Wann kommt Schnee, wie wird der Winter und gibt es weiße Weihnachten?
Jedes Jahr aufs Neue - kaum ist der Sommer vorbei, schon werden Fragen gestellt wie, wann kommt der erste Schnee?
, wird es weiße Weihnachten geben?
und wie wird der Winter?
Ein paar dieser Fragen lassen sich relativ einfach nach Wahrscheinlichkeiten und Statistiken beantworten.
Wann kommt der erste Schnee?
Das kommt darauf an, auf welcher Höhe man wohnt. Häufig ist das ab den höheren Lagen schon Mitte Oktober und über höheren mittleren Lagen Ende Oktober der Fall, wahrscheinlicher aber erst ab Mitte November. Aktuell gibt es in diesem Jahr eine extreme Temperaturanomalie zu vermelden. Nach dem fünftwärmsten Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, folgte ein rekordwarmer September nach. Aber nicht nur das - auch die erste Oktober-Dekade wird mit einer hohen Wahrscheinlichkeit erheblich zu warm ausfallen können. Von diesem Standpunkt aus erscheint ein verführter Wintereinbruch absurd. Doch Vorsicht - es handelt sich um ein meridionales Strömungsmuster, was unter bestimmten Voraussetzungen dann doch noch auf nördliche Richtungen kippen kann. Die Vorhersage-Modelle hatten das in den vergangenen Tagen immer wieder einmal im Programm. Doch abseits dessen sollte man realistisch sein. Einen richtiger Wintereinbruch mit Dauerfrost und der Ausbildung einer Schneedecke bis auf tiefere Lagen herab kam vor Zeiten der Klimaerhitzung noch häufiger vor. Mit der voranschreitenden Klimaerhitzung hat die Wahrscheinlichkeit für Schnee Ende Oktober und November deutlich abgenommen.
Und dennoch, der frühste Wintereinbruch seit Beginn der Wetteraufzeichnungen war am 27. Oktober 2012, als in den Großstädten Dresden, Leipzig, Gera, Erfurt und Stuttgart eine Schneedecke von bis zu 20 cm gemessen wurde. Ein ungewöhnliches Jahrhundertereignis möchte man meinen. Ansonsten gab es im November so gut wie keine Messstation des Deutschen Wetterdienstes, welche nicht schon einmal Schnee gemeldet hatte und erst 2016 war das mit rund 21 cm südlich von Hamburg der Fall (8. November), oder 2015 als über dem Münsterland am 25. und 26. November eine Schneedecke von 40 bis 50 cm registriert wurde. Das ist für diese Region eine Menge Schnee und führte in manchen Regionen zu einem regelrechten Chaos. Den meisten Schnee gab es aber am 13. November 1952 mit 460 cm, welcher allerdings auf der Zugspitze gemessen wurde.
Der erste Schnee ist im November möglich
Zusammenfassend gibt es den ersten Schnee manchmal schon im Oktober, das ist aber die Ausnahme. In höheren Lagen ist Anfang November mit dem ersten Schnee zu rechnen und ab Mitte November ist das auch über den mittleren Lagen nichts Außergewöhnliches mehr. Im letzten Novemberdrittel können bis auf tiefere Lagen Schnee- und Graupelschauer bestaunt werden. Die ersten - richtigen - Wintereinbrüche sind aber meist in der zweiten Dezember-Dekade zu erwarten. Wann der erste Schnee in diesem Jahr zu erwarten ist und wie man die Schneefallgrenze selbst berechnen kann, erfahren Sie in der aktuellen Schneeprognose.
Klimazeitraum | Oktober | November | Dezember |
---|---|---|---|
Schneetage 61/90 | 0,1 Tage | 2,9 Tage | 9,1 Tage |
Schneetage 91/20 | 0,1 Tage | 1,9 Tage | 5,9 Tage |
Schneetage 01/23 | 0,1 Tage | 1,3 Tage | 5,8 Tage |
Gibt es weiße Weihnachten?
Diese Frage folgt einer Gesetzmäßigkeit und es gibt auch Wetterportale, welche die Antwort nach der weißen Weihnacht schon im August kennen. Jeder kann selbst einschätzen, wie seriös das sein mag, denn das Wetter macht es gerade um die Weihnachtszeit herum extremst spannend. Nicht selten ist erst 24 Stunden vorher klar, ob es grüne oder weiße Weihnachten geben wird.
Warum? Es gibt die Wettersingularität des Weihnachtstauwetters, welches vornehmlich um den 20. Dezember herum in Erscheinung tritt und die Freunde des Winterwetters
regelmäßig zur Verzweiflung bringen kann. Dabei gelingt es der atlantischen Frontalzone überwiegend mit einer West- bis Südwestdrift sehr milde Luftmassen nach Deutschland, Österreich und die Schweiz zu führen. Egal, wie winterlich und frostig das Wetter zuvor war, das Weihnachtstauwetter lässt die weiße Pracht binnen Stunden dahinschmelzen. Aber es gibt sie, die weiße Weihnachten. Der Statistik nach waren vor der Klimaerhitzung etwa alle 8 bis 12 Jahre (je nach Höhenlage) in tieferen Lagen ein weißes Weihnachtsfest möglich. In mittleren Lagen und über den östlichen Landesteilen war das auch alle drei Jahre der Fall. Die letzten weißen Weihnachten stammen aus dem Jahre 2010 und sind damit überfällig. Das unterstreicht einmal mehr die Rolle der Klimaerhitzung, welche bisherige Wetterregeln und Strukturen gehörig durcheinanderbringt.
Und wie wird der Winter?
Der Zeitraum für den Winter erstreckt sich der meteorologischen Definition von Dezember bis Ende Februar. Statistisch betrachtet ist der Dezember mit einem Mittelwert von +0,8 Grad (91/20: +1,8 Grad) der wärmste Wintermonat, gefolgt vom Februar mit +0,4 (91/20: +1,5 Grad) und dem Januar mit -0,5 Grad (91/20: +0,9 Grad). Statistisch lässt sich der Winter grob in drei Phasen einteilen. Erster Wintereinbruch Mitte Dezember, gefolgt vom Weihnachtstauwetter und einem meist milden letzten Dezemberdrittel. Anfang Januar Wetterumstellung, gefolgt vom Hochwinter, welcher im Februar langsam nachlässt. Ist der Hochwinter dominant und ausgeprägt, so folgt nicht selten ein Märzwinter nach. Viel wahrscheinlicher ist aber ein Ende des Winters ab dem 20. Februar, welcher im März so langsam in den Frühling übergeht.
Gelingt es dem Kontinentalhoch nicht, sich bis Europa auszudehnen, so kann der Hochwinter ausfallen. Dann verläuft der restliche überwiegend Winter mild. Ein Lostag
ist meist der Zeitraum um den 6. Januar herum - ganz gemäß der Bauernregel:
Ist bis Dreikönigstag kein Winter, so kommt auch kein strenger mehr dahinter
Gibt es im Flachland noch Winter?
Viele Anfragen erreichen uns in jedem Winter aus den westlich gelegenen Ballungsgebieten - Wann kommt der Winter, und wann kommt Schnee?
Die durchschnittliche Temperatur in den vergangenen 20 Winter ist um +1,5 Grad angestiegen. Dadurch hat sich die Schneefallgrenze etwa um 150 bis 200 Meter weiter nach oben verlagert, was einen Wintereinbruch in tieferen Lagen wenig wahrscheinlich macht. Die Ausbildung einer Schneedecke war früher noch bis in tiefere Lagen keine Seltenheit, doch die Schneegrenze liegt inzwischen bei 350 bis 550 Meter. Somit wird Schneefall mit Ausbreitung einer Schneedecke in sog. Ballungsgebieten über dem Westen zunehmend seltener - bleiben aber grundsätzlich nicht auszuschließen. Aber nicht nur das - auch die mittleren Lagen von 400 bis 800 Meter sind zunehmend von Schnee befreit.
Welche Wetterlage könnte den Flachlandwinter bringen?
Nord- oder Nordostwetterlagen sind gut, wenn ausreichend feuchte Luft bis nach Westen transportiert werden kann. Auch gut sind Nordwestwetterlagen, wenn es vorher richtig kalt war und eine Warmfront mit Aufgleitniederschlägen für ordentlichen Schneefall sorgen kann.
Süd-, Südwest, Südost- und Ostwetterlagen sorgen seltener für Schnee. Sind Südwest- bis Südostwetterlagen noch für milde Temperaturen verantwortlich, so sorgt der Ostwind für tiefe Temperaturen. Mit viel Wind und teils stürmischen Windböen sorgt eine Westwetterlage für meist milde Temperaturen und reichlich Niederschlag. Man sieht also, dass die Bedingungen für einen Flachlandwinter und insbesondere über den westlich gelegenen Ballungsgebieten (Köln, Düsseldorf, Dortmund, Bochum, Essen, Duisburg, Wuppertal, Bielefeld, Bonn und Münster) nahezu perfekt sein müssen.
Ein Hoch über Island/Grönland ist immer gut für etwas Schnee, genauso wie ein Skandinavienhoch für eisige Luftmassen sorgen kann. Alles, was das normale Zirkulationsmuster stört (West-, Südwestwetterlagen) hat gute Voraussetzungen für einen Durchbruch des Winters. Die ideale Konstellation aber ist ein Trog Mitteleuropa mit steuerndem Tiefdrucksystem über der Mittelmeerregion. Wenn sich solch eine Großwetterlage festigt, gibt es reichlich Schnee. An Weihnachten 2010 war das mal der Fall.
Welche Wetterlage bringt viel Schnee?
Den meisten Schnee gibt es bei Wetterlagen, wenn es vorher richtig kalt war und sich ein Tiefdrucksystem über dem Alpenraum Deutschland nähert und in der Höhe mildere Luftmassen heranführen kann. Bei Temperaturen um +0 Grad sind kräftige - teils unwetterartige - Neuschneemengen möglich. Diese Wetterlage hat aber auch ein hohes Potential für enttäuschte Gemüter zu sorgen, denn nicht selten ist in tieferen Lagen mit Schnee- oder Schneeregen zu rechnen - nasskaltes Erkältungswetter
. Ab Temperaturen von unter –5 Grad nimmt die Wahrscheinlichkeit für Starkschneefall ab und unter –10 Grad wird Schneefall generell seltener zu sehen sein. Warum? Kalte Luft ist meist trocken.