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Wann kommt Schnee, gibt es weiße Weihnachten und wie wird der Winter?

| M. Hoffmann

Der Polarwirbel befindet sich aktuell in einer Schwächephase und es wird zum ersten Polarwirbelsplit der Saison kommen. Die Vorhersage-Modelle berechnen teils abenteuerliche Varianten, bei der auch der Schneefall ab den höheren Lagen eine Rolle spielen kann. Und weil das so ist, häufen sich die Fragen: Wann kommt der erste Schnee?, Wird es weiße Weihnachten geben? und Wie wird der Winter? Abseits des Polarwirbels, der nur einen momentanen Zustand beschreibt und sich sicherlich wieder stabilisieren wird, lassen sich die Fragen durch Statistiken und Wahrscheinlichkeiten relativ gut beantworten.

Schnee, Eis und Frost, weiße Weihnachten und wie wird der Winter? Eine Bewertung nach Statistik und auffälligen Wetterentwicklungen © Martin Bloch
Schnee, Eis und Frost, weiße Weihnachten und wie wird der Winter? Eine Bewertung nach Statistik und auffälligen Wetterentwicklungen © Martin Bloch

Der Zeitpunkt des ersten Schneefalls variiert stark, je nach Höhenlage. In den Bergen kann es schon Mitte Oktober schneien, in mittleren Höhenlagen eher gegen Ende Oktober oder ab Mitte November. In diesem Jahr scheint es so, dass sich das Wetter auch an die Statistik halten möchte - zumindest was den ersten Schnee angeht. Auffällig war der vor allem über dem Süden durchwachsene September und das Ausbleiben der Westwetterlage sowie ein völlig desolater Zustand der atlantischen Frontalzone.

Wann fällt der erste Schnee?

Die durchschnittliche Herbsttemperatur liegt aktuell bei +13,7 Grad, was im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 um +0,8 Grad zu hoch ist (91/20: +0,3 Grad). Ja, da kommen noch ein paar Tage und es ist nur eine Momentaufnahme. Dennoch zeigt sich seit dem 20. September ein Muster, dass mit gestörten Zirkulationen und meridionalem Verlaufsmuster vermehrt kühlere Luftmassen nach Deutschland führen. Weite Teile des Oktobers waren bislang zu kalt und den ersten Frost hat es auch schon gegeben. Sollte jetzt nichts mehr Gravierendes passieren, schickt sich der Oktober tatsächlich an, nach 49 zu warmen Monaten in Folge mal wieder ein normaler Monat zu werden. Vor der fortschreitenden Erderwärmung war es normal, dass Schnee bereits im Oktober oder November bis auf tiefere Lagen herabfiel. Heute ist die Wahrscheinlichkeit für frühen Schnee deutlich gesunken. Dennoch - ein bemerkenswerter Wintereinbruch ereignete sich am 27. Oktober 2012, als in Städten wie Dresden, Leipzig und Stuttgart bis zu 20 cm Schnee niedergingen - der früheste seit Beginn der Aufzeichnungen. Solche Extremereignisse sind jedoch selten.

Der erste Schnee ist im November möglich

Im November hingegen gibt es fast jedes Jahr irgendwo in Deutschland Schnee. Im Münsterland kam es 2005 am 25. und 26. November zu einer Schneedecke von 40 bis 50 cm, die zu großen Verkehrsproblemen führte. Der höchste je gemessene Schneefall im November stammt aus dem Jahr 1952 auf der Zugspitze mit 460 cm. Also ja, zusammenfassend gibt es den ersten Schnee manchmal schon im Oktober, das ist aber über den mittleren und den tieferen Lagen die Ausnahme. In höheren Lagen ist Anfang November mit dem ersten Schnee zu rechnen und ab Mitte November ist das auch über den mittleren Lagen nichts Außergewöhnliches mehr. Im letzten Novemberdrittel können bis auf tiefere Lagen Schnee- und Graupelschauer bestaunt werden. Der erste - richtige - Durchbruch des Winters ist meist in der zweiten Dezember-Dekade zu erwarten. Wann der erste Schnee in diesem Jahr zu erwarten ist und wie man die Schneefallgrenze selbst berechnen kann, erfahren Sie in der aktuellen Schneeprognose.

Der Schnee in Zeiten der Klimaerhitzung - Schneetage (Oktober–Dezember)
Klimazeitraum Oktober (Tage) November (Tage) Dezember (Tage)
61/90 0,1 2,9 9,1
91/20 0,1 1,9 5,9
01/23 0,1 1,3 5,8

Gibt es weiße Weihnachten?

Diese Frage folgt einer Gesetzmäßigkeit und es gibt auch Wetterportale, welche die Antwort nach der weißen Weihnacht schon im August kennen. Jeder kann selbst einschätzen, wie seriös das sein mag, denn das Wetter macht es gerade um die Weihnachtszeit herum extrem spannend. Nicht selten ist erst 24 Stunden vorher klar, ob es grüne oder weiße Weihnachten geben wird.

Warum? Es gibt die Wettersingularität des Weihnachtstauwetters, welches vornehmlich um den 20. Dezember herum in Erscheinung tritt und die Freunde des Winterwetters regelmäßig zur Verzweiflung bringen kann. Dabei gelingt es der atlantischen Frontalzone mit einer West- bis Südwestdrift, sehr milde Luftmassen nach Deutschland, Österreich und die Schweiz zu führen. Egal, wie winterlich und frostig das Wetter zuvor war, das Weihnachtstauwetter lässt die weiße Pracht binnen Stunden dahinschmelzen. Aber es gibt sie, die weißen Weihnachten. Der Statistik nach waren vor der Klimaerhitzung etwa alle 8 bis 12 Jahre (je nach Höhenlage) in tieferen Lagen ein weißes Weihnachtsfest möglich. In mittleren Lagen und über den östlichen Landesteilen war das auch alle drei Jahre der Fall. Die letzten weißen Weihnachten stammen aus dem Jahre 2010 und sind damit überfällig. Das unterstreicht einmal mehr die Rolle der Klimaerhitzung, welche bisherige Wetterregeln und Strukturen gehörig durcheinanderbringt.

Wie wird der Winter?

Der Zeitraum für den Winter erstreckt sich nach der meteorologischen Definition von Dezember bis Ende Februar. Statistisch betrachtet ist der Dezember mit einem Mittelwert von +0,8 Grad (91/20: +1,8 Grad) der wärmste Wintermonat, gefolgt vom Februar mit +0,4 (91/20: +1,5 Grad) und dem Januar mit -0,5 Grad (91/20: +0,9 Grad). Statistisch lässt sich der Winter grob in drei Phasen einteilen: Erster Wintereinbruch Mitte Dezember, gefolgt vom Weihnachtstauwetter und einem meist milden letzten Dezemberdrittel. Anfang Januar Wetterumstellung, gefolgt vom Hochwinter, welcher im Februar langsam nachlässt. Ist der Hochwinter dominant und ausgeprägt, so folgt nicht selten ein Märzwinter nach. Viel wahrscheinlicher ist aber ein Ende des Winters ab dem 20. Februar, der im März so langsam in den Frühling übergeht.

Gelingt es dem Kontinentalhoch nicht, sich bis nach Europa auszudehnen, so kann der Hochwinter ausfallen. Dann verläuft der restliche Winter mild. Ein Lostag ist meist der Zeitraum um den 6. Januar herum - ganz gemäß der Bauernregel:

Ist bis Dreikönigstag kein Winter, so kommt auch kein strenger mehr dahinter

Gibt es im Flachland noch Winter?

Viele Anfragen erreichen uns in jedem Winter aus den westlich gelegenen Ballungsgebieten - Wann kommt der Winter und wann kommt Schnee? Die durchschnittliche Temperatur in den vergangenen 20 Wintern ist um +1,5 Grad angestiegen. Dadurch hat sich die Schneefallgrenze etwa um 150 bis 200 Meter nach oben verlagert, was einen Wintereinbruch in tieferen Lagen wenig wahrscheinlich macht. Die Ausbildung einer Schneedecke war früher bis auf tiefere Lagen herab keine Seltenheit, doch die Schneegrenze liegt jetzt meist bei 350 bis 550 Metern. Somit wird Schneefall mit Ausbildung einer Schneedecke in den sogenannten Ballungsgebieten über dem Westen zunehmend seltener - bleibt jedoch grundsätzlich nicht auszuschließen. Aber nicht nur das - in den letzten Jahren wurde auch über den mittleren Lagen von 400 bis 800 Metern der ausbleibende Schnee häufiger dokumentiert.

Welche Wetterlage könnte den Flachlandwinter bringen?

Nord- oder Nordostwetterlagen sind gut, wenn ausreichend feuchte Luft bis nach Westen transportiert werden kann. Auch gut sind Nordwestwetterlagen, wenn es vorher richtig kalt war und eine Warmfront mit Aufgleitniederschlägen für ordentlichen Schneefall sorgen kann.

Süd-, Südwest-, Südost- und Ostwetterlagen sorgen seltener für Schnee. Sind Südwest- bis Südostwetterlagen noch für milde Temperaturen verantwortlich, so sorgt der Ostwind für niedrige Temperaturen. Mit viel Wind und teils stürmischen Böen führt eine Westwetterlage zu meist milden Temperaturen und reichlich Niederschlag. Man sieht also, dass die Bedingungen für einen Flachlandwinter und insbesondere über den westlich gelegenen Ballungsgebieten (Köln, Düsseldorf, Dortmund, Bochum, Essen, Duisburg, Wuppertal, Bielefeld, Bonn und Münster) nahezu perfekt sein müssen.

Ein Hoch über Island/Grönland ist immer gut für etwas Schnee, genauso wie ein Skandinavienhoch eisige Luftmassen arktischen Ursprungs bis an die Alpen führen kann. Alles, was das normale Zirkulationsmuster stört (West-, Südwestwetterlagen), hat gute Voraussetzungen für einen Durchbruch des Winters. Die ideale Konstellation aber ist ein Trog Mitteleuropa mit steuerndem Tiefdrucksystem über der Mittelmeerregion. Wenn sich solch eine Großwetterlage festigt, gibt es reichlich Schnee. An Weihnachten 2010 war das mal der Fall.

Welche Wetterlage bringt viel Schnee?

Den meisten Schnee gibt es bei Wetterlagen, wenn es vorher richtig kalt war und sich ein Tiefdrucksystem über dem Alpenraum Deutschland nähert und in der Höhe mildere Luftmassen heranführen kann. Bei Temperaturen um +0 Grad sind kräftige - teils unwetterartige - Neuschneemengen möglich. Diese Wetterlage hat aber auch ein hohes Potenzial, für enttäuschte Gemüter zu sorgen, denn nicht selten ist in tieferen Lagen mit Schnee- oder Schneeregen zu rechnen - nasskaltes Erkältungswetter. Ab Temperaturen von unter -5 Grad nimmt die Wahrscheinlichkeit für Starkschneefall ab, und unter -10 Grad wird Schneefall generell seltener zu sehen sein. Warum? Kalte Luft ist meist trocken.

Schnee 2025 - wann ist mit dem ersten Schneefall zu rechnen?

Wie weiter oben erläutert, stellt sich die Großwetterlage im Oktober 2025 um, und es kann sich bis Anfang November ein normales Temperaturspektrum einstellen. Geschuldet ist das - für den Moment - einem Polarwirbelsplit und der nachfolgenden Turbulenzen, die sich zunächst über dem hohen Norden und später auch entlang der Polarfront ergeben können.

Der November ist üblicherweise der Monat, in dem der Herbst in den Vollherbst übergeht. Allmählich stellt sich eine nasskalte Witterung ein, und die ersten Schneeflocken könnten ab den höheren Lagen herabrieseln.

Damit das auch in den mittleren und tieferen Lagen der Fall sein kann, muss sich die Luftmasse - und die Wassermassen - markant abkühlen. Das bedeutet, dass ein einfacher Kaltluftvorstoß verpuffen wird. Jetzt war es in diesem Jahr aber so, dass die Hochdrucksysteme stets von Störimpulsen durchsetzt waren und die Hochdruckgebiete sich häufiger westlich von Mitteleuropa positionierten. Und das sind exakt die Wetterlagen, auf welche die Schneefreunde spekulieren sollten.

Wann kommt der Schnee? Der Blick auf die Randfaktoren

Damit der Schnee also bis auf das Flachland herabrieseln kann, bedarf es eines kompletten Umbaus der Struktur, bei der sich der Cluster des Polarwirbels von Kanada/Grönland in Richtung Skandinavien, Barents- und Karasee verlagert. Die Vorhersage-Modelle stützen im Moment eine solche Entwicklung. Aber nicht nur das - auch der NAO- und der AO-Index werden bis Ende Oktober deutlich negativ berechnet, was ein klares Indiz für ein Blockadehoch auf dem Atlantik und einem meridional verlaufenden Strömungsmuster ist. Das Potenzial für Schnee ab den höheren Lagen ist also vorhanden.

Schaut man sich die Langfristprognosen der Vorhersage-Modelle an, so zeigen weder die Europäer, das CFSv2-Modell noch die NASA einen zu kalten oder normalen November, Dezember, Januar oder Februar. Auffällig ist aber nach dem CFSv2 und dem europäischen Modell der nur leicht zu warme Oktober und Januar.

Interessant ist auch die Jahreszeitenprognose für den Winter des Deutschen Wetterdienstes, welche die Monate von Dezember 2025 bis Februar 2026 zu 41 Prozent zu warm und 16 Prozent zu kalt berechnet. Bleiben 43 Prozent für einen normalen Winter, und das allein wäre schon eine Sensation. Im Fazit zeigt sich also ein erneut zu warmer Winter, der jedoch mit Störimpulsen, gestörten Zirkulationen und einem schwachen Polarwirbel durchaus zu kalten Wetterphasen samt Schneefall führen kann. Schaun mer mal.

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© Deutscher Wetterdienst, Offenbach (DWD)