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Winter 2023/24: Mythos 2-K-September-Regel – Was ist das und stimmt das überhaupt?

| Leon R.
Steht ein Supermildwinter bevor?

Lang‘ ist’s her, der letzte September - genau ein Jahr ;) Mit hoher Wahrscheinlichkeit haben die allermeisten von Ihnen diesen mit all seinen Regeln schon wieder vergessen. Es lag auch ein sehr spannendes Wetterjahr mit vielen neuen, aufregenden Wetterlagen dazwischen. Daher hier noch einmal zur Erinnerung: Was ist die 2-K-September-Regel und welche Auswirkungen könnte sie auf den kommenden Winter haben?

Die 2-K-September-Regel jagt immer wieder durch die Medien und besagt - wobei K die Anomalie, also die tatsächliche Abweichung vom Mittelwert, darstellt - dass wenn der September vor einem Winter über 2 Grad zu warm ausfällt, Deutschland - und Mitteleuropa - mit einer hohen Wahrscheinlichkeit einen milden bis sehr milden Winter bekommen wird.

September extrem warm

Zum aktuellen Stand wird der September nach einem etwas zu milden Start in der Mitte und im Norden und einem viel zu warmen Start im Süden ab dieser Woche in ganz Deutschland einen viel zu warme erste Septemberhälfte hinlegen. Die Wetterkarten und Aussichten sind wirklich dramatisch. Eben trocken-heiß und das inmitten des ersten meteorologischen Herbstmonats. Die Anomalie beträgt aktuell +5,5 Grad gegenüber dem vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 (91/20: +5,0 Grad).

Wichtig: Selbst, wenn der September am Ende des Monats im Mittelwert nicht die 2 Grad überschreiten sollte, heißt es nicht automatisch, dass der Winter ein normaler oder kälterer wird. Es bedeutet nur, dass die Wahrscheinlichkeit nicht signifikant geringer ist, als wenn ein September die 2-Grad-Marke überschreitet.

Die Merkmale in der ersten September-Dekade gegenüber dem Klimamittelwert von 1961 und 1990
Monat Aktuelle Anomalie Sommertage Hitzetage
September +5,5 Grad 6,4 (2,3) Tage 1,3 (0,1) Tage
Links der Temperaturmittelwert vom September, rechts daneben der vom Sommer
Links der Temperaturmittelwert vom September, rechts daneben der vom Sommer © mtwetter.de

Wie man sieht, hat sich der September in den vergangenen 150 Jahren weniger stark erwärmt, als andere Monate. Der mit dem Pfeil markierte Kringel zeigt im Übrigen, wo der September 2023 aktuell einzustufen ist.

Vergleichen wir das mit dem Sommer, ist der Erwärmungstrend sehr viel deutlicher sichtbar. Übrigens: Jede Jahreszeit erwärmt sich auf ihre eigene Weise stark. Auffällig dabei ist, dass sich der September und der Oktober mit einer Abweichung von +0,5 und +0,4 Grad weniger stark erwärmt haben, wie mit +1,4 Grad der Juli oder der August. Insofern sticht ein so extrem warmer September wie der diesjährige dann besonders hervor.

Es gibt keine 2-K-Regel

Ich habe mir die letzten 100 Jahre angeschaut und analysiert, inwiefern diese scheinbare 2-K-September-Regel etwas mit dem darauffolgenden Winter zu tun hat. Man muss klar sagen: Es ist, gerade in den neueren Jahrzehnten, kein signifikanter Trend zu erkennen. Das soll nicht heißen, dass diese Regel nie stimmte, aber sie stimme eben so selten, dass es wenig Sinn ergibt, an ihr wirklich festzuhalten. Gerade in unserer heutigen Klimakatastrophe ist eine solch scheinbare Regel mehr tragbar, da das Klima - und infolgedessen das Wetter - keine eindeutigen Regeln mehr kennt oder zulässt. Diese verändern sich aktuell jährlich. So schnell kann kein Wissenschaftler diese Veränderungen aufarbeiten, analysieren und schlussfolgern. Nachfolgend die Übersicht.

Hat ein um +2 Grad zu warmer September Auswirkungen auf den Winter?
Jahr September-Abweichung Winter-Abweichung
1929/30 +2,15 Grad +1,66 Grad
1934/35 +2,25 Grad +1,75 Grad
1947/48 +3,38 Grad +1,42 Grad
1949/50 +2,94 Grad +1,39 Grad
1961/62 +2,95 Grad +0,23 Grad
1975/76 +2,15 Grad +0,71 Grad
1982/83 +2,35 Grad +1,28 Grad
1999/00 +3,50 Grad +2,14 Grad
2006/07 +3,58 Grad +4,14 Grad
2016/17 +3,51 Grad +0,74 Grad

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