Wetter Winter 2016/17 - Wettertrend vom 14. Dezember

| M. Hoffmann
Grüne, graue oder weiße Weihnachten? Nach der aktuellen Wetterprognose Weihnachten zeigen sich im Mittel die Chancen auf weiße Weihnachten in tieferen Lagen zumeist schlecht bis allenfalls mäßig, ab den mittleren Lagen schlecht bis mäßig und ab höheren Lagen mäßig bis gut - wie es im Detail ablaufen wird, bleibt zum heutigen Stand aber noch offen.

Warum tut sich der Winter erneut so schwer? So sind doch die Rahmenbedingungen mit einem frühem und nachhaltigen Winterausbruch über Sibirien, einem schwächelnden Polarwirbel, einer geringen Sonnenaktivität und der geringeren Meereisausdehnung der Arktis doch nahezu optimal für einen normalen Verlauf des Winters. Der Grund ist so einfach wie simpel - ein Kaltluftvorstoß an ungünstiger Stelle und es spielt keine Rolle mehr, was die Rahmenbedingungen vorgeben. Gemeint ist damit natürlich der Kaltluftvorstoß über dem östlichen Kanada in Richtung Neufundland, welcher über Mitteleuropa eher mildere Temperaturwerte als zu kalte zur Folge haben kann. Das "Problem" bei diesem Kaltluftvorstoß ist, dass sich mit einer bestimmten Dauer ein Strömungsmuster einstellen kann, welches nachhaltig den Winter über Deutschland zu warm werden lassen kann. Wichtig ist also für alle Freunde des Winterwetters, dass sich der Kaltluftzustrom in Richtung Neufundland nicht all zu lange anhält.

Betrachtet man den Polarwirbel, so erkennt man den Grund für den Kaltluftvorstoß. So liegt über dem Bereich zwischen Alaska und den Aleuten ein Hochdrucksystem, während auf der gegenüberliegenden Seite zwischen Grönland, dem europäischen Nordmeer und Skandinavien tiefer Luftdruck vorherrschend ist. Da sich Hochdrucksysteme im und Tiefdrucksysteme gegen den Uhrzeigersinn drehen, werden unentwegt die kalten Luftmassen über das östliche Kanada geführt, was bei Neufundland wiederum die Tiefdruckproduktion in Gang setzt und diese nach Grönland/Skandinavien weiterziehen. Jetzt versteht man vielleicht auch warum das alles so "zäh" ist und nur wenig Entwicklungsspielräume für andere Varianten offenbart - das Zirkulationsmuster erneuert sich stets mit dem gleichen Ablauf. Nichtsdestotrotz verläuft der Winter 2016/17 bisweilen anders, als die viel zu warmen Winter der Jahre 2013/14, 2014/15 und 2015/16 - den Winter bereits jetzt abzuschreiben wäre definitiv (noch) zu früh, wo er aus kalendarischer Sicht doch noch gar nicht begonnen hat.

Ein Störfaktor muss also her, welcher das Zirkulationsprinzip unterbindet. Das kann in Form eines Major-Warmings in Stratosphärenhöhe geschehen, aber auch in Form eines Polarwirbelsplits, einer Umkehrung der zonalen Winde (Stichwort QBO), oder aber mit Hilfe eines Hochdruckeinschubs an der richtigen Stelle. Das ist aber alles derzeit nicht zu erkennen und so verwundert die aktuelle Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells nicht.

Nach der aktuellen Simulation von heute Nachmittag berechnet das amerikanische Wettermodell nochmals einen möglich nasskalten Zeitraum mit Schneeoptionen bis in tiefere Lagen vom 19./22. Dezember - also kurz vor Weihnachten. Allerdings zeigt sich im gleichen Zeitraum eine entsprechend ansteigende Tiefdruckdynamik auf dem Atlantik, welche sich von Kanada über die Azoren bis nach Mitteleuropa und Skandinavien erstrecken kann. Deutschland, Österreich und die Schweiz könnten somit auf den östlichen Tiefdruckgradienten gelangen, so dass von Südwesten her mildere Luftmassen - pünktlich zu Weihnachten - herangeführt werden können und der Singularität des Weihnachtstauwetters tatsächlich entsprechen könnten, sofern denn Schnee liegt, welcher auch wegtauen kann.

Im Zeitraum nach Weihnachten wird es für Freunde des Winters nicht viel besser. Das zentral steuernde Tiefdruckzentrum liegt nach den Berechnungen des amerikanischen Wettermodells im Bereich zwischen Island und England, so dass Deutschland, Österreich und die Schweiz auf der milden Vorderseitenanströmung aus südwestlichen Richtungen verbleiben könnte.

Wie wahrscheinlich sind die Berechnungen des amerikanischen Wettermodells? Noch ist nicht klar, wie sich das Wetter vor und über Weihnachten entwickeln wird, es sind in den kommenden Stunden und auch Tage sicherlich noch Veränderungen in die eine oder andere Richtung möglich. Nicht selten kommt es bei einer so kräftigen Tiefdruckaktivität zu einem sog. Downstream Development, was die Wetterlage über Mitteleuropa durchaus noch einmal in eine andere Richtung drehen kann. Blickt man auf die Kontrollläufe, so zeigt sich keine Unterstützung des Hauptlaufes des amerikanischen Wettermodells und ist damit ein sog. "warmer Ausreißer". Gestützt wird mehrheitlich die nasskalte Witterung vom 20./22. Dezember mit Optionen auf Schneefall bis in tiefere Lagen. Darüber hinaus zeigt sich über Weihnachten eine normale und durchaus Jahreszeit-typische Temperaturentwicklung (+1/+6 Grad) und "zwischen den Tagen" zeigt sich vom 27./29. Dezember eine leicht ansteigende Temperaturtendenz. Mit anderen Worten tut sich der Winter weiterhin schwer und erfordert von den Winterfans weiterhin Geduld.

Blickt man auf die Verhältnisse der Kontrollläufe von zu kalt (<-1) / normal (+0/+5) / zu warm (>+6), so liegen diese am 24. Dezember bei 20/65/15 und am 29. Dezember bei 25/40/35 und bestätigen im Grunde den normalen Temperaturtrend über Weihnachten mit einer leicht ansteigenden Tendenz darüber hinaus. Die nächste Aktualisierung erfolgt gegen 21:00 Uhr in einem kurzen Update der Wetterprognose Weihnachten.

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Das Wetter-Jahr 2023 in Zahlen

Monat Tem­peratur Abwei­chung 1961-1990 in Grad Abwei­chung 1991-2020 in Grad Nieder­schlag
Januar 2023 +3,6 +4,1 +2,7 69,2 l/m² - etwas zu nass
Februar 2023 +3,2 +2,8 +1,7 94 l/m² - etwas zu trocken
März 2023 +5,7 +2,2 +1,1 80,6 l/m² - deutlich zu nass
April 2022 +7,8 +0,4 -1,2 55 l/m² - leicht zu trocken
Mai 2022 +14,4 +2,3 +1,3 46 l/m² - erheblich zu trocken
Juni 2022 +18,3 +2,96 +1,96 58 l/m² - extrem trocken
Juli 2022 +19,1 +2,2 +0,8 37,1 l/m² - extrem trocken
August 2022 +20,22 +3,7 +2,3 48,5 l/m² - extrem trocken
September 2022 +13,4 +0,1 -0,4 98,9 l/m² - zu nass
Oktober 2022 +12,53 +3,53 +3,13 49,5 l/m² - zu trocken
November 2022 +6,4 +2,4 +1,6 49,6 l/m² - zu trocken
Dezember 2022 +1,8 +0,98 -0,02 64,8 l/m² - etwas zu trocken
Gesamtjahr 2023 +4,2 +3,1 +1,8 243,8 l/m² - zu nass

Statistische Wetterwerte für Winter

Der typisch deutsche Winter ist gemäßigt. Seltener sind Extremwetterereignisse zu erwarten. Vielmehr überwiegt von November bis Februar ein nasskalter Wettercharakter, welcher zwischendurch immer wieder von Frost und Schnee unterbrochen werden kann. In Folge des Klimawandels verschiebt sich aber die Schneefallgrenze auf die mittleren Lagen, was die ohnehin schon geringen Chancen für einen Flachlandwinter noch weniger wahrscheinlich macht.

  • Der erste Schnee kommt häufig mit Schneeschauer schon Ende Oktober, was aber noch kein Wintereinbruch ist.
  • Den ersten Anflug von Winterwetter gibt es sehr häufig im Zeitraum zwischen dem 8. und 14. November
  • Ende November wird es wieder wärmer
  • Vom 1.-10. Dezember bleibt das Wetter mit höherer Wahrscheinlichkeit warm
  • Im zweiten Dezember-Drittel folgt Winterwetter - sehr häufig bis Weihnachten
  • Kurz vor Weihnachten folgt mit einer Wahrscheinlichkeit von 78% das Weihnachtstauwetter, welches bis Jahresende anhalten kann
  • Zwischen dem 13. und 24. Januar ist Aufgrund von Kontinentalhochdruck der Hochwinter häufiger möglich
  • Zweite Kältewelle folgt häufig zwischen dem 16. und 25. Februar nach, anschließend wärmeres Wetter
  • Der Februar ist zudem einer der schneereichsten Monate im Winter.
  • Im März klingt dann der Winter aus. Wenn sich aber der Hochwinter Mitte Januar festigen und behaupten kann, steigt die Wahrscheinlichkeit für den sog. Märzwinter an

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