Herbstprognose mit turbulentem Polarwirbel - Die Großwetterlage baut sich im November um
Der Sturm zieht nicht - wie üblich - rasch nach Nordosten ab, sondern bleibt über Skandinavien hängen
. Infolgedessen ist noch bis Anfang der kommenden Woche mit windigem und regnerischem Herbstwetter zu rechnen, wobei die Schneefallgrenze um die 1.000-Meter-Grenze schwankt. Anfang November kippt die Wetterlage und lässt einen Hochdruckrücken über Mitteleuropa nach Norden aufsteigen, was aus südlichen Richtungen ungewöhnlich warme Luftmassen nach Deutschland führt. Doch schaut man sich die Struktur des Polarwirbels an und analysiert dessen Stabilität, wird das ruhige Herbstwetter die zweite November-Dekade nicht überdauern können.
Vom 25. bis 28. Oktober liegen Deutschland, Österreich und die Schweiz noch im Einflussbereich eines Sturmtiefs über Skandinavien. Mit einer strammen Rückseitenströmung werden kühlere Luftmassen bis an die Alpen geführt, was die Temperaturen auf +6 bis +12 Grad einpendeln lässt. Bei überwiegend starker bis wechselnder Bewölkung sind immer wieder Schauer möglich, welche zum Start in die neue Woche länger andauernd und im Stau der Alpen ergiebig ausfallen können. Die Schneefallgrenze schwankt um die 1.000-Meter-Grenze, was über den Alpen ordentliche Neuschneemengen (Schneeprognose) bringen kann. Mit entsprechender Schauerdynamik sind bis auf die mittleren Lagen herab Graupelgewitter möglich (Gewitterradar). Der Wind bleibt ein Thema und kommt meist ruppig aus westlichen bis nordwestlichen Richtungen. Über exponierten Lagen und den Küsten von Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern sind stürmische Windböen möglich.
Im November beruhigt sich das Wetter
Ende Oktober und Anfang November werden zwischen Grönland und Island polare Luftmassen auf den Atlantik geführt. Durch die Temperaturgegensätze wird zwischen Island und England ein Tiefdrucksystem initialisiert, welches auf seiner Vorderseite einen Hochdruckrücken über Mitteleuropa nach Norden aufsteigen lässt. Das Wetter kippt. Der Wind dreht auf Südwest bis Süd und führt mit +14 bis +18 Grad deutlich wärmere Luftmassen nach Norden. Deutschland liegt jedoch zwischen den Wetterfronten, sodass sich ein Wechselspiel aus Sonne, Wolken und etwas Niederschlag einstellen kann. Wer es genauer wissen möchte: Wetter November.

Wettervorhersage der Prognose-Modelle: Eine meridional verlaufende Grundströmung lässt die Temperaturen Anfang November wieder ansteigen © www.meteociel.fr || wxcharts.com
Wettervorhersage nach dem europäischen Prognose-Modell: Erst warmes und ruhiges, dann kurioses Herbstwetter
Der Polarwirbel - und das zeigt sich auf den obenstehenden Wetterkarten - neigt weiterhin zur Instabilität, was das Wetter auf unterschiedliche Art und Weise noch bis Mitte November beeinflussen kann. Hin und wieder versucht sich der Polarwirbel zu stabilisieren, scheitert jedoch an den Hochdruckeinschüben. Infolgedessen zeigen sich Ansätze einer sich regenerierenden Frontalzone, welche auf eine ungewöhnliche Art und Weise in der zweiten Novemberdekade in Gang gesetzt werden kann.
Die ruhige und warme Wetterphase
Der Kaltluftzustrom auf dem Atlantik endet nicht und befeuert immer wieder aufs Neue die Tiefdrucksysteme zwischen Island und England, welche auf den beharrlichen Hochdruckrücken über Mitteleuropa auflaufen. Infolgedessen bleibt die Südwest- bis Südanströmung der Luftmassen über Mitteleuropa erhalten. Über Deutschland, Österreich und der Schweiz ändert sich am Wechselspiel aus Sonne, Wolken und gelegentlichem Niederschlag erst einmal wenig. Die Temperaturen pendeln sich auf +12 bis +16 Grad ein und können mit einer längeren Sonnenscheindauer bis +18 Grad erreichen.
Kurios und turbulent - der Polarwirbel verlagert sein Zentrum
Ab dem 7. November wandelt sich der Hochdruckrücken über Mitteleuropa, dehnt sich weiter nach Norden aus und geht für einen Moment eine Querverbindung zu einem Hoch über Alaska ein. Ein Impuls, welcher - im Ansatz - zu einem Polarwirbelsplit führen kann. Doch das ist im Moment eher von sekundärer Bedeutung.
Von höherer Bedeutung ist, dass sich durch die Drehrichtung des Hochdrucksystems der Cluster des Polarwirbels über Kanada und Grönland intensivieren kann. Bis zum 10. November können mit 980 hPa über Grönland und mit 950 hPa über Island zwei kräftige Tiefdrucksysteme entstehen, welche mit voller Wucht auf das Hoch auflaufen, das sich in der Zwischenzeit nach Russland zurückgezogen hat. Es stehen sich - global betrachtet - zwei Wettersysteme gigantischen Ausmaßes gegenüber: einmal der Teilcluster des Polarwirbels über Kanada und Grönland und zum anderen das Kontinentalhoch, welches weiterhin einen Polarwirbelsplit provoziert.
Die Folgen für das Deutschlandwetter
Die Frontalzone wird auf dem Atlantik auf ungewöhnliche Art und Weise in Gang gesetzt und erstreckt sich zum 10. November zwischen Neufundland und Skandinavien. Insbesondere der Cluster zwischen Island und England hätte - bei einem Eintreffen der Prognosen des europäischen Wettermodells - ein erhöhtes Unwetterpotenzial über Deutschland zur Folge, was einen Einfluss auf die Wetterentwicklung über die gesamte zweite Novemberdekade haben kann.

Wetterprognose nach dem europäischen Vorhersage-Modell: Erst ruhiges und vergleichsweise warmes Herbstwetter, bevor sich zu Beginn der zweiten Novemberdekade der Polarwirbel umstrukturiert und das Wetter in eine andere - wildere - Richtung kippen lässt © www.meteociel.fr
Wetterprognose nach dem amerikanischen Vorhersage-Modell: Völlig gestörter Polarwirbel
Aber auch in der Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells zeigt sich der Polarwirbel in keiner guten Verfassung. Insbesondere das Grönlandhoch erweist sich im Gegensatz zur Prognose des europäischen Wettermodells deutlich stabiler und kann sich bis weit in die zweite Novemberdekade behaupten. Der Polarwirbel hat nach dieser Vorhersage weitere Rückschläge zu verkraften.
Grönlandhoch ungewöhnlich aktiv und wetterwirksam
Das Grönlandhoch ist im Grunde immer vorhanden, doch selten wetterwirksam. Nach der Wettervorhersage des amerikanischen Wettermodells bläht sich das Hoch über Grönland bis zum 5. November weiter auf und erstreckt sich von Kanada bis nach Island und dem europäischen Nordmeer bis über das südliche Skandinavien und geht eine Querverbindung zum Hochdruckrücken über Mitteleuropa ein.
Das Hoch kann jedoch keine Blockadeachse auf dem Atlantik aufbauen und lässt an seinen südlichen Gradienten Frontensysteme passieren, die jedoch durch die Drehbewegung des Hochdrucksystems im Uhrzeigersinn deutlich an Schwung verlieren. Die Frontensysteme verlieren auf ihrem Weg nach Osten viel Energie und ziehen zum 5. November von Island nach Kanada - also von Ost nach West, was die Zirkulation vollständig auf den Kopf stellt und der Definition einer absolut gestörten Zirkulation entspricht.
Wechselhaftes Herbstwetter über Deutschland
Deutschland, die Schweiz und Österreich liegen zwischen den Wetterfronten der völlig zersetzten Frontalzone auf dem Atlantik und dem Hoch in einer überwiegend gradientenschwachen Südanströmung der Luftmassen. Infolgedessen stellt sich im Zeitraum vom 5. bis 11. November ein Wechselspiel aus Sonne, Wolken und gelegentlichem Niederschlag ein. Der Wind kommt schwach aus südlichen Richtungen und die Temperaturen erreichen +10 bis +15 Grad und mit längerer Sonnenscheindauer sogar bis +17 Grad.

Die Wetterprognose nach dem amerikanischen Prognose-Modell: Ein völlig desolater Polarwirbel © www.meteociel.fr
Auf den Punkt gebracht: Ungewöhnliche Wetterentwicklung
Seit rund 96 Stunden berechnen die Vorhersagemodelle interessante Prognosen, wie sich das Wetter nach Abzug des Sturmtiefs entwickeln kann. Ein Hauptakteur ist und bleibt das Grönlandhoch, welches dem Polarwirbel ordentlich zusetzen kann, während die Europäer eine Verlagerung des Hauptclusters in Richtung Kanada und Grönland in Erwägung ziehen, was der Regenerierung der Frontalzone zuträglich sein kann, wäre da nicht das Kontinentalhoch, das weit in den Polarwirbel hinein vordringt und ihn erneut destabilisieren kann.
Welches Wetter wahrscheinlich ist
Doch trotz der Turbulenzen und der unterschiedlichen Berechnungen haben die Vorhersagemodelle eine Gemeinsamkeit - weitgehend ruhiges, warmes und nur leicht wechselhaftes Novemberwetter.
Die Kontrollläufe bestätigen den Wetterwechsel mit ansteigenden Temperaturen bis Anfang November. Im Zeitraum vom 30. Oktober bis 9. November liegt die Temperaturanomalie zwischen +2 und +3 Grad, phasenweise auch bei bis zu +4 Grad. Der Mittelwert der Tagestemperaturen liegt am 3. November zwischen +13 und +16 Grad und am 9. November zwischen +9 und +12 Grad.
Die Regenprognose
Die Niederschlagsprognose ist noch bis zum 28. Oktober mäßig erhöht, geht dann aber in den schwach bis leicht erhöhten Bereich zurück. Leicht wechselhaftes und zu warmes Herbstwetter ist und bleibt mit einer südwestlichen Anströmung der Luftmassen auch heute wieder der Favorit. Schaun mer mal.

Der Wettertrend nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Die Südwestwetterlage ist eine in der ersten Novemberdekade sehr wahrscheinliche Wetterentwicklung © www.meteociel.fr
| Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
|---|---|---|
| 31. Oktober | +7 bis +19 Grad | +12 bis +15 Grad |
| 4. November | +5 bis +20 Grad | +11 bis +14 Grad |
| 9. November | +4 bis +18 Grad | +10 bis +12 Grad |

Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe November 2025 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

