Wetter Winter 2020/2021 Wetterprognose vom 4.11.2020 - Betonhoch oder Frühwinter?
In der zweiten November-Dekade zeichnet sich eine spannende Wetterentwicklung ab, bei der Deutschland zunächst noch zwischen den Fronten liegen kann. Doch die Hochdruckposition kann für rasche Veränderungen sorgen.
Hoher Luftdruck setzt sich ab der Wochenmitte über Europa durch und dominiert mit einem Wechselspiel aus Sonne, Wolken und Nebel das Wetter über Deutschland, Österreich und der Schweiz. Mit Niederschlag ist bis zum 9. November nicht zu rechnen, wobei lokal ein paar niedergehende Regentropfen über dem südlichen Baden-Württemberg und Bayern, sowie über den Küstenregionen nicht auszuschließen sind.
In den Nächten kann sich zäher und dichter Nebel ausbilden, der sich im Tagesverlauf nur langsam und mancherorts gar nicht auflösen kann. Das hat Auswirkungen auf die Temperaturen. Diese sinken in den Nächten auf +0 bis +7 Grad ab und über Süddeutschland ist mit bis -2 Grad örtlich leichter Frost möglich. Über Nebelgebieten erreichen die Temperaturen mit +5 bis +10 Grad November-typische Werte. Lösen sich die Nebelfelder auf, so kommt es zu einem Mix aus Sonne und Wolken, wobei die sonnigen Anteile überwiegen und die Werte auf +10 bis +15 Grad und örtlich bis +17 Grad ansteigen lassen kann. Mehr dazu in der aktuellen Wettervorhersage zum Wetter November.
Enormer Kaltluftvorstoß über dem östlichen Kanada
Entscheidend für die weitere Wetterentwicklung über Mitteleuropa ist ein immenser Vorstoß kalter Luftmassen über dem östlichen Kanada in Richtung Neufundland. Das hat Folgen, wie man auf der oben gezeigten Wetterkarte mit dem Tief zwischen Grönland und Island unschwer erkennen kann.
Die Akteure
Schaut man sich die obenstehende Wetterkarte genauer an, so erkennt man einen zweiten Tiefdruckcluster zwischen der Barents- und Karasee. Als dritter Akteur zeigt sich die Hochdruckzone über dem Süden zwischen den Azoren und Sibirien verlaufend.
Impulsgeber
Der Impulsgeber für die kommende Wetterlage aber ist der Kaltluftvorstoß über dem östlichen Kanada. Wo eine Aktion ist, wird es auch eine Reaktion geben und die erfolgt - und darin stimmen die Wetterprognosen beider Vorhersage-Modelle überein - mit einem aufstrebenden Hoch über Europa nach Norden.
Gestörte Zirkulation
Infolge daraus dominiert das Hoch das Wetter über Deutschland, Österreich und der Schweiz bis Mitte November. Der Mix aus Sonne, Wolken und Nebel bei einem trockenen Wettercharakter setzt sich mit einer hohen Wahrscheinlichkeit fort.
Ist ein Ende der Hochdruckwetterlage in Sicht?
Dazu ist ein Blick auf die folgende Wetterkarte wichtig. Was man sieht ist eine weitere Intensivierung des Kaltluftvorstoßes über dem östlichen Kanada. Infolge daraus wird das Tiefdruckzentrum zwischen Grönland und Island gestärkt und bleibt nahezu an Ort und Stelle. Auf der Gegenseite wird das Hoch zunehmend kräftiger und strebt in Richtung Polarregion vor. Und so stehen sich Mitte November zwei Schwergewichte gegenüber.
Was man aber auch erkennen kann, ist das daraus resultierende gestörte Zirkulationsmuster mit einer zunehmend meridionalen Grundströmung (Nord-Süd; Süd-Nord). Das ist ein wichtiges Signal für die Wetterentwicklung in der letzten November-Dekade - besonders wenn man ein Freund von winterlichen Wetterlagen ist.
Keine Zonalisierung
Das ist das Statement. Die atlantische Frontalzone fungiert über Grönland und Island quasistationär, was zum einen den Kaltluftvorstoß über den östlichen Kanada stabilisiert und zum anderen das Hoch über Europa immer weiter nach Norden aufstreben lässt. Eine windige bis stürmische und unbeständige Westwetterlage ist so erst einmal nicht möglich.
Wie geht es weiter - welche Chance hat der Frühwinter?
Nach den gängigsten Wettervorhersagen der Prognose-Modelle zeigt sich im Zeitraum vom 15. bis 19. November eine Konzentration des hohen Luftdrucks zwischen der Barentssee und dem europäischen Nordmeer. Das blockiert die Zufuhr kalter Luftmassen polaren Ursprungs nach Süden, ermöglicht aber die Optionen einer Ostwetterlage, mit deren Hilfe bodennah kalte Festlandsluftmassen nach Mitteleuropa geführt werden können.
Kalt und neblig
Mit der Ostwetterlage ist weiterhin mit einer gradientenschwachen Wetterlage zu rechnen. Aus Nebel wird zunehmend Hochnebel und trübt die November-Tage weitgehend ein. Die Temperaturen kühlen weiter aus und pendeln sich am Tage auf Werte zwischen -2 bis +6 Grad ein und kann mit etwas Sonnenschein auf bis +10 Grad ansteigen.
Nasskalt und unbeständig
In der zweiten - möglichen - Variante wird das Hoch am südlichen Gradienten von der atlantische Frontalzone unterwandert
und stößt mit ihren Ausläufern immer wieder in Richtung Mitteleuropa vor. Und so werden aus östlichen Richtungen kalte und aus westlichen Richtungen gemäßigt warme Luftmassen nach Europa geführt. Deutschland, Österreich und die Schweiz liegen zwischen den Fronten. Das kann über dem Süden und Westen bei Werten von +8 bis +12 zu einer erhöhten Niederschlagsneigung führen, während es nach Norden und Osten bei Werten von +1 bis +6 Grad trocken bleiben kann.
Auf den Punkt gebracht: Hochdruckdominanz und die gestörte Zirkulation
Der Mittelwert der Kontrollläufe bringt es ganz gut auf den Punkt. Die Großwetterlage wird zwischen dem Kontinentalhoch - was sich weit westlich positioniert - und dem Tiefdruckzentrum auf dem Atlantik entschieden. Bis aber klar ist, welches System sich durchsetzen wird, werden Deutschland, Österreich und die Schweiz zwischen den Fronten in einer überwiegend gradientenschwachen und damit einer zu Nebel neigendem Wetterlage liegen.
Für die Jahreszeit zu warm
Was man zudem aus den Kontrollläufen entnehmen kann, ist die überwiegend südliche Anströmung der Luftmassen, was mit Hilfe von Sonnenschein die Tageswerte über die +10 Grad-Marke ansteigen lassen kann. Bleibt es neblig-trüb, orientieren sich die Werte zwischen +4 bis +8 Grad.
In Summe aber liegt das Temperaturspektrum der Kontrollläufe im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert vom 6. bis 12. November um 4 bis 8 Grad und vom 13. bis 19. November um +1 bis +3 Grad im zu warmen Bereich.
Und der Frühwinter?
Es gibt ein paar Varianten der Kontrollläufe, die zum Ende der zweiten November-Dekade zu einer frühwinterlichen Wetterlage führen können. In der Wahrscheinlichkeit aber haben die frühwinterlichen Wetterprognosen eine Relevanz von 16 Prozent und sind somit zur Kenntnis zu nehmen, aber für den Moment wenig wahrscheinlich.
Tag | Temperatur-Spektrum | Temperatur-Mittelwert |
---|---|---|
10. November | +6 bis +16 Grad |
+9 Grad bis +12 Grad |
14. November | +2 bis +13 Grad |
+7 bis +9 Grad |
19. November | -2 bis +12 Grad |
+4 bis +6 Grad |
Was man aber auch festhalten kann, ist die Zunahme von kälteren Berechnungen. Ob diese im Tagesverlauf weiter zulegen können und ob das den Frühwinter in der letzten November-Dekade nach Deutschland führen kann, erläutern wir heute Abend gegen 20:00 Uhr in einer Aktualisierung der Wetterprognose Winter 2020/2021 an dieser Stelle.
Update der Wetterprognose von 19:50 Uhr
Das Hoch bleibt bis zur Monatsmitte nach den Wetterprognosen der Vorhersage-Modelle ein wesentlicher Bestandteil der kommenden Wetterentwicklung. Doch ob ungewöhnlich warme, oder gar frühwinterliche Temperaturwerte zu erwarten sind, hängt von der Hochdruckposition ab - und da kam im Tagesverlauf nicht viel, aber etwas Bewegung ins Spiel.
Showdown der Giganten
Es ist und bleibt beeindruckend, wie sich die beiden Wettersysteme gegenüberstehen. Da ist zum einen der Tiefdruckwirbel über dem östlichen Kanada zu benennen, der sich zwischen Neufundland und England bis nach Alaska ausdehnen kann. Auf der anderen Seite liegt das Hoch und erstreckt sich von den Azoren über Europa und Russland und reicht phasenweise bis zu den Aleuten - geht also quer durch der Polarwirbel und kann unter bestimmten Voraussetzungen einen Polarwirbelsplit initialisieren.
Deutschland, Österreich und die Schweiz liegen nun exakt zwischen den Fronten. Da das Aktivitätszentrum aber über dem südlichen Grönland liegt, laufen die Tiefdrucksysteme auf das Hoch auf, was grundsätzlich für eine südwestliche und damit milde Anströmung der Luftmassen spricht.
Eine Vielzahl an Möglichkeiten
Spannend bleibt die Reaktion und letztlich die Position des Hochdrucksystems. Strebt es in den Polarwirbel hinein, dehnt es sich nach Westen - über das europäische Nordmeer - aus, oder wird es an seinem südlichen Gradienten unterwandert? Eine weitere Entwicklung kommt nun hinzu, die vor ein paar Tagen schon einmal in den Wettervorhersagen der Prognose-Modellen zu sehen war - der Kaltlufttropfen aus östlichen Richtungen. Das unterstreicht die Vielzahl an möglichen Lösungsvarianten und die Unsicherheiten der Wetterentwicklung nach dem 15. November.
Schaut man sich die Druckanomalien bis zum 15. November an, so wird es deutlicher, worum es geht. Das Tiefdruckzentrum zwischen der Barents- und Karasee schwächt sich ab, dafür entsteht über den Aleuten ein weiter Wirbel, der die Achse des Polarwirbels verändert. Das Muster neigt zum Ende der zweiten November-Dekade zu einem stark meridional verlaufenden Strömungsmuster, dass - zum aktuellen Stand über Mitteleuropa zu einer warmen Anströmung der Luftmassen führen kann.
Die Randfaktoren
Auch das ist interessant. Der AO- und der NAO-Index werden ab dem 15. November neutral und im Trend leicht negativ bewertet. Das lässt den Rückschluss auf eine nördliche und nachfolgend westliche Verlagerung des Hochdrucksystems zu. Anders formuliert: Wer auf den Frühwinter wartet, muss sich noch mindestens bis in die letzte November-Dekade hinein gedulden. Soweit der Stand.