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Wetter Oktober: Wie stehen die Chancen auf Herbstwetter?

| M. Hoffmann
Kippt die Großwetterlage in den Herbst?

Der Oktober steht vor der Türe und gilt als der Übergangsmonat vom Früh- in den Vollherbst. Dazwischen zeigt sich nicht selten noch der milde goldene Oktober. Wie also sieht der Wettertrend bis Oktober aus - setzt sich eine herbstliche oder spätsommerliche Wetterentwicklung durch und wie stehen die Chancen hierfür?

Eine Veränderung der Großwetterlage steht in den kommenden Tagen bevor. Die ersten - lokal agierenden - Schauer und Gewitter (Gewitterradar) sind heute zum Spätnachmittag und in den Abendstunden über dem Westen zu erwarten. Sonst verläuft das Wetter bis einschließlich Sonntag noch trocken und über den östlichen Landesteilen auch sonnig. Die Temperaturen erreichen mit +22 bis +26 Grad und örtlich bis +30 Grad sommerliche bis hochsommerliche Werte.

Unwetter zum Wochenstart

Von Westen nähert sich zum Start in die neue Woche eine Unwetterfront und zwingt das Hoch in die Defensive. Doch gelingt es der Front nicht, sich vollständig über Mitteleuropa durchzusetzen und so gelangt Deutschland zwischen die Fronten zweier Wettersysteme. Kräftige Gewitter ziehen am Montag über Deutschland hinweg und können im Schwerpunkt vom Nordwesten und Südosten zu unwetterartigen Wetterereignissen führen. Am Dienstag kommt es bei überwiegend starker Bewölkung und einem stark böigen und exponierten Lagen auch stürmischen Wind immer wieder zu Schauern unterschiedlichster Intensität. Zwischendurch sind sonnige Abschnitte möglich und die Temperaturen gehen kurzzeitig auf +16 bis +12 Grad zurück. Mit einer kräftigen Südwestanströmung werden nachfolgend feucht-warme und labil geschichtete Luftmassen nach Norden geführt. Während die Anzahl der Sonnenstunden nach Südosten und Osten zunimmt, können nach Westen und Nordwesten vermehrt kräftige Schauer registriert werden. Der Wind bleibt stark böig und kann über den Küsten von Nord- und Ostsee zu stürmischen Windböen führen. Die Temperaturen erreichen am Mittwoch +20 bis +26 Grad und am Donnerstag sind +22 bis +26 Grad und örtlich bis +29 Grad möglich. Mehr Sommer als Herbst! Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter September.

Links die Prognose des deutschen Wettermodells, rechts die Niederschlagsprognose bis einschließlich dem 20. September
Links die Wetterprognose des deutschen Wettermodells, rechts die Niederschlagsprognose bis einschließlich dem 20. September © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Das Wetter im Oktober: Altweibersommer oder Frühherbst?

Schaut man sich die oben stehenden Wetterkarten genauer an, so erkennt man, wie knapp die Grenze zwischen sommerlichen und frühherbstlichen Temperaturen über Deutschland verläuft. Entscheidend ist - auch für das Wetter im Oktober -, wie weit die atlantische Frontalzone nach Osten vorankommen wird.

September extrem warm

Die erste Septemberhälfte war im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 um +5,11 Grad zu warm (91/20: +4,61 Grad). Der Rekord stammte mit einer Abweichung von +3,6 Grad aus dem Jahre 2006. Und da die kommenden Tage nur kurzzeitig eine Abkühlung verschaffen, ist und bleibt der September 2023 auf Rekordkurs. Die Niederschlagsbilanz ist mit einer Sollerfüllung von aktuell 31 Prozent zu trocken. Diese Extreme gilt es im Hinblick auf die Prognose für den Oktober im Hinterkopf zu behalten

Was muss passieren, dass der Herbst Einzug hält - Die Randfaktoren

Doch was ist mit dem Trog auf dem Atlantik und dessen Auswirkungen, wie verhält sich der Polarwirbel, was macht die atlantische Frontalzone? Können all diese Faktoren im Oktober den Weg in den Herbst weisen und so eine spätsommerliche Wetterentwicklung verhindern?

Der Polarwirbel

Der September ist der Monat, bei dem der winterliche Polarwirbel so langsam seine Arbeit aufnimmt. Es kommt mal zu mehr und mal zu weniger stabilen Formationen - wichtig für den Herbst über Deutschland ist die Position der Kaltluftansammlungen und wohin diese nach Süden ausbrechen.

Normalerweise werden über dem östlichen Kanada kalte Luftmassen polaren Ursprungs nach Süden - in Richtung Neufundland - geführt, um dort dann ein Tiefdruckfeuerwerk zu entzünden, die nachfolgend über Island nach Skandinavien geführt werden. Diese Großwetterlage nennt man Westwetterlage (zonal verlaufende Großwetterlage), die in den vergangenen Jahren jedoch immer seltener in Erscheinung trat. Aus normal wurde selten und in diesem Sommer gab es Phasen, bei der eine atlantische Frontalzone nicht einmal mehr im Ansatz existent war.

Stattdessen herrschte eine Grundströmung vor, die entweder von Nord nach Süd oder von Süd nach Nord verlief - man nennt das eine meridional verlaufende Großwetterlage. Und schaut man sich die letzten 24 Monate an, so waren im Vergleich zum Klimamittelwert von 1961 und 1990 zwanzig davon zu warm, vier normal und kein Monat war zu kalt! Man erkennt also schnell, dass eine überwiegend meridional verlaufende Süd-Nord-Strömung vorherrschend war. Warum das so ist und was die Ursachen hierfür sein können: Anomalie: Extrem warmer Nord-Atlantik - Hitze, Dürre, Unwetter - was sind die möglichen Folgen für Deutschland?

Meridional Nord-Süd: optimal für Herbst- und Winterwetter

Im Verlauf der kommenden Woche wird sich die Grundströmung auf Süd-Nord wandeln. Und jeder, der die frischen und kühlen Luftmassen im Herbst - samt turbulenten und windigem Wetter - mag, der sollte auf eine Umkehrung auf Nord-Süd achten.

Was für den Vollherbst von Bedeutung ist

Damit also ein sog. Vollherbst mit einem Temperaturspektrum von +5 bis +15 Grad Anfang Oktober vorherrschend sein kann, sollte sich die Hochdruckdominanz über Europa in Richtung der Azoren (Azorenhoch) zurückziehen und von dort aus immer wieder nach Norden aufkeilen. Zeitgleich sollte die atlantische Frontalzone aktiv werden und sich in Richtung Skandinavien ausdehnen, um von dort nach Süden auszutrogen.

Diese Konstellation ist die einfachste Möglichkeit, um mit einer Nord-Süd-Strömung den Herbst nach Deutschland zu führen. Daneben gibt es noch ein paar Sonderfälle, die ebenfalls zu einem herbstlichen Wettercharakter führen können, doch wir konzentrieren uns heute einmal auf die klassische Nord-Süd-Wetterlage.

Damit die atlantische Frontalzone aber überhaupt erst in Schwung kommen kann, bedarf es den Kaltluftausbruch über dem östlichen Kanada und dieser kommt nur zustande, wenn der Polarwirbel in dieser Region aktiv ist.

Schaut man sich den Wettertrend des amerikanischen Wettermodells und den Mittelwert aller Kontrollläufe an und vergleicht diese mit den Druckanomalien, so ist im Verlauf der letzten September-Dekade ein Kaltluftausbruch über dem östlichen Kanada nicht auszuschließen.

Ein Kaltluftausbruch über dem östlichen Kanada ist nicht ausgeschlossen
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell (li.) dem Mittelwert aller Kontrollläufe (Mi.) und den Druckanomalien: Ein Kaltluftausbruch über dem östlichen Kanada ist nicht ausgeschlossen © www.meteociel.fr || climatereanalyzer.org

Hoch zieht sich aus Mitteleuropa zurück

Das ist die zweite Bedingung. Das Hoch muss - damit eine herbstliche Wetterlage mit Wind und Regen das Wetter dominieren kann - einen Rückzug in Richtung der Azoren machen. Ob das der Fall sein wird, lässt sich im sog. NAO-Index ausmachen. Ist dieser negativ, so spricht man von einem Hoch über Island und tiefem Luftdruck über den Azoren, ist der NAO-Index positiv, so liegt das Islandtief bei Island und das Azorenhoch über den Azoren. Sollte sich das Hoch über Mitteleuropa in Richtung der Azoren zurückziehen und zeitgleich die atlantische Frontalzone an Fahrt aufnehmen, dann sollte ein positiver NAO-Index vorherrschend sein. Aktuell aber ist der NAO-Index deutlich negativ bewertet und daran wird sich bis Oktober nichts ändern.

Kein Herbstwetter?

Sagen wir einmal so - der NAO-Index tendiert zu einem Blockadehoch bei Island, was die atlantische Frontalzone weiter unter Druck setzen wird. Eine nachhaltige Wetterentwicklung in Richtung Herbst ist somit infrage zu stellen. Betrachtet man die Prognosen der Amerikaner und die der Europäer, so erkennt man das Dilemma des Herbstes.

Die ungewöhnlich warme Südwestwetterlage
Wetterprognose nach dem europäischen (li.) und amerikanischen Wettermodells bis zum 26. September: Die ungewöhnlich warme Südwestwetterlage © www.meteociel.fr || climatereanalyzer.org

Auf den Punkt gebracht: Wie steht es um den Herbst?

Zusammenfassend berechnen weder die Vorhersage-Modelle noch die Kontrollläufe eine herbstliche Wetterlage bis Anfang Oktober. Zwar können phasenweise kühlere und auch regnerische Tage in Erscheinung treten, doch das Muster der Großwetterlage ist klar südwestlicher Ausprägung. Dieser Wettertrend hat seit einigen Tagen bestand und wird heute erneut bestätigt.

Für die Jahreszeit zu warm

Die Kontrollläufe berechnen vom 23. September bis 2. Oktober eine Temperaturanomalie, welche im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 um +1 bis +2 Grad zu warm ausfallen kann (Norden bis +0,5 Grad, Süden bis +2,5 Grad). Das ist zwar um bis zu 8 Grad kühler als das aktuelle Temperaturniveau, hat aber mit dem Herbst wenig gemeinsam!

Die Niederschlagssignale sind vom 18. bis 20. September erhöht und über dem Westen und Nordwesten deutlich erhöht. Ein trockener Abschnitt ist vom 20. bis 22. September möglich. Nachfolgend steigen die Niederschlagssignale in den leicht erhöhten Bereich an. Eine stabile Wetterlage ist genauso wenig zu erwarten, wie ein nachhaltiger Absturz in den Herbst. Schaun mer mal.

Die Südwestwetterlage bleibt ein Favorit
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Die Südwestwetterlage bleibt ein Favorit © www.meteociel.fr || climatereanalyzer.org

Die Temperaturprognose der Kontrollläufe
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
22. September +11 bis
+27 Grad
+16 bis
+19 Grad
26. September +12 bis
+24 Grad
+17 bis
+20 Grad
1. Oktober +10 bis
+25 Grad
+17 bis
+20 Grad
Diagramm Temperaturen Oktober 2023
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Oktober 2023 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Der Herbst-Trend des Langfristmodells

Der September hat im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 eine momentane Abweichung von rund +5,1 Grad (91/20: +4,6 Grad). Kumuliert man die Wetterprognose der Kontrollläufe, so kann der Temperaturüberschuss bis zum Ende des Septembers auf +3,6 bis +4,0 Grad abgebaut werden.

Der Oktober wird im Vergleich zum Klimamittelwert von 1961 und 1990 mit einer Differenz von +1 bis +3 Grad und der November von bis zu +4 Grad in einem erheblich zu warmen Bereich simuliert. Am Ende soll der Herbst um +2 bis +3 Grad deutlich zu warm ausfallen können.

Der September wird tendenziell zu trocken und der Oktober leicht zu trocken simuliert. Der November weist einen positiven Niederschlagstrend auf.

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