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Wettertrend: Wind, Sturm und Regen - Der Vollherbst im Oktober?

| M. Hoffmann
Herbstwetter im Oktober?

Der Oktober steht vor der Türe und gilt als der Übergangsmonat vom Früh- in den Vollherbst. Dazwischen zeigt sich nicht selten noch der milde goldene Oktober. Wie also sieht der Wettertrend bis Oktober aus - setzt sich eine herbstliche oder spätsommerliche Wetterentwicklung durch und wie stehen die Chancen hierfür?

Frühhberbstlich zeigt sich das Wetter in den kommenden Tagen. Dafür verantwortlich ist ein Hoch westlich von Mitteleuropa und ein Trogabgang über dem östlichen Europa. Mithilfe dieser Kombination gelangen mit einem stark böigen und an den Küsten stürmischen Wind (Windprognose) aus nördlichen Richtungen nach Deutschland.

Ein Wetter wie im April

Die Luftmassen aus nördlichen Richtungen sind labil geschichtet und werden bis einschließlich Dienstag immer wieder für Schauer und örtliche Gewitter sorgen können. Regional können die Schauer kräftiger ausfallen und bei Temperaturen von +10 bis +15 Grad von Graupelgewittern begleitet werden - über dem höheren Bergland ist mit Schneefall zu rechnen (Schneeprognose). Zwischen den Schauern kommt die Sonne zum Vorschein, was die Temperaturen auf bis +18 Grad ansteigen lassen kann. In den Nächten sinken die Werte auf +6 bis +12 Grad ab. Ab der Wochenmitte lassen die Schauer nach und die sonnigen Momente nehmen zu, was die Temperaturen auf +14 bis +18 Grad und örtlich bis +22 Grad ansteigen lassen kann. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter September.

Kühle Luft aus nördlichen Richtungen sorgt für kräftige Schauer und regionale Graupelgewitter
Die Wetterprognose des europäischen (li.)und amerikanischen (re.) Wettermodells: Kühle Luft aus nördlichen Richtungen sorgt für kräftige Schauer und regionale Graupelgewitter © www.meteociel.fr

Die Regenprognose

Regional auftretende Schauer sind nicht einfach vorherzusagen, darum bedient man sich in der Niederschlagsprognose an den kumulierten Niederschlagsmengen, um die Schwerpunkte der Niederschlagsaktivität auszumachen. Tendenziell weniger Niederschlag ist über Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern, sowie über Teile vom Saarland, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg zu erwarten. Staubedingt mehr Niederschlag kann über der Nordseeküste, dem östlichen Mittelgebirgsraum, dem Bayerischen Wald und an den Alpen möglich sein.

Links die Regenprognose der Europäer, in der Mitte die der Amerikaner und rechts daneben die Deutsche: Regionale Schauer sorgen nicht für flächendeckenden Niederschlag
Links die Regenprognose der Europäer, in der Mitte die der Amerikaner und rechts daneben die Deutsche: Regionale Schauer sorgen nicht für flächendeckenden Niederschlag © windy.com

Vom Frühherbst zum Herbst

Zur Mitte der kommenden Woche zieht sich der Trog nach Osten zurück und von Westen dehnt sich ein Hochdruckrücken nach Mitteleuropa aus und lässt die Temperaturen über Deutschland in den spätsommerlichen Bereich ansteigen.

Die Randfaktoren

Doch was ist mit dem Trog und dessen Auswirkungen, wie verhält sich der Polarwirbel, was macht die atlantische Frontalzone? Können all diese Faktoren im Oktober den Weg in den Herbst weisen und so eine spätsommerliche Wetterentwicklung verhindern?

Der Polarwirbel

Der September ist der Monat, bei dem der winterliche Polarwirbel so langsam seine Arbeit aufnimmt. Es kommt mal zu mehr und mal zu weniger stabilen Formationen - wichtig für den Herbst über Deutschland ist die Position der Kaltluftansammlungen und wohin diese nach Süden ausbrechen.

Normalerweise werden über dem östlichen Kanada kalte Luftmassen polaren Ursprungs nach Süden - in Richtung Neufundland - geführt, um dort dann ein Tiefdruckfeuerwerk zu entzünden, die nachfolgend über Island nach Skandinavien geführt werden. Diese Großwetterlage nennt man Westwetterlage (zonal verlaufende Großwetterlage), die in den vergangenen Jahren jedoch immer seltener in Erscheinung trat. Als normal wurde selten.

Stattdessen herrschte eine Grundströmung vor, die entweder von Nord nach Süd oder von Süd nach Nord verlief - man nennt das eine meridional verlaufende Großwetterlage. Und schaut man sich die letzten 24 Monate an, so waren im Vergleich zum Klimamittelwert von 1961 und 1990 zwei davon zu warm, zwei normal und 20 zu warm. Man erkennt also schnell, dass eine meridional verlaufende Süd-Nord-Strömung vorherrschend war. Warum das so ist und was die Ursachen hierfür sein können: Klimaerhitzung: Mehr Hitze und Trockenheit aufgrund eines schwachen Golfstromes und meridionalen Großwetterlagen?

Meridional Nord-Süd: optimal für Herbst- und Winterwetter

Aktuell jedoch hat sich die Grundströmung von Süd-Nord auf Nord-Süd gewandelt. Und jeder, der die frischen und kühlen Luftmassen im Herbst - samt turbulenten und windigem Wetter - mag, der sollte auf Trogwetterlagen achten. Denn diese können es auch im Winter über Deutschland kalt werden lassen und passen die Rahmenbedingungen mit einem QBO-Ost, einem Major-Warming und vielleicht noch mit einem Vulkanausbruch vom Januar 2022, dann kann es auch richtig kalt werden (Kaltwinter über Deutschland - welche Auswirkungen hat die Eruption des Hunga Tonga Unterwasservulkans?)

Was für den Vollherbst von Bedeutung ist

Damit also ein sog. Vollherbst mit einem Temperaturspektrum von +5 bis +15 Grad vorherrschend sein kann, sollte sich die Hochdruckdominanz über Europa in Richtung der Azoren (Azorenhoch) zurückziehen und von dort aus immer wieder nach Norden aufkeilen. Zeitgleich sollte die atlantische Frontalzone aktiv werden und sich in Richtung Skandinavien ausdehnen, um von dort nach Süden auszutrogen.

Diese Konstellation ist die einfachste Möglichkeit, um mit einer Nord-Süd-Strömung den Herbst nach Deutschland zu führen. Daneben gibt es noch ein paar Sonderfälle, die ebenfalls zu einem herbstlichen Wettercharakter führen können, doch wir konzentrieren uns heute einmal auf die klassische Nord-Süd-Wetterlage.

Damit die atlantische Frontalzone aber überhaupt erst in Schwung kommen kann, bedarf es den Kaltluftausbruch über dem östlichen Kanada und dieser kommt nur zustande, wenn der Polarwirbel in dieser Region aktiv ist.

Schaut man sich den Wettertrend des amerikanischen Wettermodells und dem Mittelwert aller Kontrollläufe an und vergleicht diese mit den Druckanomalien, so ist im Verlauf der letzten September-Dekade ein Kaltluftausbruch über dem östlichen Kanada nicht auszuschließen.

Ein Kaltluftausbruch über dem östlichen Kanada ist nicht ausgeschlossen
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell (li.) dem Mittelwert aller Kontrollläufe (Mi.) und den Druckanomalien: Ein Kaltluftausbruch über dem östlichen Kanada ist nicht ausgeschlossen © www.meteociel.fr

Hoch zieht sich aus Mitteleuropa zurück

Das ist die zweite Bedingung. Das Hoch muss - damit eine herbstliche Wetterlage mit Wind und Regen das Wetter dominieren kann - einen Rückzug in Richtung der Azoren machen. Ein Indiz hierfür lässt sich im sog. NAO-Index ausmachen. Ist dieser negativ, so spricht man von einem Hoch über Island und tiefem Luftdruck über den Azoren, ist der NAO-Index positiv, so liegt das Islandtief bei Island und das Azorenhoch über den Azoren. Sollte sich das Hoch über Mitteleuropa in Richtung der Azoren zurückziehen und zeitgleich die atlantische Frontalzone an Fahrt aufnehmen, dann sollte ein positiver NAO-Index vorherrschend sein. Und tatsächlich zeigt der NAO-Index ab dem 20. September eine positive Entwicklung.

Herbstwetter möglich?

Sagen wir einmal so - die Randfaktoren lassen einen herbstlichen Wettercharakter nicht ausschließen und kann nach einer kurzen spätsommerlichen Phase ab dem 24. September das Wetter über Deutschland, der Schweiz und Österreich dominieren. Schaut man sich die aktuelle Wetterprognose der Amerikaner an, so wird die These einer herbstlichen Wetterentwicklung gestützt.

Das Hoch zieht sich aus Mitteleuropa zurück und mithilfe einer meridionalen Grundströmung dominiert eine herbstliche Witterung das Wettergeschehen über Deutschland
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Das Hoch zieht sich aus Mitteleuropa zurück und mithilfe einer meridionalen Grundströmung dominiert eine herbstliche Witterung das Wettergeschehen über Deutschland © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Wie steht es um den Herbst?

Wie wahrscheinlich ist ein herbstlicher Durchbruch bis Oktober und wann kann ein Ende des Spätsommers in Betracht gezogen werden?

Ansteigendes Temperaturniveau

Die Wetterprognose der Amerikaner gehört im Vergleich zum Mittelwert aller Kontrollläufe zu den kältesten Varianten. Es handelt sich also um einen kalten Ausreißer, den man berücksichtigen, doch dessen Eintreffwahrscheinlichkeit infrage stellen kann. Im Vergleich zu den letzten Tagen aber hat sich sowohl die Anzahl der kühlen, als auch warmen Varianten vermehrt. Ein Kippmuster deutet sich an, dass sowohl in die zu kalte, als auch zu warme Richtung kippen kann.

Zu warm?

Ja, das ist möglich und dann der Fall, wenn das Hoch über Mitteleuropa nicht weicht und so die atlantische Frontalzone auflaufen lässt. Anstatt einer kühlen Nord-Süd-Strömung stellt sich eine spätsommerliche Süd-Nord-Strömung ein. Deshalb nennt man es auch Kippmuster. Wie das vonstattengehen kann, zeigt sich in der Wettervorhersage der Europäer und ist ein Paradebeispiel, worauf es bei einem meridionalen Verlauf ankommen wird und wie schnell das in eine andere Richtung kippen kann.

Das Kippmuster einer meridionalen Wetterlage
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Das Kippmuster einer meridionalen Wetterlage © www.meteociel.fr

Positiver Temperaturtrend

Die Kontrollläufe jedenfalls berechnen die aktuell vorherrschend frühherbstliche Wetterlage noch bis zum 21. September. Bis dahin liegen die Temperaturen etwa um -3 bis -5 Grad unter dem vieljährigen Mittelwert. Vom 22. bis 25. September zeigt sich ein ansteigendes Temperaturniveau, das bis zum 3. Oktober anhält und einen Temperaturüberschuss von +0 bis +2 Grad in Aussicht stellt. Mit anderen Worten formuliert, ist ein herbstlicher Ansatz zu erkennen, doch sollte man die spätsommerliche Wetterentwicklung nicht außer Acht lassen.

Die Regenprognose

Die Niederschlagsprognose ist bis zum 19. September in Form von Schauern als erhöht zu bewerten. Vom 20. bis 26. September zeichnet sich ein hochdruckdominierter und trockener Wetterabschnitt ab, bevor vom 27. September bis 3. Oktober die Niederschlagssignale in den leicht erhöhten Bereich ansteigen können. Eine nachhaltig stabile und spätsommerliche Wetterlage sieht anders aus, aber auch ein Durchrauschen des Herbstes lässt sich so nicht erkennen. Vielmehr zeichnet sich bis Oktober eine leicht zu warme und unbeständige Wetterentwicklung ab.

Eine überwiegend hochdruckdominierte Wetterlage zeichnet sich ab
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Eine überwiegend hochdruckdominierte Wetterlage zeichnet sich ab © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Kontrollläufe
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
23. September +13 bis
+25 Grad
+16 bis
+19 Grad
27. September +10 bis
+24 Grad
+15 bis
+18 Grad
2. Oktober +10 bis
+25 Grad
+16 bis
+18 Grad
Diagramm Temperaturen Oktober 2022
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Oktober 2022 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Der Herbst-Trend des Langfristmodells

Der September hat im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 eine momentane Abweichung von rund +3,0 Grad (91/20: +2,8 Grad). Kumuliert man die Wetterprognose der Kontrollläufe, so kann der Temperaturüberschuss bis zum Ende des Septembers auf +0,6 bis +1,1 Grad abgebaut werden.

Der Oktober und der November werden im Vergleich zum Klimamittelwert von 1961 und 1990 mit einer Differenz von +1 bis +3 Grad in einem erheblich zu warmen Bereich simuliert. Am Ende soll der Herbst um +1 bis +2 Grad (91/20: +0,5 bis +1,5 Grad) und im Trend um bis +2,5 Grad zu warm ausfallen können.

Tendenziell zu nass soll der September ausfallen (Sollerfüllung aktuell: 86 Prozent), während der Oktober und November etwas zu trocken simuliert werden.

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