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Weihnachtsprognose - Wie stehen die Chancen auf weiße Weihnachten?

| M. Hoffmann

Auf weiße Weihnachten, welche ihrem Namen auch gerecht werden, wartet man im Flachland seit 2010 vergeblich. Aus statistischer Sicht ist Schnee zu den Festtagen längst überfällig. Klappt es mit Schnee, Eis und Frost an Weihnachten 2025, wie hat sich die Wahrscheinlichkeit für Schnee zum Fest in Zeiten der Klimaerhitzung verändert und welche Rolle spielen ein schwacher Polarwirbel und QBO-Ost beim Weihnachtswettertrend?

Weiße Weihnachten - nicht nur in höheren, sondern auch in tieferen Lagen? © Martin Bloch
Weiße Weihnachten - nicht nur in höheren, sondern auch in tieferen Lagen? © Martin Bloch

Frühlingshaft mild bis tiefwinterlich – das Wetter kann über die Weihnachtsfeiertage völlig unterschiedlich ausfallen. Vom tiefsten Winter mit einer Schneedecke von bis zu 30 cm in tieferen Lagen und Frost von bis zu -10 Grad (wie 2010) oder aber mit Föhneinfluss können frühlingshaft milde Werte – wie 2012 – mit +20,7 Grad über München und 2013 mit +18,3 Grad in Waldbronn erreicht werden.

Aber auch einen zerstörerischen Orkan gab es über die Feiertage schon zu bestaunen, wie Lothar am 2. Weihnachtsfeiertag 1999. Das Wetter an Weihnachten hat allerhand zu bieten und nicht selten ist die Vorweihnachtszeit für Meteorologen und Wetterbegeisterte eine ganz besonders spannende Zeit.

Schnee an Weihnachten: letztmalig vor 15 Jahren

In unserer Rubrik Wetter Weihnachten haben wir alle Daten und Fakten zum Fest aufgelistet. Das Interessante:
Gemäß Statistik gab es nach dem Klimamittelwert von 1961 bis 1990 über Berlin und München etwa alle drei Jahre Schnee an Heiligabend, sonst war in tieferen Lagen alle sieben bis neun Jahre und über mittleren Lagen alle fünf bis sieben Jahre mit einer Schneedecke zum Fest zu rechnen. Das war die Regel vor Zeiten der Klimaerhitzung!

Kälte und Schnee sind überfällig

Geht es nach der Singularität, sollte bereits im Jahr 2018 wieder Schnee vom Himmel rieseln. Doch davon war nichts zu sehen, und in den Jahren 2019, 2020, 2021, 2022, 2023 und 2024 war es für Schnee zu warm. Immerhin gab es 2020 und 2021 regional ein paar Schneereste zu bestaunen. Das Problem mit den Singularitäten ist aber, dass sie eintreten können, aber nicht zwingend müssen. Das Wetter hält sich nicht an Statistiken – schon gar nicht in Zeiten der Klimaerhitzung.

Umso spannender ist die aktuelle Wetterentwicklung Ende Oktober und im November, die mit einem massiven Vorstoß kalter Luftmassen polaren Ursprungs auf dem Atlantik den Polarwirbel und damit auch für einen Moment die Frontalzone auf dem Atlantik intensiviert. Doch von langer Dauer ist das nicht, und der Polarwirbel zeigt auch im November – wo er allmählich auf Hochtouren laufen sollte – Schwächen. Daraus folgen meridional geführte Strömungsmuster (Nord-Süd; Süd-Nord), welche im Oktober neben deutlich zu warmen auch für kalte Witterungsabschnitte sorgen konnten. Anfang November wird es wieder warm und nachfolgend wieder kälter, was typisch für meridional verlaufende Grundströmungen ist.

Und auf dieses Muster sollten Freunde von weißen Weihnachten achten. In der richtigen Konstellation kann ein Trogdurchbruch mit einer Nord-Süd-Strömung den Schnee zu Weihnachten bringen. Doch Vorsicht – eine meridional verlaufende Grundströmung kann auch warme Luftmassen von Süd nach Nord transportieren, was die Singularität des Weihnachtstauwetters ins Spiel bringt, sofern es auch etwas zu tauen gibt.

Auf der anderen Seite schreitet die Klimaerhitzung ungebremst voran, was nicht nur die Dezembermonate, sondern den Winter insgesamt wärmer und die Schneeereignisse seltener werden lässt. Den Flachlandwinter kennen manche Kinder nur aus den Erzählungen der Erwachsenen.

Wir haben einmal die Weihnachtsfeiertage der letzten 60 Jahre untersucht und jeweils die durchschnittliche Schneehöhe im Flächenmittel am ersten Weihnachtsfeiertag miteinander verglichen. Die Signifikanz ist deutlich und in den vergangenen 10 Jahren besonders gravierend.

Die Schneehöhe am ersten Weihnachtsfeiertag
Zeitraum Mittlere Schneehöhe im Flächenmittel
1961 bis 1990 3,46 cm
1991 bis 2020 2,26 cm
2015 bis 2024 0,53 cm
Weiße Weihnachten - die Schneehöhe am ersten Weihnachtsfeiertag über Deutschland

Weiße Weihnachten - die Schneehöhe am ersten Weihnachtsfeiertag über Deutschland

Die Wetterprognosen der Langfristmodelle

Die Langfristprognose der Vorhersage-Modelle - welche anhand der aktuellen Wetterdaten weiter in die Zukunft rechnen und mit anderen Faktoren und Variablen einen Langfristtrend ermitteln - lässt zwar keine detaillierte Weihnachtsprognose zu, doch eine grobe Richtung kann abgeleitet werden. Da dies jedoch experimentell ist, sind Langfristprognosen mit einem gesunden Maß an Skepsis zu bewerten. Zudem wird nicht das Wetter an Weihnachten 2025 berechnet, sondern der Dezember.

Wetter Dezember 2025 nach dem CFSv2-Modell

Das Wetter im Dezember 2025 soll mit einer Abweichung von +1,5 bis +2,5 Grad und über dem Norden mit bis zu +3 Grad gegenüber dem vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 zu warm ausfallen. Im Vergleich zur - wärmeren - Referenzperiode von 1991 und 2020 liegt die Abweichung zwischen +0,5 und +2,0 Grad. In der Niederschlagsprognose wird ein zu nasser Dezember simuliert.

Schaut man auf Mitteleuropa, so werden die Regionen nördlich von England, der Schweiz, Österreich und Ungarn zu nass und die Länder südlich davon zu trocken simuliert. Klassische Pattsituation zwischen einem Hoch über der Mittelmeerregion und der atlantischen Frontalzone. Kurzum - die Westwetterlage wäre demnach ein Favorit, was weiße Weihnachten weniger wahrscheinlich macht.

NASA: der optionale Winter ab den mittleren Lagen

Die NASA simuliert den Dezember mit einer Anomalie von +1,5 bis +2,5 Grad im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 zu warm (91/20: +0,5 bis +1,5 Grad). Die Niederschlagsprognose ist gegenüber dem vieljährigen Mittelwert als normal zu bewerten.

Europäisches Wettermodell: deutlich zu warmer Dezember

Geht es nach dem Wettertrend des europäischen Wettermodells, so soll der Dezember mit einer Abweichung von +1,5 bis +2,5 Grad ebenfalls zu warm ausfallen können (91/20: +0,5 bis +1,5 Grad). Die Niederschlagsprognose ist gegenüber dem vieljährigen Sollwert als unauffällig zu bewerten.

Temperaturabweichung gegenüber dem Mittelwert 1961–90 im Dezember 2025 nach den Langfristmodellen (in der Klammer der Mittelwert 91/20)
Modell Abweichung Temperatur Niederschlag
Wettertrend CFSv2 +1,5 bis +3,0 Grad
(+0,5 bis +2,0 Grad)
Normal bis etwas zu nass
Europäischer Langfristtrend +1,5 bis +2,5 Grad
(+0,5 bis +1,5 Grad)
Normal
Wettervorhersage der NASA +1,5 bis +2,5 Grad
(+0,5 bis +1,5 Grad)
Normal

Auswirkungen eines schwachen Polarwirbels

Entscheidend, ob sich ein meridionaler Verlauf des Strömungsmusters oder die Westwetterlage durchsetzen kann, hängt auch vom Zustand des Polarwirbels ab. Eigentlich sollte der Polarwirbel spätestens im November ungestört seine Runden drehen und frühestens erst Ende Januar / Mitte Februar wieder eine erhöhte Störanfälligkeit vorweisen. Warum das so ist? Die Meere sind zu warm - darunter auch das arktische Meer. Zudem zieht sich das arktische Meereis immer weiter zurück und wird dünner. All das lässt das Wettersystem Polarwirbel instabiler werden. Und gerade die Turbulenzen des Polarwirbels sind die Varianten, welche überraschende Wetterabläufe mit sich bringen – sowohl zu warm als auch zu kalt.

Worauf man achten sollte? Auf die Achse innerhalb des Polarwirbels. Verläuft diese von Sibirien nach Kanada, ist die Erhaltungsneigung der zonal verlaufenden Westwetterlage wahrscheinlicher. Verläuft die Achse jedoch zwischen den Aleuten und dem europäischen Nordmeer, sieht die Sache anders aus. Wir haben diese zwei Varianten einmal gegenübergestellt.

Auf den Achsverlauf innerhalb des Polarwirbels ist zu achten. Links eine Entwicklung, die mit einer meridionalen Wetterlage den Winter nach Deutschland bringen kann, rechts eine Variante, die eine Zonalisierung zur Folge hat.

Auf den Achsverlauf innerhalb des Polarwirbels ist zu achten. Links eine Entwicklung, die mit einer meridionalen Wetterlage den Winter nach Deutschland bringen kann, rechts eine Variante, die eine Zonalisierung zur Folge hat.
© www.meteociel.fr

Das verflixte Weihnachtstauwetter lässt den Schnee dahinschmelzen

Nochmals zurück zur Statistik: Mit einer Wahrscheinlichkeit von 70 Prozent hält im zweiten Dezemberdrittel oftmals der Winter mit dem ersten richtigen Schneefall Einzug und mit einer Wahrscheinlichkeit von rund 75 Prozent setzt kurz vor oder über die Weihnachtsfeiertage Tauwetter ein.

Selbst Schneehöhen von bis zu 30 cm über mittleren Lagen wurden binnen weniger Stunden dahingerafft, denn das Weihnachtstauwetter kommt mit Regen und viel Wind, was mit einer prächtigen Durchmischung der Luftmassen in etwa den gleichen Effekt hat, wie wenn man einen Föhn an den Schnee hält. Schon so mancher bedauerte, dass der tollste Pulverschnee sich binnen kürzester Zeit in grauen Schneematsch verwandelt hat. Eine wahre - matschige - Bescherung.

Klimaerhitzung - welche Auswirkungen hat das auf den Schnee an Weihnachten?

Was früher einmal galt, hat in Zeiten der Klimaerhitzung keinen Bestand mehr. Alte Regeln werden außer Kraft gesetzt. Aus diesem Grund sollte man Singularitäten aus der Vergangenheit mit einem gesunden Maß an Skepsis begegnen. Der Deutsche Wetterdienst hat sich der Sache einmal angenommen und die Wahrscheinlichkeiten von weißen Weihnachten im Zeitraum von 1961 bis 1990 sowie von 1991 bis 2020 einmal näher angeschaut und die Differenz daraus gebildet.

Wahrscheinlichkeit hat deutlich abgenommen

Das Erste, was man erkennen kann, ist, dass die Wahrscheinlichkeit für ein schneereiches Fest südlich einer Linie vom Schwarzwald und Nürnberg zwischen 15 und 35 Prozent abgenommen hat. Und so ergibt sich ein Gesamtbild, das über weite Teile von Deutschland Schnee nur in 0 bis 15 Prozent zulässt. Über den tieferen mittleren Lagen liegt die Wahrscheinlichkeit bei 0 bis 20 Prozent und über den höheren mittleren Lagen (bis 800 Meter) zwischen 30 und 50 Prozent.

Mit jedem Höhenmeter steigt die Wahrscheinlichkeit für eine Schneedecke weiter an und liegt oberhalb etwa 1.500 Meter zwischen 80 und 100 Prozent. Das sah im Zeitraum von 1961 bis 1990 noch ganz anders aus. Und in Zeiten der Klimaerhitzung wird sich das - bis auf ein paar Ausnahmen - nicht mehr in die andere Richtung drehen lassen.

Weiße Weihnachten - die Schneehöhe am ersten Weihnachtsfeiertag über Deutschland

Weiße Weihnachten - die Schneehöhe am ersten Weihnachtsfeiertag über Deutschland © Deutscher Wetterdienst

QBO-Ost - der Winterbringer?

In diesem Winter ist wieder mit einem QBO-Ost zu rechnen, welcher jedoch erst im Ausklang des Winters in die Ostphase kippen kann. Damit ist Winterwetter zwar nicht gesichert, doch erhöht das die Chancen auf Schnee, Eis und Frost deutlicher, als das bei einer West- oder Südwestwetterlage der Fall sein kann. Wen es genauer interessiert: Langfristprognose und Wintertrend: Sorgt ein QBO-Ost und der schwächere Golfstrom für einen schneereichen Winter? Aktuell ist der QBO in einer östlichen Phase.

Wie auch immer das Wetter Weihnachten 2025 ausfallen mag, wir berichten an dieser Stelle ab dem letzten Novemberdrittel in regelmäßigen Abständen hin zu täglichen Wettervorhersagen, wie das Wetter zwischen Heiligabend und dem zweiten Weihnachtsfeiertag ausfallen kann.

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Regenradar Deutschland
© Deutscher Wetterdienst, Offenbach (DWD)