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Septemberprognose: Ungewöhnlich warm mit anhaltender Dürre?

| M. Hoffmann
Setzt sich die ungewöhnlich warme und trockene Witterung auch im September fort?

Die Monate Juni, Juli und der August waren jeweils für sich betrachtet extrem und bescherten bisweilen einen Sommer, die die Rekorde in Sachen Temperatur aus dem Jahre 2003 und die Dürre aus 2018 noch in den Schatten stellen kann. Die Weichen hierfür werden in der letzten August-Dekade gestellt und davon abhängig ist auch das Wetter im September. Setzt sich die ungewöhnliche Wärme und Dürre auch im ersten Herbst-Monat durch, oder kommt der lang erwartete Wetterwechsel?

Hitze und Trockenheit dominieren noch das Wetter bis einschließlich des Wochenendes. Erst zum Start in die neue Woche setzen sich nennenswerte Schauer und Gewitter über Deutschland durch, die regional unwetterartig ausfallen können. Am Dienstag verlagert sich die Schaueraktivität nach Norden und lässt zum Mittwoch nach, bevor diese von Südwesten erneut angefacht werden kann.

Hochsommerliche Temperaturen

Die Temperaturen lassen sich von den Schauern und Gewittern nur kurzzeitig beeindrucken und können mit einem Schauer auf bis +20 Grad zurückgehen. Meist bewegen sich die Temperaturen mit +26 bis +32 Grad und örtlich bis +34 Grad im hochsommerlich heißen Bereich und unter bestimmten Voraussetzungen ist über den Ballungsgebieten das Erreichen der +35 Grad-Marke möglich. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter August 2022.

Das bisher über Deutschland dominante Hoch zeigt Schwächen
Die Wetterprognose des europäischen und amerikanischen Wettermodells: Das bisher über Deutschland dominante Hoch zeigt Schwächen © www.meteociel.fr

Die Regenprognose

In Summe ist - trotz der teils unwetterartigen - Schauer und Gewitter vom Montag und Dienstag nicht mit großartigen Niederschlagsmengen zu rechnen. Schauer haben die Eigenschaft, regional aufzutreten. Flächendeckender Niederschlag ist nicht zu erwarten und so bleibt es verbreitet trocken.

Links die Regenprognose der Europäer, in der Mitte die der Amerikaner und rechts daneben die Deutsche: Bis zum 17. August ein paar Schauer und Gewitter
Links die Regenprognose der Europäer, in der Mitte die der Amerikaner und rechts daneben die Deutsche: Bis zum 17. August ein paar Schauer und Gewitter © windy.com

Wie wird das Wetter im September?

Normalerweise gehören der September und auch der Oktober noch zum Spätsommer, bzw. Frühherbst. Erst Mitte Oktober beginnt sich der Wettercharakter dem Herbst zuzuwenden.

Hochdruck getriebenes Wetter

War der Sommer ohnehin schon hochdruckdominiert und bleibt er das in der letzten August-Dekade, so ist in den meisten Fällen auch von einem hochdruckgeprägtem Wetter im September auszugehen. Gelingt aber in der letzten August-Dekade der Wetterumschwung, so tut sich der Spätsommer im September schwer. Aus dieser Sichtweise heraus ist die Entwicklung der Großwetterlage in der letzten August-Dekade von großer Bedeutung.

Bewertet man die letzten Tage, so berechneten die Vorhersage-Modelle immer wieder einen möglichen Wetterwechsel, der unter bestimmten Voraussetzungen auch markant verlaufen und den Sommer frühzeitig beenden kann. Wir möchten heute einmal genauer hinschauen, welche Varianten das sind und wie diese sich auf das September-Wetter auswirken können.

Die warme bis heiße Hochdruckwetterlage

Die erste der Varianten zeigt sich in einer ausgeprägten Erhaltungsneigung. Das hochsommerliche Hoch schwächelt zwischen dem 16. und 20. August nur vorübergehend und stabilisiert sich nachfolgend erneut. Man nennt diese Entwicklung eine ausgeprägte Erhaltungsneigung, bei der es den Tiefdrucksystemen nicht gelingt, das Hoch nachhaltig zu schwächen und so regeneriert sich die Wetterlage stets von Neuem, so wie es in den letzten Wochen der Fall war.

Die daraus resultierenden Großwetterlagen bestehen entweder aus einem Hoch über Mitteleuropa oder einem Hoch über Skandinavien mit einer südlichen Achsausbildung. Beide Varianten zählen zu den äußerst stabilen Großwetterlagen, die das Wetter über Deutschland mehrere Tage und Wochen prägen können.

Die unterschiedlich stabilen Hochdruckwetterlagen, die den Hochsommer noch bis in den September hinein tragen können
Wetterprognose nach ausgesuchten Kontrollläufen: Die unterschiedlich stabilen Hochdruckwetterlagen, die den Hochsommer noch bis in den September hinein tragen können © www.meteociel.fr

Die Trogwetterlage

Die zweite Variante wird von einem Extrem dominiert, dass unter bestimmten Voraussetzungen Deutschland direkt treffen und so im September für eine frühherbstliche Stimmung sorgen kann.

Reichlich Regen, sowie ein windiger und auch kühler Temperaturcharakter wären bei einem Trog über Deutschland möglich. Damit dieser aber zustande kommen kann, braucht es ein Tief über Skandinavien, dass nach Süden austrogen kann. Nur in dem Fall, dass das Tief über Deutschland austrogt, ist mit einem markanten Wetterwechsel zu rechnen. Abweichende Varianten ist ein Niedergang des Troges über dem östlichen Europa - was erfahrungsgemäß häufiger vorkommt, oder der westliche Trogabgang.

Der östliche Trogabgang hätte eine über dem Osten von Deutschland gemäßigt erhöhte Niederschlagsentwicklung zur Folge, während der Westen mehr von einem Keil des Azorenhochs dominiert werden kann. Deutschland, Österreich und die Schweiz gelangen bis September in eine gemäßigt warme Nordwestströmung.

Geht der Trog westlich nieder, so folgt eine südliche Anströmung der Luftmassen. Die Schauer- und Gewitterneigung ist in diesem Fall erhöht, doch die Temperaturen verweilen mit +27 bis +32 Grad im sommerlichen bis hochsommerlichen Bereich.

Die Trogvarianten zwischen frühherbstlich frisch, gemäßigt und hochsommerlich heiß
Wetterprognose nach ausgesuchten Kontrollläufen: Die Trogvarianten zwischen frühherbstlich frisch, gemäßigt und hochsommerlich heiß © www.meteociel.fr

Das Septemberwetter, geprägt von Mischvarianten?

Die dritte Variante könnte die sog. Westwetterlage sein, bei der sich das Strömungsmuster zonalisiert. Diese Variante aber trat seit 2018 über Europa nur selten in Erscheinung und auch in diesem Jahr war diese - für Europa eigentlich normale - Wetterlage kaum in dominanter Art und Weise aufgetreten. Und die aktuelle Konstellation der Wettersysteme minimiert die Wahrscheinlichkeiten einer Westwetterlage und ist für den Moment nur als eine Möglichkeit von vielen in Betracht zu ziehen.

Da weder ein Trog noch ein allumfassendes Hoch in Reinform allzu häufig das Wetter über Deutschland dominiert, ist eine Mischform eine für den September sehr wahrscheinliche Wetterentwicklung.

Beim Trog ist es die Südwestwetterlage, die hierfür infrage kommen kann. Das passiert meist dann, wenn sich der Trog nicht nach Süden entwickeln, sondern im Bereich zwischen Island, England, Frankreich und Spanien ins Stocken gerät und auf seiner Vorderseite hohen Luftdruck nach Norden führt. In Kombination der beiden Wettersysteme werden feuchtwarme und instabil geschichtete Luftmassen nach Norden geführt. Was über Deutschland, Österreich und der Schweiz einen schwül-warmen und zu Schauern und Gewittern neigenden Wettercharakter zur Folge hätte.

Die zweite Mischform ist ein Hoch über Europa, das sich zu weit nach Norden ausdehnt und über Skandinavien ein autarkes Hochdrucksystem entstehen lässt. Die Hochdruckverbindung nach Süden reißt ab und das Hoch kann am südlichen Gradienten unterwandert werden. In der Abwandlung dehnt sich das Hoch nicht weit genug nach Norden aus, sodass der Norden von Deutschland von einem maritimen Einfluss dominiert werden kann.

Die Mischvarianten
Wetterprognose nach ausgesuchten Kontrollläufen: Die Mischvarianten © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Für die Jahreszeit zu warm

Seit Tagen zeichnet sich ein Wetterwechsel um den 16. August herum ab, der das Wetter in der darauffolgenden Zeit mit einer südwestlichen Anströmung der Luftmassen bis in den September hinein dominieren kann.

Die Südwestwetterlage

Doch der eigentliche Zeitraum der Umstellung wurde mehrfach nach hinten verschoben, was zeigt, dass die eigentliche Umstellung nicht wie geplant vonstattengehen kann. Ein Trog direkt über Mitteleuropa ist somit wenig wahrscheinlich, ebenso eine Ableitung über dem östlichen Europa. Und da sich bis zum 18. August ein Tief über Island ausbilden kann, bleibt nur noch der westliche Trogprozess, der an seinen östlichen Gradienten das Hoch über die Mittelmeerregion nach Norden drückt.

Der Norden und der Nordwesten werden in der letzten Augustdekade und auch in den ersten September-Tagen häufiger maritim beeinflusst. Das bedeutet, dass über den Regionen von Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern häufiger Wolken mit gelegentlichen Schauern vorüberziehen, als das über dem restlichen Land der Fall sein wird. Dort sind es mehr die Quellwolken, die für teils kräftige Schauer und Gewitter sorgen können - teils unwetterartig, aber eben nur regional auftretend.

Das Temperaturspektrum bleibt jedenfalls für die Jahreszeit zu warm und kann sich zwischen dem 18. und 20. August kurzzeitig über dem Norden normalisieren. Ferner berechnen die Kontrollläufe eine höhere Wahrscheinlichkeit für ein im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert um +1 bis +2 Grad und über dem Osten und Süden bis +4 Grad zu warmes Temperaturniveau.

Die Regenprognose

Die Niederschlagsleistung nimmt zwischen dem 16. und 20. August zu und ist vom 18. bis 20. August als nennenswert zu bezeichnen. Überdies bleiben bis in den September hinein die Niederschlagssignale erhalten, schwächen sich jedoch ab. Mit einer ausreichenden oder gar ausgleichenden Niederschlagsentwicklung ist nicht zu rechnen, dafür aber mit Schauern und Gewittern, die für regionale Niederschlagsereignisse sorgen können, was typisch für die Südwestwetterlage ist.

Eine südwestlich dominierte Großwetterlage
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Eine südwestlich dominierte Großwetterlage © www.meteociel.fr

Der Wettertrend der Langfristmodelle

Wettervorhersagen bzgl. Temperatur, Niederschlag und Großwetterlagen sind im Detail zum heutigen Stand noch nicht möglich. Indikatoren liefern die Langfristmodelle hinsichtlich der Temperaturambivalenz (zu warm, zu kalt) und des Niederschlages (zu nass oder zu trocken).

Wettertrend nach dem CFSv2 Modell

Die Abweichung der Temperaturprognose liegt mit +1,0 bis +2,0 Grad im Vergleich zum langjährigen Mittelwert im zu warmen Bereich (91/20: +0,5 bis +1,5 Grad). Die Niederschlagsprognose wird gegenüber dem langjährigen Sollwert im September unauffällig und im Trend etwas zu trocken zu bewerten.

Wetterprognose der NASA

Der September wird nach diesem Vorhersage-Modell mit einer Abweichung von +1,0 bis +2,0 Grad ebenfalls zu warm berechnet (91/20: +0,5 bis +1,5 Grad). Der Niederschlagstrend ist neutral bis leicht positiv zu bewerten (tendenziell leicht zu nass).

Wettervorhersage nach dem europäischen Langfristmodell

Geht es nach den Europäern, so soll das Wetter im September mit einer Abweichung von +1,0 bis +2,0 Grad zu warm ausfallen können (91/20: +0,5 bis +1,5 Grad). Die Niederschlagsprognose ist neutral und im Trend leicht zu trocken zu bewerten.

Fazit

Die Großwetterlage kann sich von einer hochdruckdominierten Wetterlage allmählich auf eine Mischvariante umstellen, die mit einer höheren Wahrscheinlichkeit südwestlich dominiert ausfallen kann. Deutschland, die Schweiz und auch Österreich liegen dann zwischen den Fronten und schafft es einmal ein Tief nach Mitteleuropa, so können die Schauer auch einmal länger andauernd ausfallen. Der Temperaturtrend ist aber in allen Varianten teils deutlich zu warm. Schaun mer mal.

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