Wie wird der Winter 2023/24 - Ein Blick auf die Langfristmodelle
Der Winter streckt im November schon einmal seine Fühler nach den mittleren und höheren Lagen von Deutschland aus. Ist das eine nur vorübergehende Erscheinung, oder steckt mehr dahinter und wie reagieren die Langfristmodelle darauf?
Nachhaltiger Wintereinbruch?
Nein, für einen nachhaltigen Wintereinbruch bis auf tieferen Lagen herab ist die Frontalzone derzeit zu aktiv. Vielmehr ist ein Auf und Ab der Temperaturen zu erwarten. Spannend wird es ab dem 23. November, wenn sich auf dem Atlantik ein Hochdrucksystem als Blockadesystem aufstellt und die atlantische Frontalzone abschwächt. Spannend auch deshalb, da der Polarwirbel aus verschiedenen Richtungen Einschübe erfährt und inmitten seiner Stabilisierungsphase einen Dämpfer erfährt. Von einer Schwächung bis zu einem Polarwirbelsplit ist alles möglich. Der Polarwirbel selbst macht jedenfalls keinen stabilen Eindruck.
Noch viele Möglichkeiten für das Wetter im Dezember
Bereits heute Nachmittag haben wir die möglichen und wahrscheinlichen Wetterentwicklungen bis Dezember durchgespielt und feststellen müssen, dass sich am Ende wohl eine nasskalte und für Dezember typische Großwetterlage wird durchsetzen können. Daran hat sich im Laufe des Tages nichts verändert. Betrachtet man rein den Mittelwert aller Kontrollläufe, so liegen die Temperaturen im Zeitraum vom 24. November bis 3. Dezember zwischen +3 und +6 Grad. Zu mild für den Winter bis auf das Flachland herab. Aber ja, ab den höheren mittleren Lagen ist und bleibt der Einzug des Winters optional.
Die Winterprognose 2023/24 der Langfristmodelle
Folgen die Langfristmodelle einem Wintertrend, der zu warm, normal oder gar zu kalt ausfallen wird? Wie immer an dieser Stelle der Hinweis, dass Langfristprognosen einen Trend der Temperaturen und Niederschläge abbilden und keineswegs als Detailprognosen zu verstehen sind.
Wirft man noch einen schnellen Blick auf den November, so ist dieser im Vergleich zum Mittelwert von 1961 und 1990 aktuell um +3,8 Grad zu warm (91/20: +2,9 Grad). Der Rekord stammt mit einer Abweichung von +3,5 Grad aus dem November 2015. Auf den ersten Blick ist der November auf Rekordkurs, doch die Normalisierung der Temperaturen bis Dezember wird die Temperaturabweichung auf eine Anomalie von +1,5 bis +2,5 Grad reduzieren können. Nach dem rekordwarmen September und dem fünftwärmsten Oktober seit Beginn der Wetteraufzeichnungen wird auch der letzte Herbstmonat November deutlich zu warm ausfallen können. Der meteorologische Herbst ist aktuell um +3,5 Grad extrem zu warm (91/20: +3,0 Grad ).
Langfristwetter nach dem Deutschen Wetterdienst
Das Jahreszeitenmodell des Deutschen Wetterdienstes (DWD) berechnet den Winter von Dezember bis einschließlich Februar mit einer Abweichung von +1 bis +2 Grad gegenüber dem vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 zu warm (91/20: -0,2 bis +0,8 Grad). Die Niederschlagsprognose wird über Baden-Württemberg und Bayern etwas zu nass, sonst normal bewertet.
Wettertrend nach dem Langfristmodell der NASA
Das Langfristmodell der NASA berechnet den Winter gegenüber 1961 und 1990 in Summe um +1,0 bis +2,0 Grad zu warm. Im Vergleich zum wärmeren Mittelwert von 1991 und 2020 liegt die Differenz bei -0,2 bis +0,8 Grad im weitgehend normalen Bereich. Die Niederschlagsprognose ist - insbesondere über dem Süden - als etwas zu nass einzustufen.
In Einzelbetrachtung der Monate ist der Februar der kälteste der drei Wintermonate, während der Dezember erheblich zu warm ausfallen kann. Geht es nach diesem Langfristmodell, so sind die Chancen auf Schnee im Ende Januar und im Februar noch am höchsten, was die eh schon geringen Chancen auf Weiße Weihnachten? weiter schmälert.
Wetterprognose Winter nach dem CFSv2 Modell
Der Winter 2023/24 wird mit einer Abweichung von +1,5 bis +3,0 Grad erheblich zu warm simuliert (91/20: +0,3 bis +1,8 Grad). Der Januar sticht mit einer Abweichung von bis +3,5 Grad besonders hervor. So wird das nichts mit dem Hochwinter - zumindest nach dieser Prognose.
Die Niederschlagsleistung ist von Dezember bis Februar als zu nass zu bewerten. Insbesondere der Januar wird deutlich zu nass simuliert. Das spricht für eine weiterhin aktive Frontalzone.
Der Winter nach dem europäischen Langfristmodell
Der Winter wird sowohl im Dezember, als auch im Januar und Februar mit einer Abweichung von +1,0 bis +2,0 Grad zu warm berechnet (91/20: -0,2 bis +0,8 Grad). Die Niederschlagsbilanz ist von Dezember 2023 bis Februar 2024 neutral bis etwas zu nass zu bewerten.
Monat | Temperatur | Niederschlag | Auffälligkeit |
---|---|---|---|
Dezember 2023 | +1,5 bis +2,5 Grad (+0,3 bis +1,3 Grad) |
Trend: normal bis etwas zu nass | Mittel- und Nordeuropa tendenziell zu nass, Südeuropa zu trocken. Nordeuropa normal temperiert, der Rest deutlich zu warm |
Januar 2024 | +2,0 bis +3,5 Grad (+0,8 bis +2,3 Grad) |
Trend: zu nass | Ganz Europa und Russland zu warm (Woher soll der Hochwinter kommen?). Zudem - mit Ausnahme von Nordnorwegen - über ganz Europa eine positive Niederschlagsprognose. |
Februar 2024 | +1,5 bis +2,5 Grad (+0,3 bis +1,3 Grad) |
Trend: zu nass | Ganz Europa zu warm. Westeuropa normal, Mittel-, Nord-, Süd- und Osteuropa zu nass. |
Auf den Punkt gebracht
Ein früher Wintereinbruch war selten ein Garant für einen kalten und schneereichen Winter. Zudem zeigt sich der Winter in Zeiten der Klimaerhitzung zunehmend nasskalt und weniger winterlich. Doch Ausnahmen bestätigen die Regel und auch in Zeiten der Klimaerhitzung wird es noch Winter geben können, die ihrem Namen auch gerecht werden können. Zum aktuellen Stand aber deutet nur wenig auf einen zu kalten oder normalen Winter hin. Schaun mer mal.