Wetterfahrplan November - Wetterwechsel, Sturm, Graupel, Frost und ein regenerativer Polarwirbel
Der Wetterwechsel ist in vollem Gange und das Betonhoch
über England ist Geschichte. Der Nebel und Hochnebel wird durch starke bis wechselnde Bewölkung, einen zunehmend stürmischen Wind und etwas Regen ersetzt. Zur gleichen Zeit versucht sich der Polarwirbel zu stabilisieren und lässt auf dem Atlantik kalte Luftmassen arktischen Ursprungs weit nach Süden ausströmen. Die Entwicklung der Großwetterlage erfährt also gleich zwei Veränderungen, die bis in den November hinein wirken und so das Wetter über Deutschland beeinflussen können.
Die Bewölkung verdichtet sich heute von West nach Ost und trübt den anfänglichen Sonnenschein über dem Osten von Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen allmählich ein. Die Wolken schieben ein Regenband von West nach Ost, welches am Nachmittag eine Linie zwischen Hamburg und Stuttgart bildet und sich zum Abend auch über die östlichen Bundesländer ausdehnt. Zum Nachmittag kann über dem Westen die Bewölkung kurzzeitig auflockern und ein paar sonnige Momente möglich machen (Wolkenradar). Der Wind kommt schwach bis mäßig aus südlichen Richtungen und lässt die Temperaturen auf +14 bis +18 Grad und mancherorts auf bis +20 Grad ansteigen.
Ein Sturm zieht auf
Am 21. und 22. Oktober (Di. und Mi.) zieht ein Ausläufer eines Sturmtiefs über England über Deutschland hinweg. So kommt es bei starker bis wechselnder Bewölkung zu zeitweiligen Schauern, wobei der Wind stark böig auffrischt und über den Küsten die ersten stürmischen Windböen bringen kann. Am 23. Oktober (Do.) kommt es zu einer aktiv-dynamischen Wetterentwicklung. Das Sturmtief über England zieht über die Nordsee in Richtung Skandinavien und intensiviert sich schlagartig über der Nordsee und erhöht über höheren und exponierten Lagen sowie die Küsten von Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern das Potenzial für Stark- und Extremwindereignisse. Schwere Sturmböen und regional auch orkanartige Windböen lassen sich zum aktuellen Stand nicht ausschließen. Aber auch über dem Flachland werden Spitzenwindgeschwindigkeiten von 60 bis 90 km/h simuliert. Wer es genauer wissen möchte: Wetter Oktober.

Wettervorhersage der Prognose-Modelle: Ein Sturm zieht auf © www.meteociel.fr || wxcharts.com
Der Wetterfahrplan bis November
Da es sich bei dem Sturm um eine aktiv-dynamische Wetterentwicklung handelt, bleiben Details noch vage. Klar aber ist, dass der Wind sich ab Donnerstag weiter intensivieren wird. Schaut man sich die obenstehenden Wetterkarten noch einmal genauer an, so erkennt man das Sturmtief über der Nordsee, welches mit seinen südlichen Gradienten Deutschland voll erfasst. Rückseitig aber führt das Sturmtief im Verbund mit einem Cluster des Polarwirbels kalte Luftmassen arktischen Ursprungs nach Süden, die - zumindest in der Höhe - auch Deutschland erreichen und sogar bis an die Alpen geführt werden.
Temperatursturz mit Graupelgewitter
Bevor der Sturm Deutschland erreicht, werden auf seiner Vorderseite warme Luftmassen nach Norden geführt, was die Temperaturen auf +14 bis +18 Grad und örtlich sogar bis +21 Grad ansteigen lassen kann. Mit der Rückseite erfolgt zum Wochenende ein Temperatursturz auf +6 bis +10 Grad. Mit der Zufuhr der arktischen Kaltluftmassen in der Höhe destabilisiert sich die Schichtung und kann kräftige Schauer und örtliche Gewitter auslösen. Mit entsprechender Intensität lassen sich kurze Graupelgewitter nicht ausschließen. Klart es in den Nächten auf, ist leichter Frost möglich.
Schwacher oder stabiler Polarwirbel - Das Wetter im Wandel
Das Sturmtief zieht zum Wochenende ab und geht in den Cluster des Polarwirbels - der sich über Skandinavien eindreht - über. Ab diesem Moment gibt es in der Wetterprognose beider Vorhersagemodelle unterschiedliche Berechnungen, wie sich das Wetter bis in den November hinein entwickeln wird. Klar ist, dass zum Ende der Woche ein weiterer Wetterwechsel bevorsteht, der auch mit dem Zustand des Polarwirbels zusammenhängt.
Polarwirbel stabilisiert sich und setzt die atlantische Frontalzone in Gang
Die Prognose des amerikanischen Wettermodells berechnet im Zeitraum vom 28. Oktober bis 4. November den Rückzug der Hochdrucksysteme aus dem Polarwirbel. Die Störungen nehmen ab und der Polarwirbel beginnt sich zu stabilisieren, was Anfang November ein absolut typischer Vorgang ist.
Der Polarwirbel gewinnt so an Volumen und weitet seine Polarfront weiter nach Süden aus. Durch diesen Prozess nehmen die Temperaturgegensätze auf dem Atlantik zu und tragen auf diese Art und Weise zur Regenerierung der atlantischen Frontalzone bis November bei. Anders formuliert, berechnet die Vorhersage des amerikanischen Wettermodells die Wiederbelebung der Westwetterlage und damit eines zonalen Strömungsmusters.
Die Westwetterlage ist eigentlich die normale
Grundströmung. Seit 2012 lässt sich jedoch ein Rückgang der Westwetterlage feststellen, was sich seit 2018 noch verstärkt hat. Immer wieder wird von den Vorhersagemodellen die Regenerierung der Frontalzone berechnet, dann aber doch wieder verworfen. Insofern ist die Westwetterlage eine durchaus plausible Wetterentwicklung bis November, doch muss diese für den Moment noch mit einem gesunden Maß an Skepsis bewertet werden.
Herbstwetter im November
Einerlei - kommt die Westwetterlage, so wird das Wetter Ende Oktober und Anfang November über Deutschland, Österreich und der Schweiz äußerst wechselhaft und windig ausfallen können. Die Temperaturen erreichen - je nach Anströmung und Niederschlagsverhalten - Werte zwischen +10 bis +15 Grad und örtlich bis +18 Grad.

Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Der Polarwirbel dreht auf und stabilisiert die Polarfront. Die atlantische Frontalzone regeneriert sich und sorgt über Deutschland für ein windiges, nasses und noch vergleichsweise warmes Novemberwetter © www.meteociel.fr
Polarwirbel kippt ab, bleibt instabil und lässt die Schneefallgrenze über Deutschland absinken
Eine andere - völlig andere - Entwicklung der Großwetterlage berechnet das europäische Wettermodell. Exakt zu dem Zeitpunkt, zu dem sich der Polarwirbel regenerieren könnte, strebt das Hoch über dem östlichen Kanada weiter in Richtung Nordpol und geht für einen Moment eine Querverbindung zum Kontinentalhoch über Russland ein. Das hat eine auf den Polarwirbel destruktive Wirkung und da sich das Hoch im Uhrzeigersinn dreht, wird die gerade anlaufende Tiefdruckdynamik auf dem Atlantik massiv gebremst.
Das Kippmuster spielt sich auf dem Atlantik ab
Bedingt durch die Drehbewegung des Hochdruckgebietes im Uhrzeigersinn bremst nicht nur die Frontalzone aus, sondern führt zwischen Island und Grönland arktische Luftmassen auf den Atlantik und lässt diese mit einem meridionalen Verlauf der Grundströmung weit nach Süden austrogen. Das ist ein Triggerimpuls, der auf der anderen Seite - über Westeuropa - ein Hochdrucksystem nach Norden aufsteigen lässt.
Hochdruckwetter mit Nebel, Sonne und Schneeschauern
Das Hoch kann sich bereits Ende Oktober über Mitteleuropa aufbauen und dehnt sich zwischen England, Frankreich und Deutschland weit nach Norden aus. Deutschland liegt somit erneut am östlichen Gradienten des Hochdrucksystems. Mithilfe des meridionalen Verlaufs wird ein Trogabgang über Osteuropa möglich, was die Grundströmung über Deutschland, Österreich und die Schweiz auf nördliche Richtungen drehen lässt.
Erreichen die Temperaturen Anfang November noch bis +15 Grad, so sinken die Werte bis zum 5. November auf +2 bis +6 Grad ab und können über den Küsten noch bis +10 Grad möglich machen. In den Nächten werden Tiefstwerte von -6 bis +3 Grad simuliert. Schauer sind möglich und können - mit entsprechender Intensität - bis auf die mittleren Lagen herab als Schneeschauer niedergehen. Aufgrund der Nähe zum Hoch ist jedoch nicht mit viel Niederschlag zu rechnen. Aber ja, das, was das europäische Wettermodell zeigt, ist im Grunde genommen das Gegenteil einer Westwetterlage.

Die Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Ein meridionaler Verlauf verhindert die Westwetterlage und kann im November aus nördlichen Richtungen kalte Luftmassen bis an die Alpen führen © www.meteociel.fr
Auf den Punkt gebracht: Das Wetter im Wandel
Im Fazit lassen sich die Gemeinsamkeiten, welche mit dem Sturm im Verlauf der kommenden Woche, dem Temperaturrückgang zum Wochenende und einer weiteren Wetterumstellung bis November festhalten lassen. Fraglich ist noch, ob der November stürmisch-wild oder nasskalt-ruhig ausfallen wird. Was letztlich davon abhängt, ob sich der Polarwirbel stabilisieren kann oder nicht.
Welches Wetter wahrscheinlich ist
Die Kontrollläufe folgen der kalten Prognose des europäischen Wettermodells in keinster Art und Weise. Eher ist das Gegenteil der Fall. Die Temperaturanomalie sackt zum 25. Oktober auf -2 bis +0 Grad in den normalen bis kühlen Bereich ab und steigt im November auf +1 bis +3 Grad an. Der Temperaturmittelwert bewegt sich am 27. Oktober zwischen +6 und +9 Grad und steigt zum 3. November auf +12 bis +14 Grad an. Weit weg vom nasskalten Geschehen und schaut man sich die Niederschlagsprognose an, weiß man auch, warum das der Fall ist.
Die Regenprognose
Es gibt noch eine dritte Variante, bei der ein Trogabgang über Osteuropa verhindert wird und sich das Hoch nicht nur nach Norden, sondern auch nach Osten ausdehnen und so das Wetter über Deutschland, Österreich und die Schweiz dominieren kann. Ruhiges, trockenes und zu Nebel neigendes Novemberwetter wäre die Folge hieraus. Löst sich der Nebel auf, ist mit viel Sonnenschein zu rechnen, was die Temperaturen Anfang November auf +12 bis +16 Grad und örtlich auf bis zu +18 Grad ansteigen lassen kann. Das sei einmal am Rande erwähnt.
Die Niederschlagsprognose ist bis zum 26. Oktober mäßig erhöht und schwächt sich bis zum 30. Oktober in den leicht erhöhten Bereich ab. Im Zeitraum vom 1. bis 5. November wird eine nur noch schwach erhöhte Niederschlagsentwicklung simuliert. Das spricht zum einen gegen eine Westwetterlage und zum anderen für eine Hochdruckannäherung, welche auch im Mittelwert der Kontrollläufe favorisiert wird.
Zusammenfassend versucht sich die Frontalzone zu regenerieren, was über Deutschland zu phasenweise turbulenten Wetterentwicklungen führen wird. Letztlich aber misslingt die Regenerierung und wird zum Wechsel in den November mit einer höheren Wahrscheinlichkeit zu ruhigem Herbstwetter führen können. Somit bestätigt sich heute - trotz der ganzen Turbulenzen - der Wettertrend der vergangenen Tage. Schaun mer mal.

Der Wettertrend nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Ob der Vollherbst sich bis November wird nachhaltig durchsetzen können, bleibt infrage zu stellen © www.meteociel.fr
| Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
|---|---|---|
| 26. Oktober | +1 bis +12 Grad | +6 bis +10 Grad |
| 30. Oktober | +1 bis +15 Grad | +9 bis +11 Grad |
| 4. November | +3 bis +19 Grad | +12 bis +14 Grad |

Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe November 2025 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

