Wettertrend für November 2021: Der frühe Winter, der späte Herbst oder ungewöhnlich warm?

Auf dem Atlantik brodelt sich was zusammen, was im Oktober noch zu ungewöhnlichen Temperatursprüngen führen kann. Und unter bestimmten Voraussetzungen kann schon ein frühzeitiger Meilenstein für das Wetter im November gesetzt werden, zumal der Polarwirbel derzeit kein gutes Gesamtbild abgibt.
Goldener Oktober. Von Süden lockert in den kommenden Tagen die Bewölkung auf und nach Auflösung nächtlicher Nebelfelder kommt südlich der Linie von Köln und Dresden häufiger die Sonne zum Vorschein. Weiter nach Norden ziehen Wolkenfelder eines Tiefdrucksystems über Skandinavien hinweg und können über Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern für ein paar Regentropfen sorgen. Viel an Niederschlag ist nicht zu erwarten.
Spürbar wärmer
Der Wind dreht am Wochenende auf südwestliche Richtungen und führt mit +10 bis +15 Grad und mit Sonnenschein bis +17 Grad spürbar wärmere Luftmassen nach Deutschland. Zum Beginn der neuen Woche können über dem Süden und Westen das Erreichen der +20 Grad-Marke nicht ausgeschlossen werden. Die Wärme gehört zu einem Tief, dass zum Start in die neue Woche westlich von Deutschland positioniert und mit einer warmen Vorderseitenanströmung Wolkenfelder nach Deutschland führt. Mit Regen ist vorerst nicht zu rechnen. Mehr dazu: Wetter Oktober 2021.

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Wie wird das Wetter im November 2021?
Seit einigen Tagen vollziehen die Vorhersage-Modelle in ihren Wetterprognosen große Sprünge. Mal sind es Wetterentwicklungen, die den Vollherbst nach Deutschland bringen und mal sind es Varianten, die einem Hoch den Vorzug gewähren. Beide Varianten haben das Zeug dazu, das Wetter im letzten Herbstmonat November nachhaltig zu prägen.
Ungewöhnliche Wärmeentwicklung oder Frühwinter?
Schauen wir uns zunächst einmal eine Entwicklung an, die eine stark meridionale Ausprägung hat. Die atlantische Frontalzone versucht sich durchzusetzen und bis in den November hinein den Vollherbst nach Deutschland zu bringen. Ein Hochdrucksystem hält jedoch dagegen und lässt die Frontensysteme regelrecht auflaufen. Kommt diese Variante zustande, so spricht man von einer meridionalen Süd-Nord-Anströmung. Die Temperaturen können sich auf +18 bis +24 Grad einpendeln. Beide Vorhersage-Modelle berechnen eine solche Wetterlage um dem 20. Oktober herum. Das Problem an dieser Wetterlage ist, dass diese nicht stabil genug ist und sich mit einer Verlagerung der Frontalzone nach Skandinavien in das Gegenteil von zu warm entwickeln kann.
In diesem Fall macht das Hoch einen Rückzieher auf den Atlantik und keilt nach Norden in Richtung Grönland auf. Das blockiert die atlantische Tiefdruckrinne und verhindert die Zonalisierung (Westwetterlage). Gleichzeitig aber trogt das Tief über Skandinavien nach Süden aus und führt im Verbund mit dem Hoch zu einer meridionalen Nord-Süd-Strömung.
Dieser Umstand erklärt zugleich, warum die Vorhersage-Modelle derzeit von einem in das andere Extrem schwanken. Sollte sich die Nordströmung durchsetzen können, so sinken die Werte auf +5 bis +10 Grad ab und der Frühwinter lässt sich in höheren Lagen diskutieren.

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Hohe Wellenbewegung entlang der Polarfront
Die Zonalisierung (Westwetterlage) feiert nun schon ihre 18-monatige Abstinenz und es wird nicht einfach sein, diese nach Europa zurückzuführen. Dennoch ist das Bestreben auf dem Atlantik - ebendies zu bewerkstelligen - als hoch zu bewerten. Das Hoch wird jedoch immer wieder etwas entgegensetzen können und was folgt, ist eine erhöhte Wellenbewegung entlang der Polarfront.
Abwechslungsreiches Novemberwetter
Gerät die atlantische Tiefdruckmaschinerie erst einmal unter Volldampf, so lässt diese sich schwer ausbremsen. Anders formuliert beginnt in der letzten Oktoberdekade eine Wetterphase, die stärker vom Atlantik geprägt wird und über Deutschland, Österreich und der Schweiz zu einem wechselhaften und phasenweise windigen Wettercharakter führen wird. Hoch und Tiefdrucksysteme wechseln sich in raschen Abständen ab und es stellt sich eine unbeständige Großwetterlage ein.
Vorderseitig werden warme Luftmassen nach Deutschland geführt, die zu Temperaturen von +15 bis +20 Grad führen kann. Nachfolgend werden mit der Rückseite kühlere Luftmassen zugeführt, was die Temperaturen auf +7 bis +12 Grad absinken lässt. Der Frühwinter hätte im November unter diesen Voraussetzungen schlechte Karten.

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Erhöhte Aktivität des Polarwirbels
Im Oktober und November ist die Zeit, in der der Polarwirbel in Rotation versetzt wird und das Wetter an seinen südlichen Gradienten zunehmend beeinflussen kann. Als Faustregel gilt - je stabiler der Polarwirbel, desto höher die Wahrscheinlichkeit einer Westwetterlage oder zumindest einer erhöhten Wellenbewegung entlang der Polarfront. Meridional verlaufende oder gar gestörte Zirkulationsmuster sind dann in der Relevanz zweitrangig.
Ein Blick auf den Zustand des Polarwirbels lohnt sich also, wenn man wissen möchte, welche Relevanz eine Westwetterlage spielen kann. Der Polarwirbel gewinnt an Substanz und prägt sich bis in Stratosphärenhöhe aus. Bis November befindet sich der Schwerpunkt des Stratosphärenwirbels zwischen der Barents- und Karasee. Eine minimale Störung ist in Form eines - schwachen - Minor-Warmings zu erkennen, das aber ist nichts Außergewöhnliches und kommt gerade in der Entstehungsphase häufiger vor.
Der noch nicht intakte Polarwirbel
Was interessant ist, sind die Störeinflüsse in den unteren Luftschichten und diese sind nach den Druckanomalien deutlich in Form von Hochdruckeinschüben sichtbar. Der Polarwirbel kann sich in dieser Variante nicht in seiner klassischen Formation ausbilden und es zeigt sich ein Tiefdruckzentrum im Bereich zwischen Skandinavien und der Barentssee, während das Hoch einen Keil von nördlichen Kanada bis über das östliche Sibirien in den Wirbel hineintreibt.
Der Polarwirbel ist somit gestört und das spricht eigentlich für eine höhere Wahrscheinlichkeit für eine bis in den November hinein anhaltende meridionale Grundströmung. Eigentlich! Doch das Tiefdruckzentrum zwischen der Barentssee und der Karasee ist äußerst kräftig strukturiert und erhält eine Tiefdruckrinne auf dem Atlantik aufrecht. Störeinflüsse in Form von Hochdruckeinschüben sind nicht (mehr) erkennbar und so hat die Westwetterlage ihre Berechtigung als eine dominierende Wetterentwicklung bis November ins Spiel gebracht zu werden.

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Auf den Punkt gebracht: Mischwetter
Der Wettertrend einer Mischwetterlage zeichnet sich schon seit einigen Tagen ab und ist für den Moment eine sehr wahrscheinliche Wetterentwicklung, die sich bis in den November hinein als dominierend herausstellen kann. Es handelt sich hierbei nicht um eine waschechte Westwetterlage, doch wird das Wetter zunehmend vom Atlantik beeinflusst.
Für Deutschland, Österreich und die Schweiz bedeutet das einen abwechslungsreichen Wettercharakter, der mit einer Vorderseitenanströmung der Luftmassen sehr warm und nachfolgend kühler ausfallen kann. Die Kontrollläufe stützen eine solche Wetterentwicklung, die im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert vom 18. Oktober bis in den November um +1 bis +2 Grad und phasenweise um bis +3 Grad zu warm ausfallen kann. Kältere Varianten, die zu einem frühwinterlichen Wetter über Deutschland führen können, sind weniger wahrscheinlich.
Die Niederschlagsprognose der Kontrollläufe ist bis zum 19. Oktober über dem Süden, Osten und Westen als gering einzustufen. Mit Ausnahme des Nordens wird es verbreitet trocken bleiben. Ab dem 20. Oktober steigt die Niederschlagstätigkeit an und bleibt bis in den November hinein auf einem mäßig hohen Niveau. Das spricht klar für die abwechslungsreiche und eher zu warme Mischwetterlage, die im Mittelwert aller Kontrollläufe deutlicher hervorgehoben wird.

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Der Wettertrend für den November nach dem Langfristmodell
Das Wetter im November 2021 wird nach der aktuellen Wetterprognose des Langfristmodells mit einer Abweichung der Temperaturen gegenüber dem vieljährigen Mittelwert um +1 bis +2 Grad zu warm simuliert. Die Niederschlagsprognose ist unauffällig. Tendenziell kann der Norden leicht zu nass und der Süden etwas zu trocken ausfallen.
Interessant wird es aber, wenn man den Blick auf Europa erweitert. Nordeuropa wird etwas zu nass, der Süden - südlich einer Linie vom Frankreich und Ungarn - erheblich zu trocken simuliert. Schaut man sich noch einmal die obenstehenden Druckanomalien bis November an, so herrscht hier eine große Übereinstimmung, was für den Rückzug des Hochs und für eine höhere Einflussnahme der atlantischen Frontalzone spricht. Man wird sehen.