So war das Wetter im Jahr 2023: Rekordwarm, zu nass und mit viel Sonnenschein
In Zeiten der Klimaerhitzung wäre ein normal
verlaufendes Jahr schon bemerkenswert. Dass das Wetter sich aber in eine noch extreme Richtung entwickeln kann, zeigte neben 2018 das rekordwarme Jahr 2022. In diesem Jahr konnte der Rekord von 2018 und 2022 eingestellt werden. Sogenannte Jahrhundertrekorde werden gleich in mehrfacher Hinsicht innerhalb kürzester Zeit eingestellt.
Anders formuliert, war 2023 das elfte Jahr in Folge, bei der die Jahresabweichung teils deutlich über der +1 Grad-Marke lag. Die durchschnittliche Temperatur der letzten 10 Jahre betrug +10,1 Grad und die Abweichung gegenüber dem vieljährigen Mittelwert liegt bei +1,86 Grad. Das ist bemerkenswert - Insbesondere im Hinblick auf das Pariser Klimaabkommen. Apropos Klimaabkommen, das bezieht sich auf den vorindustriellen Zeitraum und gemessen an dem, waren die vergangenen 24 Monate über Deutschland mit einer Anomalie von +3,1 Grad weit von den +1,5 Grad entfernt.
Immer wärmer
Schaut man sich die letzten 20 Jahre an, so gab es mit 2010 und 2013 zwei Jahre, die mit einer Differenz von -0,39 Grad und +0,5 Grad normal (-0,5 bis +0,5 Grad) ausgefallen sind. Der Rest war zu warm und es gab kein Jahr, das in den vergangenen 20 Jahren zu kalt ausgefallen ist. Die durchschnittliche Temperatur der letzten 20 Jahre betrug +9,6 Grad und die Abweichung zum Klimamittelwert von 1961 und 1960 betrug +1,31 Grad.
Betrachtet man die Dekaden, so ist die aktuelle (2021 - 2030) mit +10,1 Grad die wärmste. Die zurückliegende Dekade von 2011 bis 2020 war mit +9,8 Grad die bislang wärmste, gefolgt von 2001 bis 2010 mit +9,2 Grad und 1991 bis 2000 mit +8,9 Grad. Dass der Klimamittelwert innerhalb einer Dekade über die +9 Grad-Marke angestiegen ist, ist im Zeitraum von 1881 bis 1980 gerade dreimal vorgekommen und mittlerweile zur Regel geworden. Das Überschreiten der +10 Grad-Marke hat es bislang so bislang nicht gegeben. Das zeigt, mit welcher Geschwindigkeit die Klimaerhitzung voranschreitet.
Daten und Fakten für das Wetter im Jahr 2023
Temperatur
- Durchschnittstemperatur: +10,68 Grad
- Abweichung 1961 und 1990: +2,4 Grad
- Abweichung 1991 und 2020: +1,4 Grad
Regen
- Durchschnittliche Niederschlagsmenge:
963 l/m² - Sollwert: 789 l/m²
- Prozentuale Sollerfüllung: 124 Prozent
Sonne
- Durchschnittliche Sonnenscheindauer: 1.753 Stunden
- Sollwert: 1.544 Stunden
- Prozentuale Sollerfüllung: 112 Prozent
Neuer Rekord: Das bisher wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen
War das Jahr 2021 noch wohltuend
nach den Hitze- und Dürrejahren von 2018, 2019, 2020 und 2022, legte das Jahr 2023 noch eines obendrauf und sorgte für einen neuen Temperaturrekord, den es seit Beginn der Wetteraufzeichnungen von 1881 so bis jetzt nicht gegeben hat.
Jahr | Temperatur | Abweichung |
---|---|---|
2023 | +10,68 Grad | +2,4 Grad |
2022 | +10,56 Grad | +2,28 Grad |
2018 | +10,45 Grad | +2,21 Grad |
2020 | +10,4 Grad | +2,18 Grad |
2014 | +10,35 Grad | +2,10 Grad |
2019 | +10,32 Grad | +2,03 Grad |
2015 | +9,95 Grad | +1,71 Grad |
2000 | +9,87 Grad | +1,63 Grad |
2007 | +9,87 Grad | +1,63 Grad |
1994 | +9,74 Grad | +1,47 Grad |
2011 | +9,64 Grad | +1,40 Grad |
Im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 bis 1990 war das Jahr 2023 mit einer durchschnittlichen Temperatur von +10,68 Grad und mit einer Anomalie von+2,4 Grad extrem zu warm und im Vergleich zur Referenzperiode von 1991 bis 2020 mit +1,4 Grad erheblich zu warm.
Die außergewöhnlichen Temperaturen
Keiner der Monate im Jahr 2023 war zu kalt. Lediglich der April war normal
Der höchste Wert wurde am 15. Juli mit +38,8 Grad über Möhrendorf-Kleinseebach (Bayern) registriert. Am Ende war der Sommer der fünftwärmste Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, gefolgt von einem rekordwarmen September.
Der tiefste Wert wurden mit -18,9 Grad am 3. Dezember über Gottfrieding (Bayern) registriert.
Merkmale des Jahres 2023
Der erste Sommertag (> +25 Grad) wurde mit +24,6 Grad am 22. April über Nienburg (Niedersachsen) noch knapp verfehlt. Am 4. Mai war es mit +26,2 Grad über Ohlsbach (Baden-Württemberg) dann so weit. Der Vegetationsbeginn war im Flächenmittel am 17. März. Das Jahr 2023 hatte 8,39 Eistage (normal: 26,2 Eistage), 65,0 Frosttage (normal: 90 Frosttage) und 92,0 Bodenforsttage (normal: 111 Tage) zu bieten.
Insgesamt gab es 0,8 Tropennächte, 56,4 Sommertage (>+25 Grad; Schnitt: 27,6 Sommertage) und 11,5 Hitzetage (>+30 Grad; Schnitt: 4,2 Tage). Insbesondere die hohe Anzahl an Hitzetagen ist bemerkenswert und hat viele Menschen besorgt.
Jahr | Frosttage | Bodenfrosttage | Eistage | Sommertage | Hitzetage |
---|---|---|---|---|---|
Wetter 2023 | 65 (90) Tage |
92 (111) Tage |
8,4 (26,2) Tage |
56,4 (27,6) Tage |
11,5 (4,2) Tage |
Bundesland | Abweichung vom Mittelwert 1961 bis 1990 |
---|---|
Berlin / Brandenburg | +2,3 Grad |
Baden-Württemberg | +2,7 Grad |
Bayern | +2,6 Grad |
Hessen | +2,4 Grad |
Mecklenburg-Vorpommern | +2,2 Grad |
Hamburg, Bremen / Niedersachsen | +2,2 Grad |
Nordrhein-Westfalen | +2,2 Grad |
Rheinland-Pfalz | +2,5 Grad |
Schleswig-Holstein | +2,0 Grad |
Saarland | +2,4 Grad |
Sachsen | +2,4 Grad |
Sachsen-Anhalt | +2,5 Grad |
Thüringen | +2,6 Grad |
Niederschlag: Dürre und Hochwasser
Die Monate März, August, Oktober, November und Dezember waren deutlich zu nass. Insbesondere der Herbst und der erste Wintermonat sorgten für Entspannung im Hinblick auf die Dürre, welche im Mai, Juni und September zugegen war. Waldbrände, Wasserrationierungen und Noternten waren die Folge der Dürre.
Der Regen zum Jahresausklang, hat die Flüsse volllaufen lassen und über einigen Regionen für schweres Hochwasser sorgen können.
Etwas Schneefall gab es über den mittleren Lagen im Januar, Februar und Ende November und Anfang Dezember. Hauptsächlich die Wetterentwicklung Ende November war mit einer absolut gestörten Zirkulation, einem Arctic Outbreak und nachfolgendem Kaltlufttropfen äußerst interessant.
Am Ende zu nass
Der meiste Niederschlag im gesamten Jahr wurde mit 3.049 l/m² über Balderschwang (Bayern) gemessen. Teils erheblich zu trocken zeigte sich mit 533 l/m² die Region rund um Zülpich-Enzen (Nordrhein-Westfalen). Regentage mit mehr als 1 l/m² gab es an 143 Tagen (normal: 125 Tage). Regentage mit mehr als 10 l/m² gab es an 28 Tagen (normal: 20,8 Tage). Die Gesamtbilanz von 19,72 Schneetagen liegt weit hinter dem, was mit 45 Tagen als normal gilt!
Auf die Bundesländer bezogen war mit 1.202 l/m² Nordrhein-Westfalen das nasseste und mit 711 l/m² Mecklenburg-Vorpommern das trockenste Bundesland.
Jahr | Schneetage | Regentage (>1 l/m²) | Regentagetage (>10 l/m²) |
---|---|---|---|
Wetter 2023 | 19,7 (45) Tage |
143 (125) Tage |
28 (20,8) Tage |
Bundesland | Abweichung vom Mittelwert 1961 bis 1990 |
---|---|
Berlin / Brandenburg | 130,1 % |
Baden-Württemberg | 105,8 % |
Bayern | 111,2 % |
Hessen | 120,6 % |
Mecklenburg-Vorpommern | 119,9 % |
Hamburg, Bremen / Niedersachsen | 145,7 % |
Nordrhein-Westfalen | 140,4 % |
Rheinland-Pfalz | 111,2 % |
Schleswig-Holstein | 128,6 % |
Saarland | 125,4 % |
Sachsen | 115,6 % |
Sachsen-Anhalt | 134,6 % |
Thüringen | 122,9 % |
Ein sonniges Jahr 2023
Mit 1.753 Sonnenstunden übertraf das Jahr 2023 den Sollwert mit 112 Prozent. Der Sonnenschein überwog insbesondere an den Küsten, über dem Osten und dem Süden.
Den meisten Sonnenschein gab es mit 2.059 Stunden über dem Flughafen-München (Bayern). Vergleichsweise wenig Sonnenschein gab es mit 1.471 Stunden über Kahler Asten (Nordrhein-Westfalen). Nordrhein-Westfalen war mit 1.647 Sonnenstunden das dunkelste
Bundesland und Baden-Württemberg mit 1.844 Sonnenstunden das hellste
im Jahr 2023.
Bundesland | Abweichung vom Mittelwert 1961 bis 1990 |
---|---|
Berlin / Brandenburg | 107,6 % |
Baden-Württemberg | 113,3 % |
Bayern | 114,4 % |
Hessen | 115,1 % |
Mecklenburg-Vorpommern | 107,6 % |
Hamburg, Bremen / Niedersachsen | 110,7 % |
Nordrhein-Westfalen | 113,4 % |
Rheinland-Pfalz | 118,9 % |
Schleswig-Holstein | 109,7 % |
Saarland | 116,1 % |
Sachsen | 110,6 % |
Sachsen-Anhalt | 109,6 % |
Thüringen | 113,6 % |
Wetterkapriolen
Die stärkste Windböe wurde am 16. November mit 168,5 km/h über dem Feldberg (Schwarzwald; Baden-Württemberg) registriert. In tieferen Lagen wurden über Havel (Brandenburg) am 15. August mit 146,9 km/h die stärkste Windböe gemessen. Insgesamt hatte das Jahr 2,77 Sturm- und 0,31 Orkantage (jeweils im Flächenmittel).
Der niedrigste Luftdruck wurde am 21. Dezember mit 970 hPa über Arkona (Mecklenburg-Vorpommern) und der höchste am 16. Dezember mit 1047,0 hPa über Oberstdorf (Bayern) gemessen.
Weitere Zahlen, Daten und Fakten finden Sie auf der Übersichtsseite zu den einzelnen Wettermonaten.