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Wettertrend: Die Polarfront droht den November durcheinanderzuwirbeln

| M. Hoffmann

Der Polarwirbel dreht sich über Kanada und Grönland ein und intensiviert sich währenddessen weiter. Auf der anderen Seite wölbt sich ein Hoch nach Norden und sorgt über Deutschland für ungewöhnlich warmes Wetter. Doch so bleibt es nicht - der Polarwirbel macht Anstalten, sich bis November in Richtung Skandinavien zu verlagern.

Der Herbst schleicht sich im November an Deutschland heran
Der Herbst schleicht sich im November an Deutschland heran

Ein leicht unbeständiger Wettercharakter stellt sich in den kommenden Tagen über Deutschland ein. Heute ist über dem Westen und Nordwesten noch mit etwas Regen zu rechnen. Der Sonntag verläuft verbreitet trocken, bevor zum Start in die neue Woche ein Niederschlagsfeld insbesondere nördlich einer Linie von Köln und Berlin für durchaus nennenswerten Regen sorgen kann. Weiter nach Süden bleibt es - bis auf die Regionen südlich der Donau, wo am Dienstag ein Niederschlagsfeld vorüberzieht - weitgehend trocken.

Ein bunter Herbstmix aus Sonne, Wolken und Nebel

Zwischendurch ergeben sich längere sonnige Abschnitte, sofern sich die Nebelfelder auflösen. Apropos Nebel, der bildet sich in den Nächten aus und kann sich mancherorts bis weit in den Vormittag hinein behaupten. Herrscht starke Bewölkung vor, kann der Tag in einigen Regionen richtig trübe starten. Der schwache Wind kommt überwiegend aus südlichen Richtungen und wird kaum wahrnehmbar sein. Die Temperaturen erreichen +15 bis +20 Grad. Bei Nebel schwanken die Werte um die +10 Grad-Marke herum, während mit einer längeren Sonnenscheindauer die +20 Grad-Marke übertroffen werden kann. Wer es genauer wissen möchte - Wetter Oktober 2024.

Das Strömungsmuster beginnt im Verlauf der Woche zu meridionalisieren. Deutschland liegt dabei im Einflussbereich eines Hochdrucksystems - weitgehend trockenes und ungewöhnlich warmes Wetter
Die Wettervorhersage der Vorhersage-Modelle: Das Strömungsmuster beginnt im Verlauf der Woche zu meridionalisieren. Deutschland liegt dabei im Einflussbereich eines Hochdrucksystems - weitgehend trockenes und ungewöhnlich warmes Wetter © www.meteociel.fr || wxcharts.com

So wird das Wetter bis November

Noch einmal ein Blick auf die oben stehenden Wetterkarten gerichtet. Der Cluster des Polarwirbels positioniert sich wie in den vergangenen Tagen berechnet über Kanada, Alaska und Grönland. Kalte Luftmassen strömen über dem östlichen Kanada nach Süden aus, was die Tiefdruckdynamik auf dem Atlantik weiter befeuert. Das wiederum macht sich mit einer hohen Wellenbewegung entlang der Polarfront bemerkbar, wobei Deutschland im Verlauf der kommenden Woche erneut in den Einflussbereich der Hochdruckzone und einer ungewöhnlich warmen Südanströmung der Luftmassen gelangt. Soweit das Erwartbare.

These 1 - erheblich zu warmes Novemberwetter

Die Impulsstruktur auf dem Atlantik ist imposant, doch solange die Hochdruckzone über Mitteleuropa verweilt, wird sich an der warmen und über weiten Teilen von Deutschland auch trockenen Witterung nichts ändern. Wolken und Nebel werden die Einzigen sein, welche für Abwechslung sorgen.

Sollte sich aus der Hochdruckzone heraus noch ein autarkes Kerngebiet über Deutschland abspalten können, so wäre auch in ersten Novemberdekade mit trockenem Wetter zu rechnen. Ob auch die Sonne eine Rolle spielen wird, hängt davon ab, ob sich die zähen Nebelfelder der Nacht am Tage auch auflösen können. Das gelingt in einer schwachgradientigen Umgebung mit einem weiter sinkenden Sonnenstand zunehmend seltener, was letztlich zu einer grau-trüben Novemberstimmung führt.

Einerlei - die Temperaturen erreichen bei Dauernebel kaum mehr die +10 Grad-Marke, sonst sind Anfang November +10 bis +15 Grad und mit einer entsprechenden Sonnenscheindauer bis +17 Grad möglich. Kommt der Wind aus südwestlichen Richtungen, kann auch die +20 Grad-Marke anvisiert werden.

Eine Hochdruckzone kann sich unter bestimmten Voraussetzungen bis Anfang November behaupten und weiterhin für ungewöhnlich warmes Herbstwetter sorgen
Die Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell und ausgesuchten Kontrollläufen: Eine Hochdruckzone kann sich unter bestimmten Voraussetzungen bis Anfang November behaupten und weiterhin für ungewöhnlich warmes Herbstwetter sorgen © www.meteociel.fr

Markanter Temperatursturz mit ersten winterlichen Wettererscheinungen

Das Grundschema für die Wetterentwicklung bis November bleibt seit Tagen unverändert - wie sollte es mit einer meridionalen Strömungsentwicklung auch anders sein? Noch einmal ein Blick auf die oben stehenden Wetterkarten - die Wetterprognose der Europäer deutet es im Grunde genommen schon an. Entscheidend für das Wetter im November wird sein, in welche Richtung sich das Hoch verlagert. Denkbar ist auch, dass sich der Hochdruckkern auf dem Atlantik positioniert, was das meridionale Strömungsmuster von Süd-Nord auf Nord-Süd drehen lässt - und das binnen weniger Stunden.

Polarwirbel verlagert sich in Richtung Skandinavien

Damit sich das Hoch nach Westen verlagert, muss der Luftdruck über Skandinavien absinken, denn nur so wird ein Mechanismus in Gang gesetzt, welcher das Hoch zum Rückzug zwingt. Und da der Polarwirbel im Moment noch in seiner frühwinterlichen Sturm- und Drangphase ist, sind Turbulenzen in der Entwicklung zu erwarten.

Sollte sich der Polarwirbel von Kanada und Grönland nach Osten verlagern können, so hat das eine Kettenreaktion zur Folge. Der tiefe Luftdruck auf dem Atlantik fehlt, das Hoch weicht nach Westen aus und keilt im selben Moment in Richtung Island hoch. Die Hochdruckstütze über Mitteleuropa bricht zusammen und so hat die kalte Luft arktischen Ursprungs freie Bahn nach Süden.

Arctic Outbreak und der erste Schneefall

Ja, sollte sich ein Arctic Outbreak einstellen, so muss die kalte Luftmasse über die warme Nord- und Ostsee und wird sich dabei rasch erwärmen. Infolge daraus werden die Temperaturen im November in den nasskalten Bereich absinken und so für normale Temperaturverhältnisse sorgen können. Da in der Höhe jedoch kalte Luft in Richtung der Alpen geführt wird, können sich kräftige Schauer und örtliche Gewitter ausbilden, was die ersten Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer Anfang November teils bis auf tiefere Lagen nicht ausschließen lässt. Im Grunde genommen Aprilwetter im November.

Anmerkung: Solche Kaltluftvorstöße mit frühwinterlichem Geplänkel sind für Anfang November nichts Außergewöhnliches und halten meist nicht lange an, doch handelt es sich um imposante Entwicklungen, welche wir einmal zur Verdeutlichung gegenübergestellt haben.

Der Polarwirbel initialisiert über Skandinavien einen Arctic Outbreak, welcher Anfang November über Deutschland zu einer nasskalten Witterung führen kann
Die Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Der Polarwirbel initialisiert über Skandinavien einen Arctic Outbreak, welcher Anfang November über Deutschland zu einer nasskalten Witterung führen kann © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Das Wetter wandelt sich

So ist es auch heute wieder. Das Strömungsmuster meridionalisiert in den kommenden Tagen und wird entlang der Polarfront eine hohe Wellenbewegung auslösen. Deutschland, die Schweiz und Österreich liegen zunächst noch im Einflussbereich einer Hochdruckzone. Darin stimmen die Wetterprognosen beider Vorhersage-Modelle überein und so wird sich das weitgehend trockene Wetter noch bis Ende Oktober fortsetzen können.

Warmes Wetter oder Kaltluftdurchbruch?

Die Kontrollläufe stützen im Übrigen heute eine Fortsetzung der trockenen und für die Jahreszeit zu warme Wetterentwicklung bis zum 29. Oktober. Damit verzögert sich ein markanter Temperatursturz um weitere vier Tage, welcher ursprünglich einmal für den 22. Oktober simuliert wurde. Das unterstreicht einmal mehr, dass Hochdrucksysteme im Oktober zu einer zähen Angelegenheit werden können.

Dass das Wetter bis November im Wandel ist, zeigt sich im Spektrum der Temperaturen in 1.500 Meter Höhe, welche sich im Bereich zwischen +10 und -7 Grad bewegt und so eine Differenz von 17 Grad vorzuweisen hat. Zum Vergleich: für eine halbwegs brauchbare Wettervorhersage ist eine Differenz von 2 bis 4 Grad und für eine Wetterprognose von bis 6 Grad wünschenswert. Da gibt es noch einen großen Spielraum. Insgesamt ist das Temperaturspektrum Anfang November erneut rückläufig und pendelt sich mit einer Anomalie von -0,5 bis +1,0 Grad in einem Bereich ein, welcher für die Jahreszeit typisch ist. Anders formuliert, ist ein Arctic Outbreak mit frühwinterlichen Wettererscheinungen wenig wahrscheinlich, doch muss man sich von Temperaturen jenseits der +15 Grad-Marke verabschieden und sich mit Werten um +10 Grad vertraut machen. Der Herbst schleicht sich allmählich ein. Schaun mer mal.

Die Großwetterlage stellt sich mit einem zunehmend dynamisch werdenden Polarwirbel bis November um
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Die Großwetterlage stellt sich mit einem zunehmend dynamisch werdenden Polarwirbel bis November um © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
25. Oktober +10 bis
+20 Grad
+14 bis
+16 Grad
29. Oktober +5 bis
+17 Grad
+11 bis
+13 Grad
3. November +3 bis
+15 Grad
+9 bis
+11 Grad
Diagramm Temperaturen November 2024
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe November 2024 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

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