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November-Prognose: Wie wahrscheinlich ist ein markanter Wetterumschwung in den Herbst?

| M. Hoffmann
Erfolgt im November ein markanter Wetterwechsel?

Ein Vorstoß kalter Luftmassen über dem östlichen Kanada sorgt erneut für Unruhe auf dem Atlantik, doch hat das über Deutschland einen zunächst ungewöhnlich warmen Wettercharakter zur Folge. Wie lange kann sich das warme Wetter noch behaupten?

Ein Tief trogt in den kommenden Tagen zwischen Grönland und Island nach Süden aus. Ein Hoch verstärkt zudem ein meridional verlaufendes Strömungsmuster, was kalte Luftmassen polaren Ursprungs nach Süden führt und so die Tiefdruckaktivität auf dem Atlantik auf einem hohen Niveau halten kann.

Eine ungewöhnlich warme Südwestströmung

Während auf dem Atlantik kalte Luftmassen nach Süden rauschen, wölbt sich über Europa ein Hoch nach Norden auf und lässt die atlantischen Tiefdrucksysteme auflaufen. In Kombination der Wettersysteme zueinander entsteht eine markante Südwestwetterlage, welche warme und auch instabile Luftmassen nach Deutschland führt. So ist in den kommenden Tagen mit einem unbeständigen Wettercharakter zu rechnen, der insbesondere über den südlichen Landesteilen für einiges an Regen sorgen kann. Die Temperaturen aber, die pendeln sich auf +14 bis +18 Grad ein und können unter bestimmten Voraussetzungen spätsommerliche +22 Grad erreichen. Über Regionen mit länger andauerndem Niederschlag ist bei spätestens +14 Grad Schluss. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter Oktober.

Aus südwestlichen Richtungen gelangen feuchtwarme Luftmassen nach Deutschland
Die Wetterprognose des europäischen (li.) und amerikanischen (re.) Wettermodells: Aus südwestlichen Richtungen gelangen feuchtwarme Luftmassen nach Deutschland © www.meteociel.fr

Die Regenprognose

Heute Nachmittag setzt von Westen leichter Niederschlag ein, der sich bis in die Nacht hinein nach Osten ausweitet. Nachfolgend intensiviert sich der Niederschlag über dem Westen und sorgt am Freitag von West nach Ost für nennenswerten Niederschlag, der regional länger andauernd und mit bis zu 15 l/m² ergiebiger ausfallen kann. Weitgehend trocken bleiben die Regionen südlich einer Linie von der Zugspitze bis nach Sachsen verlaufend.

Am Samstag dehnt sich über Baden-Württemberg und Bayern eine weiteres Regengebiet aus und sorgt südlich der Linie von Stuttgart und Nürnberg für einen zunächst trüben und nassen Samstag. Weiter nach Norden lässt die Niederschlagstätigkeit nach und die Sonne kommt häufiger zum Vorschein.

Verläuft der Sonntag noch weitgehend trocken, so beginnt es am Abend über dem Westen erneut zu regnen, der sich in der Nacht auf Montag nach Osten ausbreitet und bis Dienstag für einen unbeständigen Wettercharakter sorgen kann. Kumuliert man die Niederschläge bis einschließlich Dienstag, so sind Regensummen von verbreitet 7 bis 13 l/m² und örtlich bis 18 l/m² möglich. Deutlich mehr ist mit 15 bis 25 l/m² über dem Saarland, dem südlichen Rheinland-Pfalz und Hessen, sowie über Baden-Württemberg und Bayern zu erwarten. Über den Regionen südlich der Donau und im westlichen Stau des Schwarzwaldes können Niederschlagssummen von 30 bis 40 l/m² möglich sein.

Links die Regenprognose der Europäer, in der Mitte die der Amerikaner und rechts daneben die Deutsche: Zeitweilige Niederschläge überqueren Deutschland
Links die Regenprognose der Amerikaner und rechts daneben die Deutsche: Zeitweilige Niederschläge überqueren Deutschland © windy.com

Wie wird das Wetter im November?

Die Wetterprognosen der Vorhersage-Modelle verfolgten in den letzten Tagen einen ungewöhnlich hohen Temperaturtrend, der seine Ursache in der oben beschriebenen Südwestwetterlage fand und bis in den November hätte anhalten können. Wie sieht es heute aus, hat die Erhaltungsneigung Bestand und sorgt auch im November noch für spätsommerliche Temperaturen, oder reicht es für einen markanten Wetterumschwung in Richtung Herbst?

Warmes Wetter bis in den November

Schaut man sich die obenstehenden Wetterkarten nochmals genauer an, so fällt der markante Kaltluftvorstoß über dem östlichen Kanada sofort ins Auge. Infolge daraus rauschen die durch den Temperaturunterschied initialisierten Tiefdrucksysteme weit nach Süden und provozieren eine ausgeprägte Wellenbewegung entlang der Polarfront.

Das Strömungsmuster meridionalisiert und da Deutschland, Österreich und die Schweiz sich auf der Vorderseite der Tiefdruckdynamik befinden, reißt der Zustrom ungewöhnlich warmer Luftmassen auch nicht so schnell ab - zumal der Transport kalter Luftmassen polaren Ursprungs über dem östlichen Kanada bis zum 29. Oktober intakt bleibt. Mit anderen Worten formuliert, bleibt das Wetter bis Ende Oktober mit einer hohen Wahrscheinlichkeit für die Jahreszeit zu warm und phasenweise erheblich zu warm.

Ein Rekordwarmer Oktober?

Aktuell hat der Oktober einen Temperaturüberschuss von rund +3,0 Grad vorzuweisen. Der Rekord stammte mit einer Abweichung von +3,5 Grad aus dem Jahre 2001. Kumuliert man die Wetterprognosen bis Ende Oktober, so ist ein Überschuss von +3,0 bis +3,5 Grad möglich. Damit bleibt der Oktober auf Rekordkurs.

Die ungewöhnlich warme Südwestwetterlage kann sich bis Ende Oktober über Deutschland behaupten
Wetterprognose nach dem europäischen (li.) und dem amerikanischen (re.) Wettermodell: Die ungewöhnlich warme Südwestwetterlage kann sich bis Ende Oktober über Deutschland behaupten © www.meteociel.fr

Vollherbst mit frühwinterlichen Optionen?

Was aber muss passieren, damit im November der Herbst über Deutschland Einzug halten kann?. Einen Ansatz hierfür lässt sich auf den obenstehenden Wetterkarten erkennen.

Blockade löst sich auf

Die Blockade auf dem Atlantik löst sich Anfang November auf und die atlantische Frontalzone gewinnt an Dynamik. Zur gleichen Zeit verlagert sich das Hoch über dem östlichen Kanada weiter in Richtung Grönland, sodass der Kaltluftzustrom abreißen kann. So kann die Fußfessel für die atlantische Frontalzone gelöst werden und ist das erst einmal der Fall, driftet diese in Richtung Skandinavien. Weicht nun das Hoch über Mitteleuropa nach Westen aus, so bleibt das meridionale Strömungsmuster zwar erhalten, doch gelangen Deutschland, Österreich und die Schweiz mehr in eine Nord-Süd-Strömung.

Markanter Wetterwechsel oder nur ein Hauch kühler Luftmassen?

Die Wetterprognose der Amerikaner berechnet heute eine solche Wetterentwicklung. Die atlantische Frontalzone verstärkt sich zum 31. Oktober im Bereich von England und Skandinavien und zwingt das mitteleuropäische Hoch zum Rückzug. In diesem Prozess verdichten sich die Gradienten zueinander, was über Deutschland zu einem Starkwindereignis führen kann. Gleichzeitig werden die warmen durch frische Luftmassen von Atlantik kommend ausgetauscht. Erreichen die Temperaturen am 28. Oktober noch spätsommerliche +17 bis +23 Grad, so sinken diese bis zum 1. November auf +6 bis +12 Grad ab.

Die Erhaltungsneigung sorgt für einen weiteren Warmluftschub

Doch während sich das Tief über Skandinavien austobt, wird der Zustrom kalter Luftmassen über dem östlichen Kanada erneut in Gang gesetzt und sorgt bereits zum 2. November für eine bemerkenswerte Ansammlung von tiefem Luftdruck zwischen Grönland und Island. Das Hoch, das von Mitteleuropa auf den Atlantik ausgewichen ist, wird von der zunehmenden Tiefdruckaktivität rasch wieder in Richtung Mitteleuropa gedrängt. Das Muster der Erhaltungsneigung ist deutlich erkennbar und hat spätestens bis zum 3. November eine erneut südwestliche Anströmung milder Luftmassen über Deutschland zur Folge - zumindest, wenn es nach der Wetterprognose der Amerikaner geht. Temperaturen von +10 bis +15 Grad wären demnach möglich.

Die Südwestwetterlage regeneriert sich nach einer kurzen Störung
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Die Südwestwetterlage regeneriert sich nach einer kurzen Störung © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Wetterwechsel im November möglich

Die zu warmen Wetteraussichten beider Vorhersage-Modelle werden von den Kontrollläufen bis zum 1. November gestützt. Die Abweichung beträgt gegenüber dem vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 über dem Süden, Osten und Westen +4 bis +8 Grad und örtlich bis +10 Grad. Gemäßigter fällt der Temperaturüberschuss mit einer Abweichung von +2 bis +5 Grad übe dem Norden von Deutschland aus.

Nur ein herbstlicher Hauch

Die Wetterprognose der Amerikaner bildet im Vergleich zu den Kontrollläufen mit dem Skandinavientief die mit Abstand kälteste Variante ab. Hier ist in den kommenden Stunden mit Veränderungen zu rechnen und eine spürbare Abkühlung mit stürmischen Windböen kann derzeit infrage gestellt werden. Die Kontrollläufe favorisieren einen vom 1. bis 4. November über dem Norden normalisierenden Temperaturtrend, der über dem Rest von Deutschland mit einer Differenz von +1 bis +2 Grad im zu warmen Bereich verweilt.

Die Niederschlagssignale sind am 21./22. Oktober und vom 24. bis 25. Oktober als erhöht zu bewerten und gehen nachfolgend in den leicht erhöhten Bereich zurück. Im Zusammenspiel mit der Temperaturprognose lässt sich daraus mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit die Südwestwetterlage resümieren.

Der Favorit bleibt die Mischwetterlage mit südwestlicher Ausprägung
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Der Favorit bleibt die Mischwetterlage mit südwestlicher Ausprägung © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Kontrollläufe
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
26. Oktober +14 bis
+26 Grad
+18 bis
+21 Grad
30. Oktober +10 bis
+22 Grad
+15 bis
+17 Grad
4. November +5 bis
+18 Grad
+10 bis
+12 Grad
Diagramm Temperaturen November 2022
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe November 2022 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Der Wettertrend des Langfristmodells

Das Wetter im November 2022 wird nach der aktuellen Wetterprognose des Langfristmodells erneut mit einer Abweichung der Temperaturen gegenüber dem vieljährigen Mittelwert um +1 bis +2 Grad und im Trend um bis +2,5 Grad erheblich zu warm simuliert (91/20: +0,2 bis +1,7 Grad). Die Niederschlagsprognose bleibt unauffällig und im Trend leicht zu nass.

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