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Weihnachtsprognose: Vor Weihnachten wird es kälter und so klappt es auch mit dem Schnee

| M. Hoffmann

Vom Winter fehlt nach wie vor jede Spur, dafür ist der Dezember bisweilen ungewöhnlich warm und trocken. Daran wird sich auch in den kommenden Tagen mit Sonne, Wolken und dichten Nebelfeldern vorerst nichts ändern. Erst zum Ende der Woche macht sich mit einem auflebenden Wind und zunehmender Niederschlagsaktivität ein Wetterwechsel bemerkbar, welcher bis Weihnachten das Wetter entweder vollständig auf den Kopf stellt und mit Schnee und Frost den Winter nach Deutschland führt oder mit einer Erhaltungsneigung das bisherige ruhige und trockene Wetter bis in den Januar hinein verlängert.

Gelingt ein markanter Wetterumschwung und gibt es weiße Weihnachten? © Martin Bloch
Gelingt ein markanter Wetterumschwung und gibt es weiße Weihnachten? © Martin Bloch

Anstatt Winterwetter kann man das aktuelle Wetter auch als ruhiges Spätherbstwetter definieren. Es erinnert mit Tageswerten von +5 bis +10 Grad und phasenweise bis +14 Grad eher an Ende Oktober als an den Dezember. Nur über den Regionen mit Dauernebel und Temperaturen von +0 bis +5 Grad erinnert das Wetter mehr an einen typischen November.

Advent, Advent, das dritte Lichtlein brennt

Dass es bis zum 3. Advent noch keinen nachhaltigen Durchbruch des Winters bis auf die mittleren Lagen gegeben hat, ist ungewöhnlich, kommt jedoch im Zuge der Klimaerhitzung seit 2012 häufiger vor. Und dieser Dezember erinnert stark an den Rekord-Dezember aus dem Jahre 2015, sowohl im Ablauf als auch im Niederschlagsdefizit. Das klassische Weihnachtstauwetter wird in diesem Jahr wohl ausbleiben, da es im Moment schlichtweg nichts gibt, was tauen kann. Das trockene und zu einem Wechselspiel aus Sonne, Wolken und dichten Nebelfeldern neigende Wetter erhält sich noch bis Mitte der kommenden Woche, bevor in der zweiten Hälfte die Wolken dichter werden und von Westen nennenswerter Niederschlag aufziehen kann. Der Anfang vom Ende der Blockadewetterlage? Wer es genauer wissen möchte: Wetter Dezember.

Der Winter hält sich von Deutschland fern - bis auf Weiteres kein Schnee und Frost
Wettervorhersage der Prognose-Modelle: Der Winter hält sich von Deutschland fern - bis auf Weiteres kein Schnee und Frost © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Wetterlage kippt vor Weihnachten vollständig

Die Wetterprognose des europäischen Wettermodells passt sich mit ihren numerischen Berechnungen heute weiter der KI-Variante von vor 48 Stunden an. Das ist durchaus bemerkenswert, insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Umstellung quasi aus dem Nichts heraus binnen 24 Stunden vollzogen wird. Und so wird das Weihnachtswetter zu einer äußerst spannenden Angelegenheit.

Blockadehoch auf dem Atlantik

Am 20. Dezember ist für die Frontalzone auf dem Atlantik noch alles in Ordnung. Die Tiefdrucksysteme ziehen ihre Runden und trogen vor Mitteleuropa weit nach Süden aus. Deutschland liegt in einer südlichen Anströmung, was die Temperaturen zum 4. Advent auf +4 bis +8 Grad einpendeln lässt.

Im Zeitraum vom 21. bis 23. Dezember schießt aus dem Nichts heraus das Azorenhoch nach Norden und positioniert sich zum 24. Dezember zwischen Grönland, Island und Skandinavien. Das stellt die bisherige Wetterlage komplett auf den Kopf. Die Frontalzone wird binnen kürzester Zeit eliminiert und wabert nur noch in Form eines Kaltlufttropfens umher.

Frost, Eis und Schnee zu Weihnachten möglich

Da sich das Hoch nordwestlich von Mitteleuropa positioniert, stellt sich im Zusammenspiel mit dem Kaltlufttropfen eine Ostwetterlage ein. Die Temperaturen sinken über Weihnachten auf -3 bis +4 Grad ab und oberhalb etwa 400 Meter stellt sich bis zum zweiten Weihnachtsfeiertag Dauerfrost ein. Schneefall ist möglich, was regional eine weiße Weihnacht nicht ausschließen lässt.

Die Großwetterlage kippt vor Weihnachten und kann mit einer Ostwetterlage für Schnee und Dauerfrost sorgen
Die Großwetterlage kippt vor Weihnachten und kann mit einer Ostwetterlage für Schnee und Dauerfrost sorgen © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Wettervorhersage des amerikanischen Wettermodells: Umstellung der Großwetterlage über Weihnachten

Die erste Wetterumstellung vollzieht sich nach der Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells bereits in der Vorweihnachtszeit. Die Frontalzone auf dem Atlantik wird kräftiger und dehnt sich weiter in Richtung Mitteleuropa aus. Die Bewölkung nimmt zu, der Wind frischt auf und es wird etwas Niederschlag geben können. Die Temperaturen gehen zwar mit +4 bis +8 Grad in den nasskalten Bereich zurück, bleiben jedoch für die Jahreszeit zunächst noch auf einem zu hohen Niveau.

Problematisch für den Winter - Hoch wölbt sich auf

Im Zeitraum vom 22. bis 24. Dezember (Heiligabend) verlagert sich die Frontalzone weiter in Richtung Skandinavien und es gelingt ihr bis zum 23. Dezember, eine halbwegs funktionierende Tiefdruckrinne auf dem Atlantik zu etablieren. Ja, die Westwetterlage kann mit Wind, Regen und Sturm tatsächlich einmal bis nach Mitteleuropa durchdringen, doch bevor sich das zonale System festigen kann, dehnt sich an Heiligabend das Azorenhoch nach Norden aus und positioniert sich im Bereich zwischen Spanien, Frankreich und England westlich von Deutschland.

Nordwestwetterlage über die Feiertage

Das Hoch bleibt bis zum 26. ortsfest und lässt an seinen östlichen Gradienten die Frontalzone nach Süden abgleiten. Über Deutschland, Österreich und die Schweiz hat das über die Weihnachtsfeiertage einen stark böigen Wind aus nordwestlichen Richtungen zur Folge. Mit gelegentlichem Niederschlag ist zu rechnen, welcher bei Temperaturen von +0 bis +4 Grad über der Südhälfte und +4 bis +8 Grad über der Nordhälfte bis auf die mittleren Lagen in Schnee übergehen kann.

Weiße Weihnachten über dem Süden ab den mittleren Lagen nicht auszuschließen

Die Schneefallgrenze sinkt über der Südhälfte auf 500 bis 700 Meter ab und oberhalb von 500 bis 800 Metern kann sich mancherorts über die Weihnachtsfeiertage eine Schneedecke ausbilden.

Polarwirbelsplit nach den Festtagen

Das Wetter stellt sich nach dieser Wettervorhersage vor, über und nach Weihnachten grundlegend um. Das Hoch westlich von Europa dehnt sich vom 27. bis 29. Dezember weiter nach Norden aus und geht eine Querverbindung zum Hoch über den Aleuten ein. Dieses Mal ist die Verbindung stabil genug, um einen Polarwirbelsplit zu provozieren. Der Polarwirbel teilt sich in zwei Cluster auf. Der eine liegt zwischen Kanada und Grönland, der zweite über Sibirien und reicht mit seinem westlichen Teil bis nach Skandinavien und Osteuropa.

Deutschland, die Schweiz und Österreich liegen zwischen den Fronten des Hochdrucksystems über dem Westen und der polaren Luftmasse über dem Osten. Der Wind dreht auf Nord bis Ost und lässt die Temperaturen über dem Norden mit +4 bis +8 Grad nahezu unverändert, während sich über dem Süden der Winter - mit Schnee - Dauerfrost möglich ist.

Das Wetter stellt sich über Weihnachten komplett um
Das Wetter stellt sich über Weihnachten komplett um © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Auf den Punkt gebracht: Kippt das Wetter vor Weihnachten?

Das, was die Wetterprognosen beider Vorhersage-Modelle heute berechnet, stellt die Großwetterlage über Weihnachten auf den Kopf. Und ja, das wird eine ganz knappe Kiste. Doch spielen Details im Moment eine untergeordnete Rolle. Spannender ist die Frage, ob der Wetterumschwung das Wetter in Richtung Winter kippen lässt und ob das noch pünktlich zu Weihnachten der Fall sein kann? Abwarten ist angesagt.

Welches Wetter wahrscheinlich ist

Die Kontrollläufe bestätigen den Wetterwechsel in der Zeit vor Weihnachten. Sichtbar wird das mit einem Rückgang der Temperaturen. Die Temperaturanomalie beträgt bis zum 20. Dezember zwischen +4 und +7 Grad und ist im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert extrem hoch. Ab dem 22. Dezember sinken die Werte in 1.400 Meter Höhe auf -3 bis -4 Grad ab und bestätigen so den Weihnachtstrend der vergangenen Tage, was mit +1 bis +5 Grad über tieferen Lagen eine nasskalte Witterung zur Folge hat und ab den mittleren Lagen den Winter optional macht.

Deutlicher wird das anhand der Höhenwerte. Damit weiße Weihnachten bis auf das Flachland herab möglich sind, müssen die Höhentemperaturen zwischen -5 und -7 Grad betragen, während für mittlere Lagen -3 bis -5 Grad ausreichend sind. Die Wahrscheinlichkeit für Höhenwerte unter -3 Grad liegt nach der Auswertung aller Kontrollläufe aktuell bei rund 53 Prozent (vorgestern noch bei 37 Prozent). Das bleibt also spannend und schaun mer mal, was sich im Hinblick auf die unsichere Positionierung des Hochdrucksystem bis heute Abend noch so alles ändert.

Das Kippmuster zu Weihnachten
Der Wettertrend nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Das Kippmuster zu Weihnachten © www.meteociel.fr
Temperaturprognose der Wettermodelle für Dezember
Tag Temperaturspektrum Temperaturmittelwert
19. Dezember +4 bis +11 Grad +7 bis +9 Grad
23. Dezember -2 bis +9 Grad +4 bis +6 Grad
28. Dezember -4 bis +11 Grad +1 bis +4 Grad
Diagramm Temperaturen Dezember 2025
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Dezember 2025 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Nächste Aktualisierung

  • 20:15 Uhr: Aktualisierung Weihnachtsprognose an dieser Stelle

Update der Wetterprognose von 20:14 Uhr

Die Hochdruckzone, welche von den KI-Modellen vor rund 72 Stunden zwischen Island und Skandinavien berechnet wurde, fand sich vor 48 Stunden auch in den numerischen Modellen wieder. Wie sich die Hochdruckzone jedoch über Weihnachten im Detail wird positionieren können, bleibt abzuwarten. Und solange das der Fall ist, lässt sich Schneefall und winterliche Wetterbedingungen über die Festtage - zumindest ab den mittleren Lagen nicht ausschließen.

Dieses Hin und Her spiegelt sich auch in den aktuellen Wetterprognosen des amerikanischen Wettermodells von heute Mittag und heute Abend wider und bringt die Unterschiede gut auf den Punkt. Entweder führt das Hoch mit Schwerpunkt über Skandinavien zu einer gestörten Zirkulation, oder aber das Hoch flacht ab und führt mit einer Erhaltungsneigung zu einem Fortbestand des ruhigen und für die Jahreszeit zu warmen Wetters.

Die Unterschiede sind im Hinblick auf das Weihnachtswetter enorm
Die Unterschiede sind im Hinblick auf das Weihnachtswetter enorm © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Wie wahrscheinlich ist eine gestörte Zirkulation zu Weihnachten?

Sollte sich das Hoch im Bereich zwischen Grönland, Island oder Skandinavien ausdehnen können, so wird der NAO-Index mit negativen Ausschlägen darauf reagieren. Schaut man sich die aktuellen Simulationen an, so hat es beim NAO-Index heute tatsächlich eine Korrektur ergeben.

Im Zeitraum vom 14. bis 18. Dezember wird der NAO-Index (Verhältnis von Azorenhoch zu Islandtief) positiv bewertet, während im Zeitraum vom 19. bis 26. Dezember der Mittelwert mit einem breiten Spektrum leicht negativ simuliert wird. Das macht zwar noch kein Winter zu Weihnachten, doch ist das ein Signal für ein Blockadehoch, welches im Bereich zwischen Island und Skandinavien zu einer gestörten Zirkulation führen kann.

Schwacher Polarwirbel

Und wenn wir gerade bei den Randfaktoren sind, schauen wir uns mit dem AO-Index gleich noch den Zustand des Polarwirbels an. Der AO-Index wird zum 16. Dezember deutlich positiv bewertet und knickt nachfolgend deutlich nach unten ab. Der Mittelwert nimmt einen neutralen Zustand an, was jedoch täuscht, da es eine geringere Anzahl von deutlich positiven und eine vermehrte Anzahl an negativen Ausschlägen gibt. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Polarwirbel über die Weihnachtsfeiertage erneut schwächelt, ist hoch. Das erklärt auch die Ansätze des Polarwirbelsplits in der Prognose von heute Mittag.

So klappt es mit tiefwinterlichen Wetterverhältnissen

Was folgt, sind ausgesuchte Kontrollläufe. Das sind keine zu erwartenden Großwetterlagen. Das sind Möglichkeiten, welche sich aus dem aktuellen Setup heraus entwickeln können. Wir haben heute Abend die gestörten Zirkulationen um zwei Extreme einer absolut gestörten Zirkulation ergänzt, um so das Potential der kommenden Wetterentwicklung deutlicher hervorzuheben.

Eine Vielzahl an Kontrollläufen stützt mittlerweile eine gestörte Zirkulation vor, über oder nach Weihnachten
Eine Vielzahl an Kontrollläufen stützt mittlerweile eine gestörte Zirkulation vor, über oder nach Weihnachten © www.meteociel.fr

Fazit: Das Wetter kippt vor Weihnachten

Die Signale eines Kippmusters vor Weihnachten bestätigen sich heute. Nur die Richtung ist noch nicht klar und macht somit noch jede denkbare Wetterentwicklung möglich. Geht es jedoch nach der Wahrscheinlichkeit, so wird sich an Weihnachten in tieferen Lagen mit +2 bis +6 Grad eine nasskalte Wetterentwicklung einstellen können, was den Winter ab den mittleren Lagen oberhalb etwa 400 bis 800 Meter optional macht.

Interessant ist heute Abend zudem zu beobachten, wie die Kontrollläufe auf die Unsicherheiten reagieren, was sich mit einem Temperaturspektrum vom +5 bis -13 Grad in 1.400 Meter Höhe erkennbar macht. Der Mittelwert der Höhenwerte schwankt weiterhin zwischen -3 und -4 Grad bei einer Wahrscheinlichkeit von erneut 53 Prozent für Varianten, die in der Höhe unter -3 Grad liegen.

Schaut man sich die Weihnachtsprognose des europäischen Wettermodells an und vergleicht diese mit der KI-Variante, so treten die Übereinstimmungen deutlicher hervor. Es bleibt spannend. In diesem Sinne Ihnen einen wunderbaren Abend.

Kaltes Wetter am Weihnachtsfest ist möglich
Kaltes Wetter am Weihnachtsfest ist möglich © www.meteociel.fr || wxcharts.com
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© Deutscher Wetterdienst, Offenbach (DWD)