Wetteraussichten: Polarwirbel vor der Auflösung - Der nächste Kaltluftdurchbruch im Mai?
Der April ist zu seiner Halbzeit - gemessen am Klimamittelwert von 1961 und 1990 - zu kalt. Doch baut sich über Skandinavien eine Hochdruckzone auf, welche nicht nur den Polarwirbel stark zusetzt, sondern auch das Wetter im Mai wird beeinflussen können.
Ein Mittelmeertief hat sich über Deutschland eingedreht und wird noch bis Montagabend für Niederschlag sorgen, der sich mit seinem Schwerpunkt allmählich nach Südwesten verlagert. Zum Beginn der neuen Woche dehnt sich von Skandinavien ein Hochdrucksystem nach Süden aus und führt in Kombination mit dem Mittelmeertief über Deutschland zu einer östlichen Grundströmung, die mit einem teils unangenehm böigen Ostwind auf sich aufmerksam machen kann.
Unbeständiges und zunehmend frühlingshaftes Wetter
Dem Skandinavienhoch gelingt es nach den aktuellen Wetterprognosen in der kommenden Woche nicht, eine Hochdruckachse nach Süden aufzubauen. Stattdessen sorgt die Ostwetterlage für die Zufuhr feucht-warmer Luftmassen aus der Mittelmeerregion, die auf trockene Hochdruckluft über dem Norden prallt. So entwickelt sich über Deutschland ein unbeständiger Wettercharakter, bei dem es am Mittwoch und Donnerstag mancherorts zu nennenswertem Niederschlag kommen kann. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter April 2023.
Wie wird das Wetter im Mai 2023?
Schaut man sich die obenstehenden Wetterkarten genauer an, so erkennt man ein Konstrukt, was zum einen nicht eindeutig ist und zum anderen die Komplexität des Wetters im Verlauf der letzten April-Dekade widerspiegelt. Entscheidend für die Wetterentwicklung bis in den Mai hinein wird sein, ob sich das Hoch nach Norden - in den Polarwirbel - zurückzieht, oder sich über Europa als Hochdruckblock ausdehnt. Der Spielraum lässt Wetterentwicklungen zu, die von Frühling über Frühsommer bis hin zu einer sommerlichen Wetterlage führen können. Aber nicht nur das - liegt das Hoch an einer falschen
Stelle, so kann der Tanz in den Mai unterkühlt und nass ausfallen.
Der Polarwirbel in Not
Um herauszufinden, welche Wetterlage das Wetter über Deutschland, der Schweiz und Österreich dominieren wird, lohnt der Blick auf den Polarwirbel und dessen Zustand. Ist dieser intakt, so hat das Hoch keine Chance, nach Norden aufzukeilen. Die Randfaktoren sowie der frühzeitige Zusammenbruch des Stratosphärenwirbels im Februar lassen in jedem Fall den Rückschluss eines sich weiter abschwächenden Polarwirbels zu.
Deutlicher sieht man das im Mittelwert aller Kontrollläufe im direkten Vergleich zu den Druckanomalien. Das Hoch wirkt von Skandinavien aus weit in den Polarwirbel hinein und zudem gelingt - über Umwege - der Kontakt zum Polarhoch. Kommt dieser Kontakt zustande, so kann das verheerende Auswirkungen auf den Polarwirbel haben und das Wetter bis in den Mai hinein beeinflussen. Auf andere Art formuliert befindet sich der Polarwirbel in seinem winterlichen Finale und mit stärkeren Schwankungen und Wellenbewegungen entlang der Polarfront ist zu rechnen. Das wird die Wetterprognose nicht vereinfachen.
Die vollständig gestörte Zirkulation
Über die gestörte Zirkulation haben wir in den letzten Tagen ausführlicher berichtet. Diese ist definiert durch ein Hoch über Skandinavien, das mit seiner Drehrichtung im Uhrzeigersinn die Luftmassen von Ost nach West über Deutschland hinwegführt. Die normale
Grundströmung aber erfolgt von West nach Ost und ebendarum nennt man diese Konstellation ein gestörtes Zirkulationsmuster.
Hoch Skandinavien
Betrachtet man noch einmal die obenstehenden Wetterkarten, so kann man das Hoch über Skandinavien gar nicht übersehen. Ein solches Hoch kann äußerst stabil sein und ist somit ein wesentlicher Baustein für die Wetterprognose Mai.
Zwei Wetterlagen lassen sich aus dem Skandinavienhoch ableiten. Entweder die Unterwanderung durch Tiefdrucksysteme am südlichen Gradienten - wie es aktuell der Fall ist - oder eine meridionale Ausprägung der Großwetterlage. In der ersten Variante dehnt sich die Hochdruckachse vom europäischen Nordmeer bis zu Barentssee aus und in der zweiten Variante gelingt es dem Hoch, eine Achse nach Süden - in Richtung der Mittelmeerregion aufzubauen.
Während die Ostwetterlage im Mai einen unbeständigen und nur mäßig warmen Wettercharakter zur Folge hat, kann bei einer meridionalen Grundströmung unter bestimmten Voraussetzungen von einem Vollfrühling ausgegangen werden, der in den ersten Maitagen mithilfe eines Hochdrucksystems über Mitteleuropa zu einer sommerlichen Witterung führen kann. Wir haben diese beiden möglichen Wetterentwicklungen einmal gegenübergestellt.
Ein nasser und kalter Tanz in den Mai
Doch immer dann, wenn sich der Polarwirbel in Auflösung befindet, ist die Hochdruckposition von entscheidender Bedeutung und diese wiederum beeinflusst maßgeblich die Amplitude entlang der Polarfront.
Meridional bedeutet eine Grundströmung, welche von Süd nach Nord, oder von Nord nach Süd verläuft und da die Wetterprognose der Amerikaner in den letzten Tagen immer wieder die Möglichkeit eines weiteren Kaltlufttropfens ins Spiel gebracht haben, bleibt dies eine mögliche Wetterentwicklung für den Mai.
Kaltluftdurchbruch – Teilwirbel ist entscheidend
Wenn man die These eines Kaltluftdurchbruchs in den kommenden Tagen weiter verfolgen und verifizieren möchte, sollte man den Teilwirbel im Bereich zwischen der Karasee und der Barentssee beobachten. Weicht dieser nicht von der Stelle, so bleibt dem Hoch keine andere Möglichkeit, als über Island und Grönland in Richtung Kanada aufzusteigen.
Absolut gestörte Zirkulation
Neben einer gestörten und vollständig gestörten, gibt es noch die absolut gestörte Zirkulation, welche mit einem Hoch über Grönland einhergeht. Den polaren Luftmassen wird über dem östlichen Kanada der Weg in Richtung Neufundland verwehrt, was zu einer vollständigen Auflösung der atlantische Frontalzone führt.
Mehr kann das Strömungsmuster nicht gestört werden und ist das der Fall, beginnt der Teilwirbel über der Barentssee damit, nach Süden auszutrogen. Der Frühling bekommt im Mai einen weiteren Dämpfer verpasst und der Wettercharakter erinnert mit Tageswerten von +8 bis +14 Grad wenig an den Wonnemonat.
Auf den Punkt gebracht: Keine Westwetterlage
Interessant ist die Tatsache, die ausgesuchten Kontrollläufe keineswegs abstrakte Prognosen sind, sondern die Vorhersage-Modelle selbst stützen jeweils die unterschiedlichen Entwicklungen. Das Finale des winterlichen Polarwirbels hat begonnen und ab diesem Moment ist es von entscheidender Bedeutung, wie sich die Systeme zueinander positionieren werden.
Was wahrscheinlich ist
Die Temperaturkurve zeigt nach oben, zwar nicht radikal und nicht in einem sommerlichen Bereich, doch hat das Anfang Mai in 1.400 Meter Höhe eine Temperaturspanne von -3 bis +17 Grad bei einem Mittelwert von +2 bis +5 Grad zur Folge. Über tieferen Lagen kann mit Werten von +12 bis +16 Grad und örtlich bis +18 Grad und mehr von frühlingshaften Temperaturen ausgegangen werden. Im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 bewegt sich der Mittelwert der Temperaturen Anfang Mai mit einer Abweichung von +1 bis +2 Grad in einem zu warmen Bereich (91/20: +0,0 bis +1,0 Grad).
Die Regenprognose
Die Niederschlagsprognose lässt nicht den Rückschluss auf eine stabile Wetterentwicklung bis in den Mai hinein zu. Der Grund sind Schauer, welche die Niederschlagssignale in den leicht erhöhten Bereich ansteigen lassen und so für Abwechslung sorgen können. Mit anderen Worten formuliert, ist eine leicht unbeständige und leicht zu warme Wetterentwicklung das Erwartbare.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
22. April | +7 bis +23 Grad |
+16 bis +18 Grad |
26. April | +4 bis +23 Grad |
+11 bis +13 Grad |
1. Mai | +6 bis +24 Grad |
+13 bis +15 Grad |
Wettertrend der Langfristmodelle
Zum heutigen Stand ist es noch zu lange hin, als dass man im Detail schon Vorhersagen erstellen könnte. Aber es gibt Trends, welche Rückschlüsse auf die Entwicklung der Zirkulationsmuster zulassen.
Wettertrend Langfristmodell CFSv2: deutlich zu warmes Wetter
Das CFSv2 Modell berechnet das Wetter im Mai mit einer Abweichung von +1,5 bis +2,5 Grad gegenüber dem langjährigen Mittelwert von 1961 und 1990 erheblich zu warm (91/20: +0,5 bis +1,5 Grad). Die Niederschlagsbilanz ist gegenüber dem langjährigen Sollwert unauffällig und im Trend leicht zu trocken.
Wettervorhersage Langfristmodell NASA: leicht unterkühlt
Nach dem Wettertrend der NASA ist im Vergleich zu 1961 und 1990 mit einer Abweichung von -1,0 bis +0,5 Grad zu rechnen (91/20: -2,0 bis -0,5 Grad). Die Niederschlagsentwicklung ist leicht positiv (etwas zu nass) besetzt.
Wettprognose europäisches Langfristmodell: zu warmes Maiwetter
Die Wetterprognose des europäischen Langfristmodells berechnet den Frühlingsmonat mit einer Abweichung zu 1961 und 1990 von +1,0 bis +2,0 Grad zu warm (91/20: +0,0 bis +1,0 Grad). In der Niederschlagsprognose schneidet der Monat tendenziell leicht zu nass ab.