropa eindrehen und so für einen Fortbestand der für die Jahreszeit zu kühlen Witterung sorgen können. Bei Tageswerten von +5 bis +10 Grad und in den kurzen sonnigen Momenten mit bis +12 Grad, sind weiterhin mit Graupel durchmischte Schauer bis auf tiefere Lagen herab zu erwarten. Mit anderen Worten formuliert, wird es bis auf Weiteres keine Westwetterlage geben können. Die Grundströmung bleibt bis in den Mai hinein mit hoher Wahrscheinlichkeit meridional strukturiert (Nord-Süd, Süd-Nord).

Die zwei Seiten einer meridionalen Grundströmung

Was aber passiert, wenn sich das Hoch westlich von Europa anders verhält oder positioniert. Lässt sich in diesem Fall über den Frühling Anfang Mai spekulieren?

Temperatursprung im Mai

Ja, so etwas funktioniert. Beispiele hierfür gab es in diesem Jahr bereits zur Genüge, denn die absolut gestörte Zirkulation ist in diesem Jahr schon erstaunlich oft eingetreten und hängt möglicherweise mit dem ungewöhnlich warmen Nordatlantik und dem schwächelnden Golfstrom zusammen.

Jedenfalls befördert eine Hochdruckstruktur über Grönland die kalten Luftmassen polaren Ursprungs über das europäische Nordmeer auf den Atlantik in Richtung England und initialisiert durch die Temperaturgegensätze ein Tief zwischen Island in England, welches sich quasistationär verhält und durch das Hoch über Grönland und dem östlichen Kanada an Ort und Stelle gebunden wird. Da sich Tiefdrucksysteme gegen den Uhrzeigersinn drehen, werden aus südwestlichen Richtungen warme Luftmassen nach Norden geführt. Temperaturen jenseits der +20 Grad-Marke wären Anfang Mai auf diese Art und Weise möglich.

Sommerlich warmes Maiwetter

Eine spezielle Variante kann auch zu einer sommerlich warmen Wetterentwicklung Anfang Mai führen. Das ist dann der Fall, wenn sich das Hoch über Grönland weiter nach Kanada ausdehnt und von dort aus eine Querverbindung zum Kontinentalhoch über Sibirien aufbaut. Was folgt, ist ein Polarwirbelsplit an anderer Stelle, welcher die kalten Luftmassen über dem östlichen Kanada auf den Atlantik treibt. So kann sich über Mitteleuropa eine markante Südwest- oder Südanströmung - unter Hochdruckeinfluss - ergeben. Die Temperaturen streben in Richtung der +25 Grad-Marke und können im Mai auch für eine sommerliche Witterung sorgen.

Auf den Punkt gebracht: eine kühle und nasse Witterung

Ein markanter Umschwung in Richtung Frühling oder Frühsommer ist im Moment mehr als These zu verstehen. Mit dem Hoch auf dem Atlantik oder Grönland und dem Trogvorstoß über Mitteleuropa sind die Rahmenbedingungen für eine jahreszeitlich zu kühle Witterung nahezu perfekt und so kann der enorme Temperaturüberschuss von bis +5,5 Grad Mitte April allmählich abgebaut werden.

Was wahrscheinlich ist

Kumuliert man den Mittelwert aller Kontrollläufe, so wird der April am Ende seiner Tage im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 mit einem Überschuss zwischen +1,9 und +2,4 Grad abschließen können.

Also ja, die Kontrollläufe stützen eine im Zeitraum vom 18. bis 25. April für die Jahreszeit um -1 bis -3 Grad zu kühle Wetterentwicklung. Überdies steigt das Temperaturniveau bis in den Mai hinein an und pendelt sich auf eine Anomalie zwischen +0,5 und +1,5 Grad in den etwas zu warmen Bereich ein. Infolge daraus ergibt sich ein erwartbares Temperaturspektrum von +12 bis +16 Grad bei einem weiterhin wechselhaften und unbeständigen Wettercharakter. Schaun mer mal.