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Novemberprognose: Wetter im Umbruch - Polarwirbel entscheidet über wild oder mild

| M. Hoffmann

Der Polarwirbel schwächelt im Moment und neigt entlang seiner Polarfront zu erheblichen Schwankungen. Doch gibt es Anzeichen, dass sich die Großwetterlage mit einem Kaltluftvorstoß polaren Ursprungs auf dem Atlantik grundlegend ändert und nicht nur das Wetter bis Ende Oktober, sondern auch Anfang November beeinflussen wird. Ob der Wetterumschwung jedoch in einer nasskalten Witterung mit absinkender Schneefallgrenze und stürmischen Windböen oder in einer hochdruckdominierten Wetterlage endet, hängt letztlich von der Ausgestaltung eines Clusters des Polarwirbels über Skandinavien ab.

Die Großwetterlage im Umbruch - Wildes oder mildes Wetter im November?
Die Großwetterlage im Umbruch - Wildes oder mildes Wetter im November?

Ruhiges Herbstwetter. Bis zum 20. Oktober bleibt das ruhige - teils zu Nebel und Hochnebel neigende - Wetter erhalten. Der Grund ist ein Hoch westlich von Deutschland, das durch seine Drehbewegung im Uhrzeigersinn feuchte Luftmassen von der Nordsee über die Lande in Richtung der Alpen führt. Auch können Wolkenfelder den Sonnenschein zusätzlich mindern, was mancherorts zu tristem Herbstwetter führt.

Leicht unbeständig

Die Wolken sind über der Nordhälfte präsenter als über dem Süden, wo häufiger die Sonne zum Vorschein kommen kann. Aus den Wolken löst sich hin und wieder ein Regentropfen, doch ist das alles nicht nennenswert. Meist handelt es sich um Sprüh- oder Nieselregen und verbreitet bleibt es trocken. Die Temperaturen erreichen heute noch +12 bis +16 Grad, mit Sonnenschein bis +18 Grad und bei Nebel bis +10 Grad. Im weiteren Verlauf der Woche gehen die Temperaturen allmählich zurück und pendeln sich auf ein Spektrum von +10 bis +15 Grad ein, während bei Nebel die Werte auch unterhalb der +10-Grad-Marke liegen können. Wer es genauer wissen möchte: Wetter Oktober.

Ein Wetterumschwung bahnt sich an

Wettervorhersage der Prognose-Modelle: Ein Wetterumschwung bahnt sich an © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Wie wird das Wetter im November

Die obenstehenden Wetterkarten deuten es bereits an. Mit der Verlagerung des Hochdrucksystems über Kanada und Grönland stellt sich eine absolut gestörte Zirkulation ein. Der Polarwirbel muss seinen angestammten Platz verlassen und verlagert seinen Cluster in Richtung Skandinavien, der Barentssee und Karasee. Von der atlantischen Frontalzone ist nicht viel zu sehen und daraus ergeben sich zwei Richtungen, in welche das Novemberwetter kippen kann.

These 1: Der Vollherbst mit absinkender Schneefallgrenze und stürmischen Windböen

Die Grundlage für diese These ist die absolut gestörte Zirkulation, welche ein meridionales Verlaufsmuster der Grundströmung kippen lassen kann. Der Cluster des Polarwirbels über Skandinavien würde in diesem Fall nach Süden - bis an die Alpen - austrogen können. Gestützt wird diese These heute von der Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells.

Bis es aber soweit ist, versucht sich der Polarwirbel im Zeitraum vom 23. bis 25. Oktober zu regenerieren und führt zwei Frontensysteme vom Atlantik kommend nach Mitteleuropa, die im Nachgang in den Cluster über Nordeuropa übergehen. Mit anderen Worten formuliert, wird sich die Wetterlage mit Beginn der letzten Oktober-Dekade umstellen. Es wird mehr Wolken, mehr Wind und Niederschlag geben. Da es sich jedoch noch um eine sogenannte Vorderseitenanströmung handelt, können die Temperaturen kurzzeitig bis an die +20 Grad-Marke ansteigen.

Trog führt kalte Luftmassen polaren Ursprungs nach Süden - Absinkende Schneefallgrenze

Im Zeitraum vom 24. bis 26. Oktober werden zwischen Grönland und Island polare Luftmassen auf den Atlantik geführt und sorgen explosionsartig für die Entwicklung eines Sturmtiefs mit einem Kerndruck von 965 hPa. Auch dieses Tief geht in den Cluster des Polarwirbels über Skandinavien über und lässt das gesamte Konstrukt nach Süden austrogen. So stellt sich bis November eine windige, kühle bis nasskalte Witterung ein. Die Temperaturen gehen auf +5 bis +10 Grad zurück, und die Schneefallgrenze sinkt knapp unter die 1.000-Meter-Grenze ab.

Ein Cluster des Polarwirbels trogt bis November weit nach Süden aus und hat mit einer absinkenden Schneefallgrenze herbstliches Wetter zur Folge

Wetterprognose nach dem amerikanischen Vorhersage-Modell: Ein Cluster des Polarwirbels trogt bis November weit nach Süden aus und hat mit einer absinkenden Schneefallgrenze herbstliches Wetter zur Folge © www.meteociel.fr

These 2: Ruhiges Novemberwetter

Passend zu dieser These ist die aktuelle Wetterprognose des europäischen Wettermodells. Auch hier stellt sich eine absolut gestörte Wetterlage ein, doch kommt es hier zu einem Vorgang, der sich häufiger im Winter beobachten lässt. Der Kaltluftzustrom auf dem Atlantik erfolgt weiter westlich, was den Trog nicht über Mitteleuropa, sondern auf dem Atlantik nach Süden abgleiten lässt.

Ein Hoch und warme Luft aus Süd

So meridionalisiert auch in der Vorhersage des europäischen Wettermodells das Strömungsmuster, doch anstatt die polaren Luftmassen über Mitteleuropa nach Süden abgleiten, drückt der Trog auf dem Atlantik ein Hoch über Mitteleuropa nach Norden, was in Kombination beider Wettersysteme eine Zuführung der Luftmassen aus südwestlichen bis südlichen Richtungen initialisiert.

Und so stellt sich im November eine hochdruckdominierte Wetterlage ein. Doch bringt ein Hoch im November nicht nur Sonnenschein, sondern auch dichte Nebel- und Hochnebelfelder, was insbesondere über See- und Flussniederungen im November zu trübem Herbstwetter führen kann. Löst sich der Nebel jedoch auf, ist verbreitet mit ungehemmtem Sonnenschein zu rechnen. Die Temperaturen erreichen Spitzenwerte von +12 bis +16 Grad und können bei dichtem Nebel unter der +10-Grad-Marke verweilen. In den Nächten - die meist klar verlaufen - kann es auf bis -1 Grad abkühlen. Frost ist somit Anfang November möglich.

Die Zirkulation bliebt bis in den November hinein gestört, doch zeigt sich mit dem Kaltluftvorstoß auf dem Atlantik allmählich eine Veränderung

Die Wetterprognose nach dem europäischen Prognose-Modell: Die Zirkulation bliebt bis in den November hinein gestört, doch zeigt sich mit dem Kaltluftvorstoß auf dem Atlantik allmählich eine Veränderung © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Ein Wetterwechsel bahnt sich an - Zirkulation bleibt gestört

Die Vorhersage-Modelle hatten bereits in den vergangenen Tagen immer wieder eine Regenerierungsphase des Polarwirbels angedeutet, was auch heute der Fall ist, doch zeigte sich im weiteren Verlauf eine Erhaltungsneigung der gestörten Zirkulation. Im Prinzip berechnen beide Vorhersage-Modelle eine ähnliche Wetterentwicklung, jedoch mit einem anderen Amplitudenverlauf entlang der Polarfront. Das jedoch ist entscheidend für die Wetterentwicklung bis November.

Welches Wetter wahrscheinlich ist

Vollherbst mit Graupelschauern bis auf mittlere Lagen herab oder doch ruhiges Novemberwetter? Das ist das Spektrum, in dem sich die kommende Wetterentwicklung bis November bewegen wird. Geht es nach der Wahrscheinlichkeitsanalyse, so kippt das Wetter mit einer hohen Wahrscheinlichkeit ab dem 21. Oktober. Das zeigt sich bereits in der Temperaturentwicklung der Kontrollläufe, welche mit einer Anomalie von +2 bis +3 Grad einen Sprung nach oben macht, dann jedoch bis November auf jahreszeittypische Werte zurückgehen kann. Das spricht für ein Tief auf dem Atlantik (Vorderseitenanströmung), das sich allmählich nach Osten verlagert und das Wetter bis November über Deutschland dominieren kann.

Die Regenprognose

Die Regenprognose der Kontrollläufe bestätigt den Wetterwechsel mit ansteigenden Niederschlagssignalen zum 21. Oktober. So ist in der Zeit vom 21. bis 24. Oktober, um den 26. Oktober und Anfang November mit einer leicht bis mäßig erhöhten Niederschlagsneigung zu rechnen. Im Fazit zeigt sich in der Wetterprognose bis November eine zunehmend herbstliche Wetterentwicklung. Kaltluftdurchbrüche mit absinkender Schneefallgrenze, wie sie das amerikanische Vorhersage-Modell simuliert, sind zwar möglich, doch zum aktuellen Stand weniger wahrscheinlich. Schaun mer mal.

Zum Beginn der letzten Oktoberdekade bahnt sich ein Wetterwechsel an

Der Wettertrend nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Zum Beginn der letzten Oktoberdekade bahnt sich ein Wetterwechsel an © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperaturspektrum Temperaturmittelwert
20. Oktober +8 bis +17 Grad +11 bis +15 Grad
24. Oktober +6 bis +20 Grad +13 bis +15 Grad
1. November +1 bis +19 Grad +9 bis +11 Grad
Diagramm Temperaturen Oktober 2025

Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Oktober 2025 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Aktualisierung der Langfristprognose

Langfristmodelle geben keinen Aufschluss darüber, wie sich das Wetter im Detail entwickeln wird und sind somit mit einem gesunden Maß an Skepsis zu bewerten. Was Langfristmodelle berechnen, ist, ob der Monat tendenziell zu warm, zu kalt, zu nass oder zu trocken ausfallen kann - keineswegs lassen sich daraus Detailprognosen ableiten.

Novembertrend nach dem CFSv2-Modell

Das Wetter im November 2025 soll mit einer Abweichung von +1,0 bis +2,0 Grad im Vergleich zum langjährigen Mittelwert (1961 bis 1990) zu warm ausfallen (91/20: +0,2 bis +1,2 Grad). Die Niederschlagsprognose ist gegenüber dem langjährigen Sollwert als normal zu bewerten.

Novemberprognose der NASA

Die NASA berechnet das Novemberwetter mit einer Abweichung von -0,5 bis +1,0 Grad im Vergleich zum Mittelwert von 1961 bis 1990 weitgehend normal (91/20: -1,4 bis +0,1 Grad). Die Niederschlagsprognose verhält sich gegenüber dem Sollwert weitgehend normal und über dem Süden zu nass. Ein richtiger Herbstmonat.

Wettervorhersage nach dem europäischen Langfristmodell

Geht es nach den Europäern, so soll der November mit einer Abweichung von +1,0 bis +2,0 Grad zu warm ausfallen können (91/20: +0,1 bis +1,1 Grad). Die Niederschlagsprognose ist gegenüber dem Sollwert im Trend normal und über dem Süden etwas zu nass.

Regenradar
Regenradar Deutschland
© Deutscher Wetterdienst, Offenbach (DWD)