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Wettertrend März: Spätwinterliche Wetteraussichten oder Durchbruch des Frühlings?

| M. Hoffmann

Der Polarwirbel bricht in der Stratosphäre in sich zusammen und wird zwangsläufig die unteren Luftschichten mit beeinflussen können. Mit einer Verlagerung des Polarwirbels in Richtung der Barents- und Karasee ließe sich über Deutschland der Märzwinter ins Spiel bringen!

Bringt ein Arctic Outbreak den Märzwinter nach Deutschland?
Bringt ein Arctic Outbreak den Märzwinter nach Deutschland?

Durchwachsenes Wetter ist in den kommenden Tagen über Deutschland zu erwarten. Immer wieder kommt es über der Nordhälfte zu Schauern, deren Intensität und Dauer unterschiedlich ausfallen kann. Und während es über dem Norden schauert, zeigt sich über dem Süden häufiger die Sonne. Die Temperaturen sind mit +10 bis +15 Grad und über dem Süden mit bis zu +17 Grad für die Jahreszeit außergewöhnlich hoch.

Temperatursturz mit winterlichen Wettererscheinungen

Zum Wochenende dreht die Grundströmung von Südwest auf Nord und beginnt damit, in der Höhe kalte Luftmassen nach Deutschland zu führen. Erreichen die Temperaturen am Freitag noch +5 bis +10 Grad und über dem Süden bis +13 Grad, so sind am Samstag +5 bis +0 Grad möglich. Oberhalb etwa 500 bis 700 Meter kann sich Dauerfrost einstellen, der in Kombination mit Schneefall die Witterung ab den mittleren Lagen zunehmend winterlich gestalten kann. In Lagen darunter ist zwar auch mit Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer zu rechnen und auch kurze Graupelgewitter sind nicht auszuschließen, doch überwiegt das nasskalte Wetter. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter Februar.

Zum Ende der Woche sorgt ein Temperatursturz für spätwinterliche Wettererscheinungen
Wetterprognose nach dem deutschen (li.) und europäischen (re.) Vorhersage-Modell: Zum Ende der Woche sorgt ein Temperatursturz für spätwinterliche Wettererscheinungen © www.meteociel.fr

Die Regen- und Schneeprognose

Der Niederschlag bis zur Wochenmitte spielt sich überwiegend nördlich einer Linie von Bremen und Dresden ab. Weiter nach Süden bleibt es trocken, bevor zum Mittwochnachmittag von Westen Regen aufzieht und sich in Schauercluster über Deutschland verteilt. So können regional länger andauernde und ergiebige Niederschläge möglich sein, die mit dem Temperatursturz ab Freitag auch von Gewittern begleitet werden können. Dass die Niederschlagsprognose noch differenziert betrachtet werden muss, zeigt sich in den nachfolgenden Wetterkarten. Da ist noch nichts in trockenen Tüchern und mit Veränderungen ist zu rechnen. Was grundsätzlich bestätigt wird, ist die mancherorts mögliche Ausbildung einer Schneedecke zum Wochenende.

Die Schneeprognose der Vorhersage-Modelle
Die Regenprognose der Vorhersage-Modelle © windy.com

Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Der Durchbruch des Frühlings

Die Wetterprognose der Europäer favorisierte in den letzten Stunden immer wieder eine Entwicklung der Großwetterlage, bei der sich ein Hoch über Mitteleuropa hat ausdehnen können.

Hochdruckblase über Europa

Der auf den obenstehenden Wetterkarten erkennbare Trog wird bereits zum 26. Februar von einem Hochdruckkeil abgeschnürt und während sich der Hochdruckkern bis zum 27. Februar weiter in Richtung Skandinavien verlagert, wird die Kaltluftzufuhr nach Deutschland unterbunden. Mit Temperaturen von +2 bis +6 Grad bestätigt sich eine zunächst nasskalte Wetterentwicklung.

Schon gewusst?
Der Februar ist aktuell im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 um +2,6 Grad erheblich zu warm (91/20: +1,5 Grad). Kumuliert man die Prognosen, so kann der Februar am Ende um +2,6 bis +3,1 Grad extrem zu warm ausfallen (91/20: +1,5 bis +2,0 Grad).

Das Hoch behauptet sich März über Skandinavien und baut über dem östlichen Europa eine Hochdruckachse nach Süden auf. Die atlantische Frontalzone wird weiträumig blockiert und spielt für das Wetter über Deutschland, Österreich und der Schweiz zunächst keine Rolle, dafür aber ein kleinräumiges Höhentief, das sich zwischen England, Frankreich und Spanien westlich von Deutschland positioniert und im Zusammenspiel mit dem Hoch gemäßigt warme Luftmassen nach Norden führt.

Die Temperaturen können Anfang März auf +6 bis +12 Grad und örtlich bis +14 Grad betragen und sind damit deutlich näher am Frühling, als am Märzwinter dran.

Verschiebung des Polarwirbels: Vorsicht mit dem Frühling

Doch auch wenn der Wettertrend des europäischen Wettermodells nicht vom späten Winter geprägt ist, so sind in der Theorie durchaus winterliche Ansätze zu erkennen, die man nicht ignorieren darf. Der aktive Teil des Polarwirbels verlagert sich in Richtung der Barents- und Karasee, während das Hoch über dem Atlantik in Richtung Island aufstrebt. Für einen Arctic Outbreak fehlt da nicht mehr viel. Abwarten.

Ein frühlingshaft warmer Start in den März?
Wetterprognose nach dem europäischen Vorhersage-Modell: Ein frühlingshaft warmer Start in den März? © www.meteociel.fr

Wettervorhersage nach dem amerikanischen Wettermodell: Arctic Outbreak mit winterlichen Wetterbedingungen über Deutschland

Dass die oben aufgestellte Theorie durchaus einen Hintergrund hat, zeigt sich in der Wettervorhersage der Amerikaner, welche den Arctic Outbreak in zwei Stufen zünden und so den Spätwinter nach Deutschland führen können.

Vollständig gestörte Zirkulation

Die Verlagerung des Hochdrucksystems in Richtung Skandinavien findet auch in der Wetterprognose der Amerikaner eine Berücksichtigung, doch anders als bei den Europäern, gelingt es dem Hoch nicht, eine Achse über Osteuropa nach Süden aufzubauen und verstärkt stattdessen seinen Hochdruckkern über Skandinavien, was zu einer vollständig gestörten Zirkulation führt.

Deutschland, die Schweiz und auch Österreich liegen am südlichen Gradienten des Hochdrucksystems in einer östlichen Grundströmung, was die Temperaturen bis zum 1. März mit +0 bis +5 Grad und über dem Westen bis +7 Grad im nasskalten Bereich verweilen lassen kann. Da ein Hoch die dominierende Rolle übernimmt, ist nicht mit großartigen Niederschlagsmengen zu rechnen.

Arctic Outbreak - die Zufuhr kalter Luftmassen polaren Ursprungs

Vom 1. bis 3. März geht alles ganz schnell. Der aktive Teil des Polarwirbels hat sich über die Barents- und Karasee verlagert und das Skandinavienhoch weicht nach Westen - in Richtung Island und Grönland aus. Das entspricht einer absolut gestörten Zirkulation bei der die atlantische Frontalzone keine Rolle mehr spielt.

Stattdessen beginnt von Norden der Transport kalter Luftmassen polaren Ursprungs nach Süden, welche Deutschland zum 2. März und zum 3. März die Alpen erreichen. Die Temperaturen gehen bis zum 5. März auf -4 bis +3 Grad zurück und insbesondere südlich einer Linie vom Saarland und Berlin ist mit Dauerfrost zu rechnen. Da es sich um labil geschichtete Höhenkälte handelt, kann neben kräftigen Schneeschauern auch mit Wintergewittern gerechnet werden.

Wie viel Schnee wäre möglich?

Einmal angenommen, die Wetterlage würde sich Anfang März tatsächlich in die spätwinterliche Richtung entwickeln können, wie viel Schnee wäre möglich? Da es sich um eine nördliche Grundströmung handelt, können hauptsächlich in den Staulagen ordentliche Neuschneemengen zusammen kommen. Durch Hebungsvorgänge können auch über mittleren und tieferen Lagen teils tiefwinterliche Landschaften hervorgezaubert werden.

Anfang März - Arctic Outbreak mit teils tiefwinterlichen Folgen
Wetterprognose nach dem amerikanischen Vorhersage-Modell: Anfang März - Arctic Outbreak mit teils tiefwinterlichen Folgen © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Kommt der Spätwinter nach Deutschland?

Die Positionierung der Hochdruckzone spielt in einer spätwinterlichen Wetterentwicklung Anfang März eine herausragende Rolle. Da beide Vorhersage-Modell den aktiven Teil des Polarwirbels in Richtung der Barents- und Karasee verlagern, ist ein Arctic Outbreak - samt winterlichen Wettererscheinungen - grundsätzlich nicht auszuschließen. Also Vorsicht mit dem Frühling.

Was wahrscheinlich ist

Die Kontrollläufe favorisierten in den letzten Tagen eine stets nasskalte Temperaturentwicklung, die vom spätwinterlichen Geplänkel dann doch ein ganzes Stück entfernt war. Daran hat sich im Grunde nichts geändert. Die Wetterprognose der Amerikaner bildet nach wie vor die kälteste Variante ab und wenn man beim Frühlings Vorsicht walten lassen soll, so gilt das auch für den Spätwinter.

Die Temperaturen in 1.400 Meter Höhe werden im Mittelwert aller Kontrollläufe im Zeitraum vom 24. bis 27. Februar im Bereich von -4 bis -7 Grad simuliert und steigen zum 2. März auf +0 Grad an, um nachfolgend erneut auf -5 bis -7 Grad abzusinken. Damit es über dem Flachland noch einmal winterlich werden kann, werden Ende Februar und Anfang März Höhenwerte von -8 bis -10 Grad erforderlich sein. Für winterliche Wetterbedingungen ab den mittleren Lagen reichen -5 bis -8 Grad aus.

Auf andere Art formuliert bleibt eine für tieferen Lagen nasskalte Witterung mit winterlichen Optionen ab den mittleren Lagen der Favorit und der Frühling muss sich im März noch etwas gedulden. Deutlicher zeigt sich das im Mittelwert aller Kontrollläufe, welche die Verlagerung des Polarwirbels in Richtung der Barents- und Karasee favorisieren. Der Zusammenbruch des Polarwirbels in der Stratosphäre lässt grüßen.

Nasskalt mit winterlichen Optionen ab den mittleren Lagen
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Nasskalt mit winterlichen Optionen ab den mittleren Lagen © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperaturspektrum Temperaturmittelwert
26. Februar -2 bis
+8 Grad
+2 bis
+5 Grad
2. März -2 bis
+12 Grad
+6 bis
+8 Grad
7. März -7 bis
+12 Grad
+4 bis
+6 Grad
Diagramm Temperaturen März 2023
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe März 2023 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Nächste Aktualisierung

  • 20:15 Uhr: Aktualisierung der März-Prognose an dieser Stelle

Update der Wetterprognose von 20:17 Uhr

Phase 1 des Arctic Outbreak wird von allen drei Vorhersage-Modellen heute Abend noch in abgeschwächter Form berechnet, das im Zeitraum vom 25. bis 28. Februar über tiefere Lagen für spätwinterliche Wettererscheinungen sorgen kann. Ab den mittleren Lagen sollten die Höhentemperaturen ausreichend für die Ausbildung einer dünnen Schneedecke sein.

Ab den mittleren Lagen ist zum kommenden Wochenende mit der Ausbildung einer dünnen Schneedecke zu rechnen
Schneeprognose nach dem europäischen (li.) und amerikanischen (re.) Vorhersage-Modell: Ab den mittleren Lagen ist zum kommenden Wochenende mit der Ausbildung einer dünnen Schneedecke zu rechnen © wxcharts.com

Verschiebung des Polarwirbels

In den letzten 72 Stunden war in allen Vorhersage-Modellen zu beobachten, wie sich der Schwerpunkt des Polarwirbels von Kanada in Richtung der Kara- und Barentssee verlagerte. Gleichzeitig dehnte sich das Hoch auf dem Atlantik nach Norden - in Richtung Grönland - aus.

Bringt ein Arctic Outbreak den Märzwinter nach Deutschland?

Ja und nein. Deutlicher zeigt sich die Problematik für den Spätwinter nach der Wetterprognose der Europäer. Das Hoch ist immer im Weg, bzw. spielt mit seiner Positionierung nicht so richtig mit und liegt bis zum 2. März in der Nähe von Deutschland, der Schweiz und Österreich. Potentielle Kaltluftausbrüche werden über Osteuropa nach Süden abgeleitet.

Für den Spätwinter befindet sich das Hoch zu nah an Deutschland - Kaltluftausbrüche werden vorbeigeleitet
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Für den Spätwinter befindet sich das Hoch zu nah an Deutschland - Kaltluftausbrüche werden vorbeigeleitet © www.meteociel.fr

Schnee, Eis und Frost - Winterwetter im März

Was passiert, wenn sich das Hoch etwas weiter nach Westen verlagert, zeigt die Wettervorhersage der Amerikaner.

Zustrom kalter Luftmassen arktischen Ursprungs

Im Zeitraum vom 1. bis 3. März verlagert das Hoch seinen Schwerpunkt über Grönland und Island, während der aktive Teil des Polarwirbels über der Barents- und Karasee nach Süden austrogt und das Wetter über Deutschland ab dem 3. März beginnt zu beeinflussen.

Dauerfrost und Schneefall

Die Temperaturen erreichen am 2. März noch +5 bis +10 Grad und sinken bis zum 4. März auf +0 bis +5 Grad und bis zum 6. März auf +2 bis -2 Grad ab. Zeitweiliger Schneefall ist bis auf tiefere Lagen herab zu erwarten und mit der Ausbildung einer Schneedecke ist ab 200 bis 400 Meter zu rechnen.

Märzwinter über Deutschland mithilfe eines Arctic Outbreaks
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Märzwinter über Deutschland mithilfe eines Arctic Outbreaks © www.meteociel.fr

Die Wahrscheinlichkeiten

Die Amerikaner bilden im Vergleich zu den Kontrollläufen noch immer die mit Abstand kälteste Variante ab. Wahrscheinlicher ist ein für März typisch nasskalter Wettercharakter, bei der sich die Temperaturen in einem Bereich von +4 bis +8 Grad einpendeln können. Schaun mer mal, wer oder was zuerst kippt!

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