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Wetterprognose Winter 2021/2022: Die Weichen für den Winter werden an Weihnachten gestellt

| M. Hoffmann
Die Weichen werden für den Winter an Weihnachten gestellt © Martin Bloch

Weiße Weihnachten sind nicht unmöglich, hängen aber stark davon ab, wie sich ein Tiefdrucksystem positionieren wird. Knifflig ist zudem die Situation auf dem Atlantik zu bewerten und da ist in Sachen Winterwetter noch vieles möglich.

Nach 20-monatiger Abstinenz kommt an Weihnachten, einfach so - binnen 24 Stunden - die Westwetterlage zurück? Möglich und wahrscheinlich ist das, doch gehören hinter dieser Aussage ein paar Fragezeichen gesetzt und auf die möchten wir heute näher eingehen.

Luftmassengrenze über Deutschland - Schnee und Regen an Weihnachten

Wie komplex das im Detail aussehen kann, zeigt sich in der aktuellen Wetterprognose der Vorhersage-Modelle. Beide berechnen über die Weihnachtsfeiertage eine Grenzwetterlage, die kühle Luftmassen über dem Norden von warmen Luftmassen über dem Süden trennt. Ein Beispiel: am 1. Weihnachtsfeiertag werden über den Norden -2 bis +2 Grad und über dem Süden +4 bis +8 Grad und örtlich bis +10 Grad simuliert. Was aber wäre, wenn sich das Ganze ein paar hundert Kilometer nach Süden verlagert, ist dann über und nach Weihnachten mit tiefwinterlichen Wetterverhältnissen zu rechnen? Weitere Informationen: Wetter Weihnachten 2021.

Eine über Weihnachten nicht ganz einfache Wetterlage - Luftmassengrenze über Deutschland macht weiße Weihnachten optional
Wetterprognose nach dem europäischen (li.) und dem amerikanischen (re.) Wettermodell: Eine über Weihnachten nicht ganz einfache Wetterlage – Luftmassengrenze über Deutschland macht weiße Weihnachten optional
© www.meteociel.fr

Winterwetter? Auf die Details kommt es an!

Es empfiehlt sich die oben dargestellte Gegenüberstellung der beiden Wetterkarten zum 1. Weihnachtsfeiertag einmal genauer zu betrachten, denn ganz so einfach - wie auf den ersten Blick - ist die Wetterlage nicht. Und solange das der Fall ist, ist es müßig über die Details zu spekulieren. Da wird sich in den kommenden Stunden noch einiges verändern können.

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Die Hochdruckachse auf dem Atlantik ist der entscheidende Punkt

Wir haben in den letzten Tagen immer wieder darauf hingewiesen, dass die Blockadeachse auf dem Atlantik von entscheidender Bedeutung ist. Kippt die Achse weg, wird die Zonalisierung in Gang gesetzt. Bleibt die Achse bestehen oder erweist diese sich zäher als gedacht, so können sich andere Wetterentwicklungen ergeben.

Wie das aussehen kann, berechnen bspw. die Europäer mit einem verzögerndem Rückzug der Blockadeachse. Die atlantische Frontalzone wird gebremst und der Wirbel zwischen Island, England und Skandinavien hat mehr Zeit, die kalten Luftmassen nach Süden zu führen. So kann es sein, dass sich über dem Norden der Dauerfrost festsetzt, während es über dem Süden bis +10 Grad warm werden kann.

Die Blockadeachse zeigt sich auf dem Atlantik beständiger und so kann sich die Luftmassengrenze über Deutschland behaupten
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Die Blockadeachse zeigt sich auf dem Atlantik beständiger und so kann sich die Luftmassengrenze über Deutschland behaupten
© www.meteociel.fr

Die Wetterprognose der Amerikaner: Die Blockadeachse bleibt erhalten

Es sieht nach der Wetterprognose der Amerikaner zunächst so aus, als ob die Westwetterlage das Wetter über und auch nach Weihnachten wird dominieren können. Doch so einen Ansatz hat es in den letzten 20 Monaten schon häufiger gegeben und was spricht denn dagegen, dass es dieses Mal wieder nur eine Andeutung ist? Zugegeben, das ist spekulativ, doch gehört diese These angesprochen.

Polarwirbelsplit

Denn das ist der Punkt, auf den die Amerikaner heute anspielen. Das Hoch bei Grönland dehnt sich bis zum zweiten Weihnachtsfeiertag von Grönland bis über die Karasee aus und teilt den Polarwirbel in zwei Hälften auf. Der Polarwirbelsplit ist vollzogen und ab diesem Zeitpunkt nehmen die Turbulenzen zu, die kleinteilige Details, wie bspw. eine Grenzwetterlage zu einer mühsamen Angelegenheit machen. Viel entscheidender ist - was passiert mit der Blockadeachse auf dem Atlantik? Denn das ist schließlich der entscheidende Punkt, der den Unterschied zwischen einer meridionalen und einer zonalen Wetterlage ausmacht.

Nach der aktuellen Prognose setzt sich die atlantische Frontalzone mit voller Wucht am 27. Dezember über Deutschland durch und die Tiefdrucksysteme gehen in das Tiefdruckzentrum über Skandinavien über. Das schwächt die Tiefdruckrinne auf dem Atlantik und bereits zum 28. Dezember kehrt die Blockadeachse auf dem Atlantik zurück und das war's mit der Zonalisierung. Im Ansatz erkennbar scheitert jedoch erneut kläglich.

Wintereinbruch über Deutschland?

Nein, das bedeutet diese Entwicklung nicht - jedenfalls nicht zwangsläufig. Das Tief über Skandinavien wird abgekapselt, doch sorgt seine Position dafür, dass Deutschland, Österreich und die Schweiz am südlichen Gradienten des Tiefdruckzentrums liegen. Man kann es auch als verkappte Westwetterlage bezeichnen, da der Wind über Deutschland aus westlichen Richtungen kommt, die aber über dem Atlantik mit kühlen Luftmassen aus dem Norden angereichert wird. Die Temperaturen erreichen am 27. und 28. Dezember +5 bis +10 Grad und sinken bis zum Jahreswechsel auf -1 bis +4 Grad ab. Das ist zwar nasskalt und wenig winterlich, doch bleibt der Winter optional und wird seiner Chancen und Möglichkeiten nicht beraubt.

Links der Durchbruch der atlantische Frontalzone, rechts die Rückkehr der Blockadeachse
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Links der Durchbruch der atlantische Frontalzone, rechts die Rückkehr der Blockadeachse
© www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Der Winter steht auf der Kippe

Keine Frage - selten ist das Wetter an Weihnachten so spannend, wie in diesem Jahr und ebenso selten tritt ein Polarwirbelsplit zu den Festtagen auf, der das eine oder andere noch durcheinander bringen kann.

Und ja, es gilt abzuwarten. Das Hoch muss am Wochenende raus auf den Atlantik, dann in Polarwirbel hinein und nachfolgend schaut man weiter. Der Winter ist und bleibt optional, steht aber mit der möglichen Unterwanderung der Hochdruckzone auf der Kippe. Denn eines ist klar. Sollte sich die Zonalisierung über und nach Weihnachten behaupten können, so bleibt diese 7 bis 14 Tage bestehen und dem Winter beginnt so langsam die Zeit davonzulaufen.

Kontrollläufe sind kälter geworden

Nicht kalt - kälter - das ist ein Unterschied. Interessant ist, dass die Wetterprognose der Amerikaner weit vom Mittelwert aller Kontrollläufe entfernt ist. So werden bspw. am 27. Dezember bis +14 Grad berechnet, während der Mittelwert der Kontrollläufe bei +0 bis +3 Grad im nasskalten Bereich verharrt.

Schaut man etwas weiter in die Zukunft, so nehmen im Zeitraum vom 28. Dezember bis 2. Januar 2022 die kalten Varianten zu. Der Mittelwert der Temperaturen sinkt über dem Norden, Osten und Süden auf -2 bis +1 Grad ab - wohlgemerkt sind das die Tageshöchstwerte, über die wir hier sprechen. Über dem Westen schwankt der Mittelwert zwischen +1 bis +3 Grad im nasskalten Bereich.

Schneefall?

Die Temperaturen pendeln nach Weihnachten um den Gefrierpunkt und gleichzeitig nimmt die Niederschlagsaktivität im Zeitraum vom 23. Dezember und dem Jahreswechsel zu Silvester zu. Schneefall ist somit nicht auszuschließen und einmal von Westen abgesehen, lässt sich eine winterliche Landschaft über dem Süden, Osten und Norden diskutieren.

Was aber sind das für Wetterlagen, die den Winter nach Deutschland, Österreich und der Schweiz bringen kann?

Wie bereits mehrfach erwähnt, kann das mit dem Winter nur dann klappen, wenn die Blockadeachse auf dem Atlantik erhalten bleibt, oder sich weiter ausbauen kann. Wie so etwas aussieht, haben wir einmal in den Kontrollläufen gegenübergestellt.

So - und nur so - klappt das mit dem Winter über Deutschland
Wetterprognose nach einzelnen Kontrollläufen: So - und nur so - klappt das mit dem Winter über Deutschland
© www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Kontrollläufe
Tag Temperaturspektrum Temperaturmittelwert
24. Dezember -4 bis
+8 Grad
+1 bis
+3 Grad
28. Dezember -8 bis
+12 Grad
+0 bis
+3 Grad
2. Januar -11 bis
+12 Grad
-2 bis
+1 Grad
Diagramm Temperaturen Januar 2021
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Januar 2021 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Kleiner Nachtrag zum Schluss

Das man den Winter nicht abschreiben sollte, zeigt die Wetterprognose der Amerikaner von heute Nachmittag. Über Weihnachten hat das eine Grenzwetterlage zur Folge, die sich bis zum 2. Weihnachtsfeiertag weit nach Norden verschiebt, nachfolgend aber wieder zurückkehrt und so die Westwetterlage grundsätzlich infrage stellen lässt. Was man erkennt? Richtig - die Blockadeachse auf dem Atlantik bleibt bestehen!

Kurze Milderung über Weihnachten, dann der Hochwinter?
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell von heute Nachmittag: Kurze Milderung über Weihnachten, dann der Hochwinter?
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Spannend, wie schon lange nicht mehr. Was sich im Tagesverlauf für Veränderungen ergeben haben, erläutern wir in einer Aktualisierung heute Abend gegen 20:15 Uhr an dieser Stelle.

Update der Wetterprognose von 20:18 Uhr

Hop oder Top - grüne oder weiße Weihnachten? Bislang war in den Wetterprognosen der Vorhersage-Modelle von einer tiefwinterlichen Wetterlage, einer Grenzwetterlage und dem Durchbruch der atlantische Frontalzone alles vertreten, was das Wetter zu bieten hat.

Polarwirbelsplit

Der Grund für die Turbulenzen und die Schwankungen ist ein Hochdrucksystem, dass sich über Weihnachten bei Grönland weit in den Polarwirbel hinein vorwagt und zu einem Polarwirbelsplit führt. Und bestimmten Voraussetzungen kann das eine nachhaltige Milderung in Form einer zonal verlaufenden Grundströmung zur Folge haben. Davon rücken die Vorhersagemodelle in den letzten Stunden zunehmend ab und favorisieren eine weitere Variante, auf die wir immer wieder einmal hingewiesen haben.

Blockadeachse auf dem Atlantik

Besonders deutlich sticht das heute Abend in der Wetterprognose der Amerikaner hervor. Das Hoch dehnt sich zum 23. Dezember zwischen Grönland und der Karasee aus und sorgt dafür, dass ein Tiefdruckwirbel über der Barentssee weiter nach Westen geführt wird. Gleichzeitig verliert das Hoch seine Achse nach Süden in Richtung der Azoren, was die atlantische Frontalzone wiederum ausnutzt, um über Weihnachten eine Verbindung mit dem Tief über der Barentssee und Skandinavien aufzubauen.

So gelangen Deutschland, Österreich und die Schweiz auf die milde Vorderseitenanströmung des Tiefdrucksystems, was die Temperaturen bis zum zweiten Weihnachtfeiertag auf +4 bis +8 Grad und über dem Südwesten örtlich bis +10 Grad ansteigen lassen kann. Nördlich einer Linie von Münster und Berlin kann es zum aktuellen Stand mit -2 bis +2 Grad kühler bleiben, sodass sich dort über die Weihnachtsfeiertage eine Schneedecke ausbilden kann. Die klassische Grenzwetterlage und die Frage, ob eine grüne oder weiße Weihnacht hängt davon ab, wo die Luftmassengrenze verläuft. Diese kann sich in den kommenden Stunden noch weiter nach Norden, oder nach Süden verschieben. Geklärt ist da noch nichts.

Weiße Weihnachten

Die Europäer bieten heute Abend eine Lösung an, bei der die Grenzwetterlage weiter südlich verläuft. Das Resultat wäre eine tiefwinterliche Wetterentwicklung über Weihnachten, bei der sich nördlich einer Linie vom Saarland und Sachsen die Temperaturen auf -6 bis +0 Grad und weiter nach Süden zwischen -2 bis +2 Grad einpendeln können. Dazu gibt es zeitweiligen Niederschlag, der überwiegend als Schnee und über dem Süden teils als Regen, Schneeregen oder Schnee niedergehen kann. Die Wetterprognose der Europäer ist heute Abend ganz klar auf Winterkurs!

Links die Amerikaner mit einer Grenzwetterlage, die rechts nach den Europäern deutlich südlicher verläuft
Links die Amerikaner mit einer Grenzwetterlage, die rechts nach den Europäern deutlich südlicher verläuft
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Polarwirbelsplit mit Winterwetter?

Die beiden oberen Wetterkarten zeigen klar und deutlich, wovon der Winter abhängig ist und das ist die Blockadeachse auf dem Atlantik. Schaut man etwas weiter in die Zukunft, so dehnt sich nach den Amerikanern zwischen Weihnachten und Silvester das Hoch zwischen Grönland immer weiter in Richtung der Aleuten aus. Das ist aber noch nicht alles, denn zeitgleich dehnt sich die Achse noch in Richtung der Azoren aus uns so vervollständigt sich der Polarwirbelsplit zum 31. Dezember.

Winterlich

Infolge daraus gelangen Deutschland, Österreich und die Schweiz im Zeitraum vom 27. bis 31. Dezember auf eine nördliche Strömungskomponente, was die Temperaturen am Tage auf -5 bis +0 Grad absinken lässt. In den Nächten wären Tiefstwerte von -10 bis -5 Grad und über Schnee und bei Aufklaren bis zu -18 Grad möglich. Betrachtet man die Wetterprognose der Europäer, so geht diese einen fast identischen Weg. Der Winter hat somit ein Trumpf im Ärmel und man sollte diese nicht voreilig abschreiben.

Links der Polarwirbelsplit nach den Amerikanern und rechts nach den Europäern. Beide Varianten haben über Deutschland einen winterlichen Wettercharakter zur Folge
Links der Polarwirbelsplit nach den Amerikanern und rechts nach den Europäern. Beide Varianten haben über Deutschland einen winterlichen Wettercharakter zur Folge
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Wie wahrscheinlich ist ein Wintereinbruch

Die Kontrollläufe stützen keine weiße Weihnachten. Da ist ein wesentlicher Baustein gefallen. Die Temperaturen in 1.400 Meter Höhe liegen über dem Süden bei +3 Grad, über dem Osten und Westen zwischen -1 und +2 Grad und über dem Norden bei -3 Grad. Für Schnee zum Fest bis auf tiefere Lagen herab müssten die Höhentemperaturen auf -5 bis -7 Grad absinken und das wird in den Kontrollläufen mit einer schwindenden Anzahl simuliert. Die Prognosen der Vorhersage-Modelle sind mit einem dicken Fragezeichen zu versehen!

Was sich aber auch erkennen lässt, ist die Tatsache, dass sich eine Westwetterlage so nicht durchsetzen kann. Bereits zum 27. Dezember sinken die Werte in der Höhe auf -5 bis -8 Grad, was in der Zeit zwischen Weihnachten und Silvester den Winter ins Spiel bringen kann. Schaun mer mal.

Links der Mittelwert der Kontrollläufe an Weihnachten, rechts zu Silvester - der Winter hat seine Chance, nur eben nicht zu Weihnachten
Links der Mittelwert der Kontrollläufe an Weihnachten, rechts zu Silvester - der Winter hat seine Chance, nur eben nicht zu Weihnachten
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Stratosphärenwirbel - vom Minor- zum Major-Warming?

Spannend ist es zu beobachten, wie sich in Stratosphärenhöhe zu Weihnachten ein Minor-Warming entwickelt, dass dann zum Jahreswechsel Anzeichen von einem Major-Warming aufweist. Damit könnten zum Beginn der zweiten Januardekade - passend zum Hochwinter - spannende Wetterlagen entstehen.

Vom Minor-Warming (li.) zum Major-Warming (re.)?
Vom Minor-Warming (li.) zum Major-Warming (re.)?
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