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Wettertrend Sommer 2023: Nasser Frühling, durchwachsener Sommer?

| M. Hoffmann
Nasser Frühling, nasser Sommer - was sagt die Statistik?

Wie verhält sich ein Sommer nach einem nassen, durchwachsenem und wenig stabilen Frühling? Lassen sich statistische Ableitungen herstellen und was berechnen die Langfristmodelle für einen Sommertrend?

Langfristprognose Sommer. Der Frühling war bislang mit einer Sollerfüllung von 88,6 Prozent etwas zu nass. In der Temperaturbilanz zeigte sich der Frühling mit einer Abweichung gegenüber dem vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 mit +1,1 Grad zu warm (91/20: -0,1 Grad). Insbesondere die Unbeständigkeit des Wetters sorgt bei uns für eine Vielzahl an Rückmeldungen und Fragen, ob denn in diesem Jahr ein zu nasser oder zumindest durchwachsener Sommer bevorstehen kann? Wir schauen heute einmal auf aktuelle Wetterentwicklung und die Langfristprognosen, mit einem besonderen Fokus auf den Regen.

Keine stabile Wetterentwicklung

Nach einem zu nassen März zeigte sich der April nach 14 Jahren erstmals wieder etwas zu nass. Und das Wetter im Mai ist mit kräftigen und länger andauerndem Niederschlag kurz davor, das Ganze noch zu toppen. Also ja, der Frühling wird deutlich zu nass ausfallen können. Schaut man sich die aktuelle Wetterprognose an, so wird sich die Großwetterlage nicht so schnell stabilisieren können. Die Frage also steht im Raum - wie wird das Wetter im Sommer nach einem äußerst durchwachsenen Frühling? Geht das durchwachsene Wetter so weiter und ist ein Monsunsommer zu erwarten oder kippt die Großwetterlage und sorgt mit einer Dürreperiode für eine exakt gegenteilige Wetterentwicklung?

Nasser Frühling, nasser Sommer?

Was sagt ein zu nasser Frühling über das Wetter im Sommer aus? Wir haben uns einmal die letzten 30 Jahre genauer angeschaut - wie war der Sommer nach einem deutlich zu nassen Frühling?

Die erste Auffälligkeit: Die Frühlingsmonate im Zeitraum von 1992 bis 2013 waren abwechselnd zu nass und zu trocken. Im Zeitraum von 2014 bis 2022 war der Frühling immer zu trocken. Lässt man den nassen Frühling von 2013 einmal weg, so reicht die Anzahl der trockenen Frühjahre bis 2009 zurück. Die erste Erkenntnis - die Frühjahre von 2009 bis 2022 waren deutlich zu trocken und konnten den Sollwert nur zu 83 Prozent erfüllen. Betrachtet man die letzten 30 Jahre, so war der Frühling gegenüber dem vieljährigen Sollwert um 7 Prozent zu trocken.

Die zweite Auffälligkeit: Die Sommer waren bis 2018 in schöner Regelmäßigkeit mal zu nass, mal zu trocken, wobei die deutlich zu trockenen Sommer aus 2003 und 2013 besonders hervorstechen. Demgegenüber steht ein zu nasser Sommer aus 2002, 2007, 2011 und 2017. Alles im Lot - doch das änderte sich mit 2018. Vier trockene und heiße Sommer sorgten für ein erhebliches Niederschlagsdefizit, das über die Herbst- und Wintermonate fortgeführt wurde und binnen kürzester Zeit zu einem erheblichen Schadpotential in der Natur und Vegetation führte. Die zweite Erkenntnis: In den vergangenen 10 Jahren waren 33 Prozent der Sommer erheblich zu trocken, 33 Prozent zu nass und 34 Prozent nahezu ausgeglichen.

Beim Niederschlag: Kein Zusammenhang zwischen Frühling und Sommer

Die dritte Auffälligkeit: schaut man sich die Frühjahre mit einer Übererfüllung des Niederschlagssollwertes von mehr als 120 Prozent an, so kam das mit 2006, 2001 und 1994 nur drei Mal vor. In dieser Liga könnte auch der Frühling 2023 spielen. Die nachfolgenden Sommer konnten ihr Niederschlagssoll mit 95 bis 99 Prozent gerade so erfüllen und waren am Ende dann doch leicht zu trocken. Das ist zwar keine Korrelation, doch sollte im Sommer 2023 der Niederschlagsollwert erfüllt werden können, so wird das vielen nicht als ein normaler, sondern als ein unbeständiger und wechselhafter Sommer in Erinnerung bleiben können.

Nasser Frühling, nasser Sommer?
Frühling Sommer nass Sommer trocken Häufig­keit
nass 50 % 50 % 12 (40 %)
trocken 55 % 45 % 18 (60 %)

Zusammenfassung der statistischen Auswertung

Grundsätzlich sind das erst einmal gute Nachrichten, für alle, die nach einem nassen Frühling auch einen durchwachsenen Sommer befürchten. Diese Gesetzmäßigkeit gibt es nicht. Im Umkehrschluss aber ist auch kein zu nasser oder normaler Sommer garantiert. Das Wetter hält sich nicht an Muster und Statistiken!

Wettertrend nach den Langfristmodellen

Langfristprognosen bzgl. Temperatur, Niederschlag und Großwetterlagen sind im Detail nicht möglich. Die Langfristmodelle aber liefern Indikatoren hinsichtlich der Temperaturambivalenz (zu warm, zu kalt) und des Niederschlages (zu nass oder zu trocken).

Das Wetter im Juni 2023

Das Wetter im Juni 2023 soll nach dem CFSv2-Modell mit einer Differenz von +1 bis +2 Grad und im Trend von bis +3 Grad gegenüber dem vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 deutlich zu warm ausfallen können (91:20: +0,0 bis +2,0 Grad). Die Niederschlagsbilanz hat sich in den vergangenen Wochen von durchwachsen auf deutlich zu trocken geändert.

Die NASA berechnet das Wetter im Juni 2023 mit einer Differenz von +1,5 bis +2,5 Grad deutlich zu warm (91/20: +0,5 bis +1,5 Grad). Die Niederschlagsprognose ist gegenüber dem vieljährigen Sollwert etwas zu nass.

Nach dem Wettertrend der Europäer ist mit einer Abweichung von +1 bis +2 Grad und im Trend von bis +3 ein zu warmes Juniwetter zu erwarten. In der Regenbilanz zeichnet ein positiver Niederschlagstrend ab (zu nass).

Das Wetter im Juli 2023

Wenig überraschend ist der Wettertrend des CFSv2 Modells für den Juli 2023, der im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 mit einer Temperaturdifferenz von +1 bis +2 Grad und über dem Süden und Osten mit bis +3 Grad zu warm ausfallen soll (91/20: -0,4 bis +1,6 Grad). In der Regenprognose zeichnet sich eine nur leicht negative Entwicklung ab (etwas zu trocken).

Die NASA berechnet den Juli 2023 ebenfalls deutlich zu warm, mit einer leicht zu trockenen Niederschlagsbilanz.

Die Europäer simulieren den Juli mit einer Differenz von +1 bis +2 Grad zu warm. Die Niederschlagsbilanz fällt insbesondere über dem Norden etwas zu trocken aus.

Das Wetter im August 2023

Kommen wir zum letzten Sommermonat, dem August, der nach dem CFSv2 Modell mit einer Differenz von +1,0 bis +2,0 Grad gegenüber 1961 und 1990 zu warm berechnet wird (91/20: -0,4 bis +0,6 Grad). Die Niederschlagsprognose fällt gegenüber dem Sollwert unauffällig aus.

Die NASA berechnet den August 2023 mit einer Abweichung von +2 bis +3 Grad erheblich zu warm (91/20: +1,4 bis +1,6 Grad). Die Niederschlagsbilanz fällt etwas zu trocken aus.

Die Europäer simulieren mit einer Differenz von +1 bis +2 Grad einen zu warmen August (91/20: -0,4 bis +0,6 Grad). Die Niederschlagsprognose fällt durchwachsen und im Trend leicht zu nass aus.

Abweichungen der Temperaturen im Frühling und Sommer gegenüber dem langjährigen Mittelwert 1961 und 1990
Monat Tem­peratur Nieder­schlag
Juni 2023 +1,5 bis +2,5 Grad Trend: zu trocken
Juli 2023 +1 bis +3 Grad Trend: etwas zu trocken
August 2023 +1 bis +2 Grad Trend: normal
Diagramm der Temperaturentwicklung Sommer 2023
Diagramm der Temperaturentwicklung Sommer 2023

Auf den Punkt gebracht: Zu warm und zu trocken

Die letzten 29 Sommer waren durchweg zu warm (Abweichung ≥ 0). Zudem war noch kein Sommer nach einem Supermildwinter normal oder zu kühl. Zwar sollte man beim Wetter nicht auf die Statistik setzen, doch vor dem Hintergrund der Klimaerhitzung überrascht der Langfristtrend von einem +1,5 bis +2,5 Grad zu warmen Wetter im Sommer 2023 nur wenig (91/20: +0,2 bis +1,2 Grad).

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