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Ein Super-Sommer 2020 mit neuerlicher Hitze und Dürre?

| M. Hoffmann
Im Sommer 2020: Neuerliche Hitze und Dürre?

Das Wetter in 2020 verläuft ähnlich wie 2018 und 2019. Ist nun ein erneut heißer Sommer mit einer neuerlichen Dürre zu erwarten? Wir schauen einmal genauer hin.

Wer sich für das Wetter interessiert und dies schon eine Weile beobachtet, der wird unweigerlich Parallelen zu den letzten Jahren feststellen können. Markant waren nach einem zu warmen Winter häufig ein zu trockener und deutlich zu warmer März und April, mit einem nachfolgenden gemäßigten bis leicht zu kühlen und phasenweise zu nassen Mai. Exakt also so, wie sich das Wetter derzeit präsentiert. (Mehr dazu in der Wetterprognose Mai und Frühling / Sommer 2020).

Die These des Super-Sommers

Durch die Medien geistert der Horror und Schock-Sommer und als Laie wundert und fragt man sich, was dahinter stecken mag. Grundsätzlich ist zu erwähnen, dass dies aufgebauschte Clickbait-Meldungen sind und mit der realen Wetter-Welt so gut wie nichts gemeinsam haben. Aber darüber soll jeder selbst entscheiden.

Fakt ist, dass sich das Wetter - bzw. der Ablauf - dem der Jahre 2018 und 2019 sehr ähnelt, doch ist daraus kein Super-Sommer abzuleiten. Warum? Das Wetter hält sich nicht an einen Ablauf oder Muster, den es in den letzten Jahren schon einmal gegeben hat. Das haben schon Forscher, Mathematiker, Meteorologen und unzählige Hobby-Meteorologen versucht nachzuweisen mit dem immer gleichen Ergebnis - es bringt nichts - das Wetter hat seine eigenen chaotischen Regeln. Und wenn es dann doch einmal zutrifft, dann ist das mehr dem Zufall geschuldet.

Das Globale Strömungsmuster

Wenn man aber Gemeinsamkeiten herausfinden und daraus eine Wetterprognose für den Sommer ableiten will, so lohnt sich doch ein Blick auf den Vergleich er letzten Jahre. Was auffällt war ein im Winter zonales Strömungsmuster, was ab dem Februar/März - über den Sommer hinweg - bis in den Herbst hinein in ein meridionales Strömungsmuster überging. Vor allem die Langlebigkeit der Großwetterlagen war auffällig, die es in dieser Form der Erhaltungsneigung, Dauer und Häufung so noch nicht gegeben hat.

Die normalen Sommer sind über Deutschland durchwachsen und nur mäßig warm

Wäre ein normales Strömungsmuster vorherrschend, so würden sich Tief- und Hochdrucksysteme in schöner Regelmäßigkeit von rund ein bis zwei Wochen abwechseln. Im Sommer könnten daraus auch einmal drei Wochen werden (Hundstage). Daraus resultiert nach einer wärmeren Phase eine Abkühlung. Häufiger wurden die +25 Grad erreicht und seltener die +30 Grad überschritten. In den Nächten war es meist angenehm frisch und Hitzewellen von mehr als +35 Grad gab es so gut wie nie.

Hitze nimmt in Zeiten des Klimawandels zu

Gemessen am langjährigen Durchschnittswerte von 1961-1990 waren die letzten 23 Sommer zu warm (Abweichung >=0). Im Schnitt waren die letzten 20 Sommer um +1,4 Grad zu warm. Hört sich nicht nach viel an, doch ist das den Hitzepeaks und Wärmeperioden geschuldet. Daraus hervor gingen tatsächliche Super-Sommer, wie der bspw. aus dem Jahre 2003 (Omegahoch), 2006, 2015, 2018, 2019. Fällt was auf? Richtig - die Häufung der Super Sommer nimmt zu.

Auffällig: in 2018, 2019 und 2020 gibt es bereits im Frühjahr eine Häufung von gestörten Zirkulationsmustern mit einer meridional verlaufenden Grundströmung
Auffällig: in 2018, 2019 und 2020 gibt es bereits im Frühjahr eine Häufung von gestörten Zirkulationsmustern mit einer meridional verlaufenden Grundströmung
© www.meteociel.fr

Meridional ungleich Hitze

Die Gemeinsamkeiten mit den letzten Jahren sind also ausgemacht und mit einer hohen Wahrscheinlichkeit wird der Sommer 2020 von einer meridionalen Großwetterlage beeinflusst werden können. Doch meridional bedeutet eine Nord-Süd - oder eine - Süd-Nord-Strömung. Anders formuliert wird es sehr warm (wie bspw. das letzte Wochenende) oder kalt/kühl (wie die aktuellen Eisheiligen). Ein Normal gibt es bei meridional verlaufenden Großwetterlagen eher selten.

Die These für das Wetter im Sommer 2020 lautet:

Meridionale Großwetterlagen sorgen für Hitzepeaks und kühlere Temperaturphasen. Die Wärme wird jedoch überwiegen. Der 24. zu warme Sommer ist sehr wahrscheinlich. These für die Wetterentwicklung Sommer 2020

Hitze ungleich Dürre

Aus einem potentiell zu warmen Sommer zugleich eine neuerliche Dürre abzuleiten ist ebenfalls verkehrt. Besser ist es, wenn man die Großwetterlage bewertet und hier zeigt sich in einem meridional verlaufenden Strömungsmuster häufiger eine trockene Periode, zumal sich die Hochdruckgebiete im Hochsommer gerne über Mittel- oder Nordeuropa positionieren. Dreht das Muster aber auf zu kalt - also die Nord-Süd-Strömung - dann werden aus nördlichen Richtungen kühlere Luftmassen nach Süden geführt, was dann im Stau der Alpen, dem Süden und der Mitte zu ausreichend Niederschlag führen kann.

Folgen zudem auf sehr warme Temperaturen plötzlich kühle nach, so ist mit verstärkt unwetterartigen Wetterereignissen zu rechnen. Schießen die kühlen Luftmassen zudem noch über die Alpen nach Süden hinaus, so ist die Entstehung sog. Vb-Tiefdruckgebiete (Mittelmeertief) nicht auszuschließen.

Die These für den Niederschlag im Sommer 2020 lautet:

Meridionale Großwetterlagen sorgen tendenziell für wenig Niederschlag, doch können einzelne Ereignisse über einen kurzen Zeitraum für erhebliche Niederschlagsmengen sorgen. These für die Niederschlagsentwicklung Sommer 2020

Der Wettertrend Sommer 2020 der Langfristmodelle

Zwischenzeitlich wurden die Wetterprognose der Langfristmodelle für den Sommer 2020 aktualisiert.

Wettertrend des CFSv2 Modells: Zu warm, zu trocken

Die durchschnittliche Temperatur des Sommers soll im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert um +1 bis +2 Grad zu warm ausfallen. Damit ist ein im Vergleich zu den letzten 20 Jahren (Abweichung +1,4 Grad) ein verhältnismäßig normaler Sommer zu erwarten. Die Niederschlagsprognose ist durchwachsen, wenngleich der Juni und der Juli einen zu trockenen Trend aufweisen.

Wetterprognose der NASA: Ein zu warmer Sommer

Auch nach dem Wettertrend der NASA zeichnet sich mit einer Abweichung von +1 bis +2 Grad ein zu warmer Sommer 2020 ab. Die Niederschlagsprognose ist als durchwachsen und im Trend als normal zu bewerten.

Wettervorhersage der Europäer: Durchwachsen, aber ein zu warmer Sommer 2020

Die Abweichung der Temperaturen liegt im Vergleich zum vieljährigen Durchschnittswert um +0,75 bis +1,5 Grad im zu warmen Bereich. Fällt der Juni noch zu trocken aus, so zeigt sich im Juli und August eine über dem Süden erhöhte Niederschlagsleistung. Tendenziell aber zu trocken.

Abweichungen der Temperaturen im Frühling und Sommer gegenüber dem langjährigen Mittelwert
Monat Tem­peratur Nieder­schlag
März 2020 +1,8 Grad Etwas zu trocken
April 2020 +3,1 Grad Deutlich zu trocken
Mai 2020 +0,5 bis +1,5 Grad Trend: übe dem Süden zu nass, übe dem Norden zu trocken
Juni 2020 +1 bis +2 Grad Trend: zu trocken
Juli 2020 +0,5 bis +1,5 Grad Trend: etwas zu trocken
August 2020 +0,5 bis +1 Grad Trend: normal bis etwas zu trocken
Diagramm der Temperaturentwicklung Sommer 2020
Diagramm der Temperaturentwicklung Sommer 2020

Zusammenfassung: Die Wetterprognose für den Sommer 2020

Und so ändert sich auch unsere Wetterprognose für den Sommer 2020 gegenüber den letzten Wochen und Monaten nicht. Im Trend ist ein zu warmer, aber auch durchwachsener Sommer zu erwarten, der seine kühleren und nassen Phasen haben wird. Am Ende aber ist ein zu trockener Sommer zu befürchten. Ob Dürre oder nicht, hängt letztlich von der Hochdruckposition ab - das lässt sich zum derzeitigen Stand nicht vorhersagen.

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