Zum Hauptinhalt springen

Neue Wetterprognose bestätigt: Kein Frühwinter - stattdessen ein ungewöhnlicher Temperaturtrend

| M. Hoffmann

Das Wetter der kommenden Tage wird vielerorts herbstlich-trüb, und bei zeitweiligem Niederschlag und einem recht böigen Wind macht man es sich am besten drinnen gemütlich. Während ein Sturmtief bis zur Wochenmitte noch immer über Skandinavien seine Runden dreht, beginnt auf dem Atlantik ein Prozess, welcher das Wetter bis Anfang November in eine andere Richtung kippen lässt. Dabei versucht sich der Polarwirbel zu stabilisieren und eine Frontalzone auf dem Atlantik zu initialisieren. Doch es gibt auf dem Weg dorthin viele Hindernisse zu überwinden, was über Deutschland, Österreich und die Schweiz letztlich zwei mögliche Wetterentwicklungen zulässt.

Ungewöhnliche Temperaturentwicklung im November
Ungewöhnliche Temperaturentwicklung im November

Das Sturmtief dreht noch bis zum 29. Oktober über Skandinavien seine Runden, was über Deutschland eine Rückseitenströmung zur Folge hat. Der Wind kommt böig aus westlichen bis nordwestlichen Richtungen und kann über exponierten Lagen und den Küsten von Nord- und Ostsee stark böig bis stürmisch auffrischen. Der Wind führt dichte Wolken über Deutschland hinweg. So sind heute einige Schauer zu erwarten, welche regional kräftiger ausfallen und von Gewittern begleitet werden können. Lokal können auch Graupelgewitter eine Rolle spielen (Gewitterradar || Schneeprognose). Vom 28. bis 29. Oktober nimmt die Bewölkung weiter zu und die Schauer intensivieren sich, was regional zu länger andauerndem und im Nordstau der Alpen auch zu ergiebigem Niederschlag führen kann. Die Temperaturen pendeln sich auf +6 bis +12 Grad ein und die Schneefallgrenze schwankt großzügig um die 1.000-Meter-Grenze.

Wetterwechsel bis November

Am 29. Oktober zieht sich der Regen über Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern zurück, während nach Süden der Niederschlag nachlässt und häufiger die Sonne zum Vorschein kommen kann. Ende Oktober und Anfang November greifen polare Luftmassen zwischen Grönland und Island weit nach Süden aus und initialisieren zwischen Island und England ein Tiefdrucksystem, welches auf seiner Vorderseite einen Hochdruckrücken in Richtung Mitteleuropa schiebt. Deutschland gelangt zwischen die Wetterfronten. Der Wind dreht auf Südwest und lässt die Temperaturen mit +12 bis +16 Grad und örtlich mit bis zu +18 Grad ordentlich ansteigen. Stabiles und sonniges Wetter ist dennoch nicht zu erwarten. Zahlreiche Wolkenfelder trüben den Sonnenschein ein und sorgen mit zeitweiligem Regen für einen abwechslungsreichen Start in den November. Wer es genauer wissen möchte: Wettervorhersage November.

Deutschland liegt Anfang November zwischen den Fronten

Wettervorhersage der Prognose-Modelle: Eine meridional verlaufende Grundströmung lässt die Temperaturen Anfang November wieder ansteigen © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Wettervorhersage nach dem europäischen Prognose-Modell: Die atlantische Frontalzone formiert sich

Nach der Wetterprognose des europäischen Wettermodells dehnt sich das Hoch über Mitteleuropa bis zum 5. November weiter nach Norden aus und geht zum 6. November eine Querverbindung zu einem Hoch über Alaska ein. Im Ansatz ein Polarwirbelsplit, welcher den Polarwirbel mit einem Cluster über Sibirien und einem zwischen Kanada und Grönland teilt.

Cluster über Kanada und Grönland befeuert die Frontalzone

Der Cluster des Polarwirbels zwischen Kanada und Grönland ist das, was man im November erwarten kann. Durch seine Drehbewegung gegen den Uhrzeigersinn werden bei Neufundland kalte Luftmassen polaren Ursprungs weit nach Süden auf den Atlantik geführt, was die Frontalzone letztlich befeuert und eine ganze Reihe von kräftigen Tiefdrucksystemen hervorbringt.

Hoch hält dagegen, Deutschland zwischen den Wetterfronten

Doch das Hoch, welches sich so weit in den Polarwirbel hinein vorwagt, lässt sich nicht so einfach wegzaubern und zwingt die Tiefdruckdynamik bis zum 7. November zunächst einmal zum Auflaufen. So verweilen Deutschland, die Schweiz und Österreich bis zum 8. November zwischen den beiden Wetterfronten, was wiederum eine Südwestanströmung der Luftmassen zur Folge hat. Das Wetter bleibt leicht wechselhaft und die Temperaturen erreichen +12 bis +16 Grad und mit einer längeren Sonnenscheindauer können bis +18 Grad möglich sein.

Frontalzone erreicht Deutschland

Die atlantische Frontalzone ist - mit einer nachhaltig organisierten Tiefdruckrinne auf dem Atlantik - im Herbst ein Garant für wechselhaftes und windiges Wetter. Nach der Vorhersage des europäischen Wettermodells gelingt es der Frontalzone bis zum 10. November, das blockierende Hoch aufzulösen und sich mit einem Tief über Skandinavien festzusetzen. Das hat über Deutschland vom 8. bis 12. November zunehmend wechselhaftes und windiges Wetter zur Folge. Die Temperaturen erreichen am 9. November noch bis +16 Grad, gehen nachfolgend jedoch auf +8 bis +14 Grad zurück.

Ob die Frontalzone sich tatsächlich wird durchsetzen können, bleibt für den Moment noch mit einem gesunden Maß an Skepsis zu bewerten. Warum? Man erkennt das auf den nachfolgenden Wetterkarten. Das Hoch bleibt innerhalb des Polarwirbels präsent und die Tiefdruckrinne auf dem Atlantik weist strukturelle Schwächen auf. Sollte das Hoch auf dem Atlantik nach Norden aufstreben, so meridionalisiert das Strömungsmuster und der Cluster über Skandinavien rauscht in Form eines Troges nach Süden in Richtung der Alpen und bringt mit einer absinkenden Schneefallgrenze den Vollherbst nach Deutschland. Eine These - bzw. eine Möglichkeit - mehr nicht.

Wird die atlantische Frontalzone in Gang gesetzt, hat das über Deutschland windiges und nasses Herbstwetter zur Folge

Wetterprognose nach dem europäischen Vorhersage-Modell: Wird die atlantische Frontalzone in Gang gesetzt, hat das über Deutschland windiges und nasses Herbstwetter zur Folge © www.meteociel.fr

Wetterprognose nach dem amerikanischen Vorhersage-Modell: Frontalzone rotiert, Hoch blockiert

Der Wettertrend des amerikanischen Wettermodells zeigt, dass die kommende Wetterentwicklung - bis weit in die zweite Novemberdekade hinein - auch in eine völlig andere Richtung kippen kann. Der Grund ist das Hoch über Mitteleuropa, welches - wie weiter oben erwähnt - nicht so ohne Weiteres verschwinden wird. Eher das Gegenteil ist nach diesen Berechnungen der Fall. Zwar wird sich das Hoch nicht in Richtung Alaska - quer durch den Polarwirbel hindurch - ausdehnen können, stattdessen zentralisiert es sich bis zum 11. November zwischen Skandinavien und dem westlichen Russland, während die Frontalzone auf dem Atlantik alles daran setzt, sich zu regenerieren.

Ein Blockadehoch auf dem Atlantik

Doch bevor der Wirbel auf dem Atlantik an Schwung gewinnen kann, strebt das Azorenhoch bis zum 10. November nach Norden - in Richtung Island - und nimmt die Dynamik vollständig aus der Frontalzone. Das System verliert an Schwung und trogt zum 11. November zwischen Island, England, Frankreich und Spanien weit nach Süden aus.

Wechselhaftes und warmes Herbstwetter über Deutschland

Deutschland liegt bis zum 13. November zwischen den Fronten dieser beiden Wettersysteme in einer südwestlichen Anströmung, was die Temperaturen mit +12 bis +16 Grad und phasenweise von +18 bis +20 Grad auf einem ungewöhnlich hohen Niveau hält und einer Anomalie gegenüber dem vieljährigen Mittelwert von +4 bis +8 Grad entspricht. Die Südwestanströmung hat aber auch viele Wolken und zeitweiligen Niederschlag zur Folge, die über dem Westen dichter und zahlreicher als über den östlichen Landesteilen ausfallen können.

Frontalzone versucht sich zu regenerieren, scheitert jedoch - Deutschland, Österreich und die Schweiz liegen zwischen den Wetterfronten

Die Wetterprognose nach dem amerikanischen Prognose-Modell: Frontalzone versucht sich zu regenerieren, scheitert jedoch - Deutschland, Österreich und die Schweiz liegen zwischen den Wetterfronten © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Ungewöhnliche Wetterentwicklung

Am Fazit der vergangenen Tage hat sich nichts geändert. Beide Vorhersagemodelle berechnen im Ansatz eine Regenerierung der Frontalzone. Doch ob sich eine Westwetterlage tatsächlich wird durchsetzen können, muss weiterhin infrage gestellt werden. Für den Wettertrend bis zum Beginn favorisieren beide Vorhersagemodelle - völlig unabhängig von den Unsicherheiten - eine zu warme und unbeständige Wetterentwicklung, welche auch einiges an Regen zur Folge hat.

Welches Wetter wahrscheinlich ist

Die Südwestwetterlage, welche aus der Wetterprognose der Kontrollläufe schon seit einigen Tagen als Favorit hervorgeht, wird heute von den Prognosemodellen weitgehend übernommen. Die Kontrollläufe verstärken den zu warmen Temperaturtrend mit einer Temperaturanomalie von +2 bis +4 Grad und phasenweise bis +6 Grad, welche in den vergangenen 24 Stunden nochmals eine Korrektur nach oben erfahren hat. Zu kalte Varianten sind kaum mehr vorhanden.

Die Regenprognose

Passend dazu eine bis zum 28. Oktober mäßig erhöhte Niederschlagsentwicklung, welche im November rückläufig und nur noch leicht erhöht ist. Im Fazit ist eine Südwestwetterlage mit zu warmem und leicht wechselhaftem Herbstwetter erneut eine wahrscheinliche Wetterentwicklung. Schaun mer mal.

Die Südwestwetterlage ist eine in der ersten Novemberdekade sehr wahrscheinliche Wetterentwicklung

Der Wettertrend nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Die Südwestwetterlage ist eine in der ersten Novemberdekade sehr wahrscheinliche Wetterentwicklung © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperaturspektrum Temperaturmittelwert
1. November +7 bis +19 Grad +13 bis +16 Grad
5. November +7 bis +20 Grad +13 bis +15 Grad
10. November +5 bis +20 Grad +11 bis +13 Grad
Diagramm Temperaturen November 2025

Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe November 2025 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Regenradar
Regenradar Deutschland
© Deutscher Wetterdienst, Offenbach (DWD)