Wettertrend Oktober - Altweibersommer oder Vollherbst?
Das Wetter im September war bisweilen ungewöhnlich. Extreme Temperaturanomalien gleich zum Beginn, gefolgt von einem markanten Temperatursturz, dem ersten Schnee über den Alpen mitsamt unwetterartiger Regensummen über dem Südosten von Deutschland. Setzt sich das turbulente Wetter bis in den Oktober hinein fort?
Der Dauerregen setzt heute - nach einer kurzen Beruhigung in der Nacht - über dem Südosten erneut ein und wird noch bis in der Nacht auf Dienstag südlich einer Linie vom Schwarzwald und Berlin für nennenswerten Niederschlag sorgen können. Unwetterartige Regensummen sind südlich einer Linie von der Zugspitze und Dresden möglich. Über dem Rest von Deutschland bleibt es bei wechselnder Bewölkung trocken und phasenweise auch sonnig. Die Temperaturen erreichen bei Dauerregen +9 bis +13 Grad, sonst können +14 bis +18 Grad und über dem Nordosten bis +20 Grad möglich sein.
Spätsommerwetter über Deutschland
Eine Hochdruckzone dehnt sich im Verlauf der Woche weiter nach Deutschland aus und zieht das Unwettertief über Südeuropa nach Westen. So dominiert zwar das Hochdrucksystem das Wettergeschehen, doch können über Süddeutschland die Wolkenfelder zahlreicher in Erscheinung treten und für ein paar vereinzelte Schauer sorgen. Insgesamt lockert die Bewölkung weiter auf und verbreitet ist mit sonnigem und auch trockenem Spätsommerwetter zu rechnen. Die Temperaturen steigen weiter an und können bis Freitag Werte von +18 bis +24 Grad und örtlich nochmals sommerliche +26 Grad ermöglichen. Wer es genauer wissen möchte - Wetter September
Das Wetter im Oktober: Altweibersommer oder der Vollherbst?
Der September hatte in den ersten Tagen eine extreme Temperaturanomalie vorzuweisen, nachfolgend kam der markante Temperatursturz, doch ist zum aktuellen Stand der September im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 noch immer um +4,4 Grad extrem zu warm. Und um es gleich vorwegzunehmen - die kommende Wetterentwicklung wird ebenfalls deutlich zu warm sein, was einen normalen oder gar zu kalten September zu einem Ding der Unmöglichkeit macht.
Welche Randfaktoren können dafür sorgen, dass das Wetter bis Oktober in den Herbst kippt?
Doch was ist mit dem Unwettertief und dessen Auswirkungen, wie verhält sich der Polarwirbel, was macht die atlantische Frontalzone und zu guter Letzt - wie verhält sich das Skandinavienhoch zu alledem? Können all diese Faktoren im Oktober den Weg in den Herbst weisen und so den sonnigen, warmen und trockenen Altweibersommer vereiteln?
Der winterliche Polarwirbel
Der winterliche Polarwirbel entwickelt sich im September allmählich und nimmt mit fortschreitender Zeit auch Einfluss auf das Wetter über Mitteleuropa. Mit anderen Worten formuliert, wird der Wettermotor
angeworfen, was aber im Oktober noch nicht zwingend zu einem herbstlichen Wettercharakter führen muss. Entscheidend ist die Positionierung der Hochdrucksysteme.
Normalerweise sorgt der reaktivierte Polarwirbel über dem östlichen Kanada für die Abfuhr kalter Luftmassen polaren Ursprungs nach Süden - in Richtung Neufundland. Dort angekommen, führen die Temperaturunterschiede zu heftigen Turbulenzen und die daraus resultierenden Tiefdrucksysteme ziehen über Island nach Skandinavien. Diese Großwetterlage nennt man Westwetterlage (zonal verlaufende Großwetterlage). Das ist die für Mitteleuropa auch normale
Wetterlage, welche in den vergangenen Jahren jedoch zunehmend seltener in Erscheinung trat. Aus normal wurde selten und in diesem Sommer gab es Phasen, bei denen eine atlantische Frontalzone nicht einmal mehr im Ansatz existent war.
Stattdessen herrschte eine gradientenschwache und hochdruckdominierte Grundströmung vor. Das Hoch sollte eigentlich für Stabilität sorgen, doch aufgrund der schwachen Frontalzone fehlte der Konterpart und so gelang es den sog. Störimpulsen immer wieder, einen Weg in Richtung Mitteleuropa zu finden. Schaut man sich die letzten 24 Monate an, so waren im Vergleich zum Klimamittelwert von 1961 und 1990 22 davon zu warm, 2 normal und kein Monat war zu kalt, 15 Monate waren mit einer Anomalie von über +2 Grad erheblich zu warm, 8 Monate waren mit einer Anomalie von +3 Grad und mehr extrem zu warm und mit dem Oktober 2022, dem September 2023, dem Jahr 2023, dem Februar 2024, dem März 2024 und dem Frühling 2024 wurden neue Rekorde aufgestellt! Man erkennt also schnell, dass in der Grundströmung grundsätzlich etwas nicht mehr stimmt. Und ja, ein zu warmes Oktoberwetter 2024 ist allein im Hinblick auf die Statistik sehr wahrscheinlich.
Meridional Nord-Süd: optimal für Herbst- und Winterwetter
Im Verlauf der kommenden Woche wird sich die Grundströmung auf Ost-West wandeln und mithilfe eines Hochdrucksystems über Skandinavien wird sich eine vollständig gestörte Zirkulation einstellen. Und jeder, der die frischen und kühlen Luftmassen im Herbst - samt turbulenten und windigem Wetter - mag, der sollte auf eine Umkehrung der Grundströmung auf Nord-Süd achten.
Damit also ein sog. Vollherbst
mit einem Temperaturspektrum von +5 bis +15 Grad Anfang Oktober vorherrschend sein kann, sollte sich die Hochdruckdominanz über Europa in Richtung der Azoren (Azorenhoch) zurückziehen und von dort aus immer wieder nach Norden aufkeilen. Zeitgleich sollte die atlantische Frontalzone aktiv werden und sich in Richtung Skandinavien ausdehnen, um von dort nach Süden auszutrogen.
Diese Konstellation ist die einfachste Möglichkeit, um mit einer Nord-Süd-Strömung den Herbst nach Deutschland zu führen. Daneben gibt es noch ein paar Sonderfälle, die ebenfalls zu einem herbstlichen Wettercharakter führen können, doch wir konzentrieren uns heute einmal auf die klassische Nord-Süd-Wetterlage.
Damit die atlantische Frontalzone aber überhaupt erst in Schwung kommen kann, bedarf es den Kaltluftausbruch über dem östlichen Kanada und dieser kommt nur zustande, wenn der Polarwirbel in dieser Region aktiv ist.
Schaut man sich den Wettertrend des amerikanischen Wettermodells und den Mittelwert aller Kontrollläufe an und vergleicht diese mit den Druckanomalien, so ist im Verlauf der letzten September-Dekade ein Kaltluftausbruch über dem östlichen Kanada nicht auszuschließen.
Hoch muss sich über Europa entfernen, damit der Vollherbst im Oktober Einzug halten kann
Eine zweite Bedingung für den Vollherbst ist, dass sich das Hoch, welches sich aktuell über Skandinavien aufbaut, in Richtung der Azoren zurückzieht und dort abflacht. Ob das der Fall sein wird, lässt sich im sog. NAO-Index ausmachen. Ist dieser negativ, so spricht man von einem Hoch über Island und tiefem Luftdruck über den Azoren, ist der NAO-Index positiv, so liegt das Islandtief bei Island und das Azorenhoch über den Azoren. Sollte sich das Hoch über Mitteleuropa in Richtung der Azoren zurückziehen und zeitgleich die atlantische Frontalzone an Fahrt aufnehmen, dann sollte ein positiver NAO-Index vorherrschend sein. Aktuell aber ist der NAO-Index deutlich negativ bewertet und daran wird sich bis Oktober nichts ändern.
Herbstwetter wird so schnell keine Rolle spielen?
Interpretiert man den NAO-Index, so tendiert dieser zu einem Blockadehoch bei Island, was die atlantische Frontalzone weiter unter Druck setzen wird. Das kann bspw. mit dem Hoch über Skandinavien passieren, wenn dieses sich weiter nach Westen ausdehnt.
Trogwetterlagen - meridionale Grundströmungen - als Chance für den Herbst
Mit einer aktiv-dynamischen Westwetterlage ist bis Oktober nicht so schnell zu rechnen. Doch ein negativer NAO-Index bietet auch noch eine andere Möglichkeit für den Herbst. Das ist dann der Fall, wenn sich das Skandinavienhoch abschwächt, ein Teil der Hochdruckzone sich auf den Atlantik zurückzieht und sich dort als Blockadehoch positioniert. Infolge daraus würde das Strömungsmuster über Mitteleuropa meridionalisieren und so den Spielraum für Trogwetterlagen erweitern. Beide Vorhersage-Modelle berechnen eine solche Wetterentwicklung für Ende September und Anfang Oktober, sodass der Vollherbst nicht ganz ohne Chancen ist. Also ja, eine meridional verlaufende Großwetterlage hat im Hinblick auf die Randfaktoren gute Voraussetzungen.
Auf den Punkt gebracht: Wie steht es um den Herbst?
Die Unwetterfront zieht ab und der Spätsommer macht sich mithilfe eines Skandinavienhochs über Deutschland bemerkbar. Entscheidend für das Oktoberwetter wird sein, wie sich das Hoch über Skandinavien verhalten wird. Das Unwettertief verhindert zudem den Aufbau einer Hochdruckachse nach Süden, sodass eine Fortführung der vollständig gestörten Zirkulation noch bis zum 23. September anzunehmen ist.
Welches Wetter wahrscheinlich ist:
Eine rasche Regenerierung der atlantische Frontalzone ist bis Oktober wenig wahrscheinlich - so bleiben die meridionalen Grundströmungen (Nord-Süd, Süd-Nord) - mitsamt den Störungen - eine wahrscheinlichere Variante. Die Kontrollläufe stützen bis zum 24. September eine für die Jahreszeit um +2 bis +6 Grad zu warme Wetterentwicklung. Überdies mehren sich die Unsicherheiten und in den vergangenen 24 Stunden wurden in den Kontrollläufen zunehmend auch kältere Varianten berechnet. Trogwetterlagen - so wie sie die Vorhersage-Modelle simulieren - sind möglich, wahrscheinlicher ist jedoch eine langsame Normalisierung der Temperaturen bis Oktober.
Die Regenprognose:
Die Regenprognose ist vom 18. bis 24. September schwacher Ausprägung, was eine trockene und spätsommerliche Wetterentwicklung unterstreicht. Nachfolgend bleiben die Niederschlagssignale über dem Süden und Osten auf einem schwachen Niveau, während sich über dem Norden und Westen von Deutschland die Niederschlagsaktivität erhöht. Der maritime Einfluss nimmt bis Oktober zu, doch ist in den Kontrollläufen noch kein Abkippen in den Herbst zu erkennen, vielmehr lässt sich der Versuch zum Aufbau einer Südwestwetterlage erkennen. Schaun mer mal.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
21. September | +14 bis +26 Grad |
+20 bis +24 Grad |
25. September | +10 bis +25 Grad |
+16 bis +18 Grad |
1. Oktober | +10 bis +26 Grad |
+16 bis +18 Grad |